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Veröffentlicht am 17.04.2018

Der Joker

Der Joker
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„Der Joker“ ist ein faszinierender Roman des australischen Autors Markus Zusak – dutzendfach ausgezeichnet und über Nacht in sämtlichen Bestsellerlisten gelandet. Ein Buch, das mich jedoch nicht sofort ...

„Der Joker“ ist ein faszinierender Roman des australischen Autors Markus Zusak – dutzendfach ausgezeichnet und über Nacht in sämtlichen Bestsellerlisten gelandet. Ein Buch, das mich jedoch nicht sofort zu fesseln vermochte, es war vielmehr ein langsamer, bedächtiger Sog, der mich in das Buch hineinzog.

Zusak erzählt die Geschichte von Ed Kennedy, einem 19jährigen Taxifahrer, der nicht weiß, was er mit seinem Leben anfangen soll, der Probleme mit seiner Familie und seiner großen Liebe Audrey hat. Ed erhält aus heiterem Himmel eine Spielkarte – eine As – mit diversen Aufgaben, die er herausfinden und erfüllen muss. Und dies ist nicht die letzte Karte, die er bekommen soll ……

Der Autor hat mir mit der Geschichte dieses Taxifahrers mehr mitgegeben, als ich im ersten Augenblick zu realisieren vermochte. „Der Joker“ ist ein sehr ungewöhnliches Buch, das nachwirkt, das man „verarbeiten“ und eventuell auszugsweise ein weiteres Mal lesen muss.
Es lehrt uns Aufmerksamkeit – gegenüber dem Mann von nebenan, der hastig auf der Straße vorübereilenden Frau mit den beiden Kindern an der Hand, der Familie und den Freunden.
Es lehrt ein Hinschauen, Hinhören und Hinsehen.
Sehen.
Bewusst.
Kompromisslos.
Der Realität ins Auge sehend.

Zusak brachte mich aber auch stellenweise durch die Geschichten über seinen Hund namens „Türsteher“ zum Schmunzeln. Andere Aussagen wiederum bescherten mir eine tiefe Nachdenklichkeit und einige davon wirkten wie gezielte Schläge in die Magengrube – Augen öffnend, den Spiegel vorhaltend und ermahnend.

Die Botschaften an Ed bringen die Geschichte zu einem guten Ende – was aber noch viel elementarer ist: sie berühren auch einen Teil meines eigenen Lebens.

Dieses Buch ist intensiv und tiefgründig, auch wenn ich es erst nach einem Drittel des Lesens realisierte. Ich möchte diese Rezension mit einigen berührenden Zitaten aus diesem Buch beschließen:

„Manchmal sind Menschen wunderschön. Nicht durch ihr Äußeres. Nicht durch das, was sie sagen. Nur durch das, was sie sind.“

„Alles hat eine Bedeutung. Nichts geschieht ohne Grund.“

„Ich liebe das Lächeln dieser alten Dame. Ich liebe die Flecken aus menschlichen Falten auf ihrem Gesicht und die Freude in ihren Augen.“

„Ob du es glaubst oder nicht – es bedarf einer Menge Liebe, um jemanden so zu hassen.“ – Ich versuche zu begreifen.

„Ich will Worte. Aber ich nehme an, das bedeutet, dass man Leben in seinem Leben haben muss.“

„Ich laufe lieber der Sonne entgegen, als auf sie zu warten.“

„Wenn ein Typ wie du sich aufrappeln und das tun kann, was du für diese Menschen getan hast, dann kann es womöglich jeder andere auch. Vielleicht kann jeder über seine eigenen Grenzen hinausgehen.“

„Ich will es nicht einfach hinkriegen. Ich will mehr.“


Veröffentlicht am 17.04.2018

Der Tod ist mein Beruf

Der Tod ist mein Beruf
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Ich habe die letzte Seite dieses Buches umgeblättert und brauchte eine Weile, um die Fassung wieder zu erlangen.

Dieses Buch, das ich bewusst gewählt und gelesen habe, ist ein „Buch der Geschichte“. ...

Ich habe die letzte Seite dieses Buches umgeblättert und brauchte eine Weile, um die Fassung wieder zu erlangen.

