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Veröffentlicht am 15.09.2016

Gelungene Kombination aus Fiktion und Tatsache - schaurig, schockierend und verdammt blutig.

Mörderhotel
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Über 200 Menschenleben gehen auf sein Konto: Herman Webster Mudgett ist einer der außergewöhnlichsten Mörder der Geschichte! Mudgett hat nicht nur ein besonderes Geschick für das Töten, sondern auch einen ...

Über 200 Menschenleben gehen auf sein Konto: Herman Webster Mudgett ist einer der außergewöhnlichsten Mörder der Geschichte! Mudgett hat nicht nur ein besonderes Geschick für das Töten, sondern auch einen ausgeprägten Geschäftssinn. Er erleichtert seine Opfer um ihr Geld und verkauft ihre Skelette als Ausstellungsstücke an Universitäten.
Niemand weiß von dem finsteren Treiben - bis 1993 die neunzehnte Weltausstellung ihre Tore öffnet.
Millionen Besucher strömen in die Stadt und suchen ein Hotel. Herman Webster Mudgett besitzt ein solches. Es ist eines der erstaunlichsten Häuser am Platz: es hat Falltüren, verborgene Räume, Geheimgänge, einen Foltertisch, ein Säurebad und eine Gaskammer. Viele Menschen gingen in dieses Hotel. Nur wenige verließen es wieder. Zumindest lebend...

Unter den Millionen Besuchern, die in die Stadt strömen, befinden sich Arlis Christen und der Privatdetektiv Frank Geyer. Sie sind auf der Suche nach Arlis' verschollener Schwester. Sie war zuletzt mit einem gewissen Mr. Mudgett liiert und hat in dessen Hotel, geleitet von Henry Howard Holmes, gewohnt.
Arlis und Geyer quartieren sich in dem Mörderhotel ein. Als sie unangenehme Fragen stellen, geraten sie schon bald in tödliche Gefahr
.. (Klappentext)

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Die bildhafte und detailreiche Umgebungsbeschreibung katapultiert den Leser in das Amerika des späten 19. Jahrhunderts, indem die Industrie ihren Aufschwung erlebt und die Elektrizität Einzug hält.
Man kann die schmutzigen Straßen Chicagos förmlich riechen, das geschäftige Treiben hören und die drückende Hitze spüren.
Genau diese Detailverliebtheit, welche es schafft den Leser in eine andere Welt zu versetzen, liebe ich. Doch genau aus diesem Grund ist dieser Thriller nichts für schwache Nerven. Denn so genau wie der Autor das Setting beschreibt, beschreibt er auch die brutalen und schockierenden Morde. Es wird getötet, gemetzelt, Knochen gebrochen und Blut vergossen und das auf grausamste Art und Weise.
Aufgrund des flüssigen und fesselnden Schreibstils kann man dieses Buch jedoch nicht und nicht aus der Hand legen - höchstens um geschockt und atemlos Luft zu holen. Und das Wissen darum, dass es sich hier teilweise um einen Tatsachenbericht handelt, macht diesen Thriller nochmals um einen Tick furchteinflößender und erschreckender. Wolfgang Hohlbein versteht es hier geschickt Fiktion und Tatsache verschmelzen zu lassen.
Leider kommt es auch hin und wieder zu einem Spannungsabfall mit kleinen Längen - und das an eher ungünstigen Stellen.

Fazit:
Ehrlich gesagt hätte ich Wolfgang Hohlbein niemals so einen Thriller zugetraut, da er ja eher Autor für Fantasyromane ist.
Daher hatte ich auch keine allzu großen Erwartungen, da mich ja auch so mancher Fantasyroman von ihm nicht fesseln konnte.
Umso überraschender war es dann für mich, als sich mir ein überaus fesselnder und brutaler Thriller eröffnete, den ich fast in einem Rutsch gelesen habe.
Einen Stern Abzug für die Spannungsabfälle inkl. Längen.
Trotzdem absolute Leseempfehlung meinerseits.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Thriller mit altbekannten Thriller/Krimi-Klischees, jedoch mit spannendem Plot und atmosphärischem Setting.

Ragdoll - Dein letzter Tag (Ein New-Scotland-Yard-Thriller 1)
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Der umstrittene Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, ist nach seiner Suspendierung wieder in den Dienst bei der Londoner Polizei zurückgekehrt. Wolf ist einer der besten Mordermittler ...

