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Veröffentlicht am 30.04.2018

Das Leben besteht nicht nur aus Erinnerungen...

Die Frauen von Long Island
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Maggie hat jeden Tag aufs Neue damit zu kämpfen, sich und ihre kleine Tochter Lucy durchzubringen. Das Geld ist immer knapp, da kommt die Nachricht genau zur rechten Zeit, in der ihr mitgeteilt wird, dass ...

Maggie hat jeden Tag aufs Neue damit zu kämpfen, sich und ihre kleine Tochter Lucy durchzubringen. Das Geld ist immer knapp, da kommt die Nachricht genau zur rechten Zeit, in der ihr mitgeteilt wird, dass sie die Erbin eines Strandhauses in Sag Harbor in den Hamptons ist. Maggie kann es gar nicht kaum fassen, allerdings hat das Erbe eine Auflage, denn sie muss sich fortan um die 82-jährige Edith kümmern, die ebenfalls in dem Haus lebt und an Alzheimer leidet. Maggie tritt das Erbe an und zieht mit ihrer Tochter ins Haus, doch zwischen Edith und Maggie stehen von Beginn an die Zeichen auf Sturm. Edith macht Maggie das Leben schwer und diese hat keine Lust auf die ständige Nörgelei der alten Dame. Erst Ediths Freundin Ester, die den beiden Frauen mal deutlich ins Gewissen redet, glättet die Wogen etwas. Und je länger Edith und Maggie unter einem Dach leben, umso mehr wird daraus eine kleine Gemeinschaft, von denen jeder für sich schon so manchen Schicksalsschlag verkraften musste…
Zoe Fishman hat mit ihrem Buch „Die Frauen von Long Island“ einen sehr berührenden und gleichzeitig fesselnden Roman vorgelegt, der den Leser von Beginn an zu faszinieren weiß. Der Schreibstil ist flüssig, einfühlsam und mit einer Prise Witz gespickt. Schnell taucht der Leser in die Welt von Maggie und Edith ein und kann anhand ihres Altersunterschiedes die verschiedenen Ansichten, Gedanken und Gefühle aus erster Hand erfahren. Die Autorin hat sich mit der Krankheit Alzheimer ein schwieriges Thema ausgewählt und beschreibt sehr sensibel und gleichzeitig ehrlich die Symptome und die Auswirkungen, die es auf Edith und ihre Erinnerungen hat sowie die direkte Folge für Maggie, wenn diese davon betroffen ist. Wunderbar ist auch der Humor, der oftmals hinter mancher Aussage von Edith steckt, auch wenn es eine Art Galgenhumor ist, mit dem sie ihre Unzulänglichkeit zu überspielen versucht, während ihr nur allzu klar ist, wie sehr die Krankheit sie immer mehr in ihrem Netz gefangen hält.
Die Charaktere sind wunderbar gezeichnet und wirken jeder auf seine Art sehr individuell und authentisch. Der Leser kann sich sehr schön in sie hineinversetzen und mit ihnen leiden, hoffen und lachen. Maggi ist eine nette Frau, die schon so einige Schicksalsschläge verkraften musste und ihre Tochter und sich allein durchbringen muss. Sie ist fleißig und hilfsbereit, gleichzeitig hat sie eine Engelsgeduld. Sie ist eine Perfektionistin und hat es gern ordentlich und sauber, was sich schon fast zu einem Spleen entpuppt. Edith ist eine sehr anspruchsvolle Frau, die es ihrem Umfeld nicht gerade leicht macht. Sie versucht alles, um ihrer Krankheit immer wieder ein Schnippchen zu schlagen, was ihr nicht immer gelingt. Sie stemmt sich gegen das Vergessen und weiß doch, dass sie verlieren wird. Aber sie ist zäh und gibt nicht auf, was einem Respekt abringt. Auch hat sie ihren Humor nicht verloren, wenn es auch nur darum geht, auf diese Art ihre Krankheit normaler wirken zu lassen. Ester ist eine sympathische Frau, die trägt das Herz auf der Zunge und sagt offen, was sie denkt. Sie ist eine gute Freundin und die passende Vermittlerin bei Streitigkeiten.
„Die Frauen von Long Island“ besticht durch eine anrührende Geschichte, einen fesselnden Erzählstil und eine gelungene Mischung von Ernsthaftigkeit und Humor. Absolute Leseempfehlung für eine echte Entdeckung!