Dieses Buch, das ich bewusst gewählt und gelesen habe, ist ein „Buch der Geschichte“. Der Protagonist Rudolf Lang hat tatsächlich existiert. Er hieß in Wirklichkeit Rudolf Höß und war Lagerkommandant von Auschwitz. Der Autor selber schreibt im Nachwort:

„Es übersteigt jedes Vorstellungsvermögen, dass Menschen des 20. Jahrhunderts, die in einem zivilisierten Land Europas lebten, soviel Methode, Findigkeit und schöpferische Gaben eingesetzt haben sollen, um einen riesigen industriellen Komplex zu errichten mit dem Ziel, ihresgleichen MASSENWEISE zu ermorden.“

Ich gebe ihm recht. Wohl wissend, worauf ich mich mit der Wahl dieses Buches einlasse, wollte ich der Konfrontation mit diesem Thema nicht aus dem Weg gehen. Die Geschichte des Rudolf Lang, der einen teuflischen Plan zur massenhaften Ermordung von Juden ersann – und wir sprechen hier von 2,5 Millionen jüdischen Bürgern, die Lang ermordete, wie er selber im Verhör zugegeben hatte – jene Geschichte ist eiskalt und Lang handelt ohne die kleinste menschliche Regung.

Man muss Robert Merle zugutehalten, dass er sich um Sachlichkeit bemüht – trotz allem entsteht eine unglaubliche Fassungslosigkeit beim Lesen der vielen Details, der Brutalität, Gewissen- und Skrupellosigkeit von Lang und seinen Mordgesellen. Er erstickte jede menschliche Regung in seinem gesamten Umkreis sofort im Keim und es wird einem übel beim Lesen der Verleumdungen und Aussagen der SS-Mitglieder über Juden. Das gesamte Leben des Rudolf Lang ist ein „Handeln nach Befehl“. Kein Hinterfragen der Befehle. Niemals Emotionen. Nur das sture und völlig skrupellose Befolgen dieser Befehle. Als er seiner Frau Elsie gegenüber aussagt, er würde aufgrund eines Befehles seines direkten Vorgesetzten, des Reichsführers Himmler, „natürlich“ auch seinen eigenen kleinen Sohn Franz erschießen, stockte mir als Leser der Atem. Gewalttätigkeit, Rassismus und Fanatismus, Brutalität und Skrupellosigkeit, gepaart mit dem völligen Fehlen jeglicher menschlichen Regungen und selbstverständlich auch keinerlei Gewissensbisse oder Reue – der Stoff, aus dem Monster geschaffen sind. Möge Gott uns davor bewahren, dass sich die Geschichte in irgendeiner Form wiederholen könnte und Menschen zulassen, dass sie zu Marionetten und Befehlsempfängern werden, die foltern und morden.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Hoffnung. Vergangen. Aber

Hoffnung, vergangen. Aber.
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„Hoffnung, vergangen. Aber.“.

Allein der Titel dieser Autobiographie besagt viel. Er deutet bereits an, wie viel Kraft es dem Autor gekostet haben mag, wie viel enttäuschte Hoffnung er verkraften musste ...

„Hoffnung, vergangen. Aber.“.

Allein der Titel dieser Autobiographie besagt viel. Er deutet bereits an, wie viel Kraft es dem Autor gekostet haben mag, wie viel enttäuschte Hoffnung er verkraften musste und wie unsagbar schwer es sein muss, eine solche Diagnose mit all ihren Konsequenzen zu akzeptieren.

Umso mehr berührte mich der darauf folgende, schonungslos ehrliche Lebensbericht dieses starken Stefan Daniel. Ein Lebensbericht mit allen Höhen und Tiefen. Der Autor erzählt nicht nur von der Zeit des Ausbruchs der Krankheit MS, den ersten Anzeichen, der Diagnose, sondern er auch von den schönen Momenten in seinem Leben. Er berichtet von Ereignisse und Menschen, die Spuren in seinem Leben hinterlassen haben, Momenten unauslöschlichen Glücks. Doch auch der unsäglichen Wut auf die Ungerechtigkeit bzw. der Gleichgültigkeit oder oftmals sogar Unverständnis und Ignoranz der Mitmenschen und der Gesellschaft an sich verleiht er in diesem Werk Ausdruck. Er tut dies jedoch auf offene und berührende Art – niemals anklagend versteht er es, den Spiegel vorzuhalten … wie oft hetzen wir von einem Ort zum anderen, versuchen, pünktlich zu einem Termin zu kommen und hasten vorbei … vorbei am Leben und an den Menschen? Übersehen Menschen, deren Einsamkeit wir mit ein paar Minuten fröhlichem Geplauder lindern könnten, wo wir mit unserem aufrichtigen Interesse an ihrer Person nicht nur deren, sondern auch unseren Tag schöner, heller machen könnten? Übersehen unsere Mitmenschen, die unsere Hilfe nötig haben – und sei es nur bei so einfachen Dingen wie dem Einkaufen in einem nicht-barrierefreien Laden?