Der umstrittene Detective William Oliver Layton-Fawkes, genannt Wolf, ist nach seiner Suspendierung wieder in den Dienst bei der Londoner Polizei zurückgekehrt. Wolf ist einer der besten Mordermittler weit und breit. Er dachte eigentlich, er hätte schon alles gesehen. Bis er zu einem grausigen Fund gerufen wird. Sechs Körperteile von sechs Opfern sind zusammengenäht zu einer Art Flickenpuppe, einer „Ragdoll“.
Gleichzeitig erhält Wolfs Ex-Frau eine Liste, auf der sechs weitere Morde mit genauem Todeszeitpunkt angekündigt werden. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, doch der Ragdoll-Mörder ist der Polizei immer einen Schritt voraus. Und der letzte Name auf der Liste lautet: Detective William Oliver Layton-Fawkes…
(Klappentext)

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„Der zunächst schwache, aber vertraute Geruch wurde immer stärker, je mehr Wolf sich der geöffneten Tür am Ende des Ganges näherte. Es war der unverwechselbare Gestand des Todes.“ (S. 24)

Detective William Oliver Layton-Fawkes, kurz Wolf genannt, tritt nach seiner Suspendierung und einem Aufenthalt in einer Psychiatrie wieder den Dienst an. Wolf griff bei einer Gerichtsverhandlung den freigesprochenen Angeklagten an, der aufgrund des Freispruchs paar Wochen danach wieder mordete. Dadurch ging seine Ehe in die Brüche und er hat noch immer anständig daran zu knabbern (oha – 1. Klischee). Nun wütet wieder ein Serienkiller in London. Dieser hat aus mehreren Leichenteilen eine Puppe „gebastelt“.
Wie im Klappentext schon erwähnt bekommt Wolfs Ex, eine karrieregeile Reporterin, eine Liste mit zukünftiger Opfer, darunter auch Wolf selbst.
Ein labiler Detectiv darf hier also in einem Fall der ihn selbst betrifft ermitteln (na da schau‘ her – 2. Klischee)

„Simmon’s Ansicht nach wog das Risiko, einen psychisch labilen Detective auf die Straße zu lassen, deutlich weniger schwer als die Bedrohung durch den Serienkiller.“
(S. 259 …na dann)


Zusammen mit seinem Team versucht er nun zu eruieren zu wem diese Leichenteile der Ragdoll gehören, um so dem Serienkiller immer näher zu kommen und ihn dingfest zu machen.
Zu diesem Team gehören, unter anderem, die Ermittlerin Baxter und Edmunds. Edmunds ist der Neue im Team und schien hier der Einzige zu sein, der wirklich hart an dem Fall arbeitet. Leicht hat er es als Neuer in diesem Team deswegen doch noch lange nicht.
Baxter hingegen greift gern mal zur Flasche (ach, was ganz Neues – 3. Klischee). Des Weiteren scheint es zwischen Wolf und Baxter ordentlich zu funken und das nicht erst seit kurzem (war ja irgendwie klar, dass sowas auch noch kommen muss – 4. Klischee).

Man liest abwechselnd aus diesen drei Perspektiven und trotz diverser Klischees, Logikfehler und Ungereimtheiten, liest sich dieser Thriller verdammt flott weg (ja, ich war selbst überrascht nach der Klischeeüberschwemmung).

„Schnell ließ er es wieder in seiner Tasche verschwinden und hörte im selben Moment den dumpfen Knall der zuschlagenden Tür eines teuren Wagens.“
(S. 124 – kann man denn aufgrund des Knalls einer Autotür erkennen wie teuer diese Karre ist?)


Dieser Thriller ist das Debüt des Briten Daniel Cole und gleichzeitig Auftakt für eine neue Thriller-Reihe. Vom flüssigen Schreibstil her und vor allem aufgrund der so manchen atmosphärischen Settingbeschreibung, sieht man diesem Thriller keineswegs das Debüt an.

