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Veröffentlicht am 17.04.2018

Jamey

Jamey - Das Kind, das zuviel wusste
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Ein panischer Hilferuf eines ehemaligen Patienten verursacht im Psychologen Alex Delaware ein seltsames Gefühl. Als Jamey, der Junge, mit dem er vor kurzem noch am Telefon sprach, an einem Tatort mit einem ...

Ein panischer Hilferuf eines ehemaligen Patienten verursacht im Psychologen Alex Delaware ein seltsames Gefühl. Als Jamey, der Junge, mit dem er vor kurzem noch am Telefon sprach, an einem Tatort mit einem Messer in der Hand aufgefunden wird, beschließt er, Nachforschungen anzustellen.

Im Zuge seiner Ermittlungsarbeiten, die er Hand in Hand mit dem Ermittlungsbeamten, der zugleich sein Freund ist, anstrengt, wird eine ungeheure Familiengeschichte neu aufgerollt.

Nicht nur der außergewöhnlich hohe Spannungsbogen dieses Hörbuches, die vielschichtigen und interessant gezeichneten Charaktere, sondern auch die faszinierende Vertonung durch den Schauspieler und Sprecher Reent Reins machen dieses Hörbuch zu einem wahren Hochgenuss.

Reent Reins, der Kult-Synchronisator von Don Johnson in der Serie „Miami Vice“, erzählt die Geschichte von Jamey, die zu schrecklich klingt, um wahr sein zu können. Und mit jeder neuen CD dieses Hörbuchs werden neue, furchtbare Fakten aufgedeckt, die letztendlich zu einem rasanten Finale führen.

Der Autor schaffte es, mich sofort in seinen Bann zu ziehen, die Handlung war gut durchdacht und äußerst geschickte Fährten lassen den Hörer über jene, die die Fäden im Hintergrund ziehen, zunächst im Ungewissen. Man macht sich nur zu gerne auf, um gemeinsam mit Alex Delaware Stück für Stück dieses dunklen Geheimnisses aufzudecken.

Fünf Bewertungssterne und eine klare Empfehlung für Thriller-Freunde!

Veröffentlicht am 17.04.2018

Im Schatten des Mörders

Im Schatten des Mörders
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Jane Westbrook, eine reiche Erbin und etablierte Künstlerin aus Dallas, lebt mit ihrem Mann Ian, einem erfolgreichen Schönheitschirurgen in einer glücklichen, heilen Welt. Die lang ersehnte Schwangerschaft ...

Jane Westbrook, eine reiche Erbin und etablierte Künstlerin aus Dallas, lebt mit ihrem Mann Ian, einem erfolgreichen Schönheitschirurgen in einer glücklichen, heilen Welt. Die lang ersehnte Schwangerschaft scheint das Glück des Paares perfekt zu machen und der tragische Bootsunfall in Janes früher Jugend, der zahlreiche Gesichtsoperationen erforderlich machte, scheint nur noch ein Schatten aus der Vergangenheit zu sein. Doch mit einem Mal wird dieser Schatten zu einer realen Bedrohung, als Drohbriefe des damaligen Täters in Janes Haus auftauchen.

Zeitgleich wird die Assistentin ihres Ehemannes ermordet und die Geschehnisse scheinen zu eskalieren. Stacy Killian, Janes Halbschwester, eine knallharte Polizistin, muss zusammen mit ihrem neuen Partner Mac im Mordfall um Ian Westbrook ermitteln. Die Tatsache, dass Ian vor seiner Heirat mit Stacy liiert war, sich danach jedoch Jane zuwandte, belastet das Verhältnis zwischen den Geschwistern erheblich. Und plötzlich scheinen alle Indizien auf Ian als Mörder hinzuweisen …

