Wie ein Fisch im Strom der Zeit
Wie man die Zeit anhältTom Hazard ist londoner Geschichtslehrer, Einzelgänger, spielt Klavier - und ist über 400 Jahre alt! Was, das glauben Sie nicht? Dann halten wir mal die Zeit an - und drehen diese zurück ins Jahr 1581. ...
Tom Hazard ist londoner Geschichtslehrer, Einzelgänger, spielt Klavier - und ist über 400 Jahre alt! Was, das glauben Sie nicht? Dann halten wir mal die Zeit an - und drehen diese zurück ins Jahr 1581. In diesem Jahr kam Tom in Frankreich zur Welt, wuchs wie jeder Junge normal auf - bis er im Alter von ca. 14 Jahren äußerlich aufhörte zu altern. Wobei, so ganz korrekt ist dies nicht, denn er altert auch, nur leider deutlich langsamer als andere Menschen. Und dies zu einer Zeit des Aberglaubens und der Hexenverfolgung. Seiner Mutter, mittlerweile mit ihrem Sohn in England lebend, bekam dies leider gesundheitlich gar nicht gut, sie bestand den Hexentest nicht. Und Tom lebt seitdem auf der Flucht vor der Zeit und dem Aberglauben der Menschen...
"Ich war in meinem Leben so viele Menschen, habe so viele Rollen gespielt. Ich bin nicht einer. Ich bin viele in einem Körper." (Zitat S. 128)
Eine Regel, an die Tom sich hält, ist, niemanden an sich, an sein Herz zu lassen. Dies ging jahrhundertelang mehr oder weniger gut, doch nun ist da Camille, die Französischlehrerin, welche sein Herz zu berühren scheint. Und so erzählt Tom abwechselnd aus seinen früheren und seinem jetzigen Leben. Die früheren Leben sind recht interessant, ist er doch Persönlichkeiten wie Shakespeare oder Cpt. Cook begegnet. In seinem jetzigen Leben jammert er leider viel über seine Kopfschmerzen und seine Einsamkeit, ist mit sich und allem unzufrieden und beginnt zu spüren, dass sich etwas ändern muss, um nicht im Strom der Zeit unterzugehen.
So interessant seine Erinnerungen der Vergangenheit auch sind, blieb mir Tom leider stets etwas unnahbar. Er lässt nicht nur andere Menschen, sondern auch den Leser nicht sehr nah an sich heran, was ich recht schade finde. Diese Mischung aus Distanziertheit und Resignation lässt mir stellenweise die Gefühle fehlen, welche selbst, oder gerade ein Einzelgänger haben müsste. Wettgemacht wird dies zum Glück durch ein Ende, welches weder kitschig noch unrealistisch ist und den Roman wunderschön abrundet.