Profilbild von libri-amici

libri-amici

Lesejury Star
offline

libri-amici ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit libri-amici über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.04.2018

Die Billig-Lüge

Die Billig-Lüge
0

Franz Kotteder berichtet in seinem Sachbuch von den Methoden der Discounter hinsichtlich ihrer Geschäftspolitik, der Herkunft und oft skandalösen Produktionsweise der angebotenen Billigware und dem teilweise ...

Franz Kotteder berichtet in seinem Sachbuch von den Methoden der Discounter hinsichtlich ihrer Geschäftspolitik, der Herkunft und oft skandalösen Produktionsweise der angebotenen Billigware und dem teilweise erschreckenden Umgang mit dem Personal. Er lässt hierbei auch das Thema „Arbeitsbedingungen der Billigproduzenten im Ausland“ nicht aus. Dennoch ist er um Objektivität bemüht, schreibt keineswegs reißerisch oder hetzt gegen die Discounter, sondern zeigt dem Leser schonungslos seine Eigenverantwortlichkeit für diese Entwicklung auf.

Durch den Run auf immer billigere Ware, durch den Verzicht auf Qualität zugunsten des Preises ist der Konsument letztendlich derjenige, der über diesen Trend zu bestimmen vermag. Der „König Kunde“ entscheidet durch sein Kaufverhalten bzw. durch sein kritisches Hinterfragen, ob durch den Konkurrenzdruck der Billiganbieter inländische Firmen schließen müssen und Arbeitsplätze verloren gehen.

"Die Billig-Lüge" ist ein aufwühlender Report über einen Kreislauf, zu dessen Veränderung jeder einzelne von uns durch seine Einstellung und sein Konsumverhalten einen Beitrag leisten kann.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Beim Leben meiner Schwester

Beim Leben meiner Schwester
0

Mein erstes Buch von Jodie Picoult – und zugleich ein Buch, das mir beim Lesen buchstäblich die Füße unter dem Boden wegzog.

Mit fassungslosem Entsetzen las ich, wie ein Ehepaar, dessen zweijährige Tochter ...

Mein erstes Buch von Jodie Picoult – und zugleich ein Buch, das mir beim Lesen buchstäblich die Füße unter dem Boden wegzog.

Mit fassungslosem Entsetzen las ich, wie ein Ehepaar, dessen zweijährige Tochter Kate an akuter Leukämie erkrankt, ein Baby im Reagenzglas erzeugen lässt, damit dadurch genetisches Material als eine Art „Ersatzteillager“ für Kate zur Verfügung steht. Anna, dem „Designerbaby“, werden bereits gleich nach der Geburt Zellen aus der Nabelschnur entnommen, die Kate so dringend braucht und im Laufe der Jahre folgt eine Operation auf die andere.

Erst mit dem Ansinnen, Anna eine Niere zu entnehmen, um sie Kate einzupflanzen, stoßen sie an die Grenzen dessen, was Anna ertragen kann – und will. Das dreizehnjährige Mädchen wendet sich an einen Anwalt, um zukünftig selbst über ihre Organe und ihr Leben entscheiden zu dürfen.

Absolut tiefgründig, schockierend und mit sehr viel Emotionen schildert Jodie Picoult diese Geschichte aus der Sicht eines jeden Beteiligten. Der ständige Wechsel der erzählenden Personen ist jedoch keineswegs verwirrend, sondern detailliert dargestellt und zeigt, wie sehr jedes einzelne Familienmitglied in dieser Situation leidet, wie vernachlässigt sich die anderen beiden Kinder vorkommen, wie sie durch stille und auch offene Rebellion versuchen, auch auf sich Aufmerksamkeit zu ziehen – und letztendlich wie verfahren die Situation der Eltern ist.

Ein sehr tiefsinniges, nachdenklich machendes, mit tiefen Emotionen spielendes und zu Herzen gehendes Buch!

Veröffentlicht am 18.04.2018

Das Mädchen, das aus der Stille kam

Das Mädchen, das aus der Stille kam
0

„Das Mädchen, das aus der Stille kam“ ist die Biographie eines Mädchens, das gehörlos zur Welt kommt und als junge Frau ein Leben jenseits der Stille wagt.

Fiona Bollag macht durch ihre Geschichte Mut, ...

„Das Mädchen, das aus der Stille kam“ ist die Biographie eines Mädchens, das gehörlos zur Welt kommt und als junge Frau ein Leben jenseits der Stille wagt.

Fiona Bollag macht durch ihre Geschichte Mut, lehnt sich gegen das Schicksal auf, erlernt die Sprache, riskiert zwei Operationen, um mithilfe eines Implantates hören zu können – und wächst an den Hindernissen auf ihrem Weg. Sie erfährt bedingungslose Unterstützung durch ihre großartige Familie, in der Verständnis, Liebe und ein starker Zusammenhalt ihr die Wertschätzung und Geborgenheit vermitteln, die sie so dringend braucht, um den Alltag und das Erwachsenwerden mit allen damit verbundenen Problemen zu meistern.

