Profilbild von bootedkat

bootedkat

Lesejury Profi
offline

bootedkat ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit bootedkat über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.12.2017

Als das Wünschen noch geholfen hat

Nalia, Tochter der Elemente - Der Jadedolch
0

Nalia ist eine Dschinn. Allerdings keine gewöhnliche ihrer Art, denn Nalia ist die Thronfolgerin von Ardjinna, der Heimat der Dschinn. Durch einen Putsch aus ihrer Heimat vertrieben, lebt sie nun auf der ...

Nalia ist eine Dschinn. Allerdings keine gewöhnliche ihrer Art, denn Nalia ist die Thronfolgerin von Ardjinna, der Heimat der Dschinn. Durch einen Putsch aus ihrer Heimat vertrieben, lebt sie nun auf der Erde bei ihrem Meister Malek Alzahabi. Zwei Wünsche hat er schon verbraucht und Nalia hofft sehnlichst, dass er bald seinen dritten Wunsch äußert und sie eine freie Dschinn wird. Allerdings rückt Malek mit seinem dritten Wunsch nicht heraus und Nalia beginnt sich nach anderen Wegen umzusehen, wie sie sich von ihrem Meister lösen kann. Schließlich trifft sie auf Raif, einen Rebellen aus ihrem Heimatland Ardjinna, der eine Möglichkeit weiß, ihr zu helfen. Allerdings hat Nalia noch ein ganz anderes Problem: Die Ifrit, die nach dem Sturz der Herrscherfamilie, die Geschicke in Ardjinna übernommen haben, sind ganz und gar nicht damit einverstanden, dass Nalia den Putsch überlebt habt.

Heather Demetrios verknüpft in „Nalia, Tochter der Elemente – Der Jadedolch“ zwei verschiedene Handlungsstränge miteinander. Die Haupthandlung dreht sich klar um Protagonistin Nalia und um ihr Leben bei ihrem Meister. Im zweiten Handlungsstrang folgt der Leser Nalias Widersacher Haran rund um die ganze Welt. Dadurch, dass die Geschehnisse um Nalia im Präteritum erzählt werden, die von Haran aber im Präsens, wird die von ihm ausgehende Gefahr umso deutlicher. Im Gegensatz zum Leser ahnt Nalia jedoch nicht, wie nah ihr Verfolger ihr schon gekommen ist, was den Wettlauf gegen die Zeit noch stärker hervorhebt.

In Rückblenden erfährt der Leser außerdem etwas über Nalias Vergangenheit und über ihre Ausbildung durch andere Dschinn. Und obwohl man versucht hat, sie auf jegliche Eventualitäten vorzubereiten, benimmt sich Nalia oft wie ein gewöhnliches achtzehnjähriges Mädchen. Mitunter führt das zu naiven und leichtsinnigen Entscheidungen. Für den Leser ist das frustrierend, da man weiß, dass Nalia sich ihrer bedrohlichen Lage bewusst ist. Die zahlreichen Verweise auf ihre Ausbildung suggerieren außerdem, dass sie es eigentlich besser wissen müsste.

Heather Demetrios weiß Spannung zu schaffen. Das hilft auch über manche Schwächen der Handlung und der Charaktere hinweg. Der lockere Sprachstil sorgt zudem dafür, dass sich „Nalia, Tochter der Elemente – Der Jadedolch“ flüssig lesen lässt, wobei hier natürlich auch die Leistung der Übersetzerin gewürdigt werden muss, diese Leichtigkeit zu übertragen.

Veröffentlicht am 28.06.2020

Keine Rosen ohne Dornen

Truly
0

Ein Semester später als geplant folgt Andie ihrer besten Freundin June zum Studium nach Seattle. Allerdings gestaltet sich das Leben in der Großstadt ohne Job, Wohnung und Geld etwas kompliziert. Nachdem ...

