Die Kraft des Glaubens
„...Das Hirtenleben hatte etwas Archaisches, es ist eine Berufung jenseits aller technischen Errungenschaften...“
Anton Hinteregger lebt in einem Südtiroler Bergdorf. Im Sommer zieht er mit den Kühen ...
„...Das Hirtenleben hatte etwas Archaisches, es ist eine Berufung jenseits aller technischen Errungenschaften...“
Anton Hinteregger lebt in einem Südtiroler Bergdorf. Im Sommer zieht er mit den Kühen auf die Alm. Obwohl er erst Mitte 30 ist, bemerkt er, dass sich seine Bewegungen verlangsamen und die Gelenke steif werden. Er baut sich deshalb Hilfen für die Arbeit.
In London wird eine Frau von der Polizei aufgegriffen. Sie heißt Eva, ist Mitglied einer Endzeitsekte, studiert Medizin und möchte aus der Sekte aussteigen.
Dann geht die Geschichte zurück in die Vergangenheit. Ich erfahre mehr über das Leben von Anton und Eva.
Der Autor hat zwei fesselnde Lebensbilder kreiert. Anton ist Waise. Bevor er ihm Heim landen konnte, hat ihn die Bäuerin Walburga Schmidt in ihre Familie aufgenommen. Sie war eine Freundin seiner Mutter. Ihr hat es Anton zu verdanken, dass er lesen und schreiben lernt. Walburga ist in Glaubensfragen sehr offen und tolerant. Trotzdem vermittelt sie ihren Kindern und damit auch Anton eine feste Glaubensgrundlage.
Eva ist in einem gutbürgerlichen Haushalt aufgewachsen. Ihr Vater ist Betriebsdirektor und trotzdem Mensch geblieben. Evas Mutter aber plant für ihre Tochter eine sogenannte gute Partie, wenn sie ein erfolgreiches Auslandsstudium absolviert hat. Zuvor aber arbeitet Eva für zwei Jahre als Hausmädchen bei Walburga. Dort lernen sich Anton und Eva kennen und lieben. Dann aber geht Eva nach England.
Der Schriftstil des Buches ist hochwertig. Sehr detailliert wird das Leben im Dorf und auf der Alm beschrieben. Der Sommer auf der Alm ist eine Zeit harter Arbeit, aber auch geprägt von Einsamkeit.
Antons Kindheit fällt in die Zeit des 2. Weltkrieges. Was das für Südtirol bedeutete, hat der Autor kurz und treffend so formuliert:
„...Das treuherzige und politisch unmündige Bergvolk war verschaukelt worden, ohne es gemerkt zu haben...“
Berührend dargelegt werden Antons Gedanken. Trotz seiner gesundheitlichen Probleme hat er die Hoffnung auf eine Zukunft nie aufgegeben. Das heißt nicht, dass es auch Zeiten gibt, wo er mit seinem Schicksal hadert. Doch das Lesen in der Bibel und seine Beschäftigung mit guter Literatur helfen ihm, sein Leben zu spiegeln und sich im Gebet für Eva einzusetzen.. In seinen Gedanken klingt das so:
„...Wenn sie schwach war, musste er stark sein. Er musste weiter durchhalten...“
Gleichzeitig erlebe ich in London Evas Kampf gegen das Gedankengut der Sekte. Das bedeutet aber auch eine ganz persönliche Auseinandersetzung mit Glaubensfragen. Sie hatte alle Brücken hinter sich abgebrochen. Der Neuanfang verlangt wichtige Entscheidungen.
Anton erkrankt in jungen Jahren an Parkinson. Das Buch zeigt auf, wie sich die Behandlung der Krankheit im Laufe der Zeit weiter verbessert hat.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist einerseits eine Auseinandersetzung mit falschen Glaubensvorstellungen und zeigt andererseits, wozu Glaube und Liebe fähig sind.
Im Anhang gibt es eine umfangreiche Abhandlung zur Espe und den Zittern ihrer Blätter.