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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.06.2018

Wem kannst du trauen?

Wahrheit gegen Wahrheit
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Wie der Klappentext verrät, geht es in diesem Buch vor allem darum: Ehefrau gegen Ehemann, gegenseitiges Vertrauen und natürlich immer die Frage, wer auf welcher Seite steht. Die Idee ist zwar nichts neues, ...

Wie der Klappentext verrät, geht es in diesem Buch vor allem darum: Ehefrau gegen Ehemann, gegenseitiges Vertrauen und natürlich immer die Frage, wer auf welcher Seite steht. Die Idee ist zwar nichts neues, aber für mich immer wieder spannend.

Und spannend ist der Thriller wirklich: Denn auf einmal weiß die Protagonistin Vivian nicht mehr, ob ihr Mann wirklich der ist, der er zu seien scheint. Ihre ganze Ehe und ihre Familie scheinen auf einer Lüge zu basieren. Man leidet wirklich mit ihr mit. Die Zerrissenheit zwischen ihrem Gewissen gegenüber ihrem Beruf bzw. der Treue zu ihrem Land und dem Wunsch, ihre Familie zu schützen, ist einfach super. Ich habe mich beim Lesen mehr als einmal gefragt, wie ich handeln und mich entscheiden würde.

Gut gefallen hat mir auch, dass man das Gefühl bekommt, wirklich etwas über die Arbeit von Geheimdiensten zu erfahren. Egal ob der Aufbau der Behörde, die Hierarchien und natürlich immer die strengen Geheimhaltungsstufen - es wirkt realistisch und hat deswegen sehr gut zum Buch gepasst.

Spannend war es auf jeden Fall und ich habe auf jeder Seite mitgefiebert. Das wird auch dadurch unterstützt, dass es immer wieder neue Wendungen gibt, etwas anderes passiert mit dem man nicht rechnet und mehr als einmal das Gefühl hat, jetzt müsste alles auffliegen.

Auch die Sprache ist sehr rasant, man fliegt nur so über die Seiten. Sachliche Passagen, in denen mehr erklärt wird, wechseln mit emotionalen gedankliche Passagen der Protagonistin ab. Es gibt auch immer wieder Rückblenden, in denen sie sich an Ereignisse erinnert, die früher stattgefunden haben - und sie hätten stutzig machen müssen. Das alles wurde geschickt miteinander verflochten, sodass es keine Längen gab.

Etwas gestört hat mich der Amerika gegen Russland-Aspekt, bei dem die Amerikaner als die Guten und die Russen als die Bösen eingeordnet wurden. Ich denke, dass ist aufgrund des Patriotismus normal, trotzdem war mir das etwas zu sehr schwarz-weiß-gezeichnet und ich bin der Meinung, in Zeiten vom IS gibt es durchaus größere Gefahren für jedes einzelne Land.

Das Buch hat mich wirklich gefesselt und es klang für mich alles plausibel und realistisch: Bis auf den Schluss. Hier war ich ein klein wenig enttäuscht, denn irgendwie war es etwas vorhersehbar. Außerdem war es für meinen Geschmack etwas unglaubwürdig, auch wenn es natürlich Raum lässt, weiterzudenken. Und wer weiß, vielleicht gibt es ja auch irgendwann einen zweiten Teil.

Insgesamt fand ich das Buch richtig spannend und ich habe die Lesezeit genossen. Trotzdem muss es leichte Abzüge geben, deswegen "nur" 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 26.04.2018

Wenn Menschen zu Mördern werden...

Invisible
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Dieses Buch hat mich wirklich von der ersten Seite an mitgerissen. Gleich am Anfang bringt ein sehr angesehener Herzchirurg während des OPs einen Patienten unter Vollnarkose um - und es folgen weitere ...

Dieses Buch hat mich wirklich von der ersten Seite an mitgerissen. Gleich am Anfang bringt ein sehr angesehener Herzchirurg während des OPs einen Patienten unter Vollnarkose um - und es folgen weitere Morde von scheinbar unscheinbaren Personen. Die Gründe scheinen nicht nachvollziehbar: Zwar wurden sie von den Opfern provoziert, aber was löst diese Reaktionen aus? Wie schnell wird man zum Mörder?

