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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.05.2018

Grandioser Abschluss der Reihe

Schönbrunner Finale
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Wir schreiben das Jahr 1918. Die Habsburgermonarchie liegt in den letzten Zügen. Soldaten desertieren und die Spanische Grippe hat die ausgehungerten Menschen fest im Griff. Wer noch ein wenig Vermögen ...

Wir schreiben das Jahr 1918. Die Habsburgermonarchie liegt in den letzten Zügen. Soldaten desertieren und die Spanische Grippe hat die ausgehungerten Menschen fest im Griff. Wer noch ein wenig Vermögen hat, setzt dies bei Schwarzmarkthändler in Lebensmittel um. Die kleine und große Kriminalität halt auch Oberinspektor Nechyba in Atem. Da sind zum einem Kinder, die um nicht zu verhungern auf dem Naschmarkt Zwetschken stehlen und zum anderen langjährige Ganoven, die sie nun Zinshäuser kaufen können, weil der Schwarzmarkt floriert.

Obwohl gemordet, gestohlen und anschließend ermittelt wird, ist dieser sechste und letzte Band rund um Oberinspektor Joseph Maria Nechyba, kein Krimi im herkömmlichen Sinn. Er ist vielmehr ein Sittengemälde des zerfallenden Vielvölkerstaates.

Die desaströse Versorgungslage in Wien, lässt auch Aurelia Nechyba, die Gemahlin des Oberinspektors und Köchin von Hofrat Dr. Schmerda, zu Waren vom Schwarzmarkt greifen, denn „eine Bohnensuppe ohne irgendein Fuzerl Fleisch ist eine Zumutung.“ – O-Ton des Genussmenschen Nechyba.

Meine Meinung:

Autor Gerhard Loibelsberger versteht es meisterhaft, diese Zeit im Kopf der Leser wieder auferstehen zu lassen. Es sind keine schönen Bilder. Und wenn heute über “Fake News” gelästert wird, so sind diese keine Erfindung der letzten Jahre. Die zu Beginn des Buches geschilderte Inspektion Kaiser Karls bei den Truppen an der italienischen Front, hat im Großen und Ganzen so ähnlich stattgefunden. Die Propagandafilmteams und Fotografen für den Kriegspressdienst waren immer wieder unterwegs, um Stimmung für den längst verlorenen Krieg zu machen.

Geschickt verquickt Loibelsberger echte Mordfälle und historische Persönlichkeiten mit seiner fiktiven Figur des Kriminalinspektors. Ein Verzeichnis der historischen Personen findet man zu Beginn des Buches. Akribische Recherche machen den Krimi zu einem erweiterten Geschichtsbuch.

Die Reihe um Joseph Maria Nechyba ist nun zu Ende, denn sie ist, wie Autor Loibelsberger glaubhaft versichert, auf genau 6 Bände ausgelegt. Ich finde das ausgesprochen schade, denn Nechyba wird ja jetzt in der Ersten Republik zum “Ministerialrat” befördert. Ein krönender Abschluss seiner Kriminalbeamtenlaufbahn.

Als Wienerin sind mir die Örtlichkeiten und der Wiener Dialekt ja bestens vertraut. Für Leser, die des Wienerischen nicht kundig sind, gibt es im Text Fußnoten und im Anhang ein ausführliches Glossar.

Fazit:

Ein grandioser Abschluss dieser Serie. Nechyba wird mir fehlen. Gerne gebe ich 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Da rinnt einem das Wasser im Mund zusammen

Das Beste aus der Wirtshausküche
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Dieses im Servus-Verlag erschienene Kochbuch von Erwin Werlberger macht einfach Appetit. Appetit auf einfache wie etwas aufwändigere Speisen. Alle mit ausgewählten Zutaten aus der Region rund um die Salzburger ...

Dieses im Servus-Verlag erschienene Kochbuch von Erwin Werlberger macht einfach Appetit. Appetit auf einfache wie etwas aufwändigere Speisen. Alle mit ausgewählten Zutaten aus der Region rund um die Salzburger Tauern.

Hier werden lustvoll Speisen wie Lammfilet, Flusskrebse im Kräutersud oder Sauerrahmschmarren zubereitet. Mein Favorit sind die gebratenen Eierschwammerl mit Himbeeren.

Ab S. 221 erhält man noch eine Menge sogenannter „Basisrezepte“, die in den einzelnen Gerichten abgewandelt werden.

