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Veröffentlicht am 25.04.2018

Wenn es in der Gerüchteküche brodelt…

Das verrückte Wiesengeflüster
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Familie Hase hat Neuigkeiten zu verkünden: ein süßes, kleines Hasenbaby ist geboren. Diese frohe Kunde zwitschern die Amseln im Vorüberfliegen dem Schaf zu. Doch leider versteht das Schaf etwas vollkommen ...

Familie Hase hat Neuigkeiten zu verkünden: ein süßes, kleines Hasenbaby ist geboren. Diese frohe Kunde zwitschern die Amseln im Vorüberfliegen dem Schaf zu. Doch leider versteht das Schaf etwas vollkommen anderes und macht sich auf, seine leicht veränderte Version dem Fuchs zu erzählen. Über das Stille-Post-Prinzip verbreiten sich Gerüchte über Familie Hase, die immer dramatischer werden. Jedes Tier fügt seiner Version eine weitere Ausschmückung hinzu. Aus der einst wunderbaren Nachricht wird am Ende eine richtige Schreckensgeschichte.

Dieses Bilderbuch ist ein Lehrstück über das Verbreiten von Gerüchten. Auf witzige Weise wird den Kindern nähergebracht, wie schnell sich der Informationsgehalt verändern kann, wenn eine Nachricht verbreitet wird, die man nur vom Hörensagen kennt.

Die Illustrationen sind farbenfroh und ansprechend für Kinder gestaltet.

Die Altersempfehlung für Kinder ab 4 Jahren ist gerechtfertigt. Jüngere Kinder haben zum einen Probleme, dieser doch recht ausführlichen Geschichte zu folgen. Der Fließtext pro Seite ist ziemlich umfangreich, so wie auch die darin enthaltenen Informationen. Zum anderen können jüngere Kinder das Prinzip der Stillen Post noch nicht ganz begreifen.

‚Das verrückte Wiesengeflüster‘ widmet sich einem sehr wichtigen Thema. Nicht immer entspricht das, was wir von anderen erzählt bekommen, der Wahrheit. Es zeigt den Kindern, dass man Nachrichten auch einmal hinterfragen muss, statt sie ohne jeden Vorbehalt zu glauben und dann auch noch weiterzutratschen, wobei die Versuchung groß ist, dem Erzählten noch eine eigene Einzelheit hinzuzufügen.

Veröffentlicht am 25.04.2018

Was mein Mund nicht sagen kann, sagen Tulpen aus Amsterdam

Tulpengold
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Ich habe die Jugendromane von Eva Völler gelesen, ‚Tulpengold‘ ist mein erster historischer Roman aus der Feder der Autorin. Schon das Setting ist eine erfrischende Abwechslung. Im Goldenen Zeitalter Amsterdams, ...

Ich habe die Jugendromane von Eva Völler gelesen, ‚Tulpengold‘ ist mein erster historischer Roman aus der Feder der Autorin. Schon das Setting ist eine erfrischende Abwechslung. Im Goldenen Zeitalter Amsterdams, als Tulpenzwiebeln zu Spekulationsobjekten wurden und zu exorbitanten Preisen gehandelt wurden. Die Handlung beginnt kurz vor dem Platzen der Spekulationsblase. Der Protagonist, Pieter, leidet unter einer besonderen Form von Autismus und verfügt über ein außerordentliches künstlerisches Talent, was seinem neuen Lehrmeister Rembrandt nicht lange verborgen bleibt. Im näheren Umfeld Rembrandts kommt es zu seltsamen Mordfällen durch Bleivergiftung, die den Maler bald als Hauptverdächtigen erscheinen lassen. Doch Pieter, der neben seiner Kunstbegabung auch noch über ein hohes mathematisches Verständnis verfügt, versucht dem Mörder mittels Berechnungen und logischer Schlussfolgerungen auf die Schliche zu kommen.

Eva Völler ist es wunderbar gelungen, das Amsterdam um 1600 einzufangen und zu porträtieren. Verwoben mit dem zur damaligen Zeit herrschendem Tulpenfieber und den bibliografischen Einflüssen über Rembrandt van Rijn hat sie eine vielschichtige, historische Bühne geschaffen, ideal für eine Kriminalgeschichte rund um ermordete Tulpenhändler. Ob fiktiv oder historisch fundiert ist in dem Moment völlig gleich. Die Autorin hat ein in sich ausgewogenes Bild erschaffen, fast wie Rembrandt in seiner Werkstatt, doch statt mit Farbe ist es Frau Völler mit Worten gelungen.

