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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.06.2018

Ground Control to Major Tom

Miss Gladys und ihr Astronaut
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Ein zwiespältiges Buch. Ein Humorvoller Roman, sicherlich. Die verwirrte Gladys und der ruppige Astronaut Tom funktionieren als Team. Aber an der Demenz der alten Dame kann ich nichts lustig finden. Das ...

Ein zwiespältiges Buch. Ein Humorvoller Roman, sicherlich. Die verwirrte Gladys und der ruppige Astronaut Tom funktionieren als Team. Aber an der Demenz der alten Dame kann ich nichts lustig finden. Das Schicksal ihrer Enkel ist traurig.
Die Misanthropie Toms wird jedoch nachvollziehbar, als seine Lebensgeschichte erzählt wird.
Vielleicht hätte der Stoff als ernsthafter Roman besser gewirkt. Die Annäherung Toms an die Familie von Gladys z.B. ist gut gemacht.

Ich hatte mit dem Hörbuch (2 mp3-CDs, ich mag inzwischen Download lieber) begonnen, bin jedoch nach 32 Tracks auf das eBook umgestiegen. Nicht das der Sprecher Simon Jäger so schlecht gewesen wäre, die Passagen mit dem Astronauten sind gut, aber wie er z.B. den 10jährigen James liest, ist nervig und das Lesetempo ist recht langsam, es geht nicht richtig voran. Das Gefühl ist aber auch dadurch bedingt, da es immer wieder Rückblicke auf Toms leben gab.

Fraglos hat der Roman große Qualitäten, z.B. die Dialoge, die skurrilen Figuren und eine gewisse Situationskomik.
Es bleibt auch nicht aus, dass man sich zwischen der Lektüre David Bowies Space Oddity anhört.

Veröffentlicht am 30.04.2018

Fabel-haft

Das Mädchen, das in der Metro las
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Den Romantitel “Das Mädchen, das in der Metro las” schätze ich nicht besonders, obwohl es dem Originaltitel entspricht.
Die Hauptfigur Juliette ist eigentlich kein Mädchen sondern eine erwachsene Frau ...

Den Romantitel “Das Mädchen, das in der Metro las” schätze ich nicht besonders, obwohl es dem Originaltitel entspricht.
Die Hauptfigur Juliette ist eigentlich kein Mädchen sondern eine erwachsene Frau und in der Pariser Metro lesen wohl so viele Menschen, dass das kein besonderes Merkmal ist. Der Titel trifft nicht das eigentliche.

Das Buch lebt von den schrulligen, sympathischen Figuren.

Juliette führt als Angestellte ein gleichförmiges, ruhiges Leben. Juliettes Leben verändert sich, als sie Soliman und seiner kleinen Tochter Zaide begegnet.

Juliette ist ein zurückhaltender Charakter, es gibt aber auch lebhaftere, wie z.B. Zaide oder Leonidas.

Bücher in denen Bücher eine Hauptrolle spielen gibt es schon ein paar. Hier werden viele klassische und zeitgenössische Romane genannt, aber kaum ihre Bedeutung verdeutlicht. Das ist schade. Ausnahmen gibt es, wo doch die Wirkung der Bücher ausgearbeitet wird z.B. Maya Angelous Lyrik. Ich hätte mir gewünscht, das mehr literarische Anekdoten eingebaut würden.

Ein sehr französisches Buch, das wie eine Fabel gestaltet sein will. Die These ist, das eine sichere Existenz nichts nützt, wenn man nicht wirklich bewusst lebt.
Ab und zu gibt es sprachlich poetische Momente.

Veröffentlicht am 14.04.2018

melancholische Liebesgeschichte

Nichts ist gut. Ohne dich.
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Eine melancholische Liebesgeschichte, die stilistisch auf ein eher junges Publikum zugeschnitten ist. Das verhindert natürlich nicht, dass der Roman sorgfältig geschrieben ist. Die Handlung hat die Autorin ...

Eine melancholische Liebesgeschichte, die stilistisch auf ein eher junges Publikum zugeschnitten ist. Das verhindert natürlich nicht, dass der Roman sorgfältig geschrieben ist. Die Handlung hat die Autorin Lea Coplin in München und Hamburg angesiedelt, was auch entsprechend genutzt wird. Einst starb Janas Bruder bei einem Autounfall, bei dem sein Freund Leander am Steuer sass.
Der Roman erreicht mich aber aus mehreren Gründen wenig. Die Hauptfiguren sind von dem Jahre zurückliegenden tragischen Ereignis eigentlich immer noch traumatisiert. Als sie sich nach 6 Jahren wiedersehen, wird es schwierig.
Leider führte das Verhalten beider dazu, das ich die Figuren nicht besonders mochte. Der Roman kann einen runterziehen. Das es beim Unglück damals auch noch andere als die offensichtlichen Aspekte gibt, kann man sich denken. Wie das schließlich aufgelöst wurde, hat mir persönlich missfallen.