Erica Spindler vermittelt eindringlich den Zwiespalt der liebenden Ehefrau Jane, die bedingungslos an die Unschuld ihres Ehemannes Ian glaubt, anhand der immer eindeutiger werdenden Indizien gegen ihn jedoch langsam Zweifel in sich zu spüren scheint. Und diese Zweifel wiederum erschüttern nicht nur den inhaftierten Ian, sondern auch Jane selber. Welche Rolle spielt der treue, aber etwas undurchsichtige Assistent Ted in diesem Spiel, der nicht nur den Schlüssel zu Janes Atelier, sondern auch den Code für die Alarmanlage hat? Und wie darf ich als aufmerksamer Zuhörer das Verhältnis des besten Freundes Dave, einem Psychologen, auffassen, der Stacy und Jane schon seit vielen Jahren zugetan ist? Welche Rolle spielen eine merkwürdige Zeugin und der neue Partner Mac, der Stacy bald näher kommt, als gut für das Ermittlerduo sein kann?

Erica Spindler hat in diesem Thriller für einen durchgehend hohen Spannungsbogen gesorgt und dem Leser immer wieder falsche Fährten aufgetischt, deren Verfolgung ein wahres Vergnügen war. Kaum vermeinte man, in einem der Protagonisten den Täter entlarvt zu haben, entdeckt man neue Spuren, die in eine völlig andere Richtung zu deuten scheinen.

Natürlich könnte man die Naivität Janes und die ein wenig übertrieben wirkende Kaltschnäuzigkeit Stacys als unglaubwürdig auffassen … hinsichtlich des spannenden, temporeichen und hervorragend umgesetzten Plots empfand ich diese beiden Figuren jedoch als erfrischend und konnte hinsichtlich des Zwiespalts bezüglich ihres Mannes auch Janes Verhalten sehr gut nachvollziehen.

Das von der angenehmen Stimme Gerd Alzens gelesene Hörbuch „Im Schatten des Mörders“ hat mich einige faszinierende Stunden im Auto ausgezeichnet unterhalten und für große Spannungsmomente gesorgt.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Höllental

Höllental
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Eine fröhliche Clique junger Bergsteiger bricht zu einem Aufstieg über die Höllentalklamm auf. Der reiche Sonnyboy Richard Schröder, seine Freundin Laura Waider, ihr heimlicher Verehrer Bernd Lindeke sowie ...

Eine fröhliche Clique junger Bergsteiger bricht zu einem Aufstieg über die Höllentalklamm auf. Der reiche Sonnyboy Richard Schröder, seine Freundin Laura Waider, ihr heimlicher Verehrer Bernd Lindeke sowie Armin Zoltek und seine Freundin Mara Landau sind ein eingeschworenes Team, das nicht zum ersten Mal eine solche Expedition unternimmt. Doch dieses eine Mal standen die Zeichen schlecht für die Tour: Mara hatte verdorbene Lebensmittel zu sich genommen und blieb auf eigenem Wunsch im Hotel zurück, die geschwächte Laura, anfangs noch wankend, entschloss sich dennoch, ihren Freunden zu folgen. Als ihre Kräfte sie letztendlich verließen, fasste die Gruppe den folgeschweren Entschluss, Laura einem fremden Bergsteiger auf seinem Abstieg ins Tal anzuvertrauen. Mit den Folgen dieser falschen Entscheidung hatte keiner der Beteiligten rechnen können …

„Höllental“ von Andreas Winkelmann ist im wahrsten Sinne des Wortes ein „höllisches Buch“! Nachdem ich die Lektüre begann, ließ mir die Adrenalin geladene Höchstspannung dieses brandheißen Thrillers keine Chance mehr, es auch nur eine Sekunde aus der Hand zu legen. Ein Plot, in dem die Ereignisse sich nach einem beinahe unerträglichen Spannungsaufbau schier überschlagen, in der die Angst vor dem Unbekannten, dem „Schatten“, dem Leser die Luft zum Atmen zu nehmen scheint und in der man, speziell gegen Ende des Buches, mit nervösem Flattern im Magen Seite um Seite dahin prescht, gierig die Worte verschlingt, und stets einen Schritt hinter dem unbekannten Wahnsinnigen her hetzt, der den Plot auf ein explosives Finale zutreibt. Leichen pflastern seinen Weg … und die Begleitumstände jener Morde sind es, die letztendlich Hinweise zu seiner Identität geben. Doch was wirklich im Höllental geschehen ist, ahnen mit Ausnahme von Laura Waiden nicht einmal die Protagonisten selber.