Tausend Kleinigkeiten, die wir in der Hektik des Alltags immer und immer wieder übersehen … nicht böswillig, jedoch zutiefst gedankenlos. Allein schon das Bewusstwerden dieser Dinge verdanke ich Stefan Daniel. Das ein wenig mehr „Augenöffnen“ im Alltag, das „sich in eine Situation eines Mitmenschen hineinversetzen können“ – auch das ist eines der positiven Aspekte dieses Buches. Nämlich, mir jeden Tag aufs Neue die Frage zu stellen, was Menschlichkeit im Grunde ausmacht. Nicht Mitleid, sondern Mitgefühl. Keine Hilfeleistungen aus ebendiesem Mitleid heraus, sondern aus dem Antrieb, den eigenen Sinn des Lebens auch darin zu suchen, dem Nächsten das Leben leichter, schöner zu machen. Denn ist es im Grunde nicht das, was unser Leben lebenswert macht? Sind es nicht die Dinge, die man nicht kaufen kann, die dem Leben wirklichen Wert geben? Werte wie Liebe, Freundschaft und Anerkennung? „Ein Lächeln kostet nichts und kann den Tag erhellen“ – wie oft lesen wir solche Aussagen – und wie selten leben wir danach?

Stefan Daniel – hier an dieser Stelle meinen aufrichtigen Dank für dieses Buch, das dem Leser das Leben und seine wahren Werte ins rechte Licht rückt. Meinen aufrichtigen Dank – und auch meinen allergrößten Respekt vor Ihrer Stärke.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Falkenstein - Das Geheimnis des verborgenen Tales

Falkenstein
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Das Heilige Römische Reich im Jahre 1109, in den Wirren eines neuen kaiserlosen Zeitalters. Mitten in einem verschneiten Winterwald soll das Geschick eines kleinen Königreichs entschieden werden. Doch ...

Das Heilige Römische Reich im Jahre 1109, in den Wirren eines neuen kaiserlosen Zeitalters. Mitten in einem verschneiten Winterwald soll das Geschick eines kleinen Königreichs entschieden werden. Doch die Mörder haben nicht mit einem geheimnisvollen Ritter gerechnet, der zwei hilflose Jungen vor dem sicheren Tode rettet.

Während sich das verschwörerische Netz von Magos um den alten König immer enger spinnt und dessen größenwahnsinnige Machtansprüche zur furchtbaren Bedrohung werden, wachsen Elias und Justus fernab in einem geheimnisvollen Tal auf Burg Falkenstein auf. Bernardus, der weitgereiste Prior und ehemalige Kreuzritter, weiht sie in die Tiefen seiner Weisheit ein. Denn eines Tages werden sie ihre große Bestimmung erfüllen müssen.

Auch Konrad und Katharina von Falkenstein hüten ein dunkles Geheimnis. Nachdem eine junge Frau vor den Toren der Burg zusammenbricht, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Eine unbezwingbare Armee macht sich auf den Weg, um Falkenstein zu vernichten. Doch mitten in der entscheidenden Schlacht nehmen die Dinge eine überraschende Wende.

Der Zauber, der mich bereits auf der ersten Seite in seinen Bann gezogen hat, hält mich nach der Lektüre dieses Buches immer noch gefangen. „Falkenstein“ ist ein Roman, den ich nicht eindeutig einem bestimmten Genre zuordnen möchte – einerseits ein aufregender Abenteuerroman, vermischt mit Fantasy und Zauberei, historischen Elementen, der Geschichte von Königen, Rittern und dem Leben auf einer schier uneinnehmbaren trutzigen Burg namens Falkenstein, andererseits eine Geschichte voll von Glaube, christlicher Nächstenliebe und Menschlichkeit.

