Profilbild von gagamaus

gagamaus

Lesejury Star
offline

gagamaus ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit gagamaus über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2018

lesenswert

Ein unvergänglicher Sommer
0

Ich mag einfach den Erzählstil von Isabell Allende. Ich bezeichne es immer als südamerikanischen Stil und suche immer nach Erklärungen dafür, was das genau bedeuten soll. Es ist diese Art, wie sie liebevoll ...

Ich mag einfach den Erzählstil von Isabell Allende. Ich bezeichne es immer als südamerikanischen Stil und suche immer nach Erklärungen dafür, was das genau bedeuten soll. Es ist diese Art, wie sie liebevoll und mit einem klugen Augenzwinkern auf ihre Protagonisten schaut. Wie sie die Vergangenheit mit der Gegenwart verwebt und die Generationen und ihre Erfahrungen zusammenführt. Die Darsteller ihrer Bücher werden älter. Ich denke mal, das hat mit dem Alter der Autorin zu tun. Aber sie verliert auch die Jugend nicht aus den Augen.

Lucia und Richard kennen sich aber beide sind anfangs in ihren Welten gefangen und merken nicht, dass der andere ebenso einsam und durchaus liebenswert ist. Er ist ihr Vermieter und lebt eher zurückgezogen. Ein Autounfall mit einer jungen Frau bringt schließlich alle drei zusammen. Man möchte meinen, dass dies der Hauptplot wäre, denn ein Toter im Kofferraum ist mit im Spiel und man möchte vermuten, die Handlung würde daraus eine dramatische Spannung entwickeln. Aber eigentlich ist das nur Staffage für die drei Hauptdarsteller und ihre jeweiligen Lebensgeschichten. Die sind es, die Allende erzählt. Auf unnachahmliche Art. Leise, langsam und doch eindringlich.

Mir sind die Darsteller ans Herz gewachsen und ich habe die Spannung nur marginal vermisst. Zufriedene vier Sterne von mir.

Veröffentlicht am 22.07.2018

guter zweiter Band

Palace of Silk - Die Verräterin
0

Palace of Silk ist der zweite Band einer Trilogie und man sollte den ersten Palace of Glass unbedingt vorher gelesen haben, denn es geht nahtlos weiter mit der Geschichte. Rea ist ihrem Bruder nach Frankreich ...

Palace of Silk ist der zweite Band einer Trilogie und man sollte den ersten Palace of Glass unbedingt vorher gelesen haben, denn es geht nahtlos weiter mit der Geschichte. Rea ist ihrem Bruder nach Frankreich gefolgt und landet ziemlich bald am französischen Hof, wo sie für die Schwester des Königs, ihre Freundin Ninon, als Leibwächterin engagiert wird. Dies kommt ihr sehr entgegen, denn schon kurz darauf reist der englische Kronprinz Robin an, den Rea noch immer liebt und so kann sie nicht nur ihm nahe sein, sondern hat auch die Möglichkeit, die mysteriöse und gefährliche Madame Hiver auszuspionieren.

Anders als in London sind hier in Paris die Magdalenen als Heilerinnen angesehen und Hautkontakt ist nicht verboten. Rea staunt über die neu gewonnen Freiheiten und genießt diese, aber sie muss bald erkennen, dass es auch hier starke Strömungen gegen die Magdalenen gibt und dass sie auch hier kämpfen muss.

Mir hat in diesem zweiten Band vor allem gefallen, dass die Figuren weitergeführt wurden, Erfahrungen sammeln dürfen, sich verändern und reifer werden. Es gibt kein einfaches schwarz und weiß, kein gut und böse. Einige der Charaktere schwanken in ihren Gefühlen und treffen schon mal falsche Entscheidungen, die sie dann bereuen. Dadurch entsteht allerdings manchmal auch ein Hin und Her in den Beziehungen der Protagonisten und man muss sich als Leser darauf einlassen das ständig alles hinterfragt wird.

Vor allem Madame Hiver glänzt als Gegnerin, die starke, am Ende ambivalente Gefühle auslöst aber auch einige der „Guten“ überraschten mich am Ende mit ihrem Verhalten. C.E. Bernard erzählt in einem eindringlichen Ton und gibt ihrer Heldin aber auch sämtlichen anderen Figuren viel Raum, sich nach allen Seiten zu entfalten.

Ein guter zweiter Band, der Lust auf das Finale macht.

Veröffentlicht am 02.07.2018

empfehlenswert

Das Haus der Mädchen
0

Andreas Winkelmann ist inzwischen ein Garant für spannende und ziemlich blutige Thrillerkost. Auch im „Haus der Mädchen“ wird er diesem Ruf gerecht. Schon im Prolog geht es ziemlich zur Sache. Man sollte ...

Andreas Winkelmann ist inzwischen ein Garant für spannende und ziemlich blutige Thrillerkost. Auch im „Haus der Mädchen“ wird er diesem Ruf gerecht. Schon im Prolog geht es ziemlich zur Sache. Man sollte also gewarnt sein. Und natürlich versteht der Autor sein Handwerk und spielt die Klaviatur geübt. In kurzen Kapitel mit ständigem Szenewechsel setzt er Cliffhanger ein und dreht das Tempo stetig hoch. Es geschehen immer wieder Morde, die sehr genau, oft aus der Sicht der Opfer, erzählt werden, was das Adrenalin beim Leser zusätzlich hochtreibt. Die Ermittler hetzen dem Täter erst mal hinterher und werden auch auf eine falsche Fährte gelockt, bevor es in die richtige Richtung geht.

