Cover-Bild Amra und Amir
13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlag 3.0 Zsolt Majsai
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziale und ethische Themen
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 190
  • Ersterscheinung: 23.04.2015
  • ISBN: 9783956671371
  • Empfohlenes Alter: ab 13 Jahren
Maria Braig

Amra und Amir

Amra, die Tochter albanischer Eltern, die im Kosovokrieg nach Deutschland geflohen sind, wird nach ihrem 18. Geburtstag ins Herkunftsland ihrer Eltern abgeschoben. Amra, die weder das Land noch die Sprache kennt, findet sich plötzlich ohne Geld, Wohnung und Arbeit in einer ihr völlig unbekannten Welt wieder. Sie entwickelt ihre eigenen Überlebensstrategien und wird, um sich etwas sicherer zu fühlen, zu Amir, einem jungen Mann, der sich, wie viele andere auch, durch Müllsammeln und Gelegenheitsjobs über Wasser hält. Amras ehemaligen Schulkameraden gelingt es, sie illegal zurück nach Deutschland zu bringen, aber auch hier hat sie ohne legalen Aufenthaltsstatus keine Perspektive auf ein „normales“ Leben, wie es vor der Abschiebung für sich geplant hatte.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine Geschichte ,die betroffen macht

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Kurz nach ihrem 18.Geburtstag wird Amra,deren Eltern während des Kosovokrieges nach Deutschland geflohen waren , in den Kosovo abgeschoben.Mit nichts als dem was sie anhatte steht Amra nun in einem ihr ...

Kurz nach ihrem 18.Geburtstag wird Amra,deren Eltern während des Kosovokrieges nach Deutschland geflohen waren , in den Kosovo abgeschoben.Mit nichts als dem was sie anhatte steht Amra nun in einem ihr völlig fremden Land ohne Geld oder Unterkunft, ohne Freunde und ohne die Sprache zu kennen.
Amra war schon in Deutschland anders als die anderen Mädchen ,sie basteltet gern an Autos rum und ihr Aussehen war ihr nie so wichtig .Um im Kosovo zu überleben wird sie zu Amir ,einem jungen Mann der aus Deutschland kommt.So schafft sie es ihr Leben einigermassen selbständig zu führen.Mit gelegentlichen Diebstählen und dem Müllsuchen schafft sie es zu überleben.Es gelingt ihr sogar auf einem alten Schrottplatz manchmal Arbeit zu bekommen und darf dort in einem alten Auto übernachten.

Den Kontakt nach Deutschland zur Mutter und ihrer besten Freundin Nina läßt sie nur noch sporadisch zu ,denn die Angst und der tägliche Kampf ums Überleben lassen ihr / ihm nicht viel Spielraum für Gefühle,denn Amir muss einfach nur funktionieren.
Doch in mach einsamen Stunden wird Amir klar ,das seien Gefühle für Nina nicht nur platonisch sind ,doch solange sie im Kosovo ist bleibt ihr eh nichts als die Hoffnung übrig.

Doch dann tauchen Nina und Stefan bei ihr auf und die Realität holt alle Beteiligten sehr schnell ein .Auch wenn sie drei schöne Wochen mit einander verbringen ,Nina und Amir sich darüber klar werden wie sie zu einander stehen, so muss Amir dennoch im Kosovo bleiben.Doch Nina und Stefan setzten alles daran Amir wieder nach Deutschland zu holen.

Derweil steht der strenge Winter bevor und der Zufall kommt Amir in Form eines Mannes zu Hilfe,bei dem er überwintern kann.Und dieser Mann ist eigentlich genau wie Amir eine Frau,die vor langer Zeit beschlossen hatte ihr Leben als Mann zu verbringen Haki ist ein Burrnesha, ein Mann ,der als Frau geboren wurde ,doch nicht als solcher leben kann oder darf .Im Kosovo ist es manchmal Brauch ,das ,wenn das einzige Kind ein Mädchen ist und das Vater aber unbedingt einen Sohn wollte,dieses Mädchen einfach als Junge erzogen wird.