Veröffentlicht am 29.04.2018

La vida loca

Der Mut zur Freiheit
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1947 Madrid. Kurz nach dem Krieg ist das Land in Aufbruchsstimmung, obwohl es unter der Knute von Diktator Franco steht. Langsam lassen die Menschen ihre Hauptstadt aus den Trümmern wieder auferstehen ...

1947 Madrid. Kurz nach dem Krieg ist das Land in Aufbruchsstimmung, obwohl es unter der Knute von Diktator Franco steht. Langsam lassen die Menschen ihre Hauptstadt aus den Trümmern wieder auferstehen und gehen mit einigen Blessuren zurück in die Normalität ihres Alltags. In diesen Tagen leben Margarita, Tochter Valentina und Enkelin Olivia unter einem Dach. Margarita, als junge Frau unverheiratet schwanger und vom Vater aus dem Haus gejagt, konnte bei ihrer Tante Leonora Unterschlupf finden und hat mit viel Kraft und Entbehrungen ein eigenes Geschäft aufgebaut, während sie nebenbei ihre Tochter allein großzog. Valentina hat ebenfalls kein Glück in der Liebe und setzt auf den falschen Mann, der sie mit einem Kind allein lässt und eine andere heiratet. Doch Valentina ist die Tochter ihrer Mutter, sie lässt sich nicht unterkriegen und erlangt neben der Erziehung von Tochter Olivia ebenfalls geschäftliches Ansehen. Olivia erwählt den Tanz zu ihrem Beruf und wird eine sowohl gefragte als auch erfolgreiche Folkloretänzerin. Aber auch Olivia lässt sich mit einem Mann ein, der ihrem Leben schaden könnte…
Katja Maybach hat mit ihrem Buch „Der Mut zur Freiheit“ einen sehr fesselnden und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der vor historischer Kulisse die Lebenswege von drei sehr starken Frauen nachzeichnet, die gezwungenermaßen und entgegen den damaligen gesellschaftlichen Konventionen ihr Leben in die eigenen Hände genommen haben. Der Schreibstil ist flüssig, dabei bildhaft und gleichzeitig einfühlsam, der Leser wird ab der ersten Seite in die Geschichte hineingesogen und kann sich ihrer nur schwer entziehen, denn die drei Protagonistinnen ziehen jede für sich vom ersten Augenblick in ihren Bann. Die Beschreibungen der Örtlichkeiten sind bildgewaltig und farbenfroh, sie vermitteln dem Leser das Gefühl, im damaligen Madrid an Ort und Stelle hautnah mit dabei zu sein. Eine weitere Stärke der Autorin ist ihre hervorragende Hintergrundrecherche, die sie mit ihrer Geschichte verknüpft und ein reales Bild der damaligen Zeit zeichnet. Sie lässt den Leser sowohl am politischen Geschehen als auch am gesellschaftlichen Leben teilhaben und die damaligen Ansichten und Vorurteile der Menschen wieder aufleben.
Starke Frauenpersönlichkeiten sind ein Markenzeichen von Katja Maybach, die ihre Protagonistinnen viele Schicksalsschläge durchlaufen lässt, um wie Phönix aus der Asche daraus umso stärker herauszutreten und sich dem Leben mutig und teilweise auch trotzig entgegen zu stellen mit Leidenschaft und Hingabe. Sie wirken real und authentisch, dabei individuell in ihren Gedanken und Gefühlswelten. Der Leser fühlt sich ihnen so nah, dass er mit ihnen leiden, hoffen, bangen und sich freuen kann, als wären es enge Freunde, mit denen man ein Stück Lebensweg teilt. Margarita ist eine gestandene Geschäftsfrau, die schon in frühen Jahren auf eigenen Beinen stehen musste, was ihr Zähigkeit und Durchhaltevermögen eingebracht hat sowie die Gewissheit, es auch ohne Mann weit bringen zu können. Gleichzeitig hat sie sich ein hartes Fell angeschafft, denn als alleinerziehende und unverheiratete Frau war sie der harten Verurteilung durch ihre Mitmenschen ausgesetzt. Valentina hat diese Attribute von ihrer Mutter geerbt, da sie selbst durch eine ähnliche harte Schule musste. Jedoch stand ihr die Mutter zur Seite, wo sie stets Unterstützung erfuhr und nicht allein mit ihrem Schicksal war. Olivia erfuhrt die Liebe zweier starker Frauen, die ihr für ihren Lebensweg sämtliche guten Eigenschaften mit auf den Weg gegeben haben, um sich ebenfalls in der Welt zu behaupten.
„Der Mut zur Freiheit“ ist eine Geschichte über starke Frauen, die leidenschaftlich für ihr selbstbestimmtes Leben und ihre Träume kämpfen. Eine Homage an alle, die nicht aufgeben, das Leben annehmen und immer wieder die Kraft finden, den Widrigkeiten zu trotzen. Chapeau, besser geht es nicht! Absolute Leseempfehlung für einen außergewöhnlich schönen Roman!

