Feuerrot, diesmal ein Jugendbuch mit historischem Hintergrund, hat mich wieder einmal daran erinnert, warum ich Nina Blazons Geschichten so liebe: Sie ist eine der wenigen Autorinnen, die ein wunderbar positives Frauenbild vermitteln.
Ihre Figuren sind nie weinerlich oder nervig, sie sind nicht auf den Mund gefallen, müssen eigentlich nicht gerettet werden (es sei denn, die Situation ist wirklich verzwickt und unmöglich alleine zu bewältigen) und sie bekommen ganz sicher keine weichen Knie, weil ihnen der "unverschämt gutaussehende Badboy" mal eben zugelächelt hat - und wenn doch, dann durchschauen sie ihn früh genug.
Außerdem kommen Freundschaften bzw. Bindungen zwischen den Frauen nicht zu kurz (was leider in den meisten Jugend-, YA- und NA-Romanen der Fall ist, denn da geht es oft nur um einen Typen und die Rivalität zwischen den Damen).
In Feuerrot widmet sich Frau Blazon einem traurigen und trotzdem sehr interessanten Thema: der Hexen- /Dämonenverfolgung und wie vor allem Frauen unter dieser zu leiden hatten.
Das Ganze wird abwechselnd aus der Sicht von Madda (einer Magd), Elisabeth (aus gutem Hause) und Beno (ebenfalls aus gutem Hause) erzählt.
Dadurch hat man einen guten Einblick in das Leben von Arm und Reich.
Beno war dabei meiner Meinung nach sogar am spannendsten, denn durch seine Gedankengänge kann man wunderbar sehen, welchen Einfluss die Worte des Inquisitors Kramer haben und wie schnell sich zur damaligen Zeit Zweifel und Ängste bilden konnten:
Sind Frauen etwa alle sündige, gottlose, schwache Kreaturen, die anfällig für Dämonen und den Teufel sind?
Über einige der Männer und natürlich vor allem Lucio und Kramer (die sogar Aussagen und "Hexentests" fälschen, um die Frauen brennen zu sehen) habe ich mich so geärgert, dass ich das Buch am liebsten gegen die Wand schmeißen wollte (was eine Schande wäre, weil es absolut toll ist).
Hier nur mal ein Kramer-Zitat:
"(...) Die Frauen wenden sich von Gott ab, um Satans Dienerinnen zu sein. Und durch Verführung reißen sie Menschen mit sich ins Verderben.
Sie sind das wahre Übel, denn ein Dämon ist machtlos ohne seine Hexe. Es braucht ein leichtgläubiges, wollüstiges Wesen aus Fleisch und Blut als Instrument seiner Macht, um dem Teufel dienen zu können.
Es braucht... die Frau!"
Kramer und viele andere Figuren, z.B. Anna Mindelheim und Agnes Bader, die unter Folter Geständnisse ablegten und als Hexen verurteilt wurden, hat es übrigens wirklich gegeben. Das Nachwort der Autorin hierzu ist unglaublich interessant (und bedrückend).
Der Schreibstil ist wie immer super, die Geschichte von Anfang bis Ende spannend und... oh ja! Die Liebe kommt natürlich auch nicht zu kurz. :)
Ich könnte mir sogar eine Verfilmung richtig gut vorstellen.
Fazit:
Ich habe mich die ganze Zeit gut unterhalten gefühlt, ich mochte die Hauptcharaktere (bis auf ein paar kleine Missverständnisse und Streitgespräche, aber hey, es sind Teenager... da gehen auch mal die Hormone durch) und das Ende war sowohl befriedigend, als auch sehr realistisch.
Absolute Leseempfehlung!
Sollte Nina Blazon in einem ihrer zukünftigen Bücher nun auch noch das Thema LGBT positiv aufgreifen (und sei es nur am Rande), wird sie meine persönliche Jugendbuch-Heldin!