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Veröffentlicht am 26.09.2017

Oma Ilse behält den Überblick

Vorübergehend verschossen
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Nelli und Tim wollen heiraten. Die Vorbereitungen sind schon fast fertig. Es fehlt eigentlich nur noch ein standesgemäßer Junggesellenabschied. Tim möchte es nochmal so richtig krachen lassen und wird ...

Nelli und Tim wollen heiraten. Die Vorbereitungen sind schon fast fertig. Es fehlt eigentlich nur noch ein standesgemäßer Junggesellenabschied. Tim möchte es nochmal so richtig krachen lassen und wird daher von seiner besten Freundin Doro nach Las Vegas entführt. Es kommt, wie es kommen muss und die beiden kommen nicht mehr pünktlich zurück zur Trauung. Was für jeden anderen das Aus für die Zeremonie bedeutet hätte, wird von Tim durch seinen Zwillingsbruder Felix gerettet. Das Double schafft es, nicht nur die Familie sondern auch Nelli zu täuschen. Nur Oma Ilse durchschaut die Aktion. Aber wer hört schon auf die betagte Dame, die so offensichtlich ein Problem mit den Augen hat.

Anke Maibergs zweiter Roman vermittelt schon beim Anblick des Erdmännchen-Cupidos auf dem blassrosa Cover den richtigen Eindruck der Handlung. Es ist ein turbulenter Liebesroman, in dem die Paare erstmal viele Hürden überwinden müssen, bevor sich alles fügt. Erschwert wird das ganze, indem selbst die Protagonistin die Zwillinge nicht auseinanderhalten kann. Dabei sind sie eigentlich so verschieden in ihrem Verhalten. Ihre Figuren sind stereotyp und lassen leider schon früh ahnen, wie sich die Geschichte entwickelt. Diese fehlende Spannung wird allerdings durch humorvolle Situationen ersetzt, weswegen sich das Lesen lohnt.

Die kurzen Kapitel werden jeweils aus den Perspektiven der vier Hauptakteure beschrieben, wobei der Fokus auf Nelli liegt. Um sie und ihre Gefühle geht es ja schließlich auch. Sie ist die bedauernswerte Person, der schon auf der Hochzeit der Bräutigam ausgetauscht wurde. Hat man anfangs noch Verständnis für Tim, dass er seine Nelli nicht enttäuschen will, kommen immer mehr Zweifel, ob diese Ehe denn überhaupt eine so gute Idee war. Je tiefer man in die Gedankenwelt der Akteure eindringt, desto deutlicher wird es, dass die innerlich gesetzte und vor allem sicherheitsliebende junge Frau keinen spontanen Träumer als Partner braucht. Viel eher wäre der geläuterte Felix der Mann an ihrer Seite, was jedoch mit einem derartigen Vertrauensbruch kaum mehr möglich ist. Es ist ein wirkliches Dilemma.

Der Erzählstil betätigt sofort den Ein-Schalter fürs Kopfkino. Nelli lässt die Leser durch die rosarote Brille blicken, der selbstlos handelnde Felix bedient diesen romantischen Teil, während Tim und Doro das wilde Leben einbringen. Der rote Faden in diesem Buch ist die Suche nach Liebe. Die Umsetzung ist gelungen. Der temporeichen Handlung kann man sich bald nicht mehr entziehen und lässt sich auch gerne treiben. Emotional berührt das Schicksal der getäuschten Braut und man muss wissen, ob sie irgendwann zurücktauschen. Nelli wird hier übrigens erstaunlich realistisch und reift altersgerecht. Alles zusammen ergibt humorvollen Lesespaß.

Veröffentlicht am 23.11.2016

Schatzsuche in Cherringham

Cherringham - Die Nacht der Langfinger
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Die Handlung des vierten Krimis aus der Serie »Cherringham - Landluft kann tödlich sein« ist schnell erzählt. Zwei Dorfbewohner finden eine antike römische Servierplatte. Laut Gesetz müssen sie die Belohnung ...

