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Veröffentlicht am 11.07.2019

Briefroman zwischen Angst, Widerstand und Hoffnung

Wo die Freiheit wächst
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Das altmodisch verspielte Cover lässt wenig von dem erahnen, was sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt. In Form eines Briefromans werden die Erlebnisse von Jugendlichen im zweiten Weltkrieg ...

Das altmodisch verspielte Cover lässt wenig von dem erahnen, was sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt. In Form eines Briefromans werden die Erlebnisse von Jugendlichen im zweiten Weltkrieg geschildert.

Lene lebt in Köln und schreibt Briefe an ihre Freundin Rosalie, die vor den Bombardierungen aufs Land geflohen ist und an ihren älteren Bruder, der an der Ostfront kämpft. Später kommen auch noch Briefe an ihren ersten Freund Erich dazu.

Die Briefe quellen auf der einen Seite über vor jugendlicher Lebensfreude. Fast übermütig schildert Lene ihren Alltag, nicht immer denkt sie an die alltägliche Zensur und Denunziation. Auf der anderen Seite schildert sie nämlich sehr offenherzig die Schattenseiten des Krieges und der faschistischen Herrschaft.

Gerade für jugendliche Leser scheint mir die Darstellung sehr geeignet, da das Grauen so dargestellt wird, wie es ein junger Mensch damals erlebt haben könnte. Die großen Zusammenhänge und die Grausamkeit, die viele Deutsche auch nach dem Krieg noch nicht wahrhaben wollten, werden nicht explizit benannt, aber die kleinen Greuel des Alltags reichen ja auch vollkommen.

Frank M. Reifenberg ist eine spannende Würdigung der Jugendlichen gelungen, die versucht haben, sich aus den Zwängen der Diktatur zu befreien.

Veröffentlicht am 09.06.2019

Verwicklungen um den Selbstmord einer Studentin

Die Frau im Musée d'Orsay
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Foenkions beweist poetische Fähigkeiten und erzählt eindringlich vom Seelenleben seiner Hauptpersonen. Dies tut er gefühlvoll und mit Weisheit.

Ich finde jedoch, dass weder der Titel noch der Klappentext ...

Foenkions beweist poetische Fähigkeiten und erzählt eindringlich vom Seelenleben seiner Hauptpersonen. Dies tut er gefühlvoll und mit Weisheit.

Ich finde jedoch, dass weder der Titel noch der Klappentext die Leser auf das eigenliche Thema dieses Buches vorbereiten. Ich spoilere sonst nie, aber hier muss ich eine deutliche Warnung aussprechen: Das Buch setzt sich in aller Nähe mit der Vergewaltigung eines Mädchens durch den Bekannten seiner Eltern auseinander. Sowohl der Missbrauch als auch die darauf folgenden seelischen Probleme werden im Detail geschildert.
Man sollte also nicht erwarten, dass das Buch eine leichte Liebesgeschichte erzählt, die in einem Museum spielt.

Trotz dieser Täuschung hat mir das Buch sehr gefallen, mit leichten Abstrichen im letzten Teil, wo mir vieles zu leicht gelöst schien. Ich wünsche dem Buch viele Leser, da es deutlich vor Augen führt, welche Auswirkungen der sexuelle Missbrauch eines Kindes haben kann und in dieser Eindringlichkeit immer auf der Seite der Opfer und seiner Angehörigen steht.

Veröffentlicht am 23.04.2018

Starke Frauen

Das Lied des Nordwinds
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Das Buch von Christine Kabus beschreibt die Entwicklung von 2 jungen Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Liv ist Hausangestellte einer norwegischen Familie und stammt aus einfachsten Verhältnissen. ...