Einzig übertrieben sind die in der ersten Hälfte gehäuft vorkommenden Szenen, in denen Pieters Beeinträchtigung zur sozialen Interaktion immer wieder vorgeführt wird. Die ähnlich ablaufenden Dialoge wiederholen sich ein bisschen zu oft und sind zu überspitzt dargestellt. Als Leser gewinnt man den Eindruck, dass Pieter, bevor er zu Rembrandt in die Lehre kam, gar keinen Kontakt zu anderen Menschen hatte. Durch diese Konzentration auf die autistischen Symptome der Hauptfigur gerät der Spannungsbogen in den Hintergrund und wird über viele Kapitel zur Nebensächlichkeit. Erst gegen Ende steigert sich die Spannung, aber das volle Potenzial der Kriminalgeschichte wird nicht gänzlich ausgeschöpft. Dadurch gerät die Handlung insgesamt etwas träge.

Trotz dieser kleinen Schwäche ist ‚Tulpengold‘ ein unterhaltsames Buch, das vielleicht weniger wegen der Kriminalgeschichte, dafür mehr durch die historische Bandbreite – Amsterdam, der Tulpenhandel, Rembrandt und die Zuschreibungsproblematik bei einigen seiner Werke – glänzt.

Veröffentlicht am 25.04.2018

Eine einzigartige Heldin

Perlinchen - Ich bin anders, na und!
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Das Marienkäfermädchen Perlinchen möchte so sein wie alle anderen Marienkäfer und verbirgt daher ihre pinken Flügel unter einem Umhang. Als sie in die Schule kommt, freundet sie sich mit Jimi an, der von ...

Das Marienkäfermädchen Perlinchen möchte so sein wie alle anderen Marienkäfer und verbirgt daher ihre pinken Flügel unter einem Umhang. Als sie in die Schule kommt, freundet sie sich mit Jimi an, der von seinen Mitschülern gehänselt wird, weil er nur einen einzigen blauen Punkt hat. Doch im Gegensatz zu Perlinchen ist es Jimi egal, was die anderen von ihm denken.

Die Botschaft des Buches ist klar, und auch die Umsetzung ist sehr drollig und gelungen. Besonders hervorzuheben sind die Illustrationen von Bianca Faltermeyer, die über eine wunderbare Technik verfügt, um die man sie nur beneiden kann. Sie hat ein Käferhausen entstehen lassen, an dem man sich nicht sattsehen kann. Die Figuren sind hinreißend dargestellt, nicht zu abstrakt, liebevoll gezeichnet. Am liebsten möchte man selber als Käferchen in Käferhausen leben oder auf einem Seerosenblatt träumen.

Mir persönlich hat der Erzählstil und die Handlung stellenweise nicht so zugesagt. Manche Textstellen klangen stark nach Mundart statt nach einem fließend lesbaren Text, aber das ist schon Meckern auf hohem Niveau.

Mein Sohn ist noch keine 3 Jahre alt und hat sich auf Anhieb in das Buch verliebt. „Mama Perlinchen lesen!“, heißt es seither jeden Abend vor dem Schlafengehen. Mehr muss zu dem Buch nicht gesagt werden, um es zu empfehlen. Falls noch weitere Abenteuer von Perlinchen folgen würden, wie man durch das Ende im Buch durchaus hoffen kann, wären wir auf jeden Fall als eifrige Leser dabei.

Veröffentlicht am 07.09.2020

Ein Roman zum Entspannen und Abschalten

Heidesommerträume
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Carolin ist Schriftstellerin, die bereits einen ordentlichen Bekanntheitsgrad durch ihre Romane erlangen konnte. Umso zermürbender, dass sie mit ihrem neuen Projekt nicht vorankommt und die guten Ideen ...

Carolin ist Schriftstellerin, die bereits einen ordentlichen Bekanntheitsgrad durch ihre Romane erlangen konnte. Umso zermürbender, dass sie mit ihrem neuen Projekt nicht vorankommt und die guten Ideen ausbleiben. Ihr Privatleben lief auch schon mal deutlich besser. Da scheint der Tapetenwechsel in die Lüneburger Heide unausweichlich. Aber statt umgeben von Natur zu ihrer gewohnten schriftstellerischen Bestleistung zurückzufinden, muss Carolin im Hotel aushelfen, weil ihre Schwester spurlos verschwindet…

