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Veröffentlicht am 25.09.2018

Teeniedrama mit seichter Story

I Knew U Were Trouble
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Protagonistin von „I knew u were trouble”, geschrieben von Kami Garcia, ist Francesca „Frankie“ Devereux. Vor einigen Monaten musste sie den Mord an ihrem Freund mit ansehen. Von Schuldgefühlen geplagt ...

Protagonistin von „I knew u were trouble”, geschrieben von Kami Garcia, ist Francesca „Frankie“ Devereux. Vor einigen Monaten musste sie den Mord an ihrem Freund mit ansehen. Von Schuldgefühlen geplagt wird sie gestoppt, als sie betrunken Auto fährt. Als Konsequenz muss Frankie bei ihrem Vater einziehen, der als verdeckter Ermittler an der Aufklärung von Autodiebstählen arbeitet. Zudem wechselt sie von der privaten zu einer staatlichen Schule im Problemviertel der Stadt. Hier lernt Frankie Marco kennen und vom ersten Blickkontakt an ist die Anziehung zwischen den beiden unwiderstehlich. Doch Marcos Freizeitaktivitäten sind nicht ganz legal und Frankies Vater versucht sie von diesem gefährlichen Jungen fernzuhalten.

Auch wenn ich selbst nicht viel mit dem Thema „Autos“ anfangen kann, empfand ich es doch als sehr erfrischend mal etwas Neues in diesem Genre zu finden. Die Szenen rund um die illegalen Rennen und den Diebstahl sind sehr interessant geschrieben und grenzen das Buch gut zu anderen derselben Zielgruppe ab.

Abgesehen von diesem Aspekt konnte die Geschichte allerdings nicht wirklich punkten. Die Story ist sehr seicht, alles ist zu vorhersehbar. Die Probleme, mit denen Frankie und ihre Beziehung zu Marco konfrontiert wird, kann man kaum als solche bezeichnen. Beim Lesen fiel mir oft der Begriff „Teeniedrama“ ein, nämlich der Umstand, dass Teenager ein Problem überdurchschnittlich hochschaukeln. Frankie (bereits 17 Jahre alt) ist nicht in der Lage die Situation aus einer anderen Perspektive zu beurteilen. Sie ist zickig, fühlt sich ständig missverstanden und ungerecht behandelt – agiert eher wie eine Dreizehnjährige. Obwohl es natürlich furchtbar ist, was ihr passiert ist, dramatisiert sie ihr Leben vollständig.

Häufig habe ich in anderen Rezensionen gelesen, dass es hier auch um Freundschaft ginge. Das kann ich nicht unterschreiben. Gerade Frankies beste Freundin Lex ist nur eine Randnotiz, wird im Handumdrehen durch neue Freunde ersetzt und die tiefe Verbundenheit zwischen den beiden wird zwar erwähnt, kommt beim Leser aber absolut nicht emotional an. Ein Konflikt zwischen den beiden wird zudem nicht ausgetragen, sondern abseits der Story behoben. Genauso einfach wird ein Nebenstrang in der Handlung weggewischt, der Lex und ihren Freud Abel betraf.

Das Universum dreht sich also nur um Frankie und ihre, die Welt verändernde, Liebe. Diese kam für mich allerdings auch nicht rüber. Die Küsse wurden immer als „Feuer“ (o.ä.)beschrieben, aber das hatte sich nach einigen Stellen dann abgenutzt. Ich konnte kaum nachvollziehen, warum Frankie Marco liebt, geschweige denn den Funken spüren, der zwischen den beiden zündet. Hier muss ich allerdings einräumen, dass es auch daran liegen kann, dass Marco vollkommen nicht mein Typ ist. Das macht es natürlich schwerer, Frankies Gefühle ihm gegenüber nachzuvollziehen.

