Ein Haus, in dem man nicht leben wil
Asoziales WohnenEin Haus, in dem man nicht leben will, mit dem man im Alltag dennoch konfrontiert wird, das zeichnet Dirk Bernemann in seinem neuen Werk "Asoziales Wohnen". Und Zeichnen ist hier durchaus ernst zu nehmen, ...
Ein Haus, in dem man nicht leben will, mit dem man im Alltag dennoch konfrontiert wird, das zeichnet Dirk Bernemann in seinem neuen Werk "Asoziales Wohnen". Und Zeichnen ist hier durchaus ernst zu nehmen, ähnelt das Buch, dessen Titel allein schon ein sozialkritisches Fotokunstwerk darstellt, eher einem sozialkritischen Gemälde des Briten Malcolm Morley als einem deutschen oder auch englischen Gegenwartsroman. Ein höchst ungewöhnliches Werk also, in dem die einzelnen Parteien ebenso enthüllend wie verwirrend beschrieben werden.
Eigentlich ein Buch, das polarisiert. Ich könnte mir vorstellen, dass die meisten Leser entweder begeistert oder vollkommen ablehnend reagieren, ich jedoch bin irritiert und zwiegespalten. Einerseits berührt mich die zum Teil wirklich poetische Sprache, andererseits frappiert mich die Direktheit. Die Geschichte der einzelnen Bewohner verwischen sich teilweise, verschwimmen ineinander und entwickeln ganz neue Zusammenhänge.
Nicht der Stil, den ich gerne lese, um nach einem anstrengenden Arbeitstag Entspannung und Kraft zu gewinnen - auf jeden Fall war es die eher anspruchsvollen Stunden, die recht viel Aufmerksamkeit erforderten, wert: Ich habe eine mir vollkommen neue literarische Welt kennengelernt und kann mir noch überlegen, ob und wie tief ich in diese eintauchen möchte, ob ich mich näher auf Dirk Bernemann und auf sein Umfeld einlassen mag. Sehr zu empfehlen allen Liebhabern innovativen Schreibens und Lesens, all denen, die mit dem Althergebrachten brechen möchten und dazu viel Zeit, Konzentration und starke Nerven mitbringen.