" 'Argo', sagte ich, 'hast du den Film gesehen? [...]' 'Über den Hollywood-Undercover-Einsatz mit den Iranern?' [...] 'Meinst du, wir könnten das auch durchziehen?' (S. 153)
Bei der Jagd nach einem der größten mexikanischen Drogenbarone muss man kreativ sein und Durchhaltevermögen beweisen. Das ist die Lehre, die man gleich zu Beginn von Andrew Hogans Erfahrungsbericht "Jagd auf El Chapo" ziehen kann.
Joaquin Guzman Loera war jahrelang einer der bedeutendsten Drogenbarone Mexikos und kontrollierte lange den nationalen und internationalen Handel mit Drogen in Süd-, Mittel- und Nordamerika. Als Kopf des Sinaloa-Kartells war sein Einfluss nahezu grenzenlos, lange Zeit war er der gesuchteste Verbrecher in Mexiko und den Vereinigten Staaten.
Dieses Phantom-Guzmann war lange unbezwingbar, bis ihm schließlich internationale Ermittler auf die Spur kamen und ihn zu Strecke brachten.
Der leitende Ermittler dieser internationalen Jagd, der amerikanische DEA-Agent Andrew Hogan, beschreibt sein Vorgehen und seine Motivation eingehend im vorliegenden Werk.
Meine Meinung:
Bei dem Werk handelt es sich um den Erfahrungsbericht Andrew Hogans zur Verfolgung El Chapos. Hogan beginnt zunächst kurz mit seiner Vorgeschichte, bevor er von den Begebenheiten der Ermittlungen berichtet.
Hogans Erzählstil ist sehr eingängig. Er berichtet vom Vorgehen, von seiner Gefühlssituation dabei und illustriert seine Tatsachenerzählungen immer wieder mal mit kleinen Anekdoten und Erinnerungen, durch den Text spürt man förmlich die Person Hogan mit ihren Ansichten. Die Ermittlungsarbeit selbst wird sehr spannend, detailliert und plastisch geschildert. Hogans Schilderungen wirken fast schon akribisch genau, wenn er abgefangene Nachrichten inklusive Schreibfehler wiedergibt oder genaues technischen Vorgehen zu erklären versucht. Man merkt, wie viel ihm die Ermittlungen damals bedeutet haben. Manchmal waren es für mich allerdings fast schon zu viele technische Details, denen ich nicht immer folgen konnte.
Auch die Vielzahl fremder Orte und Abkürzungen waren für mich leider teilweise etwas verwirrend und unklar. Im Anhang findet sich jedoch eine Karte, die zumindest bei den Orten hilft. Zu den Abkürzungen findet sich ebenfalls im Anhang ein Glossar, der für meinen Geschmack jedoch deutlich umfangreicher hätte sein können.
Teilweise schwächelte leider auch der Übersetzer bei seiner Arbeit, was zwar nur in Kleinigkeiten auffiel (ich bin mir relativ sicher, dass Hogan als Jugendlicher American Football und nicht Fußball gespielt hat, um ein Beispiel zu nennen), das fällt wirklich nicht oft und schwerwiegend auf, sollte aber doch erwähnt werden.
Nichtsdestotrotz ist die Erzählung spannend und liest sich, vor allem als es dann über die Technik hinaus geht, fast schon wie ein Thriller, wie die Steilvorlage für einen Film über Hogans Arbeit.
Chapo ist einfach eine spannende Persönlichkeit, man muss sich beim Lesen immer wieder in Erinnerung rufen, dass dies reale Erlebnisse und Personen sind, sonst fühlt sich alles wie Fiktion an.
Fazit:
Alles in allem liest sich "Jagd auf El Chapo" spannend, unterhaltsam und hat mich sehr für die Geschichte Chapos interessiert. Dadurch, dass die Geschehnisse des Buches noch nicht so lange her sind und erst dieses Jahr Chapos Prozess in den Vereinigten Staaten starten soll, ist Hogans Bericht faszinierend und aktuell zugleich. Einziges Manko für mich war ein wenig, dass es mir am Anfang etwas zu technisch genau war und ich mir teilweise mehr Erklärungen zu einzelnen Behörden/Abkürzungen etc. gewünscht hätte.
Die "Jagd auf El Chapo" eignet sich als Buch für alle, die sich für die Bekämpfung der Mafia in den USA interessieren und auch die genaue Vorgehensweise bei solchen Ermittlungen kennen lernen wollen. Es eignet sich für alle Freunde von Erfahrungsberichten, die einen sehr persönlichen Schreibstil mit Anekdoten und Ansichten schätzen.
Kurz: Das Werk ist sehr informativ und zugleich spannend wie ein Thriller und erhält von mir daher 4 Sterne.