„Der vollkommen intakte Kirchturm von St Dunstan-in-the-East ragte hoch über dem zerfallenen Mauerwerk auf. Mächtige, kraftstrotzende Bäume wuchsen durch ein nicht mehr vorhandenes Dach und langgestreckte Bogenfenster, während sich Kletterpflanzen an den Steinmauern hinaufrankten, nur um auf der anderen Seite kaskadenartig herabzustürzen und sonderbare Schatten in den abgeschiedenen Garten zu werfen.“ (S. 171)

Also schreiben kann dieser Autor auf jeden Fall. Auch der Plot ist durchwegs spannend, enthält den typischen britischen schwarzen Humor und beinhaltet mehrere überraschende Wendungen, ist teilweise äußerst blutig und legt auch ein ziemliches Tempo an den Tag. Aufgrund dessen konnte ich über so manches altbekannte Thriller-Klischee und einige Logikfehler hinwegsehen.

Die Aufmachung ist qualitativ hochwertig und das Cover ist schon ein ganz besonderer Blickfang.
Weshalb sich da ein paar Rezensenten am Cover aufhängen, da es keinen Bezug zur Geschichte hat ist mir unverständlich. Immerhin kommt es bei einem Buch auf den Inhalt an, ob es einen packen und abholen kann. Und das sage ich als leicht beeinflussbare Cover-Käuferin…aber was weiß ich schon.

Fazit:
Trotz diverser Klischees und Logikfehler, konnte mich dieser Thriller packen und gut unterhalten, denn spannend ist dieser alle Mal. Ich konnte das Buch nahezu keine Sekunde aus der Hand legen.
Da dies ein Debüt ist kann es ja nur besser werden und daher werde ich auch den 2. Teil dieser Thriller-Reihe lesen.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 24.04.2018

Je nachdem zu welchem Lerntyp man gehört, kann dieses Buch durchaus hilfreich sein.

The Awful English Grammar Die schreckliche englische Grammatik
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Wer kennt sie nicht, die Fallstricke der englischen Sprache? Man denkt, es klappt schon ganz gut, und dann weiß man doch wieder nicht, ob man sich mit of, by oder from für die richtige Präposition entschieden ...

Wer kennt sie nicht, die Fallstricke der englischen Sprache? Man denkt, es klappt schon ganz gut, und dann weiß man doch wieder nicht, ob man sich mit of, by oder from für die richtige Präposition entschieden hat oder wie es um die Zeitenfolge bei if-Sätzen im Konditional II bestellt ist. Jeremy Taylor besitzt langjährige Erfahrung als Englischlehrer und kennt sich mit den Problemen im Sprachunterricht aus. Er weiß: Grammatik muss verstanden werden, und sein Buch ist Beweis dafür, dass das sogar amüsant sein kann! In leicht verständlichen Dialogen werden dem Leser Mustersätze wie auf einem Tee-Tablett serviert und am jeweiligen Kapitelende in einer Tabelle zusammengefasst...(Klappentext)

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"Darf ich vorstellen: Barry Buggins, ein leidenschaftlicher, wenn auch nicht besonders begabter Mann aus England."
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"Meet Barry Buggins, an enthusiastic, but not particularly talented Man from England."
(S .8 & 9 - Anfang)


Ich sage immer mein Englisch hat Harry Potter-Niveau, bedeutet, dass ich Kinderbücher bis, sagen wir mal 12 Jahren, lesen kann und den Zusammenhang verstehe, ohne ständig im Wörterbuch nachschlagen zu müssen.
Die Grammatik war jedoch immer schon mein großes Problem. Ich habe mich im Laufe der Jahre immer höchst erfolgreich davor gedrückt mich näher damit zu beschäftigen, so eine Abneigung habe ich dagegen.
Da ich von den zweisprachigen Ausgaben aus dem dtv-Verlag bisher sehr begeistert war (und immer noch bin), wählte ich nun diese Neuausgabe, welche sich mit der englischen Grammatik beschäftigt. Irgendwann muss ich diesbezüglich ja mal in die Puschen kommen.