Ein Semester später als geplant folgt Andie ihrer besten Freundin June zum Studium nach Seattle. Allerdings gestaltet sich das Leben in der Großstadt ohne Job, Wohnung und Geld etwas kompliziert. Nachdem Andie nicht mehr bei June im Wohnheim übernachten darf, bietet ihr ihr Arbeitgeber Mason ein Zimmer in seiner WG an, wo auch Andies Kollege Cooper wohnt, der sie ganz schön durcheinander bringt. Und auch Cooper fühlt sich zu Andie hingezogen, allerdings haben beide neben ihren Gefühlen noch genug andere Baustellen in ihrem Leben.

Ava Reeds „Truly“ braucht ein bisschen, um Fahrt aufzunehmen. Die tatsächlichen Ereignisse entwickeln sich nur langsam und auch mit den Charakteren muss man sich erst einmal ein wenig anfreunden. Dass alle ihre Maken haben, mag sympathisch wirken sollen, allerdings stehen sich die Figuren aufgrund ihrer Eigenheiten alle gewaltig selbst im Weg und verhalten sich, obwohl sie alle im Studierendenalter sind, eher wie bockige Teenager. Hinzu kommt, dass Andies Freundin June dermaßen aufgedreht ist, dass sie das Scheinwerferlicht der Geschichte an vielen Stellen von Andie ablenkt und Andie dadurch eher unmündig und wie eine Statistin in ihrer eigenen Geschichte wirkt.

An manchen Stellen fügen sich die „Zufälle“ und Klischees etwas stark und machen die Geschichte dadurch vorhersehbar. Was Andie und Cooper anbelangt, kann man den großen Knall, auf den es hinauslaufen wird, bereits ein ganzes Stück vorher erahnen. Einfach, weil weder Andie noch Cooper mal über den Elefanten im Raum reden, sondern ständig drumherum tanzen. Die Auflösung, auf die die Geschichte letztendlich zusteuert, wirkt in dieser Form etwas gewollt und hätte es so nicht gebraucht. In Anbetracht der Tatsache, dass zwischen Cooper und Andie kaum wirkliche Gespräche stattfinden, hätte eine andere Szene eher den Eindruck erwecken können, dass es bei den beiden um Gefühle und nicht bloß um körperliche Anziehung geht.
An sich sind Aufbau, Setting und Struktur der Geschichte aber gar nicht mal so schlecht. Der Schreibstil passt hervorragend zu der eher seichten Geschichte, da er sich leicht und flüssig weglesen lässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.02.2020

Game of Bones

Priest of Bones
0

Tomas Piety war der Herrscher der Straßen von Ellinburg. Vor dem Krieg. Jetzt haben sich andere in Tomas alten Revieren breitgemacht: nicht, dass er sich das gefallen lässt. Ganz im Gegenteil, Tomas ist ...

Tomas Piety war der Herrscher der Straßen von Ellinburg. Vor dem Krieg. Jetzt haben sich andere in Tomas alten Revieren breitgemacht: nicht, dass er sich das gefallen lässt. Ganz im Gegenteil, Tomas ist wild entschlossen sich das, was vor dem Krieg ihm gehörte, zurückzuholen. Koste es, was es wolle. Aus alten Bekannten und Soldaten, die gemeinsam mit ihm gekämpft haben, stellt er die „Pious Men“ zusammen. Eine schlagkräftige und trinkfeste Truppe, zu der auch seine Stellvertreterin Bloody Anne und Billy the Boy, der von der Göttin berührt ist und offenbar magische Fähigkeiten hat, gehören. Als er allerdings aufdeckt, wer sich in Wirklichkeit seinen Besitz zu eigen gemacht hat, scheinen die Ereignisse eine Nummer zu groß für Tomas zu werden.