Das vorliegende Buch ist sehr tiefsinnig und begnügt sich damit, die detaillierten Erklärungen im Ausmaß von vierzig Seiten im Anhang zu drucken und den Leser auf diese Weise selber entscheiden zu lassen, wie viel Fachliteratur er sich zumuten möchte.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Die Zwillinge von Highgate

Die Zwillinge von Highgate
0

Audrey Niffenegger hat mich bereits mit ihrem ersten Buch „Die Frau des Zeitreisenden“ beeindruckt. „Die Zwillinge von Highgate“ jedoch konnten diesen Roman noch bei weitem toppen. Es handelt sich hierbei ...

Audrey Niffenegger hat mich bereits mit ihrem ersten Buch „Die Frau des Zeitreisenden“ beeindruckt. „Die Zwillinge von Highgate“ jedoch konnten diesen Roman noch bei weitem toppen. Es handelt sich hierbei um eine faszinierende, romantische und überaus spannende Lektüre, die man beim besten Willen nicht aus der Hand legen kann, bevor man die letzte Seite umgeblättert hat.

Die Geschichte der Zwillinge Edie und Elspeth, die ein dunkles Geheimnis haben, die Töchter von Edie und Jack in Amerika – ebenfalls Zwillinge – und die Geschichte von Elspeth und Robert in London. Edie und Elspeth haben durch ein Ereignis, über das keine der beiden sprechen mochte, jeglichen Kontakt zueinander abgebrochen. Erst als ein Brief einlangt und Edie über den Krebstod von Elspeth informiert, steigt der Leser in die Geschichte der beiden Mädchen ein. Elspeth hinterlässt ihr gesamtes Vermögen den Zwillingen von Edie: Julia und Valentina .

Die beiden zwanzigjährigen nehmen die Bedingung, ein Jahr lang in Elspeth’s Wohnung in London zu leben, um ihr Erbe antreten zu dürfen, nur zu gerne an – für sie bedeutet es ein Abenteuer, eine Herausforderung und eine neue Richtung. In London wartet Robert, Elspeth’s Lebensgefährte, der an einer Doktorarbeit über den Friedhof in Highgate schreibt, der unendlich trauert, seine Geliebte verloren zu haben und der in der Ankunft der Zwillinge eine neue Aufgabe auf sich zukommen sieht.

Martin, ein an Phobien leidender und dadurch in seiner Wohnung isolierter Nachbar , spielt ebenso eine Rolle wie Mariejke, seine Ehefrau, die das Leben in dieser Isolation nicht mehr ausgehalten hat und nach Amsterdam gegangen ist, eine Auszeit nahm.

Die Lebensgeschichten dieser Menschen werden überaus interessant und fesselnd geschrieben und einige übernatürliche Ereignisse bringen Würze und Magie in dieses Buch.

Wunderschön, absolut zu empfehlen – bloß das Ende hat mich stark enttäuscht. Deshalb auch ein Stern Abzug.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Königskinder

Königskinder
0

Es handelt sich hierbei im Grunde nicht um einen Roman, sondern um einen Tatsachenbericht, der auf dem zufälligen Fund eines Briefbündels beruht. Der Autor entdeckte während einer Auktion die Liebesbriefe ...

Es handelt sich hierbei im Grunde nicht um einen Roman, sondern um einen Tatsachenbericht, der auf dem zufälligen Fund eines Briefbündels beruht. Der Autor entdeckte während einer Auktion die Liebesbriefe des Deutschen Rudolf Kaufmann an seine schwedische Freundin Ingeborg Magnusson und begann sich für die Geschichte der beiden zu interessieren.

Den beiden Liebenden waren nur wenige Tage Zusammensein vergönnt, die Umstände und die große räumliche Entfernung ließen kein „happy end“ zu. Ihre Korrespondenz erstreckt sich jedoch über einen Zeitraum von 5 Jahren, die Kaiser mithilfe gründlicher Recherchen und zahlreicher Berichte noch lebender Verwandter rekonstruiert hat.

Sehr viele Briefe sind in diesem Buch Wort für Wort abgedruckt und vermitteln dem Leser das ganze Ausmaß von Leid und Elend, das die Schreckensherrschaft des Nazi-Regimes ausgelöst hat. Es erzählt von der Ohnmacht und der grausamen Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung, vergisst nicht die Deportationen und Hinrichtungen zu erwähnen – berichtet aber auch von vielen Juden, denen die Flucht aus dem Nazi-Deutschland gerade noch gelungen ist.

Die völlige Hilflosigkeit und das Beschneiden sämtlicher Bürgerrechte, die Missachtung der menschlichen Würde – alles zusammen bildet einen erschütternden und traurigen Bericht über einen Menschen, der kämpft, sich den Herausforderungen des Lebens stellt, immer wieder aufsteht und weitermacht …. und letztendlich doch scheitert.

Der Vergleich mit dem „Tagebuch der Anne Frank“ ist meines Erachtens gar nicht so abwegig. "Königskinder" ist auf alle Fälle ein Buch, das man gelesen haben sollte.