„Ellas Welt – das verflixte neue Schuljahr“ von der australischen Autorin Meredith Costain ist ein besonders hübsch gestaltetes, aber doch etwas kurzes Kinderbuch.
Ella kommt in die vierte Klasse und das neue Schuljahr beginnt schon furchtbar: Sie stürmt als eine der ersten in das neue Klassenzimmer um für sich und ihre beste Freundin Zoe Plätze nebeneinander freizuhalten. Doch Zoe kommt nicht! Und zu allem Übel kommt dann auch noch Ellas Erzfeindin Penny herein, die eigentlich nicht mehr in ihrer Klasse sein sollte, und muss sich auf den letzten freien Platz setzen: direkt neben Ella. Den ganzen Tag müssen sich die Feindinnen gegenseitig aushalten und Penny macht alles, um Ella vor der neuen Lehrerin schlecht dastehen zu lassen. Am nächsten Tag ist Zoe zum Glück wieder da und sie können ihre Lehrerin davon überzeugen, dass sie nebeneinander sitzen dürfen und Penny einen neuen Platz bekommt. So geht die Handlung die ganze Zeit weiter, seichte Streitereien und Geplänkel zwischen Penny und ihrem Gefolge und Ella und Zoe häufen sich. Alle Probleme sind schnell und zum Teil durch Erwachsenenhand wieder gelöst. Wir erfahren alles direkt, denn wir, bzw. das Buch, das wir in Händen halten, sind Ellas Tagebuch.
Insgesamt ist die Handlung also eigentlich nur auf klassischen Hänseleien und Kabbeleien zwischen der einen Mädchengruppe und einer anderen ausgelegt. Wir erfahren auch, warum sich die Mädchen ursprünglich gestritten haben (vor einem Jahr waren sie noch beste Freundinnen) und warum sie nun Erzfeindinnen sind. Am Ende überrascht die Handlung dann doch noch mit Tiefgang, indem Ella der verhassten Penny die Meinung sagt und so einen Mutprobenwettbewerb abbricht, der zu immer größeren Gemeinheiten und auf Dauer wahrscheinlich auch zu gefährlichen Manövern geführt hätte. Sie zeigt Zivilcourage und verteidigt ein Mädchen, das ein bisschen anders ist (nicht ernsthaft anders, sie redet nur mit ihren Kuscheltieren). Eine solch ernste Handlung hätte ich nicht vermutet und war am Ende positiv überrascht.
Die künstlerische Gestaltung des Buches hat mir aber sehr gefallen: Das ganze Buch wirkt so, als wäre es tatsächlich Ellas handgeschriebenes Tagebuch, in Schnörkelschrift, inklusive durchgestrichenen anderen Formulierungen und lustigen, zum Teil wunderbar krakeligen Illustrationen.
Obwohl das Kinder- bzw. Mädchenbuch (denn das ist es ohne Zweifel) gestalterisch ausgezeichnet ist, fand ich es insgesamt (besonders für eine Zielgruppe von schon fortgeschrittenen Lesern, 4. Klasse), doch etwas kurz und vom Inhalt her ziemlich simpel gestrickt. Handlung 3 Sterne, Gestaltung 5 Sterne – sind insgesamt leider nur 4 Sterne von mir. Trotzdem macht das Lesen Spaß und bestimmt Lust auf eigenes Tagebuchschreiben.
Vielen Dank dem Boje-Verlag, Bastei Lübbe und der Lesejury für die tolle „Frühlingsbox“!