Profilbild von Klusi

Klusi

Lesejury Star
offline

Klusi ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Klusi über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2018

Revolution im Herzen

Revolution im Herzen
0

2018 ist ein Karl-Marx-Jahr, denn der Geburtstag des großen Philosophen und Denkers jährt sich heuer zum zweihundertsten Mal, ein guter Zeitpunkt und Grund, sich etwas näher mit seinem Leben und Wirken ...

2018 ist ein Karl-Marx-Jahr, denn der Geburtstag des großen Philosophen und Denkers jährt sich heuer zum zweihundertsten Mal, ein guter Zeitpunkt und Grund, sich etwas näher mit seinem Leben und Wirken auseinander zu setzen. Karl Marx war mir bisher nur durch seine kommunistischen Schriften bekannt, denn er war einer der ersten, die sich Gedanken um die gesellschaftliche Entwicklung und das Schicksal der Arbeiter während der fortschreitenden Industrialisierung machte. Über Karl Marx, den Privatmann, Ehemann und Vater wusste ich bisher so gut wie nichts.
Die Schwestern Claudia und Nadja Beinert haben ihm nun auf sehr besondere Weise einen Roman gewidmet, in dem man viel über ihn erfährt, obwohl er nicht die Hauptperson ist. Hier wird die Geschichte aus der Sicht der Helena Demuth erzählt. Lenchen, wie sie von den meisten liebevoll genannt wurde, stammte aus einer armen Tagelöhnerfamilie und kam als Dienstmädchen nach Trier, in das Elternhaus von Karl Marx' späterer Ehefrau Jenny. Von dort wechselte sie später in den Marxschen Haushalt und war nicht nur Dienstmädchen und Kinderfrau, sondern zugleich auch eine enge Vertraute, sowohl von Jenny als auch von Karl Marx.
Lenchen Demuth ist die Ich-Erzählerin dieses inhaltsträchtigen und lebendigen Romans, der den Leser in eine Zeit versetzt, als vieles im Umbruch war. Da sich die Autorinnen sehr stark an der Realität orientiert haben, hat man ein sehr deutliches Bild vor Augen, wie die Familie Marx damals lebte. Wenn Änderungen an den Tatsachen aus dramaturgischen Gründen vorgenommen werden mussten, so taten die Autorinnen dies sehr behutsam. Bei den lebhaften und farbigen Beschreibungen der verschiedenen Charaktere, die im Roman vorkommen, hat man fast den Eindruck, diese persönlich kennenzulernen
Lenchen, das einfache Dienstmädchen, das sicher im Haushalt alle Hände voll zu tun hatte, war daneben wissbegierig und lernbereit und nahm großen Anteil am Weltgeschehen, an Kultur und Politik. Sie soll sogar Schach gegen Karl Marx gespielt haben, und nicht nur das Ehepaar Marx, sondern auch Freunde der Familie, schätzten sie als Gesprächspartnerin, Ratgeberin und Kritikerin.
Auch erfahren wir hier ein offenes Geheimnis, denn Lenchen war auch Karls Geliebte, und die beiden hatten einen gemeinsamen Sohn. Wie das alles in die Familiengeschichte passte und was genau damals vorgefallen ist, welche Gefühle im Spiel waren, das werden wir nie erfahren, denn dieses Wissen haben die Protagonisten mit ins Grab genommen. Die Geschichte, wie sie die Schwestern Beinert sehr einfühlsam um die historischen Tatsachen konstruiert haben, klingt jedenfalls von Anfang bis Ende glaubwürdig und nachvollziehbar.
Der Schreibstil dieses interessanten Romans ist angenehm flüssig und bildhaft, manchmal wehmütig oder traurig, dann wieder humorvoll und optimistisch, immer im Rhythmus des wahren Lebens. In Lenchens Erzählung fließen viele philosophische Gedanken mit ein, und man erfährt sehr viel über die damalige Ära und ihre Zeitgenossen. Die Autorinnen machen es dem Leser leicht, intensiv in die Geschichte einzutauchen, so brillant beschreiben sie die Atmosphäre der damaligen Zeit. Man kommt beim Lesen dieses Romans kaum umhin, sich näher mit den beteiligten Personen zu befassen, zumindest erging es mir so. Neben dem Roman habe ich mich in alle Berichte vertieft, in denen es um die Familie Marx ging. Das Betrachten alter Bilder hat mir die einzelnen Personen noch näher gebracht. Am Ende des Romans angekommen habe ich das Buch sehr zufrieden zugeklappt, denn ich habe nicht nur spannende Lesestunden erlebt, sondern auch sehr viel Neues über die Geschichte des 19. Jahrhunderts erfahren. Ein leises Bedauern mischte sich schon unter die Zufriedenheit, denn Lenchen war mir im Verlauf der Geschichte richtig ans Herz gewachsen, und es fiel mir schwer, Abschied von ihr und der Familie Marx zu nehmen. Die vermittelten Eindrücke und Gefühle sind nachhaltig, und ich weiß sicher, dass ich dieses Buch noch öfter zur Hand nehmen werde.