Auf der linken Seite wird jeweils das Rezept präsentiert, auf der rechten ein Foto des köstlichen Gerichtes.
Hier läuft mir beim Betrachten das Wasser im Mund zusammen.

Bitte nur NACH einer Mahlzeit lesen. Der Magen fängt unweigerlich zu knurren an.

Es ist fast schade, das Buch in die Küche mitzunehmen und mit fettigen Fingern umzublättern. Also, Rezept abschreiben und nachkochen.

Fazit:

Ein lukullischer Streifzug durch die Salzburger Wirtshausküche. Gerne gebe ich dafür 5 Kochlöffel.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Der etwas andere Reiseführer

111 Orte in Hamburg, die uns Geschichte erzählen
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Dieses Mal legt Autorin Rike Wolf weniger Wert auf imposante, wenig bekannte Touristenmagnete. Nein, diesmal sind es eher die kleinen Alltagsplätze, die sie uns zeigt. Viele davon haben Geschichte geschrieben ...

Dieses Mal legt Autorin Rike Wolf weniger Wert auf imposante, wenig bekannte Touristenmagnete. Nein, diesmal sind es eher die kleinen Alltagsplätze, die sie uns zeigt. Viele davon haben Geschichte geschrieben und erzählen dem aufmerksamen Hamburg Besucher oder dem Einheimischen davon.

Wir entdecken Baudenkmäler aus Industrie und Verkehr wie die Alte Harburger Elbbrücke (S. 14), den Alten Kran (S.156) oder die Zeisehallen (S. 222). Doch auch die Architektur darf nicht zu kurz kommen. Vom Dichterhaus (das Heine-Haus S. 106) und Sakralbauten wie die Maximilian-Kolbe-Kirche (S. 144) bis hin zu Kriegsrelikten wie die Clausewitz-Kaserne (S.46), Die Reste des U-Boot-Bunkers II auf Finkenwerder S. 212) oder der Bunker, der nun als Tiefgarage (S. 202) genutzt wird.

Auch Hamburgs Hausbesetzer-Szene wird genannt. Die haben auf recht unorthodoxe Weise einige Gebäude vor der Spitzhacke gerettet.

Der eine oder andere kulinarische Tipp, wie die Konditorei Lindtner (S. 130) oder das Op’n Bulln (S. 162) darf auch nicht fehlen.

Schiffe und Vergnügungsstätten finden ebenso ihren Platz wie Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus.

Fazit:

Dieser Hamburg-Reiseführer ist etwas für die leisen Besucher, die die kleinen Sehenswürdigkeiten der Hansestadt schätzen.
Gerne gebe ich dafür 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Gaumenfreude und Augenweide

Himmlische Mehlspeis!
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Dies ist eine wunderbare Ergänzung zu „Gesegnete Mahlzeit! – Gutes und Gesundes aus der Klosterküche“. Irmengard Hofmann und Co-Autor Berthold Heigl verwöhnen Mehlspeisenliebhaber mit Köstlichkeiten aus ...

Dies ist eine wunderbare Ergänzung zu „Gesegnete Mahlzeit! – Gutes und Gesundes aus der Klosterküche“. Irmengard Hofmann und Co-Autor Berthold Heigl verwöhnen Mehlspeisenliebhaber mit Köstlichkeiten aus den Klosterküche.
Die Rezepte stammen aus dem umfangreichen Archiv des Klosters Seitenstetten. Jedes wurde liebevoll nachgekocht/gebacken und gefällig in Szene gesetzt. Die Fotos sind ein wahrer Augenschmaus! Die einzelnen Kapitel sind durch Abbildungen von Stillleben aus dem Stift Seitenstetten getrennt.

Sehr gut hat mir auch gefallen, dass von einige der traditionellen Rezepte als Faksimile abgedruckt sind und die in Kurrentschrift (= Sütterlin) geschriebenen Texte in originaler Sprache wiedergegeben sind. Ein Beispiel gefällig?

„Nimb Seitelt Öpfel hakhs khlein, Rests in schmalz fein waich, schlag ayr daran, tue einperl, Zimet stup unnd Zugger darünter ..“ Alles klar?

Die Übersetzung:
„Nimm säuerliche Äpfel, hacke sie klein, röste sie in Schmalz gut weich, schlage Eier daran und mische Weinbeeren, Zimtpulver und Zucker darunter.“ (S.50)

Die Rezepte sind einfach, wie Versunkener Obstkuchen", oder festlich, wie Rosen-Charlotte", fruchtig wie "Quittentorte
mit Bienenstich", oder traditionell wie „Wespennester“.

