Profilbild von leseratte_bookworm

leseratte_bookworm

aktives Lesejury-Mitglied
offline

leseratte_bookworm ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit leseratte_bookworm über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.04.2018

Eine herzzerreißend schöne und ernste Liebesgeschichte

Das Licht zwischen den Meeren
0

„Das Licht zwischen den Meeren“ von M.L. Stedman, ein Roman, habe ich in der Buchhandlung nur wegen des schönen Covers in die Hand genommen. Doch dann hat mich der Klappentext neugierig gemacht und ich ...

„Das Licht zwischen den Meeren“ von M.L. Stedman, ein Roman, habe ich in der Buchhandlung nur wegen des schönen Covers in die Hand genommen. Doch dann hat mich der Klappentext neugierig gemacht und ich habe kurz in das Buch reingelesen – und war überzeugt. Ich musste es einfach kaufen.



Klappentext

Australien. 1920. Als Tom Isabel zum ersten Mal sieht, ahnt er noch nicht, dass sie sein Schicksal verändern wird. Doch er weiß, dass er für diese Frau alles tun würde. Sechs Jahre später – die beiden sind nun glücklich verheiratet und leben auf der einsamen Insel Janus Rock – strandet an der Küste ein Ruderboot. An Bord: die Leiche eines Mannes – und ein zappelndes Baby. Sofort schließt Isabel das kleine Mädchen in ihr Herz, und gegen Toms anfängliche Bedenken nehmen sie das Kind als ihr eigenes an. Doch als sie aufs Festland zurückkehren, müssen sie erkennen, dass ihre Entscheidung das Leben eines anderen Menschen zerstört hat …



Die Liebesgeschichte zwischen Tom, dem Leuchtturmwärter auf der Insel Janus Rock, und seiner Frau, Isabel, ist etwas ganz besonderes. Sie beginnt mit einem Knall und geht sanft und zart weiter. Sie wächst, so sehr, dass Isabel und Tom heiraten, sie zu Tom auf die Insel zieht und gemeinsam mit ihm, fernab von allen anderen Menschen, ein Leben als Leuchtturmwärtergattin führt.

Das Buch hat drei Teile, jeder beschreibt einen anderen Lebensabschnitt von Tom und Isabel.

Zu Beginn begleitet man die beiden Protagonisten bei deren Kennenlernen und lernt diese so selbst kennen. Es ist ein entspanntes, ruhiges Leben auf der Insel, das nur durch eine rauhe See ein bisschen aus den Fugen geraten kann – dann ist das einzig Wichtige nämlich, dass der Leuchtturm funktioniert und kein Schiff in Seenot gerät.

Doch der zweite und dritte Teil des Buches bleiben nicht so sanft und unbeschwert. Es passiert ein Unglück, dass das Leben von Tom und Isabel gehörig auf den Kopf stellen wird…

Ich bin wirklich ganz begeistert von dem Buch. Der Schreibstil von M.L. Stedman hat mich sofort gefesselt, sodass es mir schwer fiel, das Buch wieder aus der Hand zu legen. Sie beschreibt ihre Charaktere mit so viel Liebe und Detailreichtum, dass es wirklich sehr leicht fällt, sich in diese hineinzuversetzen und mitzufühlen, was sie bewegt.

Eine wunderschöne Geschichte, voller unerwarteter Ereignisse und mit ganz viel Gefühl. Wenn du nicht zu kitschige Liebesgeschichten magst und gerne mit den Protagonisten mitfieberst, dann kann ich dir nur ans Herz legen, dieses Buch zu lesen!

Veröffentlicht am 22.04.2018

„Was hoffst du in diesen Regalen zu finden?“ (S. 212)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra
0

Der Roman „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ von Robin Sloan ist alles andere als sonderbar. Viel mehr würde ich dieses Buch als wunderbar betiteln. Es steckt voller Überraschungen und philosophischer ...