Den grauenhaften Einstieg in die Geschichte bildet der geplante Selbstmord der jungen Laura, die jedoch von einem zufällig vorbei kommenden Bergretter namens Roman Jäger gestört wird. Er kommt jedoch zu spät, kann die Tat nicht mehr verhindern. Doch etwas an der Situation scheint den Helfer stutzig zu machen und er ersucht den zuständigen Kriminalbeamten Leitenbacher, der den Selbstmord untersucht, sich der Sache anzunehmen.

Die Folge ist eine, hauptsächlich durch Roman Jäger initiierte und durchgeführte Ermittlungsarbeit, bei der einige Ungereimtheiten auftauchen, falsche Verdachtsmomente gestreut und Fährten gelegt werden, die ins Nichts führen. Doch es gibt auch wichtige Hinweise, die sich gemäß einem Puzzle mit seinen Einzelteilen nach und nach zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Und dennoch kommt diese Erkenntnis für einige von ihnen zu spät …

Dieser Thrillers hat mich buchstäblich überrumpelt. Der fesselnde Schreibstil, kombiniert mit sehr gut gezeichneten Charakteren und einem teuflisch guten Plot garantieren jedem Liebhaber des Genres dramatische Lesestunden, bei denen die Nerven blank liegen und man das Ende herbeifiebert. Man spürt Winkelmanns Liebe zu den Bergen und seine Kenntnisse, vermutlich auch persönliche Erfahrungen, betreffend das Bergsteigen, werden exzellent in die Geschichte eingebracht.

„Höllental“ verdient meines Erachtens die unbedingte Höchstbewertung – ein wahrlich atemberaubendes Buch!


(Rezension zum Printexemplar)

Veröffentlicht am 17.04.2018

Erwartung

Erwartung DER MARCO-EFFEKT
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Kaum zu fassen, aber Jussi Adler-Olsens Thriller gewinnen von Fall zu Fall mehr an Spannung und Intensität. Mit „Erwartung. Der Marco-Effekt“ , dem fünften Fall mit dem sympathischen Ermittler Carl Morck ...

Kaum zu fassen, aber Jussi Adler-Olsens Thriller gewinnen von Fall zu Fall mehr an Spannung und Intensität. Mit „Erwartung. Der Marco-Effekt“ , dem fünften Fall mit dem sympathischen Ermittler Carl Morck und seinem Assistenten Hafez el Assad glänzt der Autor erneut mit einem hoch brisanten Fall von Wirtschaftskriminalität, der seine Kreise zieht.

Der Einstieg in den Plot versetzt den Leser aufgrund eines mit 250 Millionen an dänischen Entwicklungshilfegeldern dotierten Projekts namens „Baka“ nach Afrika. Die zweite Perspektive beleuchtet das armselige Leben des fünfzehnjährigen Marco Jameson, der unter der strengen Fuchtel des skrupellosen Clanchefs Zola dazu gezwungen wird, Geld durch Straßendiebstähle und kleine kriminelle Handlungen einzubringen. Der gut organisierte Ring wird durch die Furcht vor der Brutalität sowie der Tatsache, dass alle Mitglieder sich illegal im Land aufhalten und keine Identitätsnachweise besitzen, aufrechterhalten. Angst regiert die Welt des jungen Marco, der sich verzweifelt nach einer Familie, nach Geborgenheit und nach Bildung sehnt. Marco ist Zola jedoch bald ein Dorn im Auge, denn der Junge verbringt seine ganze Freizeit heimlich in Bibliotheken, wo er sich autodidaktisch Wissen aneignet und seinem Lerneifer Nahrung gibt. Als Zolas Brutalität alle Grenzen überschreitet, hetzt er den gesamten Clan auf Marco, der sein Heil in der Flucht sucht. Der Junge weiß zu viel – genug, um das kleine Imperium des Clans zusammen brechen zu lassen. Dieser Junge war lt. Autor wie der sprichwörtliche Schmetterlingsflügel in Südamerika, der einen Orkan in Japan auslösen konnte. Marco stieß einen Dominostein an und brachte eine ganze Steinreihe zum Umfallen. Die Gefahr, die von ihm ausging, war zu groß. Und plötzlich war nicht nur der Clan auf der Suche nach Marco, plötzlich tauchten ehemalige Kindersoldaten aus Afrika aus, deren eiskalte Brutalität gnadenlos war. Und gnadenlos war auch die Verfolgungsjagd, die sich durch das gesamte Buch zog, und den Leser dabei in atemloser Spannung hielt.