Das vorliegende Buch soll für Einsteiger geeignet sein. Nun ja, dem kann ich mich nicht wirklich anschließen. Meiner Meinung nach sollte mindestens das B1-Niveau vorhanden sein.
Zudem ist die Art Sprachen und die dazugehörige Grammatik zu erlernen sehr individuell. Was für den einen die richtige Art und Weise ist, muss bei einem Anderen nicht zwangsläufig ebenso funktionieren. Tja, und leider muss ich sagen, dass sich mir in diesem Buch die englische Grammatik nicht völlig erschloss.
Was sich mir jedoch erschloss war, dass ich zu diesen Grammatik-Lern-Typen gehöre, der die Grammatik nicht anhand von Geschichten erlernen kann, sondern wie in Mathematik so etwas wie Formeln, Tabellen, sowie ein Arbeitsbuch benötige mit dem ich arbeiten kann. Ich muss die "Formel" also selbst schriftlich umsetzen, um sie in mein Hirn zu bekommen.
Das ist für mich persönlich eine wichtige Erkenntnis, da ich nun weiß WIE ich an die Grammatik herangehen muss, um diese zu verinnerlichen und dies ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

Als Ergänzung finde ich dieses Buch jedoch durchaus geeignet und nicht nur, um Grammatik zu lernen. Es blieb ja auch durchaus das eine oder Andere hängen, aber vor allem eignet es sich sehr gut als Wiedereinstieg in die englische Sprache.
Man nimmt neue Wörter in sein Vokabular auf und erlernt so manche typische Redewendung.
Die Geschichte selbst ist einfach gehalten und auch witzig. Ich musste mehrmals schmunzeln und daher liest es sich im Grunde relativ flott weg.
Die Übersetzung stimmt nicht immer 1:1 überein, z.B.: "Wirklich?" wird hier nicht mit "Really?" übersetzt, sondern mit "I don't believe you.", wobei es natürlich auf das Selbe kommt.

Was beinhaltet nun diese "Grammatik-Geschichte"?
- hauptsächlich die verschiedenen Zeitformen, deren Untergruppen, Frageform, sowie Satzkonstruktionen (hier liegt meine persönliche Schwäche)
- Präpositionen
- Substantive und ihre Eigenarten (ob Artikel davor oder nicht, zählbar oder nicht zählbar)
- Fehler die wir Deutschsprachige bezüglich gerne machen (hier habe ich persönlich am meisten mitgenommen)

Veranschlaulicht wird dies hin und wieder mit Tabellen inklusive einem Beispiel. Für mich Tabellenliebhaberin waren es jedoch eindeutig zu wenig.

Wiederholt wird alles innerhalb der Geschichte, was durchaus von Vorteil ist.

Fazit:
Je nachdem zu welchem Lerntypus man gehört, kann dieses Buch durchaus hilfreich sein. Für Einsteiger ist es, meines Erachtens, jedoch nicht, bzw. nur bedingt geeignet. Trotzdem es für mich persönlich nicht allzu hilfreich war, fühlte ich mich aufgrund der lockeren und witzigen Geschichte gut unterhalten und nahm für mich zwar nur wenig neue Grammatik-Erkenntnisse mit, dafür einiges an neuen Vokabeln und Redewendungen.
Für all diejenigen die ihre Englischkenntnisse auffrischen oder vertiefen wollen, kann ich jedoch die zweisprachigen Bücher aus dem dtv-Verlag empfehlen. Diese gibt es in verschiedenen Schwierigkeitsstufen, von Anfänger bis Fortgeschrittene.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 30.03.2018

Für Jane Austen-Fans die auf Romantik stehen ein absolutes Must-Read. Hier sind alle Hauptcharaktere Jane Austens vereint und verbandelt.

Alte Bekannte – neue Liebschaften
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Die erste Fortsetzung, die jemals zu Austens berühmten Romanen geschrieben wurde, setzt ein wo »Stolz und Vorurteil« aufhört. Sybil G. Brinton, die als Tochter aus gutem Hause selbst aus der Welt ihres ...