Der Roman „Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra“ von Robin Sloan ist alles andere als sonderbar. Viel mehr würde ich dieses Buch als wunderbar betiteln. Es steckt voller Überraschungen und philosophischer Überlegungen, was mich als Philosophie-Liebhaberin natürlich überzeugt hat.

Schon das Cover hat mich sehr angesprochen – ein Bücherregal, in dessen Mitte eine große Lücke in Form eines Kopfumrisses prangt. An dieser Stelle muss ich gestehen, dass ich den Umriss erst bewusst wahrgenommen habe, als ich etwa bei der Hälfte des Buches angelangt war. Aber das zeigt eigentlich auch nur nochmal, wie sehr ich vom Inhalt gefesselt wurde.



Klappentext

„Clay Jannon ist eigentlich Webdesigner, doch die Rezession hat ihn seinen Job gekostet. So führt ihn eine Stellenanzeige in die durchgehend geöffnete Buchhandlung von Mr. Penumbra. Clay merkt bald, dass dies keine gewöhnliche Buchhandlung ist und hier irgendetwas nicht stimmt. Nach und nach findet Clay heraus, dass Mr. Penumbra und seine Kunden einem uralten Geheimnis auf der Spur sind. Zusammen mit zwei Freunden macht er sich daran, dieses Geheimnis zu lüften.“



Clay Jannon erzählt uns in diesem Buch seine Geschichte. Und es ist eine tolle Geschichte. Clay ist so verzweifelt auf der Suche nach einem Job, dass ihm mittlerweile komplett egal ist, was für eine Arbeit er übernehmen muss. Es ist ihm sogar so egal, dass er, als er auf einem seiner Streifzüge durch San Francisco den Aushang („AUSHILFE GESUCHT Spätschicht Spezielle Anforderungen Gute Zusatzleistungen“) einer ominös wirkenden Buchhandlung entdeckt, direkt besagte Buchhandlung betritt und sich als Aushilfe vorstellt. Er wird eingestellt und stellt fest, dass diese Buchhandlung nicht nur ominös wirkt.

Es kommen nie richtige Kunden vorbei, immer nur exzentrisch wirkende Leute, die ganz aufgeregt nach einem Buch fragen und es gegen ein Mitgebrachtes tauschen wollen. Dazu legen sie einen Mitgliederausweis vor und Clay fragt sich, was für eine Gesellschaft das wohl sein mag. Es muss irgendwas mit den Büchern im Laden zu tun haben, die man aber gar nicht entziffern kann. Da Clay nicht viel zu tun hat, in dieser Buchhandlung, die mehr eine Bibliothek zu sein scheint, beginnt er mit seinen Kenntnissen als Webdesigner dem Rätsel der Buchhandlung des Mr. Penumbra auf die Spur zu gehen.



„[…] [mir wird klar], dass die Bücher, die ich am meisten liebe, wie offene Städte sind, in die man über alle möglichen Wege hineingelangen kann.“ (S. 221)



Ich bin wirklich begeistert von diesem Buch. Zunächst dachte ich, dass es ein „klassischer“ Fantasyroman würde, aber ich wurde sehr schnell eines besseren belehrt. Robin Sloan, der selbst Erfahrung mit Webdesign hat, baut in die altehrwürdige Geschichte einer Organisation, die sich voll und ganz dem Studium von Büchern verschrieben hat, auf geschickte Art und Weise die moderne Technik ein. Ein unbekanntes Hackergenie, diverse Programmierer und sogar Google (das Unternehmen, nicht nur die Suchmaschine) selbst spielen eine Rolle in dem Unterfangen, den Geheimnissen der sonderbaren Buchhandlung auf die Schliche zu kommen.

Jede Figur wird von Robin Sloan sehr liebevoll beschrieben. Alle sind irgendwie besonders, ein bisschen anders als die meisten Menschen, und das macht sie so sympathisch. Es fällt, dank der ausführlichen Beschreibungen und des Schreibstils (einige innere Monologe von Clay, falls euch das was sagt und es euch interessiert), sehr leicht sich in Clay hineinzuversetzen.