Interessant finde ich „Wespennester“ (S. 36), da hier gekochte Erdäpfel verwendet werden.

Unserer Favoriten: Erdbeertorte (S. 60) und Mohn-Gugelhupf (S.130).


Fazit:

Eine Freude nicht nur für geübte Bäcker! Klare Sprache, einfache Zutaten und wunderschöne Farbfotos zu fast jedem Rezept! Da muss ich doch fünf Kochlöffel vergeben.

Veröffentlicht am 01.05.2018

Nichts ist, wie es scheint

Kaltenbruch
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Das fiktive Dorf „Kaltenbruch“ im Jahre 1954 ist Schauplatz eines Mordes. Kommissar Hoffmann, wegen eines dummen Scherzes zur braunen Vergangenheit seines Vorgesetzten strafversetzt, muss diesen Fall aufklären. ...

Das fiktive Dorf „Kaltenbruch“ im Jahre 1954 ist Schauplatz eines Mordes. Kommissar Hoffmann, wegen eines dummen Scherzes zur braunen Vergangenheit seines Vorgesetzten strafversetzt, muss diesen Fall aufklären. Was zunächst als klare Fall aussieht, immerhin findet, der als Säufer und Raufbold bekannte Gruber, die Leiche von Heinrich Leitner. Die Lage spitzt sich zu, als der mutmaßliche Täter selbst ermordet wird.
Von den Einheimischen ist wenig Brauchbares zu erfahren, haben sie doch nach wie vor mit den Nachwirkungen des verlorenen Krieges zu kämpfen. Die einen, weil ihnen Flüchtlinge aus dem Osten in Haus und Hof gesetzt werden, die anderen, weil ihnen die traumatischen Erlebnisse während des Krieges und der anschießenden Flucht noch schlaflose Nächte bereiten.

Hoffmann will den Fall so rasch wie möglich abschließen, doch nach dem Tod von Gruber beginnen die Ermittlungen von vorne. Ist Gruber vom selben Täter getötet worden? Was könnte das Motiv sein?

Je weiter er in die Geheimnisse der einzelnen Familien eindringt, desto klarer wird: Nichts ist, wie es scheint.

Meine Meinung:

Michaela Küpper gelingt es sehr gut, die misstrauische Haltung der Dorfbewohner einzufangen. Jede oder jeder scheint etwas zu verbergen. Sei es der Fabrikbesitzer Schlüter, der schon während des Krieges der größte Arbeitgeber der Umgebung war, oder sei es die Familie Leitner, deren jüngerer Sohn Heinrich das erste Opfer ist.
Auch die verschiedenen gestrandeten Personen wie Gertrude Starck und ihre Tochter Dana oder die ostpreußische Familie Kaminski haben ihre Last zu tragen. Und nicht zu vergessen Marlene, der das Schicksal nicht nur den Tod der Mutter aufbürdet, sondern auch das Geheimnis um ihren Vater.

Alle diese unterschiedlichen Schicksals- und Handlungsstränge verknüpft die Autorin geschickt mit den beiden Morden. Die fiktive Handlung ist genial in die reale Nachkriegswelt eingebettet. Elegant sind auch die Perspektivenwechsel aneinandergereiht, durch die Kapitelüberschriften weiß der Leser immer gleich, um wessen Geschichte es sich gerade handelt. Wir lernen im Laufe der Zeit die unterschiedlichen Lebensläufe der Menschen kennen und können ihre aktuellen Handlungen, wenn schon nicht verstehen und gutheißen, jedoch nachvollziehen.

Die teils grausamen Erlebnisse während des Krieges bzw. während der Flucht werden nicht voyeuristisch ausgeschlachtet, sondern durchaus knapp berichtet. Sprachlich ist das Buch gut gelungen. Der Leser ist mitten drin im Geschehen. Die Figuren sind authentisch gezeichnet. Auch durch die Schilderung der technischen Geräte, wie des Diktiergerätes und der Autos, kann man sich relativ leicht in das Jahr 1954 hineindenken.

Fazit:

Ein ansprechender Roman aus der Nachkriegszeit, der deutlich macht, dass mit dem Kriegsende 1945, das Elend und die Traumata noch lange nicht beseitigt gewesen sind. Gerne gebe ich eine Leseempfehlung und fünf Sterne.