Veröffentlicht am 28.04.2018

Das Leben meistern...

Das Liliencottage
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Das Leben der Mitdreißigerin Sharon steht Kopf. Nicht nur ihre langjährige Beziehung zu Ben scheitert, auch ihre Modelkarriere geht dem Ende zu. Die lukrativen Aufträge werden spärlicher und die jüngeren ...

Das Leben der Mitdreißigerin Sharon steht Kopf. Nicht nur ihre langjährige Beziehung zu Ben scheitert, auch ihre Modelkarriere geht dem Ende zu. Die lukrativen Aufträge werden spärlicher und die jüngeren Models laufen ihr den Rang ab. All das ist nur schwer zu verdauen, so gönnt sich Sharon eine Auszeit und reist in ihre Heimat auf die Insel Guernsey, wo sie von Ersatzoma Theodora mit offenen Armen empfangen wird. Hier findet Sharon nicht nur nach langer Zeit wieder zu sich selbst und Freude am Leben. Sie gibt sogar der Liebe eine neue Chance und begibt sich auf Spurensuche in Theodoras spannende Vergangenheit, was ebenso Einfluss auf ihr weiteres Leben und ihre Entscheidungen hat…
Ricarda Martin hat mit ihrem Buch „Das Liliencottage“ einen wunderschönen und emotionalen Roman vorgelegt, der den Leser von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Der Schreibstil ist flüssig und gleichzeitig gefühlvoll und lebhaft, der Leser wird regelrecht in die Handlung hineingesogen und begleitet durch wechselnde Perspektivstränge sowohl Sharon in der Gegenwart bei ihren Gedanken, Gefühlen und ihren Unternehmungen als auch Theodora in der Vergangenheit zur Zeit des 2. Weltkrieges, wo diese nicht nur durch eine schwere Verletzung gezeichnet war, sondern auch mit harten Schicksalsschlägen zu kämpfen hatte. Die Autorin lässt in dem historischen Part ihrer Geschichte die Kriegszeit recht bildhaft und detailliert wieder aufleben und den Leser auch an der Einstellung, den Anfeindungen und den Ansichten der Menschen teilhaben. Der Spannungsbogen wird langsam aufgebaut und steigert sich bis zum Finale der Geschichte immer mehr in die Höhe, was auch den Perspektivwechseln geschuldet ist, die sich meisterhaft und gekonnt miteinander verbinden. Ebenso begeistern die Landschaftsbeschreibungen von Guernsey, die so bildgewaltig sind, dass man gern sofort seine Koffer packen möchte, um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen.
Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und mit Leben versehen worden. Sie wirken durch ihre individuellen Eigenschaften sehr real und authentisch, so dass der Leser sich gut in sie hineinversetzen kann und mit ihnen ein komplexes Gefühlsbarometer aus Trauer, Leid, Wut, Hoffnung und Romantik erleben darf. Sharon ist eine sympathische Frau, die trotz ihrer langen Zeit in der meist oberflächlichen Modelwelt recht normal und realistisch geblieben ist. Sie reflektiert ihr Leben sehr pragmatisch und gewinnt immer mehr den Mut, sich auf neue Pfade zu begeben. Theodora ist eine warmherzige Frau, die neben Optimismus und Herzensgüte auch eine gewisse Weisheit ausstrahlt und sie zu einem guten Ratgeber macht, dem man sich gern anvertraut. Auch Alec und Raoul sind interessante männliche Protagonisten, die in Sharons Leben so einigen Schwung hineinbringen und sie sich wieder lebendig fühlen lassen.
„Das Liliencottage“ ist ein bezaubernder Roman um Familiengeheimnisse, die Liebe, neue Chancen und die Suche nach sich selbst, der auch historische Elemente gekonnt in sich vereint und deshalb umso lebendiger wirkt. Wunderbare Unterhaltung, die eine absolute Leseempfehlung verdient!