Inmitten von Greueltaten, wölfischen Wesen und bösem Zauber vergisst Bruno Waldvogel-Frei jedoch niemals, immer wieder darauf hinzuweisen, dass in jedem Wesen auch ein guter Kern steckt. Eine menschliche Seite, die es zu erwecken heißt, die Sehnsucht nach Liebe, Anerkennung und Glück. Der innere Zwiespalt und der eigene Kampf Gut gegen Böse. Das Misstrauen, das Glauben-wollen und doch zweifeln. Ein unbeirrbarer Glaube an Gott, an das Gute, verkörpert für mich ganz besonders durch die imposante Figur des Priors Bernardus.

Ich habe die Geschichte dieser Königsfamilie im Kampf gegen das Böse genossen, fühlte mich in meine sehr phantasiereiche Kindheit zurückversetzt und war wieder das kleine Mädchen auf dem Sofa, das fieberhaft und mit unersättlicher Neugier die halbe Nacht liest und so regelrecht in die Geschichte eintaucht, die Welt um sich herum vergisst.

Sehr detailliert und liebevoll gezeichnete Charaktere, faszinierend die Elemente der geheimnisvollen Höhlen, die Geschichte des verborgenen Tales und die Geheimgänge der Burg, lehrreich die detaillierten Schilderungen der Verteidigungstechniken der Burgbewohner.

Es gibt allerdings ein Element, das mich irritiert und gestört hat: die Optik. Das Cover ist trefflich gelungen, wunderschön und thematisch perfekt zur Geschichte passend, die Schrift jedoch empfand ich als zu klein und den Zeilenabstand als zu eng. Was jedoch mein Lesevergnügen trotzdem nicht beeinträchtigen konnte.

"Das Geheimnis des verborgenen Tales" ist der erste Band der Falkenstein-Bücher, ein überaus interessantes und bezauberndes Buch, dem ich fünf Bewertungssterne vergebe und das ich wärmstens weiterempfehlen kann. Ich freue mich bereits auf den zweiten Band.


Veröffentlicht am 17.04.2018

Das Lachen der Hexe

Das Lachen der Hexe
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„Das Lachen der Hexe“ ist jenes Buch der Autorin Margrit Schriber, das mich am meisten betroffen machte, am stärksten beeindruckt hat.

Im Geschichts-Unterricht der Schulzeit wurde die Zeit der Hexen-Verfolgungen ...

„Das Lachen der Hexe“ ist jenes Buch der Autorin Margrit Schriber, das mich am meisten betroffen machte, am stärksten beeindruckt hat.

Im Geschichts-Unterricht der Schulzeit wurde die Zeit der Hexen-Verfolgungen in vergangenen Jahrhunderten zwar erwähnt, deren tiefes Ausmaß und Bedeutung für die Betroffenen jedoch ist mir hier zum ersten Mal nachhaltig zu Bewusstsein gebracht worden.

„Wo war Gott?“ fragt Margrit Schriber im Buch. Ja, wo war Gott, als er zugelassen hat, wie eine rechtschaffene Frau durch Missgunst und Habgier der Ortsbevölkerung denunziert und zur „Hexe“ gemacht wurde? Wo war Gott, als Schicksalsschläge diese Frau trafen, die Menschen sich jedoch von ihr abwandten und ihr die Schuld an allen Unglücksfällen und Naturkatastrophen gaben? Und wo war Gott in den schweren Tagen der Folter, als die Verzweiflung und der Schmerz kein Ende nehmen wollten, als auch die engsten Verwandten resignierten, sich aufgrund massiver Drohungen von Anna Maria Gwerder abwandten? Ja, wo war Gott …

Dieses literarische Glanzstück aus der Schweiz beinhaltet viele Ausdrücke des Muotataler Dialekts, die jedoch in einem separaten „Glossar der Innerschweizer Ausdrücke und Redewendungen“ auch für Nicht-Schweizer ausreichend erklärt werden und zum vollständigen Verständnis der Eigennamen beitragen.

Ich vergebe auch hier fünf Bewertungssterne, wie bei jedem Buch von Margrit Schriber. Erstklassig.