Diese Frage beschäftigt nicht nur die beiden Ermittler Nina Salomon und Daniel Buchholz, sondern auch den Leser. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie das ganze am Ende aufgelöst wird, sodass es immer noch glaubwürdig ist. Denn die Morde scheinen so absurd und die Täter so normal - kein Vergleich zu Serienmördern, die man aus amerikanischen Thrillern kennt. Der Leser wird aber bis zum Ende auf die Folter gespannt.

Das trägt natürlich dazu bei, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Ein Ereignis jagt das nächste, es gibt viele Vermutungen, bei denen man gut miträtseln kann. Das macht für mich einen guten Thriller aus.

Buchholz und Salomon haben mich schon im ersten Teil begeistert und auch jetzt sind die beiden für mich ein absolutes Dream-Team. Vor allem Nina finde ich richtig gut: Sie setzt sich immer durch, macht was sie für richtig hält und man merkt, dass sie für ihren Job lebt. Die Aufklärung der Fälle steht für sie immer im Vordergrund. Das macht sie sehr glaubwürdig und natürlich sympathisch, denn sie lässt sich nicht hineinreden. Ohne ihre Beharrlichkeit hätte man die Fälle bestimmt ad acta gelegt.

Wie schon "anonym" ist auch dieses Buch aus den Perspektiven der beiden Ermittler geschrieben. Jedes Kapitel wechselt sie. Das finde ich an sich nicht schlecht, aber hier habe ich einen kleinen Kritikpunkt: Ich fände es schön, wenn die Kapitel mit dem jeweiligen Namen überschrieben wäre. Wenn ich das Buch nämlich mal weggelegt hatte, habe ich immer ca. eine halbe Seite bis Seite gebraucht, um wieder zu verstehen, wer gerade erzählt. Das ist aber auch schon alles.

Insgesamt war der Thriller super und ich freue mich bereits auf das nächste Gemeinschaftsprojekt von den beiden Autoren. Von mir gibt es 4,5 Sterne!

Veröffentlicht am 15.02.2018

Schwere Vergangenheit

Winterfrau und Frühlingsmädchen
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Dieses Buch ist in zwei Handlungssträngen geschrieben. Zum einen befindet man sich in der Gegenwart und lernt dort Hanna, eine junge Frau, die noch kein wirkliches Ziel im Leben gefunden hat, kennen. Außerdem ...

Dieses Buch ist in zwei Handlungssträngen geschrieben. Zum einen befindet man sich in der Gegenwart und lernt dort Hanna, eine junge Frau, die noch kein wirkliches Ziel im Leben gefunden hat, kennen. Außerdem spielt ihre Familie eine wichtige Rolle, aber im Mittelpunkt stehen ganz klar Hanna und Else, ihre Urgroßmutter, von der sie bis jetzt nichts wusste. Der zweite Handlungsstrang katapultiert den Leser in die NS-Zeit, wo er Else als junge Frau kennenlernt.

Ich fand die Sprünge zwischen den Zeiten sehr gelungen, denn so erfährt man Stück für Stück immer mehr über Elses Vergangenheit und die schlimmen Dingen, die sie während des NS-Regimes erleben musste. Die Autorin hat diese Stücke immer sehr geschickt in die Haupthandlung eingebaut, sodass kleine Cliffhanger entstehen und man einfach weiterlesen muss. Allerdings hätten es für meinen Geschmack noch mehr Zeitsprünge sein dürfen. Ich hätte gerne noch mehr über Elses Leben wissen wollen. Vor allem der Teil, wie sie nach Italien gekommen ist, hat mir gefehlt.

Sehr gut - aber natürlich auch sehr traurig - ist die Thematik der ungewollten Schwangerschaften und der Behandlung, die die Frauen damals über sich ergehen lassen mussten. Zum Glück sind diese vorbei. Jedoch wird dieses Thema heute kaum zur Sprache gebraucht, sondern gerät langsam in Vergessenheit. Dass es an einem Einzelschicksal aufgezeigt wird, macht noch deutlich, dass auch innerhalb des NS-Deutschlands viele Verbrechen begangen wurden. Elses Geschichte ist zwar Fiktion, trotzdem steht sie für viele reale Einzelschicksale.

