Ein hochaktuelles Thema, dennoch leider nicht so stark wie die „Bienen“.
Nachdem letztes Jahr Maja Lundes „Die Geschichte der Bienen“ in aller Munde war und auch ich mich nicht dem Hype entziehen konnte, war klar, dass ich natürlich auch die kommenden Bücher von ihr lesen muss. ...
Nachdem letztes Jahr Maja Lundes „Die Geschichte der Bienen“ in aller Munde war und auch ich mich nicht dem Hype entziehen konnte, war klar, dass ich natürlich auch die kommenden Bücher von ihr lesen muss. Geplant ist wohl ein Quartett, dessen Bücher sich allesamt mit Themen rund um den Klimawandel und die Umweltverschmutzung befassen sollen. Nun ist „Die Geschichte des Wassers“ erschienen, das sich, wie der Titel bereits vermuten lässt, mit dem großen Thema Wasser verschwendet. Währen Lunde bei den „Bienen“ die Geschichten dreier Personen versponnen hat, findet der Leser in ihrem neuen Werk nur zwei Protagonisten und Zeitebenen vor. Zum einen haben wir Signe Hauger, die Journalistin und Autorin, deren Vater Umweltaktivist ist und immer im krassen Gegensatz zu ihrer Mutter, die eine Karriere als Politikerin bestreitet, handelte. Mit ihren fast 70 Jahren macht sie sich mit ihrem Boot, der Blau, auf in ihre Heimat, um das dort für das neue Trend-Wasser abgebaute Gletschereis zu retten. Der Gletscher gehörte zu ihrer Kindheit, dass er nun abgebaut wird, obwohl der Gletscher sowieso bereits schmilzt, bricht ihr das Herz. Bereits in ihrer Kindheit wurden die Schwesternfälle ihrer Heimat in Rohre umgeleitet, um mit der gewonnenen Energie ein Kraftwerk zu befeuern. Was damals von Politikern wie ihrer Mutter entschlossen wurde, wird nun von ihrem Kindheitsfreund und erster Liebe Magnus betrieben, der sich nicht gegen den Abbau des Gletschers eingesetzt hat, als er konnte. Nun will Signe ihm das Eis, das bereits gesammelt wurde, bis vor die Haustür bringen, um ihm klarzumachen, dass er nicht nur den wertvollen Gletscher, sondern auch ihre gemeinsame Vergangenheit abbaut.
Parallel zu Signes Geschichte lesen wir von David, der mit seiner Tochter Lou auf der Flucht ist. Mit nur dem Allernötigsten im Gepäck fliehen sie vor dem Feuer, das ihr Zuhause heimgesucht hat, in eines der vielen Flüchtlingslager. Dort hoffen sie, Davids Frau Anna und den gemeinsamen Sohn August wiederzufinden; die Vier wurden bei der Flucht getrennt. Der Alltag im Lager ist dröge, das Essen karg und die Wasserrationen bemessen. Denn David lebt im Jahr 2041, Jahre nachdem der Gletscher abgebaut wurde und eine schwerwiegende Dürre die Erde heimgesucht hat. Waldbrände sind an der Tagesordnung und das Wasser ist mittlerweile rar gesät. Das, was da ist, muss streng rationiert werden. David und Lou vertreiben sich die Zeit, in der sie auf Anna und August warten, mit Spielen und Spaziergängen. Eines Tages finden sie bei einem Spaziergang ein Boot, mit dem sie ab sofort tägliche See-Abenteuer bestreiten — natürlich nur imaginäre, da es ja kein Wasser gibt. Doch David hat plötzlich eine Idee, mit dem er das Leben von sich und Lou besser machen kann und möglicherweise auch das vieler anderer Menschen.
»Du sagst, es sei unser Instinkt, für unsere Nachkommen zu sorgen […]. Aber eigentlich sorgen wir nur für uns selbst. Uns selbst und unsere Kinder. Höchstens noch für unsere Enkel. Diejenigen, die danach kommen, vergessen wir.«
Maja Lunde gelingt es mit ihren Romanen, wichtige Themen, die ein jeder Mensch eigentlich auch als wichtig erachten sollte, an die Masse zu bringen. Dadurch, dass sie um die Figuren spannende Schicksale spinnt und auch verschiedene zeitliche Ebenen einbaut, wird man als Leser schnell von der Geschichte eingenommen und fliegt nahezu durch die Seiten. Jedoch muss ich gestehen, dass ich Signes und Davids Schicksal als weniger spannend wie die „Bienen“ empfunden habe. Bei den Bienen konnte ich mit jedem Charakter mitfühlen, habe um den Verlust der Bienenstöcke getrauert und mich sehr über das optimistisch anmutende Finale gefreut. Doch diesmal erschienen mir die Protagonisten platt, nicht mit Liebe zum Detail erschaffen, und die Geschichte konnte mich auch nicht so richtig packen. Maja Lunde macht sehr viel mit ihrem Schreib- und Erzählstil wett, sodass man auch ohne ausgefleischte Charaktere und verfolgenswerte Story irgendwie an dem Buch hängen bleibt.
Die vollständige Rezension findet ihr auf meinem Blog: https://killmonotony.de/rezension/maja-lunde-die-geschichte-des-wassers