Die Handlung des vierten Krimis aus der Serie »Cherringham - Landluft kann tödlich sein« ist schnell erzählt. Zwei Dorfbewohner finden eine antike römische Servierplatte. Laut Gesetz müssen sie die Belohnung mit dem Besitzer des Grundstücks und dessen Bewohner teilen. Um den Wert zu ermitteln, wird ein Experte des Britischen Museums hinzugerufen. Der ansässige Archäologe bietet bis dahin seinen Tresor als sicheren Ort vor Diebstahl an. Doch so sicher ist der Schatz dort nicht aufgehoben. Am nächsten Tag muss die Polizei eingeschaltet werden, um die Schale wiederzufinden.

Sarah und Jack sind diesmal nicht auf der Suche nach einem Mörder, sondern nach einem Dieb. Die Polizei ermittelt schnell gegen eine Diebesbande, die schon öfters in der Gegend Wertgegenstände entwendet hat. Aber den beiden Ermittlern fällt noch eine andere Ungereimtheit auf. Für den Leser werden außerdem noch ein gewiefter Professor, eine Vermieterin mit Geldnöten und das Farmerpaar, denen die Ausgaben über den Kopf gewachsen sind, präsentiert. Dadurch bleibt die Lösung lange unklar, sodass sich die Spannung bis zum Ende hält.

Das Autoren-Duo Matthew Costello und Neil Richards lassen erneut das fiktive Dorf Cherringham in den beschaulichen Cotswolds zum Ort des Verbrechens werden. Wie in einer Serie üblich, tauchen bereits bekannte Figuren auf und es kommen neue dazu. Auch die Entwicklung der Hauptfiguren liest sich interessant. Dennoch setzt das Lesen dieses Buchs keine Kenntnisse aus den Vorgängern voraus. Notwendige Informationen fließen in Nebensätzen immer mit ein.

Das Genre Cosy Crime folgt stets dem klassischen Stil. Die Tat erfolgt im ersten Kapitel und danach wird sich durch Ausschlussverfahren an die Lösung herangetastet. Grausame Szenen sucht man vergeblich. Die beiden Drehbuchautoren zeigen hier ihr Können, mit wenigen Worten eine hohe Erzählgeschwindigkeit zu erreichen. Mit eben diesem Erzählstil taucht der Leser auch in die „very british“ Umgebung ab, wird mit typischen Verhaltensweisen konfrontiert und darf sich wohlfühlen. Die Serie wird mit „Letzter Zug nach London“ fortgesetzt. Die gut 100 Seiten umfassenden Krimis haben wirklich Suchtpotential.

Veröffentlicht am 23.11.2016

Eine schwierige Entscheidung

Die Assistentinnen
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Tina ist Assistentin bei Robert, dem wohlhabenden Chef einer Medienfirma. Sie verdient trotz ihres Studiums an der New Yorker Universität nicht so viel, dass sie schuldenfrei leben könnte. Das Leben in ...

Tina ist Assistentin bei Robert, dem wohlhabenden Chef einer Medienfirma. Sie verdient trotz ihres Studiums an der New Yorker Universität nicht so viel, dass sie schuldenfrei leben könnte. Das Leben in der Metropole ist einfach zu teuer. Als sie eines Tages für ihren Chef einen Flug auslegen muss, der hinterher storniert wird, erhält sie die Rückzahlung von der Fluggesellschaft und wegen der firmeninternen Abrechnung außerdem den Scheck über die Auslage. Der Flugpreis ist exakt so hoch wie die Tilgung ihres Studienkredits. Tina ist eigentlich ein ehrlicher Mensch, aber hier kommt sie doch ins Grübeln. Nach drei Wochen löst sie den Scheck ein und bringt so eine Flut aus größeren und kleineren Betrügereien ins Rollen.

