Das Mädchen aus der Welt der Unbegabten
Zwei WeltenEine wunderbare Erzählung über Begabte und Unbegabte in zwei Welten innerhalb eines Universums. Eine junge Frau der großes bevorsteht mit Gaben und Aufgaben für eine bessere Zukunft. Der 2. Teil befindet ...
Eine wunderbare Erzählung über Begabte und Unbegabte in zwei Welten innerhalb eines Universums. Eine junge Frau der großes bevorsteht mit Gaben und Aufgaben für eine bessere Zukunft. Der 2. Teil befindet sich gerade in der Entstehung. Der Verlag sagt selbst: „Eine fantastische Geschichte, welche von Glücksgefühl über Fassungslosigkeit bis hin zu tiefer Trauer alle Ebenen berührt.“ Dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen.
Zum Inhalt: In einem Verbund von magisch begabten Menschen wird alle zehn Generationen ein Kind geboren, bei dem die Fähigkeiten besonders stark sind. Als die 17-jährige Charlotte (Charlie) Shearer in diese Gesellschaft eingeführt wird, beginnt für sie ein neues, von ungewohntem Wohlstand geprägtes Leben. Doch schon bald muss sie erkennen, dass dieser Luxus ein Opfer von ihr verlangt, welches sie nicht zu bringen bereit ist. Um dieser Forderung entgegentreten zu können, bleibt ihr keine andere Wahl: Charlotte muss ihre Fähigkeiten einsetzen.
Die Handlung selbst spielt im modernen London. Ganz langsam, aber unheimlich packend wird der Leser in diese fantastische Welt eingebettet. Genauso auch wie Charlotte selbst. Sie wächst zuerst wohl behütet mit ihrem Bruder und ihren Eltern auf, doch nach dem Tod des Vaters ändert sich auch das Zusammenleben mit ihrer Mutter. Ihr Bruder Daniel holt sie eines Tages dort raus und stellt sie ihrer neuen Bestimmung und einer neues Gesellschaft vor. Charlie ist zunächst von allem überwältigt, saugt alles ganz wissbegierig auf, dennoch ist sie schüchtern und auch etwas naiv. Aber ganz allmählich kommt sie hinter diese augenscheinliche Glanzwelt, erfährt, dass es auch hier Regeln und Konventionen gibt, mit denen sie nicht ganz einverstanden ist, denn auch sie möchte endlich ihren freien Willen äußern können und sie frei entwickeln. Denn auch Charlie möchte nicht von einem Gefängnis in das nächste umziehen. Sie hat eine großes Herze, eine kämpferische Natur und gibt so schnell nicht auf. Sie lebt von ihren Emotionen und Gefühlen und zeigt diese auch offen.
Diese Gesellschaft ist sehr alt und auf der ganzen Welt vertreten. Sie haben ihren festen Regeln und Grenzen, jeder einen Rat, einen Wächter der Schriften, manchmal altertümliche Ansichten, einen Hüter der Gesellschaft und die angehörigen Personen haben besondere Gaben, Fähigkeiten oder auch Aufgaben und altern sehr langsam. Selbst die Verbindungen zwischen Mann und Frau werden vorgeschrieben und bestimmt. Alle sind irgend schön und reich. Zudem gibt es verschiedenen farbliche Gruppierungen, denen auch verschiedene Grade und Aufgaben zuteil sind.
Auch Charlie hat besondere Gaben mit ihrem 18. Geburtstag bekommen, welche das ist, müsst ihr selbst herausfinden.
Aber auch hier gibt es eine losgesagte Gegenseite, die sich gegen die Gesellschaft in diesem Fortbestand auflehnt.
