Profilbild von sommerlese

sommerlese

Lesejury Star
offline

sommerlese ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit sommerlese über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.04.2018

Eine Frau geht ihren Weg

Die Frau, die allen davonrannte
0

Aganetha ist ein einzigartiger Charakter, sie erzählt aus ihrer bewegten Vergangenheit, von ihrer Familie, ihrem Kampfgeist und ihrem Verzicht für die Läuferkarriere. Wenn man sie als alten Menschen kennen ...

Aganetha ist ein einzigartiger Charakter, sie erzählt aus ihrer bewegten Vergangenheit, von ihrer Familie, ihrem Kampfgeist und ihrem Verzicht für die Läuferkarriere. Wenn man sie als alten Menschen kennen lernt, erkennt man, wie sie durch ihr Leben geprägt wurde. Man erlebt mit ihr die emotionalen Höhen und Tiefen ihrer Läuferkarriere fast real mit und ist neugierig, wie ihr Leben sich weiter entwickelt.

Die Autorin hat einen wunderbaren Schreibstil, der die Gefühle der Protagonisten so authentisch einfängt, dass ich begeistert gelesen habe.
Es zeigt die traditonellen Zwängen unterworfene Rolle der Frau in den letzten 100 Jahren, in denen sich Frauen selbst im Sport erst etablieren mussten, um anerkannt zu werden. Die Geschichte baut dabei auf der ersten Olympiade mit weiblichen Teilnehmerinnen in den Leichtathletikdisziplinen 1928 in Amsterdam auf. Aganetha ist allerdings eine fiktive Figur. Doch dank ihr wird anschaulich gemacht, welchen Kampfgeist und welch hartes Leben diese Karriere erforderte.

Neben der interessanten Lebensgeschichte hat mich der Schreibstil mitgerissen und auch inhaltlich wurde ich nicht enttäuscht. Wie sich hier Spannung entwickelt, die vielen Figuren zu leben beginnen und es dann noch eine große Überraschung am Ende gibt, ist schon für ein Debüt meisterlich!

Man muss sich diesem Buch schon intensiv widmen, sonst sind die zeitlichen Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart nicht nachvollziehbar. Gerade diese Zeitwechsel geben dem Buch seinen dynamischen Fluss. Hier geht es um die Freundschaft, Familie, Erfolg und den Tod. Davon kann Aganetha viel erzählen, denn ihr langes Leben ist geprägt vom Abschied von geliebten Menschen und ihren Opfern für sportlichen Erfolg.

Was aber am meisten berührt, steht mehr oder weniger zwischen den Zeilen. Es ist das Vergessen, wie man die eigene Vergangenheit verdrängt, aber auch von der Nachwelt vergessen wird. Das gibt der Geschichte einen melancholischen Anklang.

Mir erschien dieser Charakter der Aggie sehr lebendig und der Autorin ist es gelungen, ihn so in die Handlung und den geschichtlichen Hintergrund einzubauen, dass es ein stimmiges Ganzes ergibt. Man glaubt, die echte erste Goldmedaillen-Gewinnerin vor sich zu haben.

Eine interessante Figur, die das Rollenbild der Frau im Sport zeigt, aber auch die familiären Zwänge deutlich macht.


Dieses Buch nimmt den Leser mit auf eine Reise und zeigt eine Frau, die ihren Weg geht, egal welche Schwierigkeiten sich ihr in den Weg stellen.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Mitreißender Thriller, der unter die Haut geht und sich zum Pageturner entwickelt!

Those Girls – Was dich nicht tötet
0

Dieser Thriller dreht sich um Misshandlung von Frauen, er zeigt deren Verzweiflung und gegenseitige Hilfestellung und wie aus friedlichen Frauen durch fremde Gewalt auch starke Personen werden, die ebenfalls ...

Dieser Thriller dreht sich um Misshandlung von Frauen, er zeigt deren Verzweiflung und gegenseitige Hilfestellung und wie aus friedlichen Frauen durch fremde Gewalt auch starke Personen werden, die ebenfalls Gewalt anwenden können. Ihre gegenseitige schwesterliche Verbundenheit ist ein undurchtrennbares Band, das gemeinsam erlittene Leid schweißt sie auf immer zusammen. Diese Verbindung macht sie stark.

