Lenchen Demuth
Lenchen stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und als der geliebte Pabbi stirbt, ist sie im kinderreichen Haushalt nur noch eine unnütze Esserin. Ein Zittern, das immer sie immer wieder überfällt, lässt ...
Lenchen stammt aus ärmlichsten Verhältnissen und als der geliebte Pabbi stirbt, ist sie im kinderreichen Haushalt nur noch eine unnütze Esserin. Ein Zittern, das immer sie immer wieder überfällt, lässt sie ungeschickt erscheinen. Mit 8 Jahren läuft sie davon und sucht sich eine Stelle als Dienstmagd in Trier. Ein Zufall führt sie in den Haushalt des Barons von Westphalen. Die Tochter Jenny hat sich sehr für sie eingesetzt.
Die Begegnung mit Jenny wird für Lenchen Demuth zu einem schicksalshaften Ereignis werden. Ihrer beiden Leben werden von nun verknüpft werden. Als Jenny von Westphalen Karl Marx ehelicht, nimmt sie Lenchen mit in den eigenen Haushalt, sie wird mit nach Brüssel und später London gehen und wird ein wichtiger Teil der Familie werden. Aus der anfänglichen Abneigung gegen den „schwarzen Karl“, wie die kleine Lene den Freund des Hauses nennt, wird im Lauf der Zeit etwas ganz anderes.
Helena, Lenchen genannt, Demuth ist eine historische Person, die hier von den Autorinnen als Hauptperson in den Focus gestellt wird. Um Lenchens Geschichte herum erfahren die Leser einiges von Karl Marx gesellschaftspolitischen und philosophischen Ideen. Die Freundschaft zwischen Marx und Engels und ihre Diskussionen um eine neue Gesellschaftsordnung blieben aber an der Oberfläche. Wie überhaupt die historischen Gegebenheiten nicht viel Eingang fanden. Von den Anfeindungen und den Ausweisungen aus verschiedenen Städten war nicht viel zu lesen. Es war eine sehr farbig und detailliert geschilderte Zeit im Umbruch, die Jahre in der Mitte des 19. Jahrhunderts aus dem Blickwinkel eines Dienstmädchens und ihrer Herrschaft. Auch den Londoner Part fand ich zwar unterhaltsam, aber ich kann nicht beurteilen, wie weit die geschilderten Ereignisse historisch belegt werden können. Bekannt ist ja nur, dass sich Marx nie zu seinem Sohn mit Lenchen bekannte, ja, dass sie ihn sogar als Pflegekind in fremde Hände geben musste. Allzu rosig dürfte Lenchens Schicksal also nicht gewesen sein, aber als ich mich von diesen Überlegungen freimachte, konnte ich den Roman eher genießen. Auch als eine Hommage an eine Frau, die immer im Hintergrund stand und doch dabei war, als Geschichte geschrieben wurde.
Mit Lenchen als Ich-Erzählerin wird der Roman zu einer sehr persönlichen und warmherzigen Geschichte.