Ein hervorragend aufgebauter Plot, viele, zunächst vollkommen undurchschaubare Machenschaften im Hintergrund, und dazu das mir bereits lieb gewordene Ermittlerteam um den Vizepolizeikommissar des Sonderdezernats Q vom Polizeipräsidium Kopenhagen, Carl Morck. Der Autor lässt ein wenig aus dem Privatleben seiner Protagonisten einfließen, er berichtet von den kleinen Erfolgen des ehemaligen Kollegen Hardy, der querschnittgelähmt und bislang am Leben verzweifelnd in diesem Fall nun seine Hoffnung auf ein lebenswertes Leben wieder erlangen darf. Er streift dabei auch Morcks Beziehungsproblem mit Mona, und lüpft erneut einen Zipfel vom Geheimnis, das Morcks undurchschaubaren Assistenten Hafez el Assad umgibt. Ein Assistent, dessen Fähigkeiten Dimensionen annehmen, die beinahe schon misstrauisch werden lassen. Der kluge, intelligente Mann gibt sich einerseits naiv und betont ahnungslos, während er seine andere Seite, die kühle und berechnende Logik und blitzschnelle Handlungen, basierend auf einem sicheren Instinkt für gefährliche Situationen, gut zu verbergen scheint.

Rose Knudsen, die Dritte im Bunde, arbeitet ebenfalls an der Seite der beiden Männer im Sonderdezernat Q, dessen Aufgabe es ist, sich der Wiederaufnahme ungelöster Fälle zu widmen.

Jussi Adler-Olsen liefert nicht nur hoch spannende Thriller-Unterhaltung, sondern baut gleichzeitig sehr viele amüsante Dialogen zwischen den Ermittlern ein, die mich sehr oft zum Schmunzeln brachten. Ich habe den verbalen Schlagabtausch zwischen Carl Morck und seinen beiden Assistenten in diesem Buch sehr genossen.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin
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Die sechzehnjährige Elizabeth Fitch, von Gleichaltrigen stets als „Das Superhirn“ bezeichnet, lebt ein Leben in strengster Disziplin unter den Argusaugen ihrer emotionslosen, kalten Mutter. Dr. Susan L. ...