So sehr mich Else beeindruckt hat, so wenig konnte mich Hanna von sich überzeugen. Zwar ist sie jung, was einiges "entschuldigt", aber trotzdem konnte ich ihr Handeln nicht immer nachvollziehen. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mir einfach gewünscht, dass sie etwas geradliniger vorgeht und nicht so viele Hirngespinste hat. Versöhnt habe ich mich dann aber gegen Ende mit ihr, da sie während des Lesens eine tolle Entwicklung durchmacht.

Der Schreibstil war wie von Heike Fröhling gewohnt flüssig und sehr schön zu lesen. Die relativ geringe Menge der auftauchenden Personen wusste ich immer genau, wer wer ist und es gab keine Verwirrungen. Die beiden Hauptcharaktere waren sehr gut gezeichnet und absolut glaubwürdig. Das Ende hat mich zu Tränen gerührt, hat sich aber wunderschön und passend in die Geschichte eingefügt.

Insgesamt hat mir das Buch und vor allem der historische Hintergrund sehr gut gefallen und ich habe das Lesen sehr genossen. Einen kleinen Abzug gibt es, weil die Rückblenden noch ausführlicher hätten sein können: 4,5 Sterne!

Veröffentlicht am 12.02.2018

Super witzig!

Pseudonyme küsst man nicht
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Schon auf den ersten Seiten weiß man: Man hat ein Buch von Vera Nentwich in der Hand. Der Humor ist einfach unverkennbar und so ist es kein Wunder, dass man schon auf den ersten Seiten nicht aus dem Schmunzeln ...

Schon auf den ersten Seiten weiß man: Man hat ein Buch von Vera Nentwich in der Hand. Der Humor ist einfach unverkennbar und so ist es kein Wunder, dass man schon auf den ersten Seiten nicht aus dem Schmunzeln herauskommt.

Amanda Schneider ist eine wunderbare Protagonistin, die einfach ist, wie sie ist: Nicht so glamourös oder erfolgreich, wie ihr Pseudonym, unter denen sie ihre Liebesromane verfasst und bei weitem nicht in einer glücklichen Beziehung. Gerade deswegen, weil sie so herrlich normal ist, muss man sie sofort ins Herz schließen. Außerdem ist sie sehr stark, denn sie macht nicht, was ihre Eltern eigentlich wollen. Statt in Papas Firma einzusteigen, bleibt sie ihrer Leidenschaft, Bücher zu schreiben, treu. Hut ab!

Aber auch die anderen Figuren sind einfach herrlich. Mein liebster Charakter war eigentlich Dimitri, der russische Bodyguard, hinter dem viel mehr steckt, als man zuerst erwartet. Von ihm hätte ich gern noch ein bisschen mehr gelesen, aber ich denke, das hat seine Rolle in dieser Geschichte nicht hergegeben. Nicht so gern dagegen mochte ich die Braut Vanessa. Sie ist ziemlich naiv und verwöhnte. Denn sie bekommt alles, was sie möchte, dafür sorgt ihr Papa - und so kommt ja auch Amanda sehr unfreiwillig auf die Hochzeit.

Der Schreibstil ist einfach genial: Locker-leicht zu lesen und mit ganz viel offensichtlichen und verstecktem Humor gespickt. Es gibt eigentlich keine Seite, auf der man nicht einmal Schmunzeln muss. Extrem wird es aber immer dann, wenn Amanda auf die Bruder der Braut, Sascha, trifft. Dass zwischen den beiden eine besondere Situation herrscht, wird dem Leser schnell klar.