Doch Haki wird schnell klar das Amir bei ihm nicht glücklich wird und so geht Amir mit Nina und Stefan in einer waghalsigen Aktion mit nach Deutschland. Doch wird es ihm endlich gelingen dort glücklich zu werden oder wird er wieder zurück müssen?


Dieses Buch wurde nach Tatsachenberichten junger Menschen geschrieben ,denen genau das passierte .Es macht einen betroffen und auch wenn ich mir ein anderes Ende gewünscht hätte ,so ist doch die Realität oft grausam und somit konnte das Buch auch gar nicht anders enden.
Wenn man diese Buch gelesen hat beginnt man sich mit der Situation dieser jungen Menschen auseinander zu setzen und man betrachtet unsere Gesetzgebung kritischer als vorher.Es kann nicht angehen ,da man Jugendliche einfach in ein Land abschiebt ,das zwar laut der Herkunft der Eltern als ihr Heimatland gilt,das sie jedoch nie zuvor gesehen haben und in dem sie völlig fremd sind .Ich denke es wird da noch vieles getan werden müssen um weiter junge Menschen vor einem ähnlich grausamen Schicksal zu beschützen

Veröffentlicht am 15.09.2016

Armutszeugnis für deutsche Gesetze und Verwaltungspraktiken

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Im Kosovokrieg kamen Amras Eltern nach Deutschland. Wegen des Krieges wurden sie geduldet, eine sehr schwammige Formulierung, denn jederzeit kann die Duldung enden und man wieder zurück in das Herkunftsland ...

Im Kosovokrieg kamen Amras Eltern nach Deutschland. Wegen des Krieges wurden sie geduldet, eine sehr schwammige Formulierung, denn jederzeit kann die Duldung enden und man wieder zurück in das Herkunftsland müssen. Für Amras Mutter war dies unvorstellbar, denn sie hatte schlimme Dinge von ihren "Landsmännern" ertragen müssen, die bei ihr große Ängste vor einer Abschiebung hervorrufen und schlimme Depressionen verursachen. Sie wird schwanger und Amra kommt zur Welt. Als Amra drei Jahre alt ist, stirbt ihr Vater. Sie hatte aber ohnehin kaum eine Beziehung zu ihm, denn er war kaum da. Sie ist nun allein mit ihrer Mutter, die in immer größere Depressionen verfällt. Als dann die Mitteilung kommt, dass sie zurück in den Kosovo sollen, bricht für die Mutter auch der letzte Rest einer an sich heilen Welt ein.

Amra ist zu dem Zeitpunkt noch ein Kind und kann ihrer Mutter nicht helfen, weiß nicht, was vorgeht. Von der Abschiebungsverfügung weiß sie nichts. Aber sie hat eine beste Freundin, Nina, mit der sie schon seit dem Kindergarten zusammen ist und deren Mutter für sie auch wie eine Mutter ist. Der vertraut sie sich an. Die weiß, was zu tun ist, bringt die Mutter in eine Klinik, leitet die ärztliche Behandlung in die Wege. Die Psychologin erreicht dann aus medizinischen Gründen eine dauerhafte Duldung der Mutter. Und ohne sie wird Amra auch nicht abgeschoben. Von alledem erfährt niemand etwas, die Mutter erzählt kein Wort - und Amra fragt auch nie nach. Sie lebt und fühlt sich als Deutsche.

Dann wird Amra 18. Sie hat einen Realschulabschluss und wird in einem halben Jahr ihre Lehre als Kfz-Mechatronikerin abschließen. Ein paar Tage nach dem Geburtstag kommt jedoch die Abschiebeanordnung. Amra fällt aus allen Wolken, ebenso wie ihr Umfeld. Sie alle haben nie daran gedacht, dass Amra keine deutsche Staatsbürgerschaft hat. Und leider ist Amra in ihrer Jugend einmal straffällig geworden wegen Kiffens. Das hat ihr nun eine negative Integrationsprognose beschert - und damit die Abschiebung. Sie hat sich wie jede Jugendliche benommen, auch andere aus der Clique waren erwischt worden - aber bei ihr hat es nun weiterreichende Folgen.