Veröffentlicht am 22.04.2018

Liv und Karoline - zwei Frauen auf der Suche

Das Lied des Nordwinds
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1905. Nachdem sie vor 9 Jahren die Hochzeit mit dem feschen adligen Sproß Moritz von Blankenburg-Marwitz gar nicht abwarten konnte, ist sie nun ernüchtert auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Ihr Ehemann ...

1905. Nachdem sie vor 9 Jahren die Hochzeit mit dem feschen adligen Sproß Moritz von Blankenburg-Marwitz gar nicht abwarten konnte, ist sie nun ernüchtert auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Ihr Ehemann ist nie daheim, sondern vergnügt sich lieber aushäusig, während sie den harten Worten ihrer dominanten Schwiegermutter Alwina ausgesetzt ist, die ihr ständig das Gefühl eines Eindringlings gibt. Dabei ist die Familie schon lange bankrott und kann sich nur mit Hilfe von Karolines vermögenden Eltern über Wasser halten. Als Moritz unheilbar erkrankt zurück auf Schloss Katzbach ist und Karoline durch Zufall erfährt, dass er bereits ein uneheliches Kind in Norwegen hat, macht sie sich mit Hilfe ihrer besten Freundin Ida auf die Reise, um dieses Kind zu finden. Doch nicht nur sie macht sich auf die Suche…
Die minderjährige Liv tritt in Stavanger eine Stelle als Dienstmagd im Haushalt der Familie Treske an, um mit dem Geld ihre arme Familie zu unterstützen. Ihr Dienstherr ist ein harter Mann, der seinen 9-jährigen Sohn Elias bei jeder Gelegenheit demütigt und in die Knie zwingen will. Ehefrau Ingrid hat mit der neugeborenen Tochter genug um die Ohren und auch nicht die Kraft, sich gegen ihren Ehemann aufzulehnen. Liv hat Mitleid mit dem Jungen und nimmt sich seiner an, die beiden werden langsam Freunde. Durch Zufall erfährt Liv, dass Elias von den Treskes adoptiert wurde. Als der Vater Elias bei einem erneuten Fehlverhalten in ein Erziehungsheim stecken will, flieht Liv mit dem Jungen, um seine leiblichen Eltern zu suchen. Dabei bekommen sie Hilfe von Bjarne, einem jungen Mann, mit dem sich Liv angefreundet hat…
Christine Kabus hat mit ihrem Buch „Das Lied des Nordwinds“ einen wunderschönen historischen Roman vorgelegt, der von der ersten Seite an begeistert und den Leser erneut nach Skandinavien entführt. Die Liebe der Autorin zu Land und Leuten in den nordischen Ländern ist dabei in jeder Zeile zu spüren. Der Schreibstil ist flüssig, gefühlvoll und farbenfroh, der Leser wird regelrecht in die Geschichte hineingesogen und findet sich mal an der Seite von Karoline, mal an der von Liv wieder, um beide Frauen ein Stück ihres Lebens zu begleiten und dabei ihre Gedanken, Gefühle und Träume kennenzulernen. Die Handlung wird aus zwei verschiedenen Perspektiven, die zur gleichen Zeit stattfinden erzählt, zum einen erfährt man etwas über Karolines Leben in Deutschland, die andere Sicht zeichnet den Alltag von Liv in Norwegen auf. Der Spannungsbogen ist zu Beginn noch recht niedrig, steigert sich aber schon bald immer mehr in die Höhe, je weiter die Geschichte voranschreitet. Die