Insgesamt eine tolle, neue Idee, aber die Story hat einfach zu wenig Tiefgang und zu wenig echte Emotionen. Stattdessen seitenweise Teeniedrama, das ich nicht gebraucht hätte. Daher insgesamt 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 07.09.2018

Reich an kulturellen Einblicken, weniger an Handlung

Mondlaub
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„Mondlaub“ von Tanja Kinkel beschäftigt sich mit der Situation in Granada zwischen 1471 und 1492, dem Finale der Reconquista, der Wiedereroberung des heutigen Andalusien durch christliche Könige.

Protagonistin ...

„Mondlaub“ von Tanja Kinkel beschäftigt sich mit der Situation in Granada zwischen 1471 und 1492, dem Finale der Reconquista, der Wiedereroberung des heutigen Andalusien durch christliche Könige.

Protagonistin ist Layla, die Tochter der zweiten Ehefrau des Emirs von Granada. Da ihre Mutter allerdings als Christin in die Alhambra kam, schlägt ihnen von vielen Seiten Missgunst entgegen. Leitfiguren der Reconquista sind Isabella und Ferdinand, an deren Hof in Kastilien Layla, als Doña Lucia, den Untergang von Al-Andalus miterlebt.

Die Protagonistin Layla ist sehr authentisch, vor allem, da sie nicht perfekt und makellos ist, wie so viele Protagonisten anderer Bücher. Als „verhungerte Katze“ wird ihr Aussehen von Feinden beschrieben, aber auch sie selbst erkennt ihre zu lange Nase und knochige Statur. Sie definiert sich allerdings nicht darüber, sondern über ihre Heimat, Herkunft und Kultur, was sehr gut in den Fokus der Geschichte passt.

Hier liegt die große Stärke der Erzählung: die muslimisch-arabische Kultur auf der einen Seite und die christlich-kastilische Kultur auf der anderen (sowie am Rande die jüdische) werden sehr anschaulich und wortgewaltig geschildert. Man lernt viel darüber und vor allem auch über das konfliktreiche Dreieck in dem sich diese drei Weltreligionen befanden, oder vielleicht heute auch noch befinden, denn der Leser kann durchaus Rückschlüsse für die heutige Zeit ziehen.

Die Handlung ist zuweilen leider etwas zäh. Layla hadert mit ihrem Schicksal und ihrem Wunsch nach Rache und ist die Personifikation des kulturellen Konflikts. Leider passiert aber streckenweise nicht viel, sodass ich mich manchmal zum weiterlesen zwingen musste und nicht von Neugier getrieben wurde. Dementsprechend kann ich auch nicht nachvollziehen, warum der BuchJournal auf der Rückseite mit „Ein spannender […] Roman“ zitiert wird.

Der Schreibstil ist außerdem an manchen Stellen anstrengend. Einige Sätze musste ich mehrfach lesen, bis sich mir der Sinn erschloss. Dies wird zudem dadurch erschwert, dass auf arabischer Seite zum Teil dieselben– oder zumindest ähnliche - Namen für unterschiedliche Charaktere verwendet werden. Der andere Fall ist allerdings auch problematisch: gerade unter den kastilischen Edelleuten wird eine Person teilweise mit mehreren Namen betitelt. Dies hat den Lesefluss etwas gehemmt.

Über eine Anwandlung der Erzählung habe ich sehr viel nachgedacht. Es gibt in der Geschichte eine Art Geisterscheinung, die viele sicher als einen Hauch von Fantasy in einer historischen Geschichte beschreiben würden. Dies gefiele mir gar nicht, da ich historische Romane gerade auch schätze, weil sie grundsätzlich frei von solchen Aspekten sind. So habe ich es lange Zeit als Einbildung der Protagonistin betrachtet, als Personifizierung ihres Leidens und ihrer Wünsche und zum Teil wahnhafter Vorstellungen. Es hat im Laufe der Geschichte allerdings immer mehr Willenskraft meinerseits gebraucht, um von dieser Interpretation überzeugt zu bleiben. Unabhängig davon, was nun stimmt (der Intention der Autorin entspricht), gibt es hierfür weitere Abzüge in meiner Bewertung.