Die erste Fortsetzung, die jemals zu Austens berühmten Romanen geschrieben wurde, setzt ein wo »Stolz und Vorurteil« aufhört. Sybil G. Brinton, die als Tochter aus gutem Hause selbst aus der Welt ihres Vorbilds entsprungen sein könnte, lässt uns am weiteren Leben von Elizabeth Bennett, Mr. Darcy und vielen anderen beliebten Figuren aus Austens literarischem Kosmos teilhaben, mit neuen Freundschaften und Romanzen sowie den üblichen Verwicklungen.
Die Handlung führt uns an wohlbekannte Orte von London nach Bath und natürlich auf Pemberley. Elizabeth und Mr. Darcy sind glücklich verheiratet und Lizzy hat es sich zur Aufgabe gemacht, dem Glück verschiedener Familienmitglieder und Freunden auf die Sprünge zu helfen – beginnend mit ihrer jungen Schwägerin Georgiana und Colonel Fitzwilliam....
(Klappentext)

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"Man darf wohl sagen, dass nahezu alle glücklich verheirateten Paare eines gemeinsam haben: Sie alle wünschen, ihre junge Freunde in ebenso glücklichen Ehen zu sehen."
(S. 11 - Anfang)


Dieser Roman ist ein unbekannter Klassiker (Erstausgabe 1913) und die imaginäre Fortsetzung des Romans "Stolz und Vorurteil", oder besser gesagt der Romane "Stolz und Vorurteil", "Northanger Abbey", "Mansfield Park", "Verstand und Gefühl", "Überredung", sowie von "Emma".
Alle geliebten Hauptcharaktere und auch die weniger beliebten Protagonisten, haben hier ihren Auftritt und ihre Geschichte, welche weitergeführt wird.
Man sollte also auf jeden Fall diese Romane schon mal gelesen haben, um in den vollständigen Genuß dieses vorliegenden Romans zu kommen.
Zum kurzen Auffrischen dieser Romane, was bei mir notwendig war, empfehle ich das Buch "Jane Austen - eine Entdeckungsreise durch ihre Welt".

Der Roman selbst ist dreieinhalb Jahre nach der Hochzeit von Elizabeth Bennet mit Mr. Darcy angesiedelt und hier wird fleißig verliebt, verkuppelt und so einige Heiratspläne geschmiedet und wieder über Bord geworfen.
Elizabeth möchte Miss Georgiana Darcy mit Colonel Fitzwilliam (Darcy's und Georgianas Cousin - alle Protagonisten aus "Stolz und Vorurteil") vereinen, die Verlobung steht, wird jedoch nach kurzer Zeit wieder aufgelöst. Daher wollte sie den Colonel bei ihrem Aufenthalt in Bath mit Mary Crawford ("Mansfield Park") verkuppeln. Diese scheint jedoch schon etwas mit Sir Walter Elliot ("Überredung") am Laufen zu haben.
Emma Woodhouse ("Emma") möchte wiederum Kitty Bennet ("Stolz und Vorurteil") mit dem schmucken William Price ("Mansfield Park") liiert sehen und auch Kitty selbst sieht sich schon nach kürzester Zeit in naher Zukunft als Mrs. Price durch die Gegend schlendern. Dieser scheint jedoch an einer anderen Dame interessiert zu sein.
Mr. Bingley ("Stolz und Vorurteil") hätte jedoch gerne James Moreland ("Northanger Abbey") gerne mit Kitty zusammengebracht, welche jedoch absolut nicht an ihm interessiert ist.

">>Nun, Charles<<, sagte Elizabeth lachend, >>du musst dir keine Vorwürfe machen. Mr Morland wurden ein Haus und eine Pfründe versprochen - eine Ehefrau war nicht Teil der Abmachung.<<
>>Dennoch wäre es schön gewesen, hätte man ihm auch dies bieten können<<, erwiderte Bingley." (S. 172)


Ihr seht, hier geht es um Verkuppelung und gewünschte Eheschließungen, Liebe (erfüllte wie unerfüllte), sowie Intrigen und Trauer. Wie eben in all den Jane Austen-Romanen auch. Doch leider fehlt mir hier der spitzzüngige und sarkastische Humor, der für Jane Austen so typisch ist und der selbst mich, eine Schnulzenallergikerin, für ihre Romane begeistern kann.
Zudem scheinen sich manche Jane Austen-Figuren etwas verändert zu haben:

Elizabeht Bennet - nun Mrs. Darcy, hat zwar keineswegs ihren Humor, jedoch ihren Pfeffer im Hintern verloren. Im Gegenzug ist sie sehr am Verkuppeln interessiert.
Mr. Darcy - ist ruhiger geworden und daher hat auch sein Biss etwas eingebüßt
Emma - mittlerweile Mrs. Kneightly, ist ebenfalls im Kuppelgeschäft tätig, kommt hier bei so mancher Wesensbeschreibung nicht ganz so gut weg.
Mr. Bingley - ist nun anscheinend ebenfalls gerne ein Kuppler und steckt auch sonst gerne seinen Kopf lieber mit den Frauen zusammen als mit den Männern.