Veröffentlicht am 14.05.2018

Ein unwahrscheinlich berührender Roman, der unter die Haut geht.

Die Farbe von Milch
0

Die fünfzehnjährige Mary lebt mit ihrer Familie auf einem Bauernhof. Das Leben ist karg und hart. So müssen Mary und ihre Schwestern schwer arbeiten. Für die Sorgen und Nöte ihrer Töchter haben die Eltern ...

Die fünfzehnjährige Mary lebt mit ihrer Familie auf einem Bauernhof. Das Leben ist karg und hart. So müssen Mary und ihre Schwestern schwer arbeiten. Für die Sorgen und Nöte ihrer Töchter haben die Eltern kein Verständnis. Der Vater hätte Söhne gewollt und nur Töchter bekommen. Er ist unberechenbar und gewalttätig, und die Mutter verschließt die Augen vor der Not der Mädchen. Selbst zwischen den Schwestern ist das Verhältnis meist angespannt. Lediglich bei ihrem Großvater, der durch eine Krankheit gehbehindert ist, findet Mary Verständnis. Sie ist die einzige in der Familie, die sich um den alten Mann kümmert. Das Leben ist alles andere als leicht für Mary, und doch ist sie ein optimistischer Mensch, so dass sie sogar der Arbeit noch etwas Schönes abgewinnen kann. Trotz des lieblosen Umgangstons hängt sie an ihrer Familie. Das wird spürbar, als der Vater sie eines Tages zum Pfarrhaus schickt, um die kranke Ehefrau des Dorfpfarrers zu pflegen. Einerseits geht es ihr in dieser neuen Umgebung besser. Die Frau des Pfarrers mag sie sehr und schätzt die Gesellschaft und die offene, ehrliche Art des jungen Mädchens. Und doch packt Mary immer wieder das Heimweh und die Sehnsucht nach dem Bauernhof, und nicht nur einmal schleicht sie sich davon, um ihre Familie zu besuchen. Als einige Zeit später die Pfarrersfrau stirbt, bringt dies einige Veränderungen mit sich, die Marys Leben überschatten.

„Dies ist mein Buch und ich schreibe es eigenhändig. Es ist das Jahr des Herrn achtzehnhundertundeinunddreißig und ich bin fünfzehn geworden und sitze an meinem Fenster und kann viele Dinge sehen...“ Mit diesen Worten beginnt der Roman. Man staunt darüber, wenn man bedenkt, wie Mary aufgewachsen ist. Durch die viele Arbeit auf dem Hof blieb für Schulbildung keine Zeit.
Im ersten Moment habe ich gestutzt, denn der Schreibstil ist außergewöhnlich, aber je mehr man über die Ich-Erzählerin erfährt, umso passender erscheint er, denn Mary hat zwar das Lesen und Schreiben gelernt, aber darüber hinaus keine weitere Schulbildung genossen. Dass das Formulieren von Sätzen für die Protagonistin nicht alltäglich ist und ihr auch nicht leicht fällt, hat die Autorin in ihrem Roman sehr gut zum Ausdruck gebracht, und dieses Besondere wurde auch in der deutschen Übersetzung berücksichtigt. Mary schreibt einfach und schnörkellos, zugleich aber sehr bildhaft, und ihre Geschichte ist mit vielen Metaphern geschmückt. Die geradlinige junge Frau hat eine außerordentliche Art, ihre Gedanken und Gefühle auf den Punkt zu bringen. Zwar kennt Mary alle Buchstaben und kann sie zu Worten und Sätzen fügen, aber ihrem Geschriebenen fehlt weitgehend die Interpunktion. Nur Punkte am Satzende hat sie gesetzt. Dadurch wirkt ihre Geschichte atemlos, gehetzt, was letztendlich auch Marys Lebenssituation deutlich widerspiegelt.
Worauf alles hinausläuft, zeichnet sich schon nach und nach im letzten Drittel des Romans ab und ist also in gewisser Weise vorhersehbar, und doch hat mich das Ende kalt erwischt und aufgewühlt. Ich hatte selten ein Buch in der Hand, das mir, aus mehreren Gründen, derart unter die Haut gegangen ist wie dieses. Das liegt einmal an dem unwahrscheinlich starken Charakter der Ich-Erzählerin, die selbst in schwierigen Situationen meist noch eine Spur ihres trockenen, manchmal auch bitteren Humors behält. Was die junge Frau erlebt und niederschreibt, war für die damalige Zeit nicht außergewöhnlich, aber das Grundproblem kann, losgelöst von Marys Geschichte, in jedem anderen Zeitalter, auch in unserem, ähnlich bestehen! Hier wurde ein brisantes Thema in eine frugale Geschichte verpackt, und die Art und Weise, wie das geschehen ist, macht das Buch für mich zu einem Meisterstück.