Landschaftsbeschreibungen sind bildgewaltig und detailliert, das raue Norwegen entsteht ebenso vor dem inneren Auge wie Schloss Katzbach in Deutschland oder Idas Heimat Breslau. Die Autorin hat den geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrund sehr gut recherchiert und lässt den Leser an der politischen Situation zwischen Norwegen und Schweden teilhaben, die sich während der Handlung zuspitzt. Gleichzeitig bekommt der Leser viele Informationen die Frauenbewegung, die sich für die Gründung und Betreibung von Schulen für Bedürftige einsetzen und auch für das Wahlrecht für Frauen kämpfen.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich angelegt, besitzen aber alle wunderbar ausgearbeitete individuelle Eigenschaften, die sie sehr lebendig und realitätsnah wirken lassen. Karoline ist eine sympathische Frau mit dem Herz am rechten Fleck, allerdings ist sie in ihrer Ehe einsam und träumt sich deshalb mit Groschenromanen in eine fremde Welt. Sie kann sich ihrer Schwiegermutter nicht wiedersetzen und lässt sich beleidigen und schikanieren. Es fehlt ihr an Durchsetzungskraft und Mut, dies zu erlangen. Doch Karoline weiß um ihre Unzulänglichkeiten und macht sich daran, diese endlich abzustellen. Dabei ist ihre Freundin Ida eine gute Unterstützung. Ida ist nicht auf den Mund gefallen und muntert nicht nur auf, sondern sagt ihrer Freundin durch die Blume auch die Wahrheit ins Gesicht. Sie gibt ihr den nötigen Schubs in die richtige Richtung, aber gehen muss Karoline den Weg allein. Frau Bethge ist eine resolute alleinstehende Frau, die Karoline schnell eine gute Freundin wird und ihr bei ihrer Entwicklung ebenfalls zur Seite steht. Karolines Wandlung innerhalb der Geschichte ist sehr schön gelungen. Liv ist eine junge Frau, die schon im Elternhaus kaum Liebe erfahren hat und mehr als Arbeitskraft oder Geldesel angesehen wurde. Sie hat ein gutes Herz, ist fleißig und nimmt sich schwächeren Kreaturen an, um diese zu unterstützen. Sie hat Träume und hofft auf ein wenig Liebe, sie ist intelligent, wenn es ihr auch nicht bewusst ist, doch sie wächst ebenfalls im Verlauf der Handlung aus sich heraus und geht Risiken ein, die sie sich vermutlich selbst nie zugetraut hätte, um geliebte Menschen zu schützen. Elias ist ein lieber Junge, der nicht verstehen kann, warum seine Eltern ihn nicht lieben, sondern ihn immer nur als lästiges Anhängsel betrachten. Bjarne ist ein sympathischer Mann, der sich den Konventionen nicht beugt, sich ihnen sogar in den Weg stellt. Auch die weiteren Protagonisten ergänzen mit ihrem Auftreten die Geschichte und machen sie wunderbar rund.
„Das Lied des Nordwinds“ ist ein unterhaltsamer und wunderbarer historischer Roman, der von der ersten Seite an zu fesseln weiß und sich als Pageturner entpuppt. Ein tolles Buch für alle, die sich gern in fremde Ländern entführen lassen und nicht genug von Familiengeheimnissen bekommen können. Absolute Leseempfehlung!!!

Veröffentlicht am 21.04.2018

Fühl Dich nie sicher!

