Leider nicht ganz überzeugend
SchattwaldHamburg, 2014. Die 46-jährige Anne Südhausen erhält die Nachricht, dass ihre Großmutter aus Innsbruck verstorben ist. In den letzten Jahren hatte Anne keinen Kontakt mehr zu ihrer Großmutter, Obwohl Anne ...
Hamburg, 2014. Die 46-jährige Anne Südhausen erhält die Nachricht, dass ihre Großmutter aus Innsbruck verstorben ist. In den letzten Jahren hatte Anne keinen Kontakt mehr zu ihrer Großmutter, Obwohl Anne Großmutter Charlotte ihrem Schwiegersohn den Tod ihrer Tochter nie verziehen hat, hat sie doch bis zuletzt an ihre Enkelin gedacht und ihr etwas hinterlassen. Anne findet Charlottes Tagebücher, in denen diese von ihrem Aufenthalt im Sanatorium Schattwald im Jahr 1943 berichtet. Das war eine gefährliche Zeit für geistig Kranke. Und Anne ist nicht die einzige, die sich für die Tagebücher ihrer Großmutter interessiert.
Vielleicht hatte dieses Buch bei mir einfach ein wenig Pech, da ich direkt zuvor schon ein anderes Buch zur 2.-Weltkrieg-Thematik gelesen habe, das mich sehr begeistert hat. Umso stärker war der Kontrast zu "Schattwald". Das Verhalten der 46(!)-jährigen Protagonistin blieb mir oft fremd. Sie ist Chefredakteurin einer Frauenzeitschrift, wirkt aber oft nicht entsprechend qualifiziert oder durchdacht. Immer wieder berichtet sie selbst, dass ihr etwas oder jemand merkwürdig vorkommt, aber immer wieder ignoriert sie die Warnsignale, obwohl dem Leser klar ist, worauf es hinausläuft. Ideen brauchen lange, bis sie reifen. Beispielsweise ergibt sich eine Situation, in der Anne auf dem Rückweg von irgendwo in einer Hütte nachschauen könnte. Das wird aus einem Telefonat deutlich. Diese Idee kommt ihr jedoch erst, als ihr das jemand explizit sagt und dann wird die Logik im Text auch noch einmal extra erklärt. Mich hat Annes Verhalten immer wieder frustriert. Auch die historische Handlung fand ich ein wenig dünn. Das Buch befasst sich mit einem sehr dunklen Kapitel der Nazi-Geschichte, das vielleicht auch nicht allen so geläufig ist. Leider kommt es hier irgendwie harmlos herüber, die gesamtgesellschaftliche Dimension war für mich nicht spürbar. Zudem war mir die Geschichte im Sanatorium etwas zu soapmäßig. Charlotte als Psychiatriepatientin wird nach kürzester Zeit in die Machenschaften und Geheimnisse der Belegschaft eingeweiht. Die Handvoll anderer Patienten, die man kennenlernt, sind alle nicht, was sie zunächst scheinen. Und wirklich emotional erreicht hat mich auch keine der Figuren. Alle blieben mir ein wenig zu holzschnitthaft oder unverständlich (wie Anne).
Insgesamt konnte mich dieses Buch leider nicht ganz überzeugen, obwohl ich mir davon einiges versprochen hatte.