Das einzige, was mir nicht gefallen hat, war der Schluss. Die letzten 50 Seiten wirken sehr hastig, ganz im Gegenteil zum Rest der Geschichte. Es schien so, als ob es jetzt ganz schnell zum Schluss kommen sollte, obwohl gleichzeitig noch möglichst viele neue Informationen und Geschehnisse untergebracht werden müssen. Das fand ich schade – es wäre praktischer gewesen, das Buch um ein paar Seiten zu verlängern. Denn die Informationen, die wir auf diesen letzten Seiten bekommen, sind essentiell wichtig für die Auflösung des Rätsels um besagte Buchhandlung.

Nichtsdestotrotz kann ich das Buch weiterempfehlen und würde 4/5 Sternen geben.

Veröffentlicht am 14.06.2018

Eine Geschichte voller Gefühl, die jeden zum Nachdenken anregen sollte

Das Finkenmädchen
0

TRIGGERWARNUNG: Missbrauch (detailliert, häufig) und Essstörung (kurze Erwähnung) – bitte lies das Buch nicht, wenn dich diese Themen triggern könnten!

„Das Finkenmädchen“ von Nicole Trope durfte ich ...

TRIGGERWARNUNG: Missbrauch (detailliert, häufig) und Essstörung (kurze Erwähnung) – bitte lies das Buch nicht, wenn dich diese Themen triggern könnten!

„Das Finkenmädchen“ von Nicole Trope durfte ich im Zuge einer Leserunde der Lesejury vorablesen. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass mir diese Ehre zuteilwurde und muss sagen, dass meine erste Leserunde bei der Lesejury Spaß gemacht hat.

Klappentext:
„Fünfundzwanzig Jahre hat Felicity ihre ehemalige Nachbarin Rose nicht mehr gesehen. Aber an jedem einzelnen Tag hat sie an sie gedacht, und mit jedem Tag ist ihre Wut größer geworden. Denn Felicity war damals klein, und Rose war groß. Rose hätte sie beschützen und ihr helfen müssen. Stattdessen hat sie einfach weggesehen, und jetzt scheint sie sich an nichts mehr zu erinnern. Aber Felicity wird ihrer Erinnerung schon auf die Sprünge helfen – und dafür sorgen, dass Rose für ihre Fehler bezahlt.

Ein packender Roman über Kinder, die um ihre Kindheit betrogen werden. Über Wut, Rache und die Macht der Versöhnung.“

Felicity ist im Gefängnis. Als sie erfährt, dass auch Rose, die sie aus ihrer Kindheit kannte, in dasselbe Gefängnis kommen muss, sieht sie ihre Chance für Rache gekommen. Denn in Felicitys Kindheit passierte etwas so Schlimmes, das Felicity niemals vergessen können wird. Und Rose war die einzige Person, die dies hätte verhindern können – aber es nicht getan hat. Und so wuchs Felicitys Wut, Unverständnis und Verzweiflung über Roses damaliges Verhalten, dass sie als einzige Möglichkeit, um mit all dem jemals abschließen zu können, die Rache an Rose sieht.

Rose steht vor Gericht. Ihr Mann starb – und Rose scheint damit etwas zu tun zu haben. Sie wird verurteilt und muss ins Gefängnis. Rose hat ein sehr gutes Leben geführt, sie ist Entbehrungen und Einschränkungen nur aus ihrer Kindheit und den Anfängen ihrer Ehe gewohnt. Dass sie nun ins Gefängnis, und dort auf all den Luxus verzichten, muss, ist für sie nicht einfach, aber sie gibt ihr Bestes, um sich anzupassen. Sie weiß, dass sie ihre Strafe verdient hat und sträubt sich nicht gegen ihre Haft.