Ich beobachte dich
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Vor einigen Jahren hat Lindsey ihre Tochter geschnappt und ihren gewalttätigen und unberechenbaren Ehemann Andrew verlassen. Dieser verursachte bei der Verfolgung der beiden einen folgenschweren Autounfall, ...

Vor einigen Jahren hat Lindsey ihre Tochter geschnappt und ihren gewalttätigen und unberechenbaren Ehemann Andrew verlassen. Dieser verursachte bei der Verfolgung der beiden einen folgenschweren Autounfall, durch den eine Frau ums Leben kam und Andrew aufgrund dessen zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. In dieser Zeit hat Lindsey mit Tochter Sophie in Dogwood Bay in Kanada ein neues Zuhause gefunden und sich dort ein neues Leben aufgebaut. Doch hat Andrew seine Strafe abgesessen und kommt wieder in Freiheit. Sophie hat hinter dem Rücken ihrer Mutter Kontakt zu ihrem Vater aufgenommen, so dass Andrew genau weiß, wo seine Ex-Frau sich aufhält. Als Lindsey ihn durch Zufall in der Stadt sieht, ist sie sofort alarmiert, muss sie doch für sich und Sophie um Andrews Rache fürchten. Wird Andrew sie töten?
Chevy Stevens hat mit ihrem Buch „Ich beobachte Dich“ einen sehr spannenden und unterhaltsamen Psychothriller vorgelegt, der sich, einmal begonnen, als regelrechter Pageturner entpuppt. Der Schreibstil ist flüssig und fesselnd zugleich, schon mit dem Einstieg in die Geschichte bekommt der Leser eine Gänsehaut, die bis zum Ende des Buches anhält. Die Autorin versteht es wunderbar, ihre Szenerie mit einem düsteren und bedrohlichen Anstrich zu versehen, dessen Atmosphäre auf den Leser regelrecht überspringt. Der Spannungsbogen wird ebenfalls recht früh hoch angelegt und schraubt sich während der Handlung immer weiter in die Höhe, bis es am Ende auf einen Showdown hinausläuft. Die wechselnden Erzählperspektiven tragen ebenfalls zur Steigerung der Spannung bei. Die Autorin spielt mit den Empfindungen des Lesers, indem sie ihre Protagonisten nur soweit beschreibt, dass immer ein Hauch des Zweifels bleibt und man bis zum Ende nicht weiß, wer der wirkliche Verbrecher ist. Gleichzeitig legt sie falsche Fährten, baut geschickt neue Wendungen ein, so dass der Leser die Situation immer neu bewerten und die neuen Spuren in Betracht ziehen muss. Gleichzeitig spricht die Autorin auch brisante Themen an, die tagaktuell sind. Da geht es um Gewalt innerhalb der Familie sowie Stalking.
Die Charaktere sind individuell ausgestaltet und mit Leben versehen. Der Leser kann sich gut in sie hineinversetzen. Gleichzeitig haben alle auch etwas Geheimnisvolles und Undurchschaubares, so dass man nie genau weiß, wer gut ist oder zu den Schurken gehört. Lindsey ist eine Frau, die während ihrer Ehe durch die Hölle gegangen ist. Sie beginnt erst wieder richtig zu leben, als sie die Vergangenheit hinter sich lässt und sich ein neues Leben aufbaut gemeinsam mit ihrer Tochter. Aber im Hinterkopf ist immer die Angst, dass ihr altes Leben sie wieder einholen wird. Tochter Sophie wird von ihrer Überfürsorglichkeit fast erdrückt. Andrew ist ein gewalttätiger Mann, der gern Macht auf andere ausübt und manipuliert. Er ist kontrollsüchtig und spricht dem Alkohol mehr zu, als ihm guttut. Auch die übrigen Protagonisten tragen mit ihren Verhalten zur Steigerung der Spannung bei und halten den Leser in Atem.
„Ich beobachte dich“ ist ein sehr gelungener Psychothriller, den man ab der ersten Seite nicht mehr aus der Hand legen kann. Krimi- und Thrillerfans kommen hier voll auf ihre Kosten, aber Achtung: Gänsehautgefahr sowie Schlafmangel! Absolute Leseempfehlung!!!