Die sechzehnjährige Elizabeth Fitch, von Gleichaltrigen stets als „Das Superhirn“ bezeichnet, lebt ein Leben in strengster Disziplin unter den Argusaugen ihrer emotionslosen, kalten Mutter. Dr. Susan L. Fitch stellt von Beginn an klar, dass Elizabeth das Produkt einer kalkulierten Selektion von Samenspendern darstellt und formt das Kind nach ihren Vorstellungen: die Kleidung wird von ihrer persönlichen Einkäuferin ausgewählt, das spartanische Essen vom Ernährungsberater und dem persönlichen Koch ihrer Mutter dargereicht, und im Unterricht wird ihr äußerstes Disziplin und harte Arbeit abverlangt. So ist es kein Wunder, dass die junge Elizabeth einige Klassen überspringt und im Alter von sechzehn Jahren bereits in Harvard studiert. Sie spricht mehrere Sprachen, spielt Klavier und Geige, hat Bildungsreisen nach Europa und Afrika unternommen und ist das Produkt eines gewissenhaft und ausführlich geplanten Programms ihrer Mutter. Und plötzlich ist sie es leid, das Experiment ihrer lieblosen Mutter zu sein, wo jede Minute des Tages organisiert, gelenkt und geplant ist, damit sie deren Erwartungen erfüllt. Elizabeth möchte eigene Entscheidungen treffen, ein eigenes Leben führen – und begehrt auf. Nach einem fürchterlichen Streit mit ihrer Mutter, nachdem diese ruhig und gelassen zu ihrem Bildungsvortrag fährt, bleibt das Mädchen alleine im Haus zurück. Und nach der ersten Rebellion geht sie konsequent die weiteren Schritte: sie verändert radikal ihr Aussehen, schneidet und färbt ihre Haare, sticht sich Löcher in die Ohrläppchen und begibt sich auf die Suche nach Kleidung, die sich von ihrer in erlesen-teurem Stil, strikt konservativ und in gedämpften Farben gehaltenen Garderobe völlig abheben soll. Zum ersten Mal in ihrem Leben geht Elizabeth einkaufen und in den Momenten der Reizüberflutung, als all die neuen Eindrücke sie zu überwältigen drohen, trifft sie auf eine ehemalige Schulkollegin, Julie Masters. Das fröhliche, lebenslustige Mädchen hilft ihr bei der Auswahl ihrer neuen Kleider und lädt sie ein, den Abend mit ihr zu verbringen. Der Eintritt in die angesagte Diskothek erfordert zwei gefälschte Ausweise – eine Aufgabe, die eine Leichtigkeit für die Computerspezialistin Elizabeth darstellt. Im Club treffen die beiden auf zwei junge Russen, die an ihnen interessiert zu sein scheinen … und nach einigen alkoholischen Getränken und den Umgarnungsversuchen von Alexi und Ilya willigen die beiden ein, die Männer in ihr Haus zu begleiten, die Party in privaterem Rahmen ablaufen zu lassen. Doch Ilya wird aufgehalten … und so fährt Alexi mit den beiden Teenagern alleine los. Im luxuriös eingerichteten Penthouse eskaliert die Situation und Elizabeth sieht sich plötzlich betrunken und alleine der russischen Mafia gegenüber, die soeben vor ihren Augen zwei Menschen exekutiert hatte. Elizabeth gelingt es, zu fliehen – und eine unbarmherzige Jagd nach der einzigen Zeugin beginnt…

Allein der Einstieg in die Geschichte ist höchst spannend und in außergewöhnlich lebhaftem Schreibstil erzählt. Das mitleiderregende Leben der mit einem überdurchschnittlichen Intelligenzquotienten und einem eidetischen Gedächtnis ausgestatteten Elizabeth zieht den Leser emotional sofort auf ihre Seite. Ihre Unschuld, ihre erwachende Freude an den Dingen, die für Millionen anderer junger Amerikaner selbstverständlich und alltäglich sind, ihr Glücksrausch über die neu gewonnenen Freiheiten und das ungewohnte Gefühl, eine Freundin zu haben, währen nur sehr kurz. Elizabeth musste aufgrund der Erziehungsmaßnahmen ihrer Mutter sehr rasch erwachsen werden, und darf jedoch auch nach ihrer Rebellion ihre versäumten Jugendjahre nicht nachholen. Sie wird zum meist gejagten Opfer in diesem grausamen Spiel: nicht nur die russische Mafia, sondern auch die von ihr gekauften FBI-Mittelsmänner versuchen mit rigoroser Gnadenlosigkeit, sie aufzuspüren und sie zu töten.