„Mondlaub“ ist eine bildgewaltige Schilderung einer beeindruckenden Epoche in der Herrschaft Granadas. Der Mangel an Handlung beziehungsweise Spannung, sowie der gestörte Lesefluss und der vermeintliche (?) Fantasy-Aspekt dämpfen meinen Enthusiasmus allerdings auf 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 23.06.2018

Ungewöhnliche Ermittlerin – Fokus weniger auf der Kriminalgeschichte

Fiona: Den Toten verpflichtet
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„Fiona – Den Toten verpflichtet“ ist der erste Teil der Reihe um die Polizistin Fiona Griffith von Harry Bingham. Während sie an einem Fall von Unterschlagung ermittelt, wird die Kreditkarte eines Verstorbenen ...

„Fiona – Den Toten verpflichtet“ ist der erste Teil der Reihe um die Polizistin Fiona Griffith von Harry Bingham. Während sie an einem Fall von Unterschlagung ermittelt, wird die Kreditkarte eines Verstorbenen am Tatort eines Doppelmordes gefunden. Eigentlich ist dies nicht ihr Fall, doch die Opfer lassen sie nicht mehr los und sie beginnt selbstständig zu ermitteln.

Fiona Griffith ist ganz zweifellos eine Ermittlerin, wie es keine zweite gibt. Sie leidet unter psychischen Problemen, aber keinesfalls trifft hier das Klischee des alkoholabhängigen Polizisten zu. Es handelt sich vielmehr um eine schwere Erkrankung, mit der der Leser nach und nach bekannt gemacht wird. Diese nimmt den größten Teil in Fionas Leben ein, bestimmt fortwährend ihre Gedanken und Handlungen. Es ist also festzuhalten, dass dieses Buch den Fokus sehr viel mehr auf die Persönlichkeit der Protagonistin lenkt, als auf die Kriminalgeschichte.
Man könnte jetzt meinen Fiona wäre stets depressiv, traurig und nach innen gekehrt. Doch in Wirklichkeit sind ihre Gedanken zum Teil wahnsinnig lustig. So mildern sie auch immer mal wieder den Schrecken des brutalen Mordes und der anderen kriminellen Handlungen die im Verlauf des Romans auftauchen. Bingham lässt den Leser nicht vollständig in diesen Schrecken abtauchen und das empfinde ich als eine sehr angenehme Abwechslung in diesem Genre.

Auch viele andere Charaktere in dem Buch bestechen durch ihre ungewöhnliche Art oder durch ihren Charme. Neben so einer herausgehobenen Protagonistin ist es immer schwer, Nebencharaktere zu erschaffen, die nicht nur zu einer Randnotiz verblassen. Das ist dem Autor hier gut gelungen.

Im ersten Teil des Buches ist die Kriminalgeschichte wirklich spannend. Der Leser erstellt seine eigenen Theorien, es gibt laufend neue Informationen und Hinweise. Spätestens im letzten Drittel steht aber Fionas Persönlichkeit sehr im Vordergrund und die Ermittlungen werden nur noch zu einem Ende geführt. Das fand ich sehr schade, da der Fall so viel versprechend begann. Bereits zu Beginn fragt sich der Leser, worunter Fiona wohl leidet, aber ab diesem Zeitpunkt werden ihre Handlungen und Gedanken zum Teil sehr absurd und der Leser kann nur noch darüber nachdenken, was mit ihr wohl los ist. Während des Lesens schwankte ich häufig, ob ich die Passagen, in denen Fionas Gedanken ausführlich dargestellt wurden, als Leser verworren und ermüdend fand, oder genial, wie ein Autor so aus dem Kopf einer psychisch kranken Person schreiben kann.

Am Ende gibt es allerdings doch noch den erhofften Showdown, aber eher plötzlich und kurz. Recht kurz danach fokussiert sich die Erzählung wieder auf die angebahnte Liebesgeschichte, sowie die Auflösung Fionas Erkrankung betreffend. Nachdem der Leser über 400 Seiten darauf gewartet hat, zu erfahren, was sie hat, fand ich die Art und Weise wie man es erfuhr zugegebenermaßen etwas lahm. Nicht die Krankheit als solche, sondern nur, wie es dem Leser übermittelt wurde. Hier hätte ich doch einen etwas größeren Knall erwartet.