Trotzdem hat es die Autorin auf faszinierende Weise geschafft, alle Charaktere unter einen Hut zu bringen, daraus mehrere Geschichten zu erschaffen, welche doch alle miteinander verwoben sind und sie zu einem eigenen stimmigen Ende zu führen. Dafür gebührt ihr allerhöchster Respekt. Vor allem da sie dabei die Schreibweise von Jane Austen aufnimmt und auch hier manche Protagonisten die typischen Austen-Entwicklungen durchlaufen. Einzig der sarkastische Humor fehlt hier, wie oben schon erwähnt. Man merkt, dass Brinton durch und durch ein Jane Austen-Fan war und ihre Romane in- und auswendig kannte. Somit ist dieser Roman eine gebührende Hommage an Jane Austen und zusätzlich ein kleines Klassiker-Schmankerl im Bücherregal.

Wer befürchtet, dass ihm die Charaktere durcheinander kommen könnten, kann sich beruhigt zurücklehnen. Am Anfang befindet sich ein ausführliches Personenregister.

Auch eine Karte von London mit den verschiedenen Grafschaften ist vorhanden, sowie wer wo lebt. Dadurch bekommt man ein GEfühl wie weit die Entfernungen sind.

Fazit:
Da mir der oft böse und bissige Humor von Jane Austen fehlte, war mir der Roman zu schnulzenlastig und daher so gar nicht meines. Doch es war durchaus interessant und auch schön, mit den Charakteren, die man bereits aufs innigste ins Herz geschlossen hat, den Weg weiterzugehen.
Jane Austen-Fans, welche auch die Romantik zu schätzen wissen, werden hier voll auf ihre Kosten kommen und eine würdige Fortsetzung aller großen Jane Austen-Romane vorfinden.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 07.02.2018

Die Entschleunigung des Lesens

Der Nachsommer
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Auf seinen naturkundlichen Wanderungen begegnet der Ich-Erzähler Heinrich Drendorf seinem späteren väterlichen Freund, dem Freiherrn von Risach, auf dessen Landgut. Dort lernt er nicht nur eine neue Form ...

Auf seinen naturkundlichen Wanderungen begegnet der Ich-Erzähler Heinrich Drendorf seinem späteren väterlichen Freund, dem Freiherrn von Risach, auf dessen Landgut. Dort lernt er nicht nur eine neue Form der Lebens- und Wirklichkeitsbewältigung kennen, sondern auch seine spätere Frau Natalie und deren Mutter Mathilde Tarona, die auf geheimnisvolle Weise mit Risach verbunden ist.

»›Der Nachsommer‹ ist der Bildungsroman schlechthin, ein rührend-unheimlich deutsches Buch aus Österreich, welches dem Leser das Menschlichwerden zeigen will.« Walther Killy....
(Klappentext)



"Mein Vater war ein Kaufmann. Er bewohnte einen Teil des ersten Stockwerkes eines mäßig großen Hauses in der Stadt in welchem er zur Miete war.." (S. 7 - Anfang)

Wie soll man einem Literaturklassiker gerecht werden, wenn man sich einen Monat lang durchgequält hat? Diese Frage stellte ich mir bereits nach den ersten Seiten dieses Buches.

Ich liebe Klassiker, angefangen bei Shakespeare, über Lessing bis hin zu Tolstoi. Dabei schätze ich vor allem die Sprachgewalt, die Poesie und den bildhaften Erzählstil, inklusive der Detailverliebtheit. Doch gerade diese langatmigen Beschreibungen und die ständigen Abschweifungen ins Detail, machten mir das Lesen von "Der Nachsommer" mehr als schwer.

Die Handlung schreitet nur mit überaus kleinen Schritten voran, nahezu stockend und humpelnd und zwar aufgrund diverser minutiöser Beschreibungen von Gemälden, Pflanzen und selbst von Steinen.

