„Fort , nur fort von hier!“
Das ist Lucindas Moreiras einziges Bestreben , nachdem sie entführt und auf das Anwesen von Joaquín de Alvaro gebracht wird - dem mächtigen jungen Magier , dessen Blutbraut sie werden soll um ihn davor zu bewahren , zum grausamen Nosferatu zu werden . Doch dazu müsste sie ihm ihr Blut geben und sich auf ewig an ihn binden . An den Mann , vor dem sie seit sie denken kann auf der Flucht ist und der für sie die Verkörperung alles Bösen zu sein scheint. Gerade als sie sich erstmals verliebt und zwar in niemand geringeren als Joaquíns charmanten Bruder Cris , wird sie also entführt und zu ihm gebracht und steckt fortan mittendrinn in einer Verstrickung aus Intrigen , Machtspielen , Eifersucht und der ersten großen Liebe . Doch welche Pläne/Absichten verfolgen die beiden Brüder wirklich mit Lucinda? Und welche das Konsortium mit der wohl mächtigsten Blutbraut?? Wer zieht im Hintergrund die Fäden?? Und ist Joaquín wirklich das Monster für den Lucinda ihn all die Jahre gehalten hat??
Das Cover des Buches zeigt Lucinda Moreira mit geschlossenen Augen und leicht geöffneten Lippen. Eine dünne rote Blutspur läuft aus ihrem rechten Auge heraus . Es passt perfekt zum Buch . Eine zuweilen traurige , wenn auch starke junge Frau , die versucht mit Ihrem Schicksaal als Blutbraut des mächtigsten Hexers der Hermandad fertig zu werden . Sie strahlt etwas Erhabenes , etwas Mächtiges aus ,denn Ihr Blut ist etwas ganz Besonderes .
Sie erinnert mit ihrem Aussehen stark an die Märchenfigur Schneewittchen :
Ihre Haut weiß wie Schnee , ihre Lippen rot wie Blut und ihr Haar schwarz wie Ebenholz .
Die insgesamt 42 Kapitel von Lynn Ravens Fantasy-Roman sind abwechselnd in drei verschiedene Perspektiven eingeteilt . Sie geben dem Leser einen guten Einblick in die unterschiedlichen Handlungen und Gefühlswelten dieser Personen .Über allen Kapiteln , die aus Lucindas Sicht in der Ich-Perspektive erzählt werden ( und das Buch dominieren ) steht eine fleur-de-lies . Die weiteren Kapitel aus der Sicht von Joaquin und einer , bis zum Ende hin , unbekannten Person werden von einem Pentagramm gekennzeichnet . Dadurch bekommt der Leser einen schönen Überblick geboten und findet sich so im Buch gut zurecht .
In den einzelnen Kapiteln werden immer wieder Rückblenden und Szenen aus der gemeinsamen Vergangenheit von Lucinda und Joaquín gezeigt , was die Geschichte insgesamt noch einmal abrundet . Die Autorin verwendet des Öfteren spanische Ausdrücke bzw. Wörter , die man aber aufgrund der Handlungen leicht ableiten kann und wodurch man die Wurzeln von Joaquín und seinem Bruder Cris näher gebracht bekommt.
Meine Meinung
„Blutbraut“ war tatsächlich mein erster Roman dieser Autorin . Ich habe oft das Gefühl die Leser von Lynn Raven empfinden ihre Bücher entweder als sehr gut oder als sehr schlecht – weshalb ich etwas zögerlich an dieses Buch heranging. Auch die knapp 736 Seiten wirken anfangs etwas abschreckend . Tatsächlich viel es mir auch schwer in die Geschichte hineinzukommen. Vielleicht weil man sich direkt vom ersten Satz an mittendrinn im Geschehen wiederfindet und sich dann erstmal sortieren und zurecht finden muss . Man erfährt natürlich auch erst nach und nach wie alles miteinander zusammenhängt wodurch man kaum Luft zum Atmen holen kann , was natürlich auch positiv ist ,aber mich gerade am Anfang etwas gestört hat.
Doch ich mochte Lynn Ravens Schreibstil sehr. Die Geschichte ließ sich leicht und flüssig lesen , war fesselnd und spannend sowie geheimnisvoll ja gar magisch für mich .
Die Ausarbeitung von Santa Reyada , dem Zuhause von Joaquín und dem Ort an den Lucinda entführt wird war atemberaubend schön . Eine exotische – fremde Welt , die ich sogar noch Nachts bildlich vor meinen Augen gesehen habe.
Zitat : „ Das Paradies inmitten der Hölle . Gleißende Hitze über einer erbarmungslosen Sierra“
Was mir an Lynn Ravens Schreibstil besonders gut gefallen hat , waren ihre zwischenzeitlich kurzen , knappen Sätze . Besonders passend fand ich sie , wenn es um Lucindas Sicht ging , da so ihre Angst , ihre Furcht , ihre Wut und ihre Verzweiflung wunderbar rüber gebracht wurden .
Zitat : „Atme . Lucinda. Atme.“
Lucinda selbst zeigt sich als sehr starke junge Frau . Ich konnte ihr Verhalten und ihre Handlungen eigentlich immer nachvollziehen , was sie mir unheimlich sympathisch und glaubhaft gemacht hat . Auch die Liebesbeziehung entwickelt sich nach und nach , was ich als Leser wichtig fand. Denn wie soll man sich innerhalb kürzester Zeit in jemanden verlieben vor dem man fast sein ganzes Leben lang geflohen ist und vor dem man Todesangst hat?? So etwas braucht natürlich Zeit und das hat die Autorin , meiner Meinung nach , wunderbar umgesetzt.
„Sie hätten dich niemals finden dürfen mi corazón“
Der Schlüsselsatz für mich in diesem Buch. Er kommt insgesamt zweimal vor .
Am Anfang , als Lucinda das erste Mal von Angst und Panik erfüllt , auf „das Monster“ Joaquín de Alvaro trifft . Zu diesem Zeitpunkt hat es auch mir das Blut in den Adern gefrieren lassen .
Am Ende wird der Satz dann noch einmal wiederholt und da hat er mich zu Tränen gerührt , weil man nun versteht wer Joaquín wirklich ist und was dieser Satz in Wahrheit bedeutet .
Die ganze Geschichte hat mich des Öfteren an das Märchen „Die Schöne und das Biest“ erinnert .
Der Schluss ist nicht vollkommen abgeschlossen , was mich weiterhin auf einen Folgeband hoffen lässt.
Fazit
Eine absolute Leseempfehlung! Lasst euch verzaubern von diesem Buch! Blutbraut hat alles, was man sich von einem modernen Jugend-Fantasy-Roman wünschen kann. Mystisch, Romantisch , dramatisch , mit wunderbar gezeichnete Charakteren und einer ganz untypischen, klischeefreien Vampirgeschichte .