Ein Plädoyer für Toleranz
Der vierte und letzte Band der Changers-Reihe schließt direkt an die Ereignisse zum Ende vom dritten Teil an. Im Vergleich zu den anderen Teilen, die jeweils mit der neuen Identität am Anfang eines Schuljahres ...
Der vierte und letzte Band der Changers-Reihe schließt direkt an die Ereignisse zum Ende vom dritten Teil an. Im Vergleich zu den anderen Teilen, die jeweils mit der neuen Identität am Anfang eines Schuljahres begonnen haben, befindet sich Ethan (Drew, Oryon) immer noch im Körper von Kim. Allerdings hat sich für sie nach der Demonstration der RaChas einiges geändert. Andy und Audrey wissen nun über sie Bescheid und sie kann endlich offen mit ihnen über ihre Vergangenheit reden. Doch die vierte und letzte Verwandlung stürzt sie erneut in Verzweiflung. Es ist der gutaussehende und sportliche Kyle, der Audrey laut eines hellseherischen Traumes in eine lebensgefährliche Situation bringen wird. Mit diesem Wissen versucht Kyle sich von ihr fern zu halten, um das zu verhindern. Aber lässt sich die Zukunft wirklich verändern?
Man sollte unbedingt alle bisherigen Teile gelesen haben, da sehr viele und wichtige Informationen darin vorkommen, die man zum Verständnis des letzten Teils braucht. Ebenso tauchen viele Nebencharaktere wieder auf, die man sonst nicht zuordnen kann. Es werden zwar immer kurze Erklärungen zu früheren Zusammenhängen abgegeben, die aber nicht ausreichen, um die Vielschichtigkeit der Charaktere zu erfassen. Kim, Audrey und einige der Nebenfiguren haben sich weiterentwickelt und aus ihren Erfahrungen gelernt. Leider gibt es immer noch viele engstirnige Idioten wie Audreys Bruder Jason und seine Freunde, die weiterhin ihr Unwesen treiben und den Changers das Leben schwer machen.
Die Idee, die dieser Reihe zugrunde liegt, fasziniert mich nach wie vor. Die vier verschiedenen Identitäten, die zu durchlaufen sind, um die jeweiligen Sichtweisen auf die Welt (männlich, weiblich, schwarz, weiß, asiatisch, sportlich, dick usw.) und die so unterschiedliche Außenwirkung zu erfahren, ist hochinteressant. Hierbei wird mit vielen Klischees gespielt, ohne dass sie abgedroschen oder aufgesetzt wirken. So wird deutlich gemacht, dass jeder Mensch automatisch je nach Erscheinungsbild, von Anderen in eine Schublade gesteckt wird, ohne dass sie die Person näher kennen. Es wimmelt von Vorurteilen, die aber tatsächlich in unseren Gesellschaften existieren und von denen sich auch niemand gänzlich freimachen kann. Diese Thematik ist immer noch und immer wieder aktuell und wird hier in eine vielschichtige Handlung integriert, in der man mit Kyle mitleidet und sich sehr gut in seine Gefühle hineinversetzen kann.
Sprachlich finde ich das Buch, wie auch schon die Vorgänger, sehr gelungen. Die jugendlich frischen Dialoge sind gerade heraus und beleben die Handlung, die diesmal fast ohne Spannung auskommt und trotzdem keine Langeweile aufkommen lässt. Allerdings hat mir immer noch eine gute Erklärung gefehlt, wie es überhaupt zu den plötzlichen Verwandlungen kommt. Besonders unglaubwürdig war die endgültige Wahl der letzten Identität, die wie die Nummer in einer Zaubershow beschrieben wurde.
Ansonsten war ich sehr zufrieden mit dem Abschluss dieser Reihe, die zugleich ein Plädoyer für Toleranz und Akzeptanz jeglicher, menschlichen Vielfalt darstellt. Dem Ziel der Changers, mit ihren Erfahrungen Vorurteile gegenüber Andersartigen abzubauen und damit die Menschheit zu einem besseren Miteinander zu bewegen, kommt jeder, der die Bücher gelesen hat, ein Stückchen näher und deshalb kann ich sie jedem sehr empfehlen!