Das Buch von Christine Kabus beschreibt die Entwicklung von 2 jungen Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Liv ist Hausangestellte einer norwegischen Familie und stammt aus einfachsten Verhältnissen. Karoline ist eine Tochter aus gutbürgerlichem, reichen Haus, die in eine Adelsfamilie eingeheiratet hat und lebt auf einem schlesischen Schloss. Beide sind sehr fremdbestimmt und erfahren sich ohnmächtig gegenüber ihrer Familie und den gesellschaftlichen Anforderungen.
Große Teile der Handlung spielen in Norwegen, dessen Landschaften sehr eindrucksvoll geschildert werden. Auch die kulinarischen Genüsse kommen nicht zu kurz!

Die Geschichten der beiden Frauen werden abwechselnd geschildert. Man ahnt früh, welchen Bezugspunkt es gibt, aber bis zur letzten Seite wird dadurch eine große Spannung aufgebaut. Beide Frauen werden sehr authentisch beschrieben und wachsen dem Leser schnell ans Herz mit ihren Nöten und Ängsten. Der Schreibstil ist angenehm flüssig, aber doch so bildreich, dass man die dargestellten Landschaften vor Augen hat.

Obwohl keine wichtigen historischen Persönlichkeiten mitspielen, empfehle ich das Buch allen, die gerne historische Romane mit starken Frauenpersönlichkeiten lesen. Die Unabhängigkeit Norwegens und der Kampf um die Rechte der Frauen in Nordeuropa spielen eine Nebenrolle. Außerdem werden die damaligen Zustände im Alltag der Menschen und die Arten zu reisen sehr detailreich dargestellt.

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Veröffentlicht am 23.10.2017

kommt erst langsam in Fahrt

Intrige
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Die Geschichte entfaltet sich zu Beginn recht langsam, wenn nicht zäh.
Aber wenn man einmal in das Geflecht von Lügen eingetaucht ist und Oberstleutnant Picquart bei seinen Untersuchungen begleitet, kann ...

Die Geschichte entfaltet sich zu Beginn recht langsam, wenn nicht zäh.
Aber wenn man einmal in das Geflecht von Lügen eingetaucht ist und Oberstleutnant Picquart bei seinen Untersuchungen begleitet, kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen.
Der historische Hintergrund ist gut recherchiert und wirft einen weiten Blick auf die Atmosphäre in Frankreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Veröffentlicht am 10.05.2024

Zweiter Weltkrieg im Indischen Ozean

Und Großvater atmete mit den Wellen
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Trude Feige erzählt nach der Geschichte von Tekla (der Großmutter der fiktiven Rahmenerzählerein) nun das Schicksal von Konrad, ihrem Stief-Großvater.
Diesmal ist der Rahmen allerdings sehr schmal, ...

Trude Feige erzählt nach der Geschichte von Tekla (der Großmutter der fiktiven Rahmenerzählerein) nun das Schicksal von Konrad, ihrem Stief-Großvater.
Diesmal ist der Rahmen allerdings sehr schmal, der gesamte Roman spielt in der Vergangenheit, und schildert mir bisher unbekannte Ereignisse des zweiten Weltkrieges im Indischen Ozean.
In dieser turbulenten Zeit sind Konrad und sein Bruder Sverre auf einem Handelsschiff unterwegs, das von den Japanern angegriffen wird. Sie werden voneinander getrennt. Während Sverre in japanische Gefangenschaft gerät, landet Konrad nach einer Odysee mehr tot als lebendig auf Java. Dort wird er von der Krankenschwester Sigrid gepflegt. Als die Japaner alle europäischen Bewohner der Insel in Lager zwingen, wird ihre junge Liebe auf eine harte Probe gestellt, da es Frauen- und Männerlager gibt.
Sehr detailreich schildert der Roman die unmenschlichen Zustände in diesen Lagern. Viele Menschen sterben an Hunger und Krankheiten.

Leider wusste man ja von Anfang an, dass Sigrid und Konrad nicht zusammenbleiben werden, da er ja Tekla heiratet. Das hat mich ein bisschen gestört, da man die ganze Zeit nur darauf wartet, wann und warum ihre Liebe scheitert.

Insgesamt aber ein gut geschriebener historischer Roman.

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