Man kann darüber streiten, ob Tomas Piety ein Armeepriester ist oder nicht. Heilig ist ihm jedenfalls außer seinem persönlichen Imperium nicht viel. Das verteidigt er allerdings mit allem was er hat. Als Tomas die rausschmeißt, die sich seinen Besitz zu eigen gemacht haben, bedeutet das für Ellinburg den einen Kriminellen gegen einen anderen zu tauschen. Die, die unter seinem Schutz stehen profitieren zwar davon, alle anderen eher weniger. Auch, was seine Leute anbelangt, ist Tomas äußerst vorsichtig, geht mit Vertrauen sparsam um und verteilt bestimmte Posten und Aufgaben aus purer Berechnung. Mit seinem Verhalten erinnert er dabei manchmal an Gangster- oder Mafiabosse aus alten Filmen.

Der Titel „Priest of Bones“ spiegelt den Ton der Geschichte bereits treffend wieder. Der Ton ist rau, die Sprache derb. Während der raue Ton und die derbe Sprache woanders absolut fehlplatziert wirken würden, tragen sie hier zu einem runden Gesamtkonzept bei. An das man sich allerdings erst ein wenig gewöhnen muss. So düster die Handlung an sich bereits ist, Tomas Piety als Ich-Erzähler trägt seinen zusätzlichen Anteil dazu bei. Peter McLean lässt seinen Hauptcharakter fluchen, Morde beschreiben und sich dabei selbst völlig im Recht sehen. Aber auch, wenn Tomas selbstherrlich daherkommt, und die Ereignisse fast ausschließlich durch ihn veranlasst erscheinen, nimmt er sich meistens zurück und erzählt vorwiegend über die anderen. Wirklich sympathisch wird im Laufe der Geschichte keiner der Charaktere, auch wenn ihre Handlungen nachvollziehbarer werden, je mehr man über sie erfährt. Dennoch liegt gerade in den streitbaren Charakteren und ihren Konflikten der Reiz der Erzählung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2019

Im Dschungel aus Macht und Gewalt

Schwarzer Leopard, roter Wolf
0

Der Jäger Sucher zeichnet sich durch seinen besonderen Geruchssinn aus. Hat er einmal einen bestimmten Geruch in der Nase, verliert er ihn auch nicht mehr so schnell und kann dadurch jeden aufspüren. Genau ...

Der Jäger Sucher zeichnet sich durch seinen besonderen Geruchssinn aus. Hat er einmal einen bestimmten Geruch in der Nase, verliert er ihn auch nicht mehr so schnell und kann dadurch jeden aufspüren. Genau diese Fähigkeit bringt ihm eine seiner schwersten Aufgaben ein. Drei Jahre zuvor wurde ein Junge verschleppt, der in der Thronfolge eines phantastischen Afrikas eine wichtige Rolle spielt. Während er die Fährte des Kindes verfolgt, begleiten ihn verschiedene Gefährten. Ein Gestaltwandler, der sich in einen Leoparden verwandeln kann, ein Büffel, eine Mondhexe und auch ein Riese, der nicht gerne Riese genannt wird.

Es ist eine von Gewalt geprägte Welt, die Marlon James in „Schwarzer Leopard, Roter Wolf“ erschafft. Die Gewalt äußert sich dabei nicht nur in der Handlung, in der gemordet, versklavt, erniedrigt und vergewaltigt wird, sondern auch in der Sprache. Neben dem Lieblingsschimpfwort „Fick die Götter“ des Protagonisten ist „ficken“ überhaupt ein nicht nur häufig verwendetes Wort, sondern auch keine seltene Tätigkeit in der Geschichte. Dabei liegt der Fokus allerdings weniger auf dem Geschlechtsverkehr selbst, als auf der Ausübung von Macht dadurch. Die Reduzierung der Sprache auf Kraftausdrücke spiegelt den von Gewalt und rauen Umgangsformen geprägten Alltag der Figuren wieder. Gegenüber den Kindern zeigt Sucher zwar Zuneigung, doch diese wird meist nur vorsichtig und zurückhaltend zum Ausdruck gebracht.