"Ich war schon als Knabe ein großer Freund der Wirklichkeit der Dinge gewesen, wie sie sich so in der Schöpfung oder in dem geregelten Gange des menschlichen Lebens darstellte..." (S. 24)

"Der Vater pflege zu sagen, ich müßte einmal ein Beschreiber der Dinge werden,..." (S. 25)


Genau, und schlußendlich war er das auch.

Aber so sehr Stifter auch auf die Darstellung von Natur und Kunst eingeht, die Charaktere bleiben auf den 730 Seiten blass und vor allem langweilig.
Hier fällt kein böses Wort und Missverständnisse gibt es hier ebenso wenig. Selbst als Risachs Geheimnis gelüftet wird, herrscht hier Verständnis und Einigkeit.
Immerzu herrscht hier Harmonie und höchste Idylle, dass es kaum auszuhalten ist. Hinzu kommen die ständigen Wiederholungen der alltäglichen Rituale - die Neurotik des Biedermeier lässt grüßen.

Diese Art des Schreibens ist von Adalbert Stifter jedoch so beabsichtigt. Die Industrialisierung machte zu dieser Zeit auch vor Österreich nicht Halt. Aber wie Franz I. und Metternich, so war auch Stifter gegen diese Modernisierung und versuchte sie, zumindest in diesem Werk, aufzuhalten - den Fortschritt entschleunigen.

Bei mir rief es auch eine Entschleunigung hervor und zwar die des Lesens.
"Der Nachsommer" ist also keineswegs ein Klassiker den man mal schnell zwischendurch lesen kann und auch nicht sollte.
Man muss sich dafür Zeit nehmen, darin eintauchen und diesen wirken lassen. In der heutigen schnelllebigen Zeit mit Sicherheit ungewohnt, aber durchaus nicht verkehrt und eben auch genau das was von Stifter beabsichtigt war. Für mich persönlich war das nichts.

Das Werk enthält aber auch gleichzeitig wunderschöne Zitate, welche zum Nachdenken anregen:

"...der Mensch sei nicht zuerst der menschlichen Gesellschaft wegen da, sondern seiner selbst willen. Und wenn jeder seiner selbst willen auf die beste Art da sei, so sei er es auch für die menschliche Gesellschaft." (S. 15)

Trotzdem werden Herr Stifter und ich wohl keine Freunde. Sein Schreib- und Erzählstil sind sehr speziell und nicht für jeden geeignet. Man muss diesen Stil schon mögen - ich tue es nur bedingt.

Die vorliegende Neuauflage aus dem dtv-Verlag ist jedoch mehr als nur gelungen. Hier wurde nämlich die Urfassung beibehalten, inklusive der etwas ungewöhnlichen Interpunktion Stifters. Ja, selbst hier hatte Adalbert Stifter seine Eigenheiten. Diese spezielle Art Kommas zu setzen, sollte seinen Stil intensivieren. Nun ja, diese Tatsache machte das Lesen nicht unbedingt leichter.
Es wurden aber auch die Laut- und Wortformen , sowie die alten österreichischen Bezeichnungen beibehalten.

Die meisten Verlage scheuen sich davor, solche Eigenheiten beizubehalten und modernisieren Texte, Passagen und ganze Werke. Nicht so beim dtv-Verlag, der aufgrund dessen für mich die erste Adresse bei Neuauflagen von Klassikern ist.

Wie gewohnt erhält man im Nachwort Informationen über das Werk und dessen Entstehung und es beinhaltet eine kleine, aber durchaus ausführliche Biographie des Autors mittel Zeittafel. Ich muss gestehen, diese Anhänge lasen sich spannender als "Der Nachsommer" selbst.

Fazit:
Der Schreib- und Erzählstil von Adalbert Stifter ist sehr speziell (anstrengend trifft es wohl besser). Dies muss man mögen, um das vorliegende Werk vollends genießen zu können. Ich konnte es leider nicht. Diese Abschweifungen und detailreichen Beschreibungen...meine Güte, diese Beschreibungen und Schilderungen!!...waren so gar nicht meines.
Ein Lob gebührt jedoch dieser Neuauflage aus dem dtv-Verlag, welche die Urfassung, sowie viele interessante Informationen im Anhang enthält.
Für Adalbert Stifter-Fans, Studenten der Germanistik und Literaturwissenschaft absolut zu empfehlen.

© Pink Anemone