Camille Perri hat sich vermutlich aufgrund ihrer Erfahrung als Assistentin so genau in den Alltag ihrer Protagonistin versetzen können. Tina arbeitet hart und hat ständig vor Augen, wie ihr Chef Summen mal eben so ausgibt, die ihr jährliches Gehalt übersteigen. Das wissen, dass es genug Geld gäbe, veranlasst sie, den Scheck einzulösen und damit ihren Studienkredit zu tilgen. Etwas später bekommt sie aber einen Anruf von Emily, die ihr zu verstehen gibt, dass sie weiß, was Tina getan hat. So zwingt sie Tina, weiterhin Belege doppelt abzurechnen. Es stellt sich unweigerlich die Frage, ob ein Betrug entschuldbar ist, wenn damit Ausbildungskosten zurückgezahlt werden oder wenn man sich eine ganze Woche im Spa gönnen möchte. Sicher trägt auch die Erholung anschließend zur guten Arbeitsleistung bei.

Die Autorin lässt Tina zwischen den Stühlen agieren. Sie ist bestrebt, ihr Fehlverhalten nicht zu wiederholen, muss sich aber auch unter dem Druck der Kolleginnen beugen, damit davon nichts bekannt wird. Obendrein stellt Perri ihr den jungen Anwalt Kevin an die Seite, der unverschämt gut aussieht und Interesse an einer Partnerschaft hat. Auch das Verhältnis zu Robert wird persönlicher, sodass es immer schwieriger wird, wenn irgendwann die Wahrheit herauskommt. Die emotionalen Verstrickungen tragen außerdem zu Tinas innerer Zerrissenheit bei. Das Dilemma wird mit viel Humor aus Tinas Sicht erzählt.

Der Schreibstil ist passend zum Thema recht rasant gewählt. Die 240 Seiten des eBooks sind viel zu schnell gelesen, wobei die Geschichte nicht hätte länger sein dürfen. Die Figuren werden je nach Nähe zu Tina mehr oder weniger detailliert beschrieben, sodass ein lebendiges Bild entsteht. Die Konsequenzen sind jeweils plausibel und doch bieten sie noch Platz für Wendungen. Das Debüt der amerikanischen Autorin ist humorvoll unterhaltend und findet daher einen Platz in meinem Bücherregal.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Mit Kartoffelsuppe in ein neues Leben

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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Isabelle Wagner ist entsetzt, dass der neue Restaurantbesitzer nun keine taiwanesische Nudelsuppe mehr anbieten will. Seit elf Jahren ist sie daran gewöhnt, mittags eine warme Mahlzeit gegenüber von Brigittes ...

Isabelle Wagner ist entsetzt, dass der neue Restaurantbesitzer nun keine taiwanesische Nudelsuppe mehr anbieten will. Seit elf Jahren ist sie daran gewöhnt, mittags eine warme Mahlzeit gegenüber von Brigittes Blumenladen zu essen, wo sie ebenfalls schon sehr lange arbeitet. Der neue Koch weigert sich jedoch, etwas derartig profanes herzustellen. Auf den zweiten Blick ist der dickköpfige Mann aber doch ganz attraktiv.

Petra Hülsmann würfelt in ihrem dritten Frauenroman ganz unterschiedliche Charaktere zusammen, die eine witzige und romantische Geschichte ergeben. Alle Figuren bekommen etwas Einzigartiges verpasst, sodass sie für den Leser liebenswert erscheinen. Brigitte als Chefin des Blumenladens bekommt zusätzlich zu den wirtschaftlichen Problemen und der Verantwortung für ihre Mitarbeiterin auch noch einen abgestumpften Ehealltag mit Dieter. Jens muss sich als Inhaber des Restaurants auch noch um seine 16jährige Halbschwester Merle kümmern. Dagegen scheint Isabelles Leben wohlgeordnet und mit allem versehen, was eigentlich glücklich macht. Warum ist sie es dann aber nicht?

Isabelles zweiter Vorname ist Vorausplanung. Sie lässt sich nicht gern überraschen und hat es gern vorhersehbar. Nicht nur beim Essen ist sie mäkelig, oder krusch, wie man in Hamburg sagt, sondern auch in der Bereitschaft, mal etwas Neues zu probieren. Von daher ist es nur konsequent, dass sie jahrelang auf der Stelle steht und lieber immer dasselbe macht, als einmal neue Wege zu beschreiten. Mit ihrem Kumpel Knut, dem herzensguten Rockertyp, meistert sie auch schon mal schwierige Situationen, wagt sich aber nie weit aus ihrer Komfortzone. Allerdings wünscht sich Isabelle auch einen Mann an ihrer Seite. Sie hat genaue Vorstellungen von ihm, die natürlich auch nicht von der Realität abweichen sollten.

