Mit ihrem Jugendroman “Dumplin’: Go big or go home” ist der amerikanischen Autorin Julie Murphy einen richtiger Überraschungserfolg gelungen, der sogar verfilmt wird. In dem sehr unterhaltsamen Roman geht es um die 16jährige, übergewichtige Will, die zum einen ihre erste Liebe erlebt und zum anderen lernen muss, trotz aller Widrigkeiten zu sich selbst zu stehen und sich im eigenen Körper wohl zu fühlen. Sehr einfühlsam beleuchtet die Autorin für Teenager wichtige Themen wie Schönheitsideale, innere Werte, Selbstbewusstsein, Selbstzweifel und Selbstvertrauen aber auch Mobbing, Vorurteile und den Umgang mit dem Tod.
Die Geschichte ist aus Sicht der überaus sympathischen Hauptfigur Will in der Ich-Perspektive erzählt, die einen hervorragenden Einblick in ihre Gefühle, Gedanken aber auch ihre für Teenager typischen Stimmungsschwankungen gibt. Die Autorin hat mit der übergewichtigen Will eine interessante, vielschichtige Hauptfigur geschaffen, die mich mit ihrer Einstellung zu ihrer Figur und ihrem Selbstbewusstsein beeindruckt hat und die ich wegen ihrer unkomplizierten, selbstironischen und offenen Art schnell in mein Herz geschlossen habe. Sehr einfühlsam und nachvollziehbar beschreibt die Autorin, wie sich Wills Selbstsicherheit durch ihre heimliche Beziehung zum attraktiven Bo in große Unsicherheit und Selbstzweifel wandeln. Sehr anschaulich und gefühlfüll ist auch herausgearbeitet, wie sehr Will unter dem schmerzlichen Verlust ihrer kürzlich verstorbenen Tante Lucy leidet, die mit erst 36 extrem übergewichtig an einem Herzinfarkt verstarb. Zu ihr hatte sie eine ganz besonders innige Beziehung und mit ihr teilte sie auch die große Leidenschaft zur Musik von Dolly Parton. Das Verhältnis zu ihrer schlanken, extrem körperbewussten Mutter hingegen ist von starken Spannungen geprägt, versucht sie doch immer wieder Will zum abnehmen zu bewegen. Im Laufe der Handlung fällt Will allerdings einige Entscheidungen, die ich wenig nachvollziehen konnte und mich charakterlich etwas enttäuschten. Letztlich sind aber auch Wills Schwächen allzu menschlich und für ihr Alter durchaus glaubwürdig und authentisch.
Sehr schön ausgearbeitet sind auch viele Nebenfiguren wie Mitch, ihre Freundin Ellen und die drei anderen Mädels, die zwar nicht unbedingt klassische Schönheitsidealen verkörper, aber als Outsider sehr faszinierende, liebenswerte Charaktere darstellen. Etwas enttäuschend ist in meinen Augen die sehr interessante männliche Hauptfigur Bo ausgefallen, der mir einfach zu blass geraten ist, und über dessen Sichtweise ich gerne mehr erfahren hätte.
Sehr ansprechend ist der recht einfache, einfühlsame und oft sehr humorvolle Schreibstil der Autorin, der mich immer wieder mit wunderschönen Formulierungen und poetischen Vergleichen begeistern konnte.
Auch wenn ich mir einige Stellen weniger ausführlich und mit etwas anderen Schwerpunkten gewünscht hätte, ist der Roman insgesamt gelungen konzipiert und gipfelt in einem wunderschönen, berührenden und sehr stimmigen Finale.
FAZIT
Ein unterhaltsamer Jugendroman mit einer liebenswerten Hauptfigur und wichtigen Botschaften zu Freundschaft, Schönheitsidealen, Selbstbewusstsein und inneren Werten - eine lesenswerte Wohlfühlgeschichte, die Mut macht zu sich selbst zu stehen und zum Nachdenken anregt!