Die Clique tut vieles, um Amra zu helfen, aber die Behörden sind schneller. Amra wird in den Flieger in den Kosovo gesetzt - und findet sich plötzlich in einem fremden Land mit einer fremden Sprache und einer fremden Kultur wieder, in der sie ums Überleben kämpfen muss. Dazu kommt, dass sich Amra in einer von Männern dominierten Kultur stark unterdrückt fühlt, denn sie soll möglichst schnell heiraten und Kinder bekommen - für Amra undenkbar. Deshalb wird sie zu Amir, was ihr aufgrund ihrer relativ männlichen Erscheinung problemlos gelingt. Und eigentlich kann sie sich recht gut mit ihrem Leben als Mann identifizieren ...


Diese Geschichte von Amra hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, denn dieses Buch ist sehr gefühlvoll beschrieben - bitte nicht verwechseln mit gefühlsduselig und es drückt auch nicht auf die Tränendrüse. Es ist so geschrieben, dass man sich mit Amra gut identifizieren kann und erkennt, wie hilflos sie sich in den verschiedenen Situationen fühlt. Dabei ist vieles sehr objektiv beschrieben.

Die Erzählperspektive ändert sich in dem Buch von Kapitel zu Kapitel. Dies ist eigentlich nicht mein Fall, aber hier kommt man wegen der großen Überschrift, aus wessen Sicht gerade erzählt wird bzw. welches Geschehen gerade von außen betrachtet wird, nicht durcheinander. Und in diesem Buch gefiel mir der Wechsel der Perspektive sogar mal, denn er passt einfach zum Buch. Mal wird erzählt, wie Amra die Situation wahrnimmt, mal wird es aus Ninas Sicht geschildert oder dann wieder aus der Sicht der Mutter.

Ich habe in diesem Buch wirklich mit Amra mitgelitten und viele dieser Situationen haben mir die Augen geöffnet, was eine Abschiebung wirklich für den betroffenen Menschen bedeutet, der davor Jahre oder vielleicht auch sein ganzes Leben hier in Deutschland gelebt hat. Kleiner Kritikpunkt in dem Buch ist dann vielleicht, dass der Gesichtspunkt mit dem Gerichtsverfahren zwar angesprochen wird, es aber kein Ergebnis dazu gibt - zumindest habe ich keines mitbekommen.

Wie vermutlich viele andere Deutsche auch, habe ich mir nie Gedanken um Flüchtlinge, "geduldeter Aufenthalt" und Abschiebung gemacht. Das waren immer Fremde, Ausländer, die aus wirtschaftlichen Gründen hierher wollten etc. Ich bin zwar alles andere als fremdenunfreundlich - aber mir war das Thema fremd und was diese schönen politischen Schlagworte in der Praxis für die betroffenen Menschen bedeuten, habe ich nicht gewusst bzw. ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Mir war etwa nicht bewusst, dass ein bereits in Deutschland geborenes Kind nach seinem 18. Geburtstag abgeschoben werden kann, obwohl es voll integriert ist in die deutsche Kultur, Sprache und das ganze Leben, obwohl es hier eine gute Zukunft hat und arbeiten will, eine Lehre fast abgeschlossen hat. Allein diese Erkenntnis hat mich schwer betroffen gemacht. Wenn wir einen solchen "für die Gesellschaft wertvollen" Menschen wieder abschieben - was sagt das über unsere Kultur, unsere Gesetze aus? Soll das Zivilisation sein? Ist das der Weg, wie wir (deutsche) Menschen mit anderen Menschen umgehen wollen?

Auch nach diesem Buch bin ich zwar nicht dafür, dass wir alle Grenzen öffnen und hier leben darf, wer will - aber so geht es auch nicht! Da MUSS ein anderer Weg gefunden werden, das Asylrecht MUSS dringend überarbeitet werden!

Der andere Aspekt, der in diesem Buch angedeutet wird, ist die Frage, wie Amra sich selbst sieht, wie sie leben will - eher als Frau oder eher als Mann. Ich finde es toll, dass dieses Thema so behutsam besprochen wird, denn ich denke, man muss auch nicht immer alles platt reden und bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag ausdiskutieren. Sie lebt irgendwann schließlich so, wie sie es für richtig hält und wie sie am besten damit leben kann, und es ist gut so!