Die Protagonistin ist so anstrengend wie es klingt. Und doch sammelt sie mit ihrer Hilfsbereitschaft immer wieder Sympathien. Der Schreibstil ist dabei wohltuend temporeich und die Dialoge humorvoll. Die Liebesgeschichte ist einen Tick zu früh durchschaubar, aber eben auch unterhaltsam. Die Wandlung der Figuren vermittelt ein Wohlgefühl und lässt ein Lächeln auf den Lippen zurück. Alles zusammen macht dieses Buch zu einer idealen Urlaubslektüre.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Quelle des Todes

Agatha Raisin und der Tote im Wasser
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Agatha Raisin und ihr Nachbar James Lacey haben sich seit der verpatzten Hochzeit noch nicht wieder angenähert. Auch die Aufregung im Dorf, dass im benachbarten Ancombe ein Mineralwasserhersteller das ...

Agatha Raisin und ihr Nachbar James Lacey haben sich seit der verpatzten Hochzeit noch nicht wieder angenähert. Auch die Aufregung im Dorf, dass im benachbarten Ancombe ein Mineralwasserhersteller das Trinkwasser kostenpflichtig aus einer Quelle anbieten will, bringt die beiden nicht wieder ins Gespräch. Aus Langeweile macht sich Agatha zu Fuß auf den Weg zur Quelle und entdeckt dort den Vorstandsvorsitzenden der Firma. Er treibt tot im Wasser. Als ihr Roy Silver wenig später den Job anbietet, PR für die Firma zu machen, greift Agatha natürlich zu. Eine bessere Gelegenheit verdeckt zu ermitteln, wird sich ihr nicht mehr bieten.

Der siebte Fall für die immer mal wieder pensionierte PR-Fachfrau legt wieder deutlich an Fahrt zu. Wie gewohnt wird das beschauliche Carsely zum Ort des Verbrechens. Es gibt ein Wiedersehen mit den inzwischen schon vertraut gewordenen Bewohnern des Dorfes und lernt wenige neue kennen. Ihr Verhalten untereinander und die Beschreibungen der Landschaft lassen eine typisch britische Stimmung aufkommen. Agatha eckt wieder an und James gibt sich abweisend. Dabei kommt allerdings der Humor nicht zu kurz. Gewürzt wird die Verbindung der beiden mit einer Menge Missverständnissen, bei denen der Leser stets mehr weiß als die Figuren.

Der Krimi ist nach dem klassischen Aufbau gestaltet. Die Leiche wird gefunden und im Verlauf der Handlung werden mögliche Hergänge aufgezeigt. Die schottische Autorin Marion Chesney, die hier unter dem Pseudonym M. C. Beaton schreibt, hält sich diesmal etwas bedeckt mit den möglichen Tätern. Sie verwebt zudem die seinerzeit aktuellen politischen und gesellschaftlichen Probleme mit ein, indem sie mittels Demonstranten gegen die Fuchsjagd ist oder eben Einblick in ein britisches Mittelstandsunternehmen gibt. Alles zusammen gibt dem Krimi ein real erscheinendes Umfeld und sorgt indirekt dafür, dass man ihn in einem Rutsch durchliest. Nach dem schwachen sechsten Teil ist das wieder ein Buch, das ich auch als Einstieg in die Serie empfehlen kann. Der Fall lässt sich ohne Kenntnis der Vorgänger mühelos verstehen, da eventuelle Bezüge kurz erklärt werden. Zudem, man muss es ja leider sagen, drehen sich Agatha und James sowieso ständig im Kreis, sodass man in dieser Hinsicht nichts verpasst. Diesem Buch folgt „Agatha Raisin und der tote Friseur“, in dem ich die Hoffnung für die bärenäugige Ermittlerin nicht aufgebe. Leider müssen wir bis dahin noch bis März 2017 warten.