„Diese Gesellschaft und ihre Regeln stehen für eine zeit, die längst vergangen ist. Und der Rat tut alles, um diese Zeit auch nach Jahrhunderten ihres Auslaufens bis in eine Zukunft zu tragen, die längst nicht mehr existiert.“
Es werden sehr viele mitwirkenden Charakteren erwähnt, einige müssen auch wieder gehen, aber da es sich seicht aufbaut und wirklich alles perfekt erklärt wird oder sich ergibt, habe ich mit der Zuordnung überhaupt keine Probleme gehabt. Sicherlich weiß ich nicht mehr jeden einzelnen Namen, aber ich finde mich zurecht und kann unterscheiden. Der Autor hat sich hier auch wesentlich auf die wichtigen und bedeutenden Charaktere bezogen. Besonders darunter mochte ich natürlich Charlie, ihre Freundin Nicole, ihren Bruder Daniel, ihren Bodyguard Steven, Adam (aber erst viel später), Arthur (mal mehr mal weniger) und einige ihrer ihr positiv zugewandten Personen. Auch Jules Gerard hat bisher einen positiven Eindruck bei mit hinterlassen, selbst der charismatische Markus bleibt im Gedächtnis. Aber egal auf welcher Seite sie stehen, alle Charaktere wurden toll und eigen dargestellt und man konnte sein eigenes Bild erschaffen. Sie glänzen mit und in ihrem Element.
Der Schreibstil ist einfach nur wunderbar und sehr stilsicher. Man wird sehr fesselnd durch die Handlung geführt und möchte immer erfahren, wie es nun weitergeht. Die einzelnen Passagen, Beschreibungen, Momente, Ereignisse Fähigkeiten und Elemente wurden faszinierend und beeindruckend sowie sehr bildhaft beschrieben und man fühlte sich lebendig dabei. Ich mochte diese Art der Darstellung sehr, da man immer direkt das Bild vor Augen hatte. Die Handlung selbst ist sehr spannend, geheimnisvoll, fesselnd, abenteuerlich und auch kämpferisch. Aber auch große Emotionen und die Rolle der Liebe spielen hier ganz stark mit und das in ihren verschiedenen Facetten. Die Sympathie oder Antisympathie wurde gefühlvoll und authentisch rübergebracht. Da Gefühle sowieso eine Rolle spielen, spürt man diese auch durch das ganze Buch hinweg. In der Geschichte selbst geht es um Macht, Abhängigkeit, Gewalt, Politik durch den Rat und freie Entfaltung der Persönlichkeit sowie Selbstbestimmung, das brechen alter Konventionen und neue zulassen. Die 72. Kapitel haben unterschiedliche Leselängen von mir dem vorliegenden Print in 736 Seiten. Trotz der vielen Seiten kam es mir nie zu langatmig, langweilig oder irgendwie unnötig in die Länge ziehend vor. Es war in sich stimmig und durch diesen tollen Schreibstil und dieser Idee der Geschichte, hat man sich fließend und neugierig durch die vielen Seiten gelesen. Erzählt wird alleinig aus der Sicht von Charlie in der Ich-Perspektive. Ein Perspektivenwechsel hätte für mich hier auch wenig Sinn gemacht, denn es geht ja um Charlie und das drum herum wurde ausreichend erklärt.
Neben vorhersehbaren Handlungsfortlauf gab es auch immer wieder Wendungen, mit denen man nicht unbedingt gerechnet hat und der Handlung immer wieder neuen Aufwind gab.
Selbst das Ende ließ mich etwas melancholisch zurück und wenn die Geschichte hier enden würde, müsste ich es so hinnehmen, auch wenn meine Fragen noch nicht alle beantwortet wurden. Daher ist der Cliffhanger sehr passend und das gute ist ja, das es weitergehen wird. Darauf freue ich mich sehr.
Auch das Cover gefällt mir sehr gut und es spiegelt sich selbst in der Handlung wieder. Denn wer auf Charlie´s Personenbeschreibung trifft, wird sich fragen, welche Bedeutung dahinter steckt, aber versprochen das findet man heraus.
Mein Fazit: Eine sehr gelungene, bildhafte und fantastische Geschichte mit seichtem Anstieg und viel zum Nachdenken über eine etwas merkwürdige und altmodische Gesellschaft. Die Hauptprotagonistin begibt sich auf eine Reise ihrer persönliche Entwicklung und auf die Suche nach ihren eigenen besonderen Gaben und Fähigkeiten.