Bei Chevy Stevens gefällt mir der angenehme, flüssige Schreibstil und ihre genaue, perfekte Darstellung von Emotionen. In diesem Fall natürlich hauptsächlich von Angst, Hilflosigkeit und Verzweiflung. aber ebenfalls von schwesterlicher Liebe, die auch auf die Nichte Skylar übergeht. Gerade die überwältigenden Muttergefühle nach einer Geburt hat sie fantastisch beschrieben.

An diesem Buch hat mich begeistert, wie die Figuren unterschiedlich mit ihren Ängsten umgehen und wie deren Emotionen geschildert werden. Es geschieht so authentisch und packend, dass man sich wie eine von ihnen fühlt und das macht dieses Buch zu einem Pageturner.

Die Handlung verteilt sich auf drei Abschnitte, in der die Schwestern und Nichte umschichtig erzählen. Es beginnt in der Vergangenheit mit ihrem brutalen Vater, zeigt dann über das erlittende Martyrium mit zwei Männern und geht letzten Endes in einen Rachezug über, der in weitere Angst und Schrecken führt. Man hat kaum Zeit, um zu verschnaufen und die Angst ist allgegenwärtig.


Dieses Buch zeigt zwar brutale Übergriffe, aber die Geschehnisse werden nicht "blutig" im Detail beschrieben. Dennoch sind die Vorgänge so eindringlich genau, die emotionale Anspannung ist so spürbar real, dass man mit den Protagonistinnen gemeinsam mitleidet.

Der Spannungsbogen ist stetig ansteigend, es gibt allerdings einige Längen, die in der inhaltlichen Beschreibung begründet sind.
Was mich etwas gestört hat, ist der häufige Umgang mit Waffen. Das spiegelt ein typisches Bild der amerikanischen Gesellschaft wider, wo in den meisten Haushalten wie selbstverständlich Waffen zu finden sind. Wer eine Waffe besitzt, gerät aber eher in Versuchung, sie auch zu benutzen.
Ebenso empfand ich die anfängliche Flucht fragwürdig, denn die Tat war unter den gegebenen Umstände absolute Notwehr. Sicherlich gerieten die Mädchen in Panik, aber die authentische rechtliche Situation sollte schon dargestellt werden.



"Those Girls" ist ein mitreißender Thriller, der die Gefühle der Figuren hautnah miterleben lässt und sich zum Pageturner entwickelt!

Veröffentlicht am 19.04.2018

Dieser historische Krimi ist fesselnd, informativ und wunderbar geschrieben.

Der Todesengel von London
0

Dies ist mein erster Krimi aus der Feder dieser erfolgreichen Autorin. Es handelt sich beim 21. Band um Inspektor William Monk.
In diesem Fall ist seine Frau Hester bei ihrer Arbeit als Krankenschwester ...

Dies ist mein erster Krimi aus der Feder dieser erfolgreichen Autorin. Es handelt sich beim 21. Band um Inspektor William Monk.
In diesem Fall ist seine Frau Hester bei ihrer Arbeit als Krankenschwester auf eine unfreiwillige Blutentnahme bei Kindern gestossen. Scheinbar ist das Leben der Kinder egal, es gilt nur ihr Blut, das für eine Art Experiment benötigt wird. Es wird einem an Leukämie erkrankten reichen Mann übertragen. Als Hester den Chemiker, der die Behandlung durchführt, auf den schlechten Zustand der Kinder anspricht, wird sie kurzerhand mit den Kindern in ein Privathaus entführt.

Wir reisen in das viktorianische England, in die Zeit der Regentschaft Königin Victorias (1837 bis 1901).
Es ist eine Zeitspanne, in der es durch Missernten zu Hungersnöten kam, die aufkommende Industrialisierung finanziellen Aufschwung versprach und kolonialer Wettberwerb mit Frankreich und dem Deutschen Reich herrschte.

Die umfangreichen Beschreibungen der damaligen medizinischen Zustände, die gesellschaftlichen Zustände zwischen Arm und Reich und der Erzählstil zeichnen wunderbar ein Bild von dieser Zeitepoche. Ich fühlte mich authentisch zurückversetzt und erlebte, welche medizinischen Möglichkeiten von heute, den Menschen damals noch nicht erschlossen waren.