Elizabeth gelingt es dank ihrer Klugheit und ihrem angeeigneten Spezialwissen in der Computerkriminalität, unterzutauchen. Sie studiert unter falschem Namen, lebt unter ständig wechselnden Identitäten und lässt sich schließlich an einem einsamen Stück Land in Bickford, einer Kleinstadt in den Ozarks, nieder. Ihr Haus gleicht einer Festung, ihren Lebensunterhalt verdient sie mit der Konstruktion von ausgeklügelten Alarmanlagen und computergesteuerter Überwachung für ihre Kunden. Ein eigener Schießstand und eine Waffenkammer sorgen ebenso für ihre Sicherheit, wie auch „Bert“, ein riesiger, bestens ausgebildeter Kampfhund, der keine Sekunde von ihrer Seite weicht.

Und mitten in ihren von Vorsicht und Isolation bestimmten Alltag platzt der sympathische Polizeichef von Bickford, Brooks Gleason. Mit seiner unerschütterlichen Ruhe, seinem Humor und seiner liebenswürdigen Hartnäckigkeit gelingt es ihm schließlich, die Barrieren der unzugänglichen, sich mit einer geheimnisvollen Aura umgebenden Abigail Lowell, wie Elizabeth sich mittlerweile nennt, zu durchbrechen. Doch die dunklen Geheimnisse ihrer Vergangenheit lassen Abigail keine Ruhe und letztendlich rüstet sie sich mit Brooke an ihrer Seite zum letzten Kampf gegen die russische Mafia…

Dieses Buch hat mich von Beginn an so sehr in seinen Bann gezogen, dass ich es beim Lesen der immerhin beinahe 600 Seiten einfach nicht schaffte, es zwischendurch aus der Hand zu legen. „Die letzte Zeugin“ ist nicht nur ein Eintauchen in die Arbeit des FBI, das das Zeugenschutzprogramm und die Infiltrationen des russischen Geheimdienstes erzählt. Vielmehr handelt es sich hierbei auch um eine Geschichte voller Emotionen, die Nora Roberts geschickt in den Plot einbaut. Man erfährt viel über die beiden Protagonisten Abigail und Brooke, darf die sympathische Familie und die Freunde des jungen Polizeichefs kennenlernen und erwärmt sich immer mehr für die Einwohner dieser malerischen Kleinstadt. Der Spannungsbogen bleibt konstant hoch gehalten und die Furcht vor ihrer Entdeckung lässt die Protagonistin niemals ihre Vorsichtsmaßnahmen vergessen. Einzig die Tatsache, dass mir die Geschichte am Ende ein wenig zu rasch aufgelöst wurde und ich noch gerne einige Hintergründe über Abigails Mutter erfahren hätte, hindert mich daran, die Höchstnote bei der Bewertung dieses Buches zu vergeben. Auch die wenig erfolgreiche Arbeit der russischen Mafia und ihre langjährige scheinbare Erfolglosigkeit im Aufspüren von Elizabeth als einzige Überlebende erschien mir ein wenig unglaubwürdig. Ansonsten kann ich dieses Buch als hoch spannende, aber zugleich auch warmherzige und äußerst interessante Lektüre empfehlen!

Die gebundene Ausgabe dieses Buches weist ein romantisches, in warmen Farben gehaltenes Coverfoto auf, bei dem ein kleines Boot seinen Weg auf einem kleinen Fluss zu einem großen, einsamen Haus sucht. Die Gräser zu beiden Seiten des Wassers wirken durch das Sonnenlicht regelrecht vergoldet und der Gesamteindruck vermittelt das Bild einer vollkommenen Idylle. Das in dreißig Kapitel geteilte Buch ist in angenehmer Schriftgröße gehalten, das rote Lesebändchen konnte jedoch angesichts der Tatsache, dass ich das Buch anhand der großen Spannung auf einmal durchlesen musste, seinen Zweck diesmal nicht erfüllen.

Fazit: Obgleich mich die Frauen-/Liebesromane von Nora Roberts bislang nicht zu begeistern vermochten, genoss ich die Lektüre dieses Spannungsromans in vollen Zügen und hoffe auf weitere dieser Art.