Einen unerwarteten Knall gab es dann doch noch am Ende, den ich so nicht kommen sah – etwas, was ich immer positiv beurteile, vor allem wenn es sich, wie hier, schlüssig in das Gesamtkonzept einfügt.

Zusammenfassend bin ich von diesem ersten Band der Reihe nicht sonderlich begeistert. Vielleicht auch, weil ich weiß, dass es besser geht. Teil 3 hatte ich bereits vor einem dreiviertel Jahr gelesen und fand hier das Zusammenspiel zwischen der Persönlichkeitsdarstellung von Fiona und dem Krimi selbst sehr viel gelungener. Ich kann mir daher vorstellen, Fiona noch eine Chance zu geben und würde das auch jedem empfehlen, dem dieser Start ebenfalls nicht so gut gefallen hat.

Insgesamt komme ich zu 3 von 5 Sternen, weil Fiona eine großartige Persönlichkeit ist und auch alle anderen Charaktere mit viel Liebe gestaltet wurden. Nur im Bezug auf die Krimi-Aspekte wurde nicht genug geliefert.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Süße Idee mit etwas unbefriedigendem Ende

Traumprinz nach Rezept
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In „Traumprinz nach Rezept“ von Claudia Siegmann geht es um die vierzehnjährige Felicitas – Feli. Ihre Mutter ist eine Hexe, sie haben einen sprechenden Staubsauger mit gewöhnungsbedürftiger Persönlichkeit ...

In „Traumprinz nach Rezept“ von Claudia Siegmann geht es um die vierzehnjährige Felicitas – Feli. Ihre Mutter ist eine Hexe, sie haben einen sprechenden Staubsauger mit gewöhnungsbedürftiger Persönlichkeit und als wäre es nicht schwer genug, das alles geheim zu halten, erweckt sie eines Tages einen Jungen von dem Cover einer Backmischung zum Leben. Adam ist in jeder Hinsicht ein absoluter Traumprinz und Feli kommt in arge Bedrängnis seine Herkunft zu erklären und die Mädchen aus ihrer Schule auf Abstand zu ihm zu halten.

Die Geschichte könnte aus einem Märchenbuch stammen. Absolut magisch und wer hat nicht schon mal darüber nachgedacht, sich den Traumprinzen einfach selbst zu backen? Die Idee mit der Backmischung ist wirklich süß.

Auch die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz. Vor allem Feli ist nicht auf den Mund gefallen, frech und witzig. Vor allem aber der Staubsauger mit seinen Allüren lässt den Leser häufig schmunzeln. Ich konnte ihn mir sehr gut bildlich vorstellen und würde ihm auch sofort ein Zuhause geben. Die Beziehung zwischen ihm und Feli ist nicht immer leicht, aber man merkt, dass er ein gutes Herz hat und es ist schön zu beobachten, wie sich die Beziehung der beiden entwickelt.

Adam ist in mehrfacher Hinsicht nicht von dieser Welt. Trotz der häufigen Beschreibung seines guten Aussehens, habe ich vor allem Mitleid mit ihm gehabt. Er weiß nicht, wo er herkommt oder wie lange er noch lebendig ist. Er hat keine Erfahrungen mit Mädchen, Pubertät oder Gefühlen und legt zu Beginn alles, was ihm jemand sagt, wörtlich aus. Er ist zunächst so hilflos, dass ich ihn gerne an die Hand nehmen wollte, um ihm die Welt zu erklären. Hier liegt vermutlich das Problem: aufgrund von Felis Alter und den klassischen Problemen, die man in diesem Alter hat, sehe ich die Zielgruppe des Buches bei circa 13 oder 14 Jahren. Dann kann man ihre Gefühle sicher sehr viel besser nachvollziehen und auch das leichte Prickeln, welches Adam bei ihr auslöst. Mit meinen 28 Jahren löst Adam bei mir eher den Beschützerinstinkt aus. Ich bin einfach die falsche Zielgruppe für dieses Buch.

