Das Buch
Autor: A.R. Klier
Titel: Folgefehler
erschienen: 20.04..2017
Verlag: BoD
Genre: Krimi
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-7448-0257-4
Auch das Cover dieses zweiten Teils zeigt passend zum Krankenhausumfeld ein sehr steriles Bild mit einem Reagenzglas. Die Verbindung zum Krankenhaus und vor allem der Wiedererkennungswert sind damit perfekt gegeben. Die Geschichte ist in viele kurze Kapitel aufgeteilt, die das Lesen dieser Geschichte schnell voran kommen lassen. Man kann diesen zweiten Teil zwar lesen, ohne den ersten zu kennen, jedoch ist es ratsam zunächst mit Teil 1 zu beginnen, da es im Grunde keine Rückblenden auf den ersten Teil gibt.
Warum ausgerechnet dieses Buch?
Nachdem ich den 4. Teil zuerst gelesen hatte und dann mit dem 1. noch einmal begann, wollte ich wissen, wie es weiter geht, da der Titel ja durchaus auf eine Fortsetzung schließen lässt. Die allerdings ist es nur bedingt.
Handlung
Die Assistenzärzte Frederik Hendriksson und Niklas Thorsen erkennen Ungereimtheiten im Ablauf der Chirurgie im UKE in Hamburg. Verdächtig viele Patienten sterben, die durchaus eine Chance gehabt hätten, ihre Verletzungen zu überleben. Sie beginnen Fragen zu stellen und zu vermuten... Bis Niklas selbst Patient im UKE wird und jenen, die hinter den vielen unerklärbaren Toden stecken, zum Opfer fallen soll. Als er seine Vermutung laut ausspricht und auch Namen nennt, ist sein Leben erst recht nicht mehr sicher und gemeinsam mit seiner Freundin Freja muss er ins Zeugenschutzprogramm abtauchen.
Perspektiven / Dialoge
Die Geschichte wird ebenfalls wieder klassisch in der 3. Person erzählt und ist zeitlich parallel zum ersten Teil einzusortieren. Hier werden quasi die Geschehnisse beleuchtet, die während Frederiks Entführung im ersten Teil passierten. Leider wird dies erst nach den ersten Kapiteln klar und die Unwissenheit darüber stiftet zunächst etwas Verwirrung. Ein Zeitstempel in beiden Büchern oder ein Hinweis darauf, dass wir uns in der gleichen Zeitspanne bewegen, hätte hier vielleicht geholfen.
Diese Geschichte findet hauptsächlich außerhalb des Krankenhauses statt, weshalb sich der Leser diesmal nicht mit all zu vielen medizinischen Fachbegriffen konfrontiert sieht. Den Dialogen kann man leicht folgen, sie sind nachvollziehbar und gestalten die Erzählung lebendig.
Figuren
In diesem Teil der Fehlerreihe ist Niklas Thorsen – Frederiks bester Freund – der Hauptcharakter. Er soll umgebracht werden, weil er der Wahrheit über das Vorgehen im UKE zu nahe gekommen ist, und muss deshalb geschützt werden. Und auch wenn man sich in Niklas hineinversetzen kann, seine Sorgen und Ängste durchaus versteht, mit ihm mit bangt, wirkt diese Figur in den ersten Kapiteln etwas konstruiert. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass er im ersten Teil überhaupt nicht auftaucht. Er wird noch nicht einmal erwähnt (bis auf eine Namensnennung, aus der aber nichts hervor ging und die man auch gut hätte überlesen können) und wird erst im 2. Teil präsent. Im ersten Moment liest sich das dann ein bisschen so, als hätte der Held der Serie eben einen Freund gebraucht. Im Verlauf des Buches legt sich dieses Gefühl aber, weil hin und wieder auch Sequenzen aus der gemeinsamen Vergangenheit einfließen und man tatsächlich mehr und mehr das Gefühl bekommt, dass da 2 Geschichten parallel „gelaufen“ sind.