Doch die Menschen waren genau wie heute. Es gab Egoisten, die ihr Leben auf Kosten von anderen Menschen retten wollten, fanatische Wissenschaftler, die um jeden Preis neue medizinische Wege einschlugen und hilfsbereite Menschen, die jedes einzelne Menschenleben achteten. Mir hat die Vielfalt dieser Charaktere gut gefallen. Es ist natürlich Hester und ihr Mann William, die polarisieren, aber auch ein paar andere liebenswerte Figuren passen sehr gut in die Handlung.

Die Spannung hält Einzug, als Hester entführt wird. Man bangt um ihr Leben und das der Kinder. Es geht im weiteren Verlauf aber auch um die Gerichtsverhandlung, in der die Schuldigen für bestimmte Morde gesucht werden. Hier zieht sich meiner Meinung nach die Handlung etwas in die Länge.

Mich hat dieser Krimi vor seinem historischen Hintergrund gut unterhalten und der sprachlich gewandte Stil der Autorin gefällt mir gut. Wer gern historische Krimis liest, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt.

Veröffentlicht am 19.04.2018

Inselfeeling und ein echter Wohlfühlroman

Strandkorbträume
0

Nach dem dritten Band der Reihe "Wintersonnenglanz" geht es nun weiter mit einem Urlaubsroman voller Nordseeflair auf der Ferieninsel Sylt. Es gibt ein Wiedersehen mit den Freundinnen vom Büchernest, einem ...

Nach dem dritten Band der Reihe "Wintersonnenglanz" geht es nun weiter mit einem Urlaubsroman voller Nordseeflair auf der Ferieninsel Sylt. Es gibt ein Wiedersehen mit den Freundinnen vom Büchernest, einem niedlichen Buchladen und es steht sogar eine Hochzeit ins Haus: Tante Bea heiratet ihren Adalbert.

Auch dieses Buch liest sich wieder sehr leicht und locker, auch wenn dunkle Wolken am Horizont das Ende des Buchladens verkünden. Die Freundinnen lassen sich jedoch nicht entmutigen, sie überlegen neue Konzepte und suchen im hart umkämpften Immobilienmarkt einen geeigneten Laden. Leider ist das eine Frage des Preises und deswegen finden sich nicht gerade viele Objekte zur Auswahl.


Für Sophie bedeutet der Umzug nach Sylt einen Schlussstrich unter ihre Beziehung zu David zu ziehen. Längst schon hat sie in Wien gemerkt, dass ihre Wege nicht übereinstimmen.
Auf ihre Arbeit im Buchladen "Bücherstube" freut sie sich sehr und kann es kaum abwarten, ihre Freundinnen wiederzusehen.

Dieser Roman lässt den Leser stimmungsvoll mitreisen zu den authentischen Schauplätzen Sylts, die im Buch immer wieder auftauchen. Man kann sich damit sofort in die nötige Stimmung für einen Sommerurlaub auf der schönen Nordseeinsel versetzen. Ortskundige werden Bekanntes wiedererkennen.

Gabriella Engelmanns Schreibstil lässt sich locker und leicht lesen, die kurzen Kapitel werden aus verschiedener Sicht der Protagonistinnen erzählt und so kann man gut alles genau miterleben.
Die Charaktere sind vielfältig angelegt, es gibt lustige, traurige und auch ernste Szenen, bei denen man sich wie in einer Familie beteiligt fühlt.
Ein wenig Platt sorgt für das nötige Friesenflair und die Ideen in und um den Buchladen verlocken jeden Bücherwurm. Man würde dort selbst gern einkaufen, einen Tee trinken und die verschiedenen Vorträge oder Lesungen besuchen. Es ist ein Roman zu Wohlfühlen und das Syltflair hat mich sofort begeistert und an eigene Aufenthalte erinnert. Geschickt baut die Autorin die Problematik des schwierigen Immobilienmarktes auf Sylt ein und das verleiht dem Ganzen einen realistischen Anstrich.