Dies ist jedoch keine Erklärung dafür, warum mir das Ende nicht gefallen hat. Adam und Feli machen urplötzlich eine starke Wandlung durch. Sie sind auf einmal so erwachsen und besonnen. Das wirkte auf mich nicht authentisch. Das Ende war sehr plötzlich und fühlte sich etwas unfertig und unbefriedigend an.

Rückblickend muss ich außerdem sagen, dass die Handlung etwas seicht war. Nach Adams Entstehung wurde keinem konkreten Handlungsstrang gefolgt. Die Tage liefen recht gleichförmig ab, es war kein konkretes Ziel oder Ereignis erkennbar, worauf die Geschichte hinauslaufen sollte. Außerdem hat mir die Magie im Alltag doch gefehlt. Da Felis Mutter eine Hexe ist, hatte ich mir hier etwas mehr erhofft.

Bei der Bewertung habe ich mich sehr schwer getan, den Aspekt mit der für mich falschen Zielgruppe zu beurteilen. Da kann selbstverständlich das Buch nichts für. Dennoch denke ich, dass mir auch mit 14 Jahren zu wenig Spannung in der Geschichte enthalten gewesen wäre und ich auch das Ende als unzureichend empfunden hätte. Daher komme ich zu 3 von 5 Sternen. Eine süße Idee, die man durchaus mal lesen kann, aber weder mit 14 noch in höherem Alter eine umwerfende Geschichte darstellt.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Kein Vergleich zu ihren heutigen Thrillern

Sag niemals stirb
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„Sag niemals stirb“ (org.: „Never Say Die“) wurde zwar 2018 in einer neuen Auflage veröffentlicht, ist aber 1992 erstmals erschienen und somit eins der äußerst frühen Werke von Tess Gerritsen. Als großer ...

„Sag niemals stirb“ (org.: „Never Say Die“) wurde zwar 2018 in einer neuen Auflage veröffentlicht, ist aber 1992 erstmals erschienen und somit eins der äußerst frühen Werke von Tess Gerritsen. Als großer Fan ihrer Medical Thriller inklusive der Rizzoli & Isles Reihe, war ich sehr gespannt darauf, einmal einen Blick auf Gerritsens Anfänge zu werfen.

Wilone „Willy“ Maitland kommt nach Vietnam, um herauszufinden, was mit ihrem Vater geschah, der seit einem Flugzeugabsturz vor 20 Jahren als verschollen gilt. Guy Bernard, Paläontologe, der für die Regierung Überreste identifiziert, ist ebenfalls vor Ort, um den Verbleib des berüchtigten US-Piloten und Verräter Friar Tuck zu klären, der damals für die Vietnamesen flog. Während die beiden sich zusammenschließen, kommen Willy Zweifel, ob ihr Vater wirklich der Mann war, für den sie ihn hielt. Gleichzeitig ereignen sich zahlreiche Todesfällen unter den Personen, mit denen Willy und Guy für ihre Nachforschungen sprechen. Doch welche Organisation steckt dahinter und was dürfen die beiden nicht herausfinden?

Die Geschichte startet direkt sehr aufregend aus der Perspektive von Willys Vater zum Zeitpunkt des Flugzeugabsturzes. Es geht alles blitzschnell und der Leser kann selbst nicht sagen, ob er überlebt hat, oder nicht. Nach diesem Prolog wird die Geschichte in der 20 Jahre später angesiedelten Gegenwart erzählt. Dies geschieht überwiegend aus den Perspektiven von Guy und Willy. Die ersten paar Seiten sind hier etwas zäh, erfährt man zuerst nur etwas über die Motive der beiden und wie schwierig es für Willy ist, allgemein an Informationen zu kommen und insbesondere in Vietnam nicht vor verschlossenen Türen zu stehen. Da das Buch nur 300 Seiten umfasst, hätte ich mir hier einen etwas schnelleren Start gewünscht. Sobald es einmal losgeht, bleibt der Spannungsbogen allerdings hoch und die wichtigen Ereignisse reihen sich aneinander. Am Ende kann Gerritsen noch mit einer großen Überraschung aufwarten, die ich so nicht habe kommen sehen. Ich weiß nicht, ob ich den Roman als „Thriller“ oder auch nur „Krimi“ bezeichnen würde. Er ist zwar spannend geschrieben, aber die Bezeichnung „Abenteuerroman“, die ich bei anderen Lesern gesehen habe, finde ich sehr viel passender.