Ich gebe zu, dass ich rein wegen der ansprechenden Covergestaltung zu „Heidesommerträume“ gegriffen habe: Brombeermarmelade und Heidesträußchen. Ein Traum von Spätsommer. Durch den Roman bin ich dann nur recht schwerfällig gekommen. Vielleicht lag es daran, dass ich – typisch Sommer – bereits einige vergleichbare Romane gelesen habe und einfach übersättigt von den seichten Handlungsrahmen war. Im Prinzip lese ich gerne solche Bücher wie ihr anhand meiner letzten Blogbeiträge auch sehen könnt. Carolins Geschichte rund um ihre Schreibkrise und das Hotel mitsamt seinen Bewohnern mitten in der Lüneburger Heide werden sehr warmherzig geschildert. Es ist eine romantische, heimelige Geschichte mit ein bisschen Selbstfindung. Für alle, die die Lüneburger Heide kennen und lieben, ein großartiges Setting zum Abtauchen. Ich persönlich war noch nie da, deshalb hätten es für meinen Geschmack mehr blumige Beschreibungen der Landschaft sein können, um mich richtig in diese Wohlfühlatmosphäre des Hotels einzufinden.

Der Schreibstil von Silvia Konnerth ist flüssig und leicht, gefühlvoll mit einem angenehmen Humor. So richtig wollte der Funke bei mir trotz allem nicht überspringen, aber für alle Freunde des Lokalkolorits Lüneburger Heide dürfte der Roman ein Hochgenuss sein.

Vielen Dank an das Bloggerportal und an den Blanvalet Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 10.07.2020

Morde, die keine sind

Die Oxford-Morde
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Oxforduniversität. Ein argentinischer Mathematikstudent findet die Leiche seiner Vermieterin. In seiner Begleitung befindet sich der hochangesehene Professor für Logik, Arthur Seldom. Kurz zuvor erhielt ...

Oxforduniversität. Ein argentinischer Mathematikstudent findet die Leiche seiner Vermieterin. In seiner Begleitung befindet sich der hochangesehene Professor für Logik, Arthur Seldom. Kurz zuvor erhielt dieser eine merkwürdige Nachricht, eine Uhrzeit und ein Symbol, das Rätsel aufgibt. Alles deutet auf einen Serienmörder hin. Die Frage ist nun: Wer ist der nächste? Schon bald taucht eine weitere Nachricht auf.

Das Duo macht sich daran, die Symbole zu entschlüsseln und die Logik hinter ihnen zu ergründen. Dabei sind sie allerdings so mit wissenschaftlichen Thesen, Mutmaßungen und Warten beschäftigt, dass von einer aktiven Detektivarbeit keine Rede sein kann. Geschweige von einer ernsthaften Absicht, den Mörder zu entlarven.

Wer also aufgrund der Symbolik einen atemlosen Wettlauf gegen die Zeit ganz im Stile diverser Dan-Brown-Romane erwartet, dürfte enttäuscht werden. Seldom und sein junger Student sind Theoretiker, die anhand mathematischer Lösungsansätze das weitere Vorgehen des Mörders analysieren, wobei sie nie konkret genug werden, um tatsächlich ins Geschehen einzugreifen. Die eigentliche Jagd nach dem Mörder ist Sache der Polizei und steht eher im Hintergrund. Aufgrund der weitschweifigen Erörterungen über Mathematik, die zwar verständlich und nicht zu abgehoben waren, empfand ich die Handlung eher als statisch. Der richtige Nervenkitzel wollte nicht aufkommen. Die Morde selbst sind so abstrakt, dass man sie kaum als solche wahrnimmt. Auch die Auflösung des Ganzen fällt eher unbefriedigend aus, da sie mir stellenweise nicht schlüssig genug erklärt wird.

Dabei bedient sich der Autor klassischer Elemente, die den Kriminalroman in meinen Augen sehr ansprechend gestalten. Das Setting zwischen den altehrwürdigen Mauern der Oxforduniversität passt hervorragend. Der Schreibstil liest sich wunderbar gefällig und insbesondere die Figuren tragen ein Potenzial in sich, das sie den Vergleich mit Holmes und Watson nicht scheuen lässt. Selbst die Grundidee mit der symbolischen Reihenfolge ist super. Für meinen Geschmack hätte „Die Oxford Morde“ aber energetischer und einen Tick reißerischer sein können, um mich zu einhundert Prozent zu überzeugen.

„Die Oxford-Morde“ ist eine Neuauflage des bereits 2003 erschienenen Kriminalromans „Die Pythagoras-Morde“, der 2007 mit Elijah Wood verfilmt wurde.

Ich bedanke mich bei der Bloggerjury und dem Verlag für das kostenlos zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

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