Auch überzeugt mich die Lovestory nur wenig. Als Jana und Leander sich zuletzt sahen, was er 16 und sie 12. Damals war er der Freund ihres Bruders. Warum also zwangsläufig nach den Jahren beim Wiedertreffen gleich Liebesgefühle geweckt werden, verstehe ich nicht. Der auslösende Moment ist nicht zwingend genug geschrieben, daher empfinde ich das Buch kaum als große Liebesgeschichte, wie auch der ganze Roman mir kaum lange im Gedächtnis bleiben wird.

Veröffentlicht am 06.04.2018

Ängste

Super, und dir?
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Super und dir

Anfangs kann man irritiert sein von der kühlen Icherzählerin, die oberflächlich und egoistisch wirkt. Doch nach einigen Kapiteln geht es unter die Oberfläche, wo es nicht mehr kühl sondern ...

Super und dir

Anfangs kann man irritiert sein von der kühlen Icherzählerin, die oberflächlich und egoistisch wirkt. Doch nach einigen Kapiteln geht es unter die Oberfläche, wo es nicht mehr kühl sondern hitzig und voller Selbstzweifel abgeht. Die Gründe für den schlechten emotionalen Zustand erfährt man langsam. Enormer Druck baute sich schon in der Jugend auf, als der Vater die Familie verlassen hatte und die Mutter sich dem Suff ergab. Schaffte sie das Abitur noch mit Note 1,1, kann man sich vorstellen, dass der Druck auf Dauer nicht zu verkraften ist. Als junge Frau mit Bindungsängsten und anstrengendem Job sucht sie den Rausch, mit Speed, Kokain und Amphetamine
Ihr Zustand verschlechtert sich mit Aussetzern, Minderwertigkeitsgefühlen, Leistungsverlust im Beruf und Angst- bzw. Panikattacken.

Ja, es ist kein einfaches Buch, kein Wohlfühlbuch, aber eins mit Ausdruck, das Emotionen mit Nachdruck verdeutlicht und einer Hauptfigur, die wirklich mit sich und ihren Problemen ringt.

Veröffentlicht am 31.03.2018

Beklemmende Atmosphäre

NACHTWILD
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Joan ist mit ihrem 4jährigen Sohn Lincoln im Zoo als plötzlich zwei junge Männer auftauchen, die bewaffnet sind und um sich schießen. Ein Amoklauf!
Joan reagiert sofort, flüchtet mit Lincoln in eine leeres ...

Joan ist mit ihrem 4jährigen Sohn Lincoln im Zoo als plötzlich zwei junge Männer auftauchen, die bewaffnet sind und um sich schießen. Ein Amoklauf!
Joan reagiert sofort, flüchtet mit Lincoln in eine leeres Tiergehege um sich dort zu verstecken.
Der Roman ist nahezu in Echtzeit erzählt. Die Bedrohung, die Joan fürchtet, kann man beim Lesen mit Beklemmung mitempfinden.

Die amerikanische Autorin Gin Phillips schildert das Szenario in einem Zeitraum von nur ca. 3 Stunden. Die Zeiten werden kapitelweise angegeben, so dass man den Überblick behält, denn in diesen Stunden geht Joan viel durch den Kopf und schließlich müssen sie wieder flüchten vor den Männern, die vom Columbine-Massaker beeinflusst wurden und im großen Zoo jetzt die Menschen jagen, sie schießen sogar auf die Tiere, töten Affen und einen Elefanten. Von Polizei oder anderer Hilfe keine Spur!

Joan und Lincoln treffen weitere Menschen auf der flucht, die junge Kailynn und eine pensionierte Lehrerin.
Eine bemerkenswerte Szene gibt es als Lehrerin auf einen der Killer trifft, der sie als seine Lehrerin wiedererkennt und verschont.
Es dauert zwei Drittel des Romans bis es endlich zur offenen Konfrontation kommt, die man als Leser erwartet wie befürchtet hat. Die angekündigte Dramatik überwältigt! Das Buch ist eine Mischung aus Thriller und Drama und erinnert an Filme wie Panic Room oder Elephant.