Dr. Hanson – der Oberarzt, bei dem Frederik seine Ausbildung zum Facharzt macht – ist mir irgendwie unglaubwürdig erschienen. Im ersten Teil haben sich der Arzt und Frederik teilweise sehr gut verstanden, Hanson war sogar begeistert von Frederiks Leistungen, hat ihn allein operieren lassen usw. und im 2. Teil wird er ausschließlich als grimmig und unzugänglich dargestellt. Das passte für mich nicht so recht zusammen. Für die Handlung als einzelne betrachtet passte es allerdings schon irgendwie.
Freja – Niklas' Freundin – erschien mir bisweilen etwas zickig. Natürlich war es nachzuvollziehen, dass die Situation mit dem Zeugenschutz schwierig ist, man spürte ihre Angst und Hoffnungslosigkeit und natürlich war mir auch klar, dass sich niemand eine solche Situation aussucht. Aber deshalb ständig auf dem Partner, der ja zudem auch noch das Opfer ist, rumzuhacken und ihm das Leben schwer zu machen, hat manchmal ein bisschen genervt. Und auch die anschließende Offenbarung der Schwangerschaft konnte dies in meinen Augen nicht „entschuldigen“.
Schreibstil
Der Schreibstil der Autorin ist auch in dem Fehler wieder bemerkenswert flüssig und schnell. Die kurzen Kapitel fliegen nur so dahin. Und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass sich die Geschichte beginnt in die Länge zu ziehen. Es ging Schlag auf Schlag. Schade fand ich, dass A.R. Klier den „Täter“ so schnell offenbart hat. An dieser Stelle war mir natürlich, bedingt durch den 4. Teil, von Anfang an klar, um wen es sich handelt. Aber ich könnte mir vorstellen, dass jemand der vorn anfängt, die Spannung gern noch etwas länger ausgehalten hätte.
Wortkombinationen wie „der angehende Unfallchirurg“ wurden in diesem Teil nicht ganz so häufig gebraucht, wie im ersten Teil. Das hat mir gut gefallen und macht das Lesen flüssiger, denke ich. Allerdings fehlen auch in diesem Teil wieder ein bisschen die Eigenheiten der einzelnen Charaktere. Bis auf ein paar äußerliche Merkmale bleiben sie leider wieder recht blass.
Setting
Auch diesmal gelingt es der Autorin Atmosphäre zu schaffen – sei es im Krankenhaus auf der Intensivstation, als Niklas seinen Mördern begegnet oder auch im Zeugenschutz. A.R. Klier schafft es glaubhaft die bedrückende Stimmung – auch zwischen Niklas und den Polizisten – zu beschreiben. Da fiel es dann manchmal gar nicht mehr so sehr auf, dass andere Beschreibungen fehlten.
Offene Fragen
Am Ende haben mir zwei Auflösungen gefehlt. Nach diesem Teil wissen wir jetzt, dass sich der Kreis zu Frederiks Vergangenheit und dem Tod seiner damaligen Verlobten geschlossen hat. Wir wissen, wer den Auftrag erteilt hat... Aber trotzdem bleibt der Leser im Dunkeln darüber, warum es dazu kam. Diese kleinen Spannungsspitzen hätte die Autorin meiner Meinung nach besser nutzen können um am Ende diese Frage zu beantworten – jedenfalls würde es mich interessieren!
Und die zweite Frage: Warum half die Polizistin dem Drahtzieher? Womit hat er sie erpresst? Bei den Klinikärzten waren die Erklärungen noch nachvollziehbar, aber bei einer Polizistin? Bis wohin reichte denn der Einfluss dieses Menschen? Ich denke, da hätte noch einiges an Potential drin gesteckt um die Spannung und vor allem die Abgründe dieses Menschen ins Spiel zu bringen, denn dass der Drahtzieher ein furchtbarer Mensch sein muss, ist vermutlich jedem Leser recht schnell klar.
Fazit
Auch diese Geschichte kann man gut an einem verregneten Tag auf dem Sofa lesen. Diesmal muss man nicht ganz so Ärzte-affin sein, auch wenn natürlich das UKE in Hamburg immer wieder Teil der Geschichte ist. Da es mir diesmal aber etwas zu viele Ungereimtheiten und am Ende offene Fragen gab, gibt es für diesen Teil nur 3 Sterne.