Das „Was“ der Geschichte, also die Handlung an sich, ist es auch, was den Leser in die Geschichte zieht, denn das „Wie“, die von Flüchen und Kraftausdrücken geprägte Sprache, macht es oft schwer Zugang zu den Figuren zu finden. Stellenweise nimmt man dadurch beim Lesen sogar eher eine ablehnende Haltung ein, wodurch es nicht immer einfach ist, den Ereignissen zu folgen. Auch, dass keiner der Charaktere ein echter Sympathieträger ist, macht das Lesen nicht einfacher. Trotz der rauen Umgangsformen ist die Dynamik der Figuren untereinander faszinierend, da vor allem Sucher und den Leopard eine Art Hassliebe mit einander verbindet. Aus literarischer Sicht ist die gegenseitige Spiegelung von Sprache und Handlung durchaus spannend, zum entspannten Lesen lädt „Schwarzer Leopard, roter Wolf“ nur bedingt ein, was schade ist, da in der Erzählung viel Potential steckt.

Veröffentlicht am 18.04.2018

Der Boden unter den Füßen

Wahrheit gegen Wahrheit
0

Vivian und Matt Miller. Zehn Jahre verheiratet, vier Kinder. Sie Analystin bei der CIA, er IT-Spezialist. Eigentlich eine echte Bilderbuchfamilie. Vielleicht ein wenig zu perfekt. Als Vivian einen Algorithmus ...

Vivian und Matt Miller. Zehn Jahre verheiratet, vier Kinder. Sie Analystin bei der CIA, er IT-Spezialist. Eigentlich eine echte Bilderbuchfamilie. Vielleicht ein wenig zu perfekt. Als Vivian einen Algorithmus entwickelt, der ihr Zugriff auf die Daten eines russischen Agentenbetreuers gewährt, bricht alles zusammen. Zwischen all den Informationen befindet sich auch ein Bild von ihrem Mann.

Es ist das Szenario einer typisch amerikanischen Krimiserie: Russische Schläferagenten. So ganz ist der alte Ost-West-Konflikt nie aus den Köpfen und der Politik verschwunden. Mit dem Unterschied, dass es im Krimi meistens nur die amerikanischen Agenten gegen die russischen Schläfer sind. Vivian hat den Konflikt direkt in ihrer Familie. Liefert sie ihren Mann an die CIA aus, nimmt sie gleichzeitig ihren Kindern den Vater und zerstört ihre Familie. Wenn sie schweigt, macht sie sich strafbar.

Karen Clevelands Motivation einen Roman über Spionageabwehr der CIA zu schreiben, kommt nicht von ungefähr. Die Autorin war selbst als Analystin tätig. Dennoch ergeben sich ein paar Ungereimtheiten. Wie kann es sein, dass jemand, der gegen russische Schläferagenten ermittelt, keine russischen Sprachkenntnisse nachweisen muss? Oder, dass sich jemand, der sich so um seine Familie sorgt, keine Hilfe sucht, obwohl die Bedrohung offensichtlich ist?

Nichtsdestotrotz ist Karen Cleveland ein spannender und fesselnder Roman gelungen. Dadurch, dass der Leser die Ereignisse aus Vivians Sicht erlebt, entsteht stellenweise eine erschreckend reale Beklemmung, die es nahezu unmöglich macht, nicht weiterzulesen. Und dann ist da noch die stete, im Subtext gestellte, Frage an den Leser, wie er wohl handeln würde, wäre er selbst in der Situation. Vivians Verhalten mag zwar mitunter nicht völlig nachvollziehbar sein, regt aber zum Nachdenken an. Sieht man von den mehr oder weniger kleineren Schwächen der Handlung ab, dann ist der Autorin ein durchaus spannender Roman gelungen, der sich, dank des Schreibstils, flüssig weglesen lässt.