Das Ende vom Buch ließ mich dann ein wenig unbefriedigt zurück - aber ich denke, so ist es eben auch im Leben und es verdeutlicht, wie nahe an der Realität diese Geschichte sich bewegt. Zum Buch passt dieses Ende einfach!

Veröffentlicht am 04.04.2017

Heimat vs. Zuhause

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Was passiert, wenn ein junges Mädchen abgeschoben wird - in ein Land, welches sie maximal vom Hörensagen kennt? Dessen Sprache sie nicht beherrscht? Mit dessen Kultur sie sich nicht identifizieren kann? ...

Was passiert, wenn ein junges Mädchen abgeschoben wird - in ein Land, welches sie maximal vom Hörensagen kennt? Dessen Sprache sie nicht beherrscht? Mit dessen Kultur sie sich nicht identifizieren kann?

Amras Eltern siedeln während des Krieges im Kosovo nach Norddeutschland um. Hier werden sie geduldet, das Henkersbeil „Abschiebung“ stets über ihren Köpfen schwebend. Nachdem Amras Vater gestorben ist, bricht bei der Mutter die große Angst davor aus, zurück in die „Heimat“ gehen zu müssen. Diese bestätigt sich auch – die Abschiebungsverfügung lässt nicht lange auf sich warten. Trotz - und auch gerade wegen - ihrer Depressionen schafft sie es, zusammen mit der Hilfe einer befreundeten Mutter, eine dauerhafte Duldung zu erlangen, zumindest bis ihre Tochter volljährig ist. Denn die erfährt von der ganzen schrecklichen Situation nichts und wächst eigentlich gut behütet und glücklich auf. An ihrem 18. Geburtstag jedoch bricht eine Welt für sie zusammen – sie soll "zurück" in den Kosovo. Obwohl ihre zahlreichen Freunde alles tun, um eine Abschiebung zu verhindern, sind die Behörden (ausnahmsweise) schneller. Und im Kosovo angekommen, muss sie um ihr Überleben kämpfen. In einer Kultur, in der Frauen unterdrückt werden und wertlos sind, doch damit will sie sich nicht abfinden. So wird aus der deutschen Amra im Kosovo der junge Mann Amir – der jeden Tag aufs neue für sich kämpfen muss.

Die Geschichte beruht nicht auf wahren Gegebenheiten – könnte sie aber. Wie oft befand sich ein Jugendlicher schon in so einer Situation? Geboren und aufgewachsen in Deutschland, wird man in seine „Heimat“ zurückgeschickt, wo man niemanden kennt, im schlimmsten Fall die Sprache nicht beherrscht und sich nicht mit der Kultur identifizieren kann. Was für eine grauenhafte Vorstellung! In letzter Zeit, auch dank Pegida, hört man viel von Flüchtlingen und Abschiebungen, aber erst nach der Lektüre dieses Buches habe ich mich mit dem Thema intensiver befasst.

Das Buch öffnet einem die Augen, da es aus der Sicht der Betroffenen erzählt. Es gibt zwar auch Wechsel in der Erzählperspektive, der Hauptteil wird aber von Amra bzw. Amir erzählt. Dabei ist alles sehr empathisch geschrieben und beschrieben, aber nicht im Sinne von „kitschig“. Die vollkommene Hilflosigkeit in eine völlig fremden Kultur ist hier absolut nachvollziehbar, und man kann sich gut mit Amra identifizieren. Dennoch schafft es die Autorin, auch objektiv zu bleiben, und einem den Protagonisten nicht aufzuzwingen.

Man sollte dieses Buch allen Menschen ans Herz legen, die sich für eine Abschiebung in Deutschland geborener und integrierter Ausländer stark machen. Warum sollten diese Menschen nicht in Deutschland bleiben dürfen? Die meisten haben hier eine Zukunft, ihre Freunde. Das Land ihrer Eltern mag vielleicht ihre Heimat sein, aber zuhause sind sie in Deutschland.

Dieses Buch sollte zum Nachdenken und Umdenken anregen!