Die Geschichte will locker unterhalten und plätschert daher manchmal etwas vor sich hin. Es ist genau die richtige Lektüre für den Strandkorb.


Dies ist ein Wohlfühlroman für schöne und entspannte Lesestunden, der Lust auf einen Urlaub auf Sylt macht. Das Inselflair ist sehr authentisch und wer schon einmal dort war, wird viele Schauplätze wiedererkennen.

Veröffentlicht am 14.04.2018

Ein toller Sommer-Sonnen-Urlaubsroman von der Amalfi-Küste

Ein Sommer wie Limoneneis
0

Marco ist erfolgreicher Immobilienanwalt und lebt mit Frau und Kindern in München. Seine italienischen Wurzel interessieren ihn wenig und noch weniger kümmert er sich um seine Familie in Amalfi, die dort ...

Marco ist erfolgreicher Immobilienanwalt und lebt mit Frau und Kindern in München. Seine italienischen Wurzel interessieren ihn wenig und noch weniger kümmert er sich um seine Familie in Amalfi, die dort seit Generationen eine Limonen-Plantage betreibt.

Als er im größten beruflichen Stress steckt, verschwindet seine Frau, hinterlässt ihm ihre Scheidungsabsicht und lässt ihn mit den beiden Kindern allein. Als sein Vater sich auch noch ein Bein bricht, reist Marco kurzerhand nach Amalfi, um mal auf die Schnelle alles zu regeln. Doch so einfach wie er sich das denkt ist das nicht. Und ob er will oder nicht, schnell nimmt ihn seine wunderschöne Heimat und das italienische Lebensgefühl gefangen. Außerdem sieht er seine Jugendliebe Lisabetta wieder, der Zauber Italiens vereinnahmt ihn mehr und mehr.


Die Bücher von Marie Matisek haben stets einen Wohlfühleffekt und verleihen sommerliche Urlaubsgefühle. Auch mit diesem Buch gelingt ihr das erneut und man findet sich schnell in der zauberhaften Küstenlandschaft bei Amalfi wieder. Das italienische Flair schwappt förmlich auf den Leser über und man sieht sich gemeinsam mit dem Protagonisten die Limonenplantage und die wunderschönen Schauplätze an.


In diesem Buch findet Marco seinen Weg zurück zu seinen Wurzeln. Jahrelang hat er für seine Karriere gelebt und dabei Frau und Kind zwar luxuriös versorgt, aber das Seelenleben und die familiäre Gemeinschaft mussten darunter leiden.

Erst ein Besuch bei seinem kranken Vater in Amalfi, das Wiedersehen mit alten Jugendfreunden und die Schmetterlinge im Bauch als er auch seine erste große Liebe Lisabetta wiedertrifft, machen ihm einiges im Leben klar.


Mit dieser Geschichte verzaubert Marie Matisek den Leser mit italienischem Lebensgefühl und kulinarischen Köstlichkeiten, sie zeigt aber auch die Sorgen im Zitronenanbau und erklärt, wie vorbildlich die Amalfitanos Nachbarschaftshilfe betreiben. Die Limonenplantage bringt viel Arbeit und intensives Kümmern mit sich. Zeit, die der Anwalt Marco für den geringen Ertrag nicht erbringen möchte.

Ich konnte ganz in das italienische Flair eintauchen, kenne die Gegend und die wunderbaren Ausblicke an italienischer Küsten und ließ mich gern davon verzaubern.


Mir haben auch die Charaktere gut gefallen, man liest von ihnen und meint sie alle zu kennen, so detailgenau und treffend werden sie beschrieben.

Die Schauplätze und Stimmungen erscheinen lebendig und wunderschön. Die Liebesgeschichte hätte ich persönlich gar nicht gebraucht.


Es ist ein Wohlfühlroman, der den nächsten Urlaub in Italien herbeisehnen lässt. Aber er lässt auch innehalten und nachdenken über die wahren Ziele im Leben.

Was braucht man im Leben? Kann man mit Wohlstand alles erreichen, was das Leben lebenswert macht?


Für sommerliche Urlaubslektüre ist dieser Roman sehr gut geeignet, aber auch zum Träumen für Daheim sorgt er für schöne Lesestunden und macht Lust auf Limoneneis und Limoncello.