Alles hat einmal ein Ende
Wir sind nun in den 80ern. Elena hat sich als Schriftstellerin etabliert, ihr Leben ist interessanter geworden und sie hat nur noch wenig Zeit für ihren Mann und ihre beiden Mädchen, die zeitweise bei ...
Wir sind nun in den 80ern. Elena hat sich als Schriftstellerin etabliert, ihr Leben ist interessanter geworden und sie hat nur noch wenig Zeit für ihren Mann und ihre beiden Mädchen, die zeitweise bei den Schwiegereltern in Genua aufwachsen. Nach einer Reise mit Nino trennt sie sich von Pietro und zieht, trotz mehrfacher Warnungen, nach Neapel, um Nino näher zu sein. Dieser finanziert ihr eine Wohnung im besseren Teil Neapels, so dass sie ihre beiden Mädchen nachholen kann. Nun hat sie auch wieder mehr Kontakt zu Lila. Beide Frauen gehen auf die 40 zu und werden beinahe zeitgleich schwanger, Elena von Nino und Lila von ihrem Lebenspartner Enzo. Als Elena eines Tages Nino bei einem Seitensprung ertappt, trennt sie sich von ihm und zieht mit ihren drei Töchtern zurück in den Rione, dahin wo sie nie mehr wollte. Die beiden Freundinnen wohnen nun Tür an Tür, ihre beiden kleinen Mädchen wachsen wie Geschwister auf, bis das Leid über Lila hereinbricht …
Elena Ferrante ist das Pseudonym einer italienischen Schriftstellerin, deren Debütroman „L’amore molesto“ bereits 1992 in Italien und unter dem Titel „Lästige Liebe“ 1994 auf Deutsch veröffentlicht wurde. Internationale Bekanntheit erreichte sie durch ihre Neapolitanische Saga, deren erster Band „Meine geniale Freundin“ 2016 in Deutschland erschienen ist, der zweite Teil „Die Geschichte eines neuen Namens“ folgte 2017, Teil drei „Die Geschichte der getrennten Wege“ erschien ebenfalls 2017. In einem schriftlichen Interview gab die Autorin einige Informationen zu ihrer Person bekannt. Sie sei in einem Außenbezirk von Neapel geboren und aufgewachsen, heiße im realen Leben auch Elena und sei Mutter von Töchtern. Die Schriftstellerei sei nicht ihr Hauptberuf …
Wie der Leser seit Band 1 weiß, verschwindet erst Lilas kleine Tochter spurlos, später dann auch die Mutter. Verschwinden, verlassen, verlieren, trennen, diese Themen ziehen sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte, die von Elena aufgeschrieben wurde, um Lila und ihre lebenslange, oftmals einseitige, Freundschaft zu ihr nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Sie muss sich nun damit auseinandersetzen, mit Lilas unberechenbaren Verhalten, mit deren plötzlich erwachender Leidenschaft für Neapel, die Elena nie teilen konnte und die Lila nun versucht, auf Elenas kleine Tochter Imma zu übertragen.
Auch völlig reale Themen nehmen einen breiten Raum ein. Erschreckend für die beiden damals hochschwangeren Frauen war die schwerste Naturkatastrophe der italienischen Nachkriegsgeschichte, das Erdbeben in Neapel am 23. November 1981. Sie sind während des Ausbruchs alleine, aufeinander angewiesen, und geben sich gegenseitig halt. Während die sonst so mutige und meist dominante Lila die Nerven verliert und sich beinahe „auflöst“, erweist sich hier Elena als die stärkere, in sich ruhende. Breiten Raum nimmt auch die Comorra und ihre Gräueltaten ein, vertreten durch die Solara-Brüder, und Ninos Werdegang, der sich als Emporkömmling bis zum Parlamentarier hochdienert, spiegelt treffend das Schicksal des ganzen Landes wieder.
Am Ende schließt sich der Kreis zum ersten Band. Lila bleibt verschwunden, sie will wohl nicht gefunden werden – dafür tauchen aber die beiden verlorenen Puppen der beiden, damals noch kleinen, Mädchen wieder auf.
Fazit: Ein beruhigendes positives Ende dieser 4teiligen Serie, die zwar manchmal etwas ausschweifend und in die Länge gezogen ist, die ich aber trotzdem sehr empfehlen kann.