Wie ein Heimatfilm
Grandhotel Schwarzenberg – Der Weg des SchicksalsDie Familiensaga beginnt mit der Geschichte zweier Frauen aus grundverschiedenen Verhältnissen. Auf der einen Seite gibt es Anna Gmeiner, die ein entbehrungsreiches, hartes Leben lebt und nach dem Tod ...
Die Familiensaga beginnt mit der Geschichte zweier Frauen aus grundverschiedenen Verhältnissen. Auf der einen Seite gibt es Anna Gmeiner, die ein entbehrungsreiches, hartes Leben lebt und nach dem Tod von Bruder und Vater für sich selbst kämpfen muss. Ihr Verlobter ist auf nach Übersee, um das große Geld zu machen und lässt nichts mehr von sich hören. So steht Anna allein im Leben und versucht über die Runden zu kommen. Sie erhält eine Stelle als Küchenhilfe im vornehmen Haus der Familie von Feil.
Katharina von Feil ist eine wohlerzogene, junge Dame, für die es längst Zeit ist, sich zu vermählen. Ihre Mutter ist eine herrische Frau, die über Katharinas Leben bestimmt und die Geschicke der gesamten Familie lenkt. Katharina fügt sich wie immer dem Willen ihrer Mutter und heiratet Friedrich Bahlow. Der ist einfach nur widerlich und vergreift sich an Anna. Die von Feils bieten Anna einen Ausweg aus ihrer fürchterlichen Situation und Katharina zieht die Konsequenz, nicht länger mit ihrem Ehemann unter einem Dach zu leben. Obwohl Anna und Katharina gegensätzliche Charaktere sind, sind beide auf ihre Art starke Frauen, die für sich, für ihr Schicksal und ihre Liebe kämpfen.
Das ist das Grundgerüst der Handlung. Sophie Oliver webt immer mehr Handlungsstränge und Figuren in die Geschichte, bis sie ein feines, aber komplexes Muster ergeben. Wie selbstverständlich fügt sich ein Teil in das andere, kommen neue Verstrickungen hinzu. Dabei bleibt die Handlung jedoch so klar, dass man nie den roten Faden oder die Übersicht verliert. Ihr Erzählstil ist feinsinnig, geschmeidig und sehr fesselnd. Ich hatte den Auftakt dieser Trilogie an zwei Tagen durchgeschmökert und kann kaum die Fortsetzung erwarten.
Stellenweise erinnert der Roman an einen Heimatfilm und ist noch nicht so ganz die große Familiensaga. Ich erwarte bei dem Wort Familiensaga etwas in der Größenordnung von Thomas Manns „Die Buddenbrooks“. Es kommen ja auch noch zwei weitere Teile. Wenn die genauso gut werden, wie der erste Teil, dann Jippie!
Denn das „Grandhotel Schwarzenberg“ bietet ein großartiges Lesevergnügen. Es ist kurzweilig, aber nicht trivial. Die Autorin schildert die Bad Reichenhaller Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als wäre sie selbst dabei gewesen. Man kann sich wunderbar in die Geschichte hineinversetzen. Gefühlsmäßig wird sehr viel geboten. Es gibt die große Liebe, große Verluste, große Schicksalsschläge. Genau so muss mich ein Heimatroman unterhalten! Wunderbar!
Vielen lieben Dank an die Bloggerjury für das zur Verfügung gestellte E-Book!