Und das ist auch mein einziger kleiner Kritikpunkt an dem Buch: Auch wenn es teilweise sehr chaotisch ist und drunter und drüber geht, ist mir das Ende dann doch zu plötzlich bzw. zu vorhersehbar. Es passt ohne Zweifel sehr gut zum Buch und als Leser wäre man sauer, wenn es anders ausgehen würde, aber es geht dann doch alles sehr schnell und ohne nochmal einige Hindernisse. Hier hätte es für meinen Geschmack etwas ausführlicher sein dürfen - und auch gern nochmal mit einigen Pannen.

Insgesamt habe ich das Buch verschlungen und habe wirklich herzlich gelacht. Kleine Abzüge gibt es für das Ende, deswegen gibt es von mir 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung, wenn man mal wieder gute Laune braucht!

Veröffentlicht am 12.02.2018

Unsichtbare Gefahr

Sturzflug (Ryder Creed 3)
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"Sturzflug" ist der dritte Thriller rund um Ryder Creed, der mit seinen Spürhunden schon das ein oder andere Mal das FBI unterstützt hat. Man kann das Buch aber ohne Vorkenntnisse gut lesen, für mich war ...

"Sturzflug" ist der dritte Thriller rund um Ryder Creed, der mit seinen Spürhunden schon das ein oder andere Mal das FBI unterstützt hat. Man kann das Buch aber ohne Vorkenntnisse gut lesen, für mich war es auch das erste Buch der Autorin, ich habe aber Lust auf mehr bekommen. Alle Hintergrundinfos, die man wissen muss, werden nochmals aufgegriffen, so gibt es keine Verständnisprobleme.

Den Aspekt, dass es nicht nur "normale" Ermittler gibt, sondern auch Spürhunde eingesetzt werden, fand ich total faszinierend. Es war nicht nur mal etwas anderes, es hat auch deutlich gemacht, was für tolle Eigenschaften die Hunde haben. Ryder Creed als Hundeführer ist ein sehr sympathischer Protagonist, da man immer merkt, dass die Tiere bei ihm an erster Stelle stehen und er ihnen seine ganze Liebe gibt. Er nimmt nämlich vor allem Streuner und ausgesetzt Hunde auf und bringt ihnen diese Fähigkeiten bei.

Neben den Hunden steht aber natürlich die unsichtbare Gefahr im Vordergrund: Ein mutiertes Vogelgrippevirus, dass auch Menschen infizieren kann. Es gilt die totale Pandemie zu verhindern. Und hier wird es einfach nur unglaublich spannend, sodass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.

Die Spannung wird noch zusätzlich dadurch aufgebaut, dass man als Leser immer wieder an unterschiedlichen Schauplätzen ist und es so kleine Cliffhanger nach jedem Kapitel gibt. Zum einen verfolgt man das FBI auf der Suche nach dem Auslöser, aber eben auch den Hundeführer und - für mich mit am spannendsten - die infizierten Personen, die selbst nicht wirklich wissen, was mit ihnen geschieht. Der Gedanke, dass die Viren großzügig in den Großstädten Amerikas verteilt werden, ist einfach nur gruselig. Vor allem weil ich immer im Hinterkopf hatte, dass so etwas auch wirklich passieren könnte.

Auch der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Es gab erklärende Passagen, in denen man Einblicke in die Welt der Hundetrainer bekommen hat. Diese waren aber nicht langatmig, sondern boten interessante Einblicke. Rasant ging es dagegen in den Ermittler-Passagen zur Sache. Das war eine schöne Mischung.

Am Ende geht es nochmal Schlag auf Schlag und hier kann man das Buch wirklich nicht mehr weglegen. Alles spitzt sich zu und die Ereignisse überschlagen sich. Trotzdem bleibt in sich alles schlüssig und auch ein bisschen offen. Ich vermute, der Leser darf sich auf mindestens einen weiteren Fall von Ryder freuen.

Mein einziger, kleiner Kritikpunkt ist, dass mich manchmal die vielen Personen etwas verwirrt haben. Dadurch, dass so viele Behörden mitmischen, kann man schon mal durcheinander kommen und die Zuordnung fällt etwas schwer.

Insgesamt gibt es deswegen von mir 4,5 Sterne - und eine klare Leseempfehlung!