Das ist alles gutes Handwerk und für ein paar spannende Lesestunden gut. Ein zwei Überraschungen hätte ich mir noch gewünscht, da bin ich verwöhnt von Carter oder Nesbo. Aber ich kann das Buch guten Gewissens empfehlen.

Veröffentlicht am 23.05.2018

solider Start

Der Mond des Vergessens
0

Ein dicker Fantasyklops von Klett-Cotta. Der Beginn einer neue Serie. High-Fantasy und dann so ein geniales kraftvolles Cover. Ich gestehe, da kann ich einfach nicht „nein“ sagen.

Brian Lee Durfee macht ...

Ein dicker Fantasyklops von Klett-Cotta. Der Beginn einer neue Serie. High-Fantasy und dann so ein geniales kraftvolles Cover. Ich gestehe, da kann ich einfach nicht „nein“ sagen.

Brian Lee Durfee macht es einem nicht ganz einfach in seiner Welt anzukommen. Gut, er hat ja auch 888 Seiten Zeit. Aber die ersten 100 sind schon ziemlich verwirrend und etwas mühsam zu lesen. Wer hier wer ist, wer mit wem und warum, das ist ziemlich viel, selbst für einen Leser, der GoT-geschult und Osten-Ard-tauglich ist. Hier heißt es sich durchbeißen. Dazu kommt ein Schreibstil, der manchmal etwas verschachtelt daherkommt und häufige Szenewechsel, die zwar Spannung aufbauen aber auch immer wieder aus dem Rhythmus reißen.

Durfee nimmt sich also jede Menge Zeit und versucht auch eine politische und gesellschaftliche Ebene zu schaffen. Daneben gibt es noch die des Jungen Nail, der im Großen und Ganzen doch ein ziemlich genormter Fantasy-Hauptdarsteller ist, denn er ist jung, ein Waisenkind, unwissend was seine Herkunft und Berufung betrifft und auch noch der mutmaßlich in einer Prophezeiung angekündigte Kriegerengel.

Man muss sich auf den Erzählstil einlassen, man darf langatmige Passagen nicht überlesen, denn sie enthalten auch wichtige Infos, man muss am Ball bleiben und sollte das Buch nicht neben anderen lesen, da man sonst schnell den Faden verliert.

Am Ende fand ich es nicht überragend aber einen soliden Start. Etwas mehr Überraschung und Innovation wäre nett für den nächsten Band.

Veröffentlicht am 29.04.2018

guter Abschluss der Trilogie

Die Sünden von Natchez
0

Mit „Die Sünden von Natchez“ schließt die große Trilogie von Greg Iles über den Süden der USA, in dem Rassenhass, Diskriminierung und Klu-Klux-Klan zu Mord und Totschlag, Erpressung und Entführung führten. ...

Mit „Die Sünden von Natchez“ schließt die große Trilogie von Greg Iles über den Süden der USA, in dem Rassenhass, Diskriminierung und Klu-Klux-Klan zu Mord und Totschlag, Erpressung und Entführung führten. Es ist das Buch der Abrechnung. Das Buch, in dem alles ans Licht kommt. Im Laufe eines spektakulären Prozesses gegen den alten Arzt Cage versucht sein Sohn Penn die wahren Schuldigen zu belangen und seinen Vater zu retten. Das wird schwierig, denn wie man in den ersten beiden Teilen erfahren hat, gibt es keinen, der hier nicht Fehler begangen hat, keinen der unschuldig ist. Aber die wirklich Bösen scheinen mal wieder alle Fäden in der Hand zu halten.

Ich mochte es, dass dieses Buch anders als seine Vorgänger ist. Es lebt nicht mehr von Brutalität und Kampf allein, sondern diesmal ist die Gerichtsverhandlung im Zentrum des Geschehens. Als Fan von Gerichtsromanen genau mein Fall. Ich mochte die ausgefeilten Dialoge aus denen eine ganz eigene Spannung entstand.

Dass man dieses Buch nicht ohne die ersten beiden lesen kann, ist wohl klar. Dass mir von den dreien der erste am Besten gefallen hat, soll aber nicht heißen, dass ich unzufrieden mit diesem hier war. Greg Iles bemüht sich, das große Thema und die vielen Handlungsstränge zu einem logischen Ende zu bringen ohne alles weichzuspülen. Das beinhaltet, dass nicht alles sich zum Positiven für die Guten entwickelt und es bleiben Fragen offen. Aber dennoch ist es ein rundes Ende und für mich war diese Trilogie spannend, dramatisch, nah dran am Süden der USA und trotz der typisch amerikanischen Metaphern und dem etwas heroischen Unterton, trotz der Gewalt und der Tatsache, dass die Bösewichte wirklich ziemlich böse waren, eine lesenswerte Reihe.