Nach einigen Kapiteln schwirrt dem Leser jedoch der Kopf vor lauter agierender (oder auch nur eventuell agierender) Organisationen, ihren Motiven und konkreten Anhängern. Es fällt schwer, „Gut“ und „Böse“ eindeutig zu trennen, was das Kriegsgeschehen aber vermutlich gut wiederspiegelt. Wie auch Willy traut der Leser niemandem und spätestens als die Morde beginnen, ist jeder verdächtig.

Sehr schade fand ich, dass Willy hier nicht die Rolle der starken Protagonistin einnimmt, die ich mir nach Lektüre des Klappentextes erhofft habe. Guy mit seiner Militärvergangenheit, den daraus resultierenden Kontakten und grundlegenden Sprachkenntnissen, ist natürlich prädestiniert dafür, die Nachforschungen voran zu treiben, aber sehr schnell läuft Willy einfach nur nebenher mit. Außerdem scheint sie alle Entwicklungen, sowohl ihren Vater als auch die Morde betreffend, so gut wegzustecken, dass es ihr etwas an Authentizität mangelt. Vielleicht wäre dies zu vermeiden gewesen, wenn sie einen größeren Anteil an dem Vorankommen der Geschichte gehabt hätte.

Was mich allerdings am meisten gestört hat, ist die eingebundene Liebesgeschichte. Diese ist nicht nur überflüssig, sondern auch kein bisschen authentisch. Willy hat – ganz nach Klischee – ein Problem Männern zu vertrauen. Guy hingegen – ebenfalls nach Drehbuch – hat eine dunkle Vergangenheit. Zunächst misstraut Willy ihm, was auch Sinn macht. Dann ereignet sich eine Begebenheit und von jetzt auf gleich weiß sie, dass sie ihm ihr Leben anvertrauen kann (indirektes Zitat!). Nicht nur, dass diese Reaktion überhaupt nicht zu dem stattgefunden Ereignis im Verhältnis steht, auch ist es absolut unglaubhaft und übertrieben, dass binnen einer Sekunde jegliche Vorbehalte entfallen. Natürlich ist es für die Geschichte sehr bequem.
Danach kämpfen die beiden nicht nur gegen Bösewichte, sondern auch gegen das sexuelle Verlangen, dass sie fortwährend umgibt, weil es falsch wäre, sich diesem hinzugeben. Warum es falsch wäre, ist dem Leser nicht einleuchtend.
Ich habe grundsätzlich nichts dagegen, wenn eine Liebesgeschichte in ein anderes Genre eingeflochten wird. Aufgrund des geringen Umfangs des Buches, verdrängt diese aber hier viel zu viel vom Hauptstrang der Geschichte. Außerdem reicht der Platz nicht aus, um die Story individuell und glaubwürdig zu machen, daher wäre es meiner Meinung nach besser gewesen, darauf zu verzichten.

Insgesamt hat mir die Grundidee gut gefallen. Das Thema ist unverbraucht und das Setting in Vietnam interessant. Nach einem gemächlichen Start liegt durchaus eine spannende Story vor, allerdings bei weitem nicht so ein Pageturner, wie man es heute von der Autorin kennt. Für den Charakter und die Verwendung von Willy, sowie die unnötige und klischeehafte Liebesgeschichte ziehe ich jeweils einen Punkt ab, sodass ich zu 3 von 5 Sternen komme.