Nicole Tropes Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Sie schreibt, immer abwechselnd, aus der Sicht von Felicity und Rose. Man kann durch die jeweilige Art zu schreiben deutlich erkennen, wie unterschiedlich die beiden Frauen sind, ohne dass Nicole Trope es irgendwo groß hätte erwähnen müssen. Genau das zeigt, finde ich, dass Nicole Trope einiges vom Schreiben versteht. Ich hatte nie Schwierigkeiten damit, mich in die beiden Protagonistinnen einzufühlen, ihre Gedanken nachzuvollziehen und ihre Gefühle zu verstehen.

Ich war oft sehr gefesselt und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Da war es manchmal schon doof, dass ich den aktuellen Leseabschnitt beendet hatte und noch ein paar Tage warten musste, bis ich weiterlesen konnte. Aber das spricht ja nur für die Geschichte und den Schreibstil – wenn man unbedingt wissen möchte, was als nächstes passiert, dann ist das Buch gut.

Was mir nicht gut gefallen hat, war das Ende, sowohl aufbautechnisch als auch inhaltlich. Die letzten Kapitel werden so schnell runtergerattert, dass es, für mich, den Lesespaß etwas zunichte gemacht hat. Ich hatte das Gefühl, dass das Buch jetzt so schnell wie möglich zum Schluss gebracht werden muss, egal, wie sehr die Geschichte und vor allem die Art zu schreiben darunter leiden.

Ich persönlich hätte mir auch eine andere Art des Endes gewünscht – aber gut, das ist meine Meinung und die Autorin hat sich natürlich nur nach ihrem Empfinden zu richten.

Was mir allerdings auch übel aufgestoßen ist, war eine fehlende Triggerwarnung oder die Info, dass es um (Kindes)Missbrauch geht.
Einerseits fand ich es genial, dass das Buch mit Cover und Inhaltsangabe eigentlich ganz fröhlich wirkt, man den Eindruck bekommt, dass es vielleicht um einen Streit zwischen Kindern oder alten Freundinnen geht und man dann mit dem eigentlichen Thema überrascht wird.
Andererseits wird im Buch Kindesmissbrauch sehr deutlich beschrieben, was mich, als nicht Betroffene, sehr mitgenommen hat. Stellenweise musste ich das Buch ein paar Tage aus der Hand legen.
Ich bin sensibler als andere, mir ist bewusst, dass ich wahrscheinlich empfindlicher auf solche Themen und Beschreibungen reagiere, als ein „Durchschnittsmensch“ es täte. Aber wenn ich, als Person, die keinerlei persönlich Erfahrungen mit Missbrauch hat, schon so intensiv auf die Beschreibungen reagiert, dann kann ich mir nicht vorstellen, wie sehr das erst Betroffene mitnehmen muss.

Ich hätte mir wirklich genug Weitsicht gewünscht, dass irgendwo eine kleine Info diesbezüglich gestanden hätte. Zumal Missbrauch, leider, häufig passiert und viele Menschen betroffen sind, was ja auch gerade in Bezug auf die aktuelle #metoo-Debatte sehr präsent und keine neue Information sein sollte.

Ich empfehle das Buch trotzdem weiter – denn die Geschichte hat mir gefallen und transportiert eine sehr wichtige Nachricht. Sie zeigt, wie wichtig es ist, dass man einander zuhört, dass man auch auf die kleineren und schwächeren Mitglieder der Gesellschaft hören und achten muss. Dass man sich aus seiner eigenen Blase befreien muss und auch unangenehme Wahrheiten akzeptieren muss. Dass man Menschen zuhören muss, wenn sie um Hilfe bitten. Dass niemand das Recht hat, etwas zu verdrängen oder nicht zu beachten, nur weil es nicht in das eigene Bild einer Person passt. Auch augenscheinlich wunderbare, fehlerfreie Menschen können nicht ganz so toll sein, wie sie scheinen.

Ich gebe 3,5/5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Thema