Veröffentlicht am 11.05.2018

Tiefe Havel

Tiefe Havel
0

Dies ist bereits der dritte Fall für Hauptkommissar Toni Sanftleben, und wie man schon am Titel erkennen kann, ist der zentrale Schauplatz auch diesmal wieder die Havel. Toni wird zu einem Mordfall gerufen, ...

Dies ist bereits der dritte Fall für Hauptkommissar Toni Sanftleben, und wie man schon am Titel erkennen kann, ist der zentrale Schauplatz auch diesmal wieder die Havel. Toni wird zu einem Mordfall gerufen, nachdem er gerade eine erschreckende Entdeckung gemacht hat, was sein Privatleben betrifft. Man kann gut nachfühlen dass er seinem angestauten Frust am liebsten Luft machen würde, aber er zeigt Beherrschung. Er ist zu sehr Profi in seinem Beruf, um unkontrolliert auszurasten. In gewisser Weise sieht er den Fall, den er bearbeiten muss, als Flucht vor seinen Gedanken und Gefühlen.
Das Buch vereint mehrere Handlungsfäden.
Da ist einmal Toni beruflich. Ein Vorgesetzter macht ihm ständig Ärger, und in seinem Team kriselt es. Vor allem der bisher so zuverlässige Phong scheint ein Problem zu haben und wirkt demotiviert. Der aktuelle Fall gibt Toni und seinen Kollegen Rätsel auf: Jürgen Seitz, der Kapitän eines Binnenfrachters im Havelkanal, wurde auf seinem eigenen Schiff ermordet. Die Spuren, die Toni und sein Team verfolgen müssen, sind vielfältig, und so manche davon führt ins Leere, einige aber auch in Tonis eigene Vergangenheit. Wer die vorherigen beiden Bände gelesen hat, was ich auf jeden Fall empfehlen würde, weiß auch um Tonis Suchtproblem. Er ist trockener Alkoholiker und wird auch diesmal wieder gewaltig in Versuchung geführt.
Dann ist da noch ein Erzählstrang um Toni als Privatmann. Dieser führt auf einen ehemaligen alten Obsthof, wohin sich Tonis Frau Sofie vor ca. zwei Jahren zurückgezogen hat. Nach früheren, tragischen Entwicklungen wollte sie dort zur Ruhe kommen und zu sich selbst finden. Im Verlauf der Handlung rückt das alte Anwesen mit seinen Bewohnern unerwartet stark in den Brennpunkt des Geschehens.
In einem weiteren Handlungsfaden geht es um den fünfundzwanzigjährigen Sandro Ehmke. Er war früher Häftling in einer Jugendstrafanstalt. Nun hat er einen Job als Stallgehilfe gefunden. Zu Tieren hat er ein besonderes, liebevolles Verhältnis, und besonders die Fuchsstute Bonita ist ihm ans Herz gewachsen. Das ehemals lahmende Tier entwickelte sich unter seiner Fürsorge zu einem gefragten Dressurpferd, aber die Mühe, die er in Bonitas Entwicklung gesteckt hat, zahlt sich für ihn nicht aus, weder finanziell noch durch Anerkennung. Sein Chef sieht immer noch den ehemaligen Sträfling in ihm, der dankbar sein muss, überhaupt eine Stelle gefunden zu haben. Sandro fühlt sich ausgenutzt, ist unzufrieden,und seine ganzen Hoffnungen liegen auf seinem Freund Herm, der einen großen Deal vor hat und sich dann mit ihm zusammen absetzen möchte.
Was die verschiedenen Gegebenheiten miteinander zu tun haben, wie sie verknüpft sind und natürlich die Hintergründe und die Ursache für den Mord an Seitz, das alles erfährt man in diesem Buch.
Der vorliegende Krimi ist, wie man es von Tim Pieper kennt, sehr vielschichtig und komplex aufgebaut und bietet jede Menge Spannung. Sehr lange, fast bis zum Ende, wird der Leser im Unklaren über die Zusammenhänge gelassen. Der flüssige Schreibstil sorgt dafür, dass einen die Geschichte nicht loslässt. Mir erging es so, dass ich ein Kapitel nach dem anderen verschlungen habe und mit dem Lesen gar nicht mehr bremsen konnte. Zu neugierig war ich einerseits auf die Lösung des Falls, aber auch auf die Entwicklung in Tonis Privatleben. Ich möchte auf die Vorgeschichte gar nicht näher eingehen, denn Tonis Ehe mit Sofie und die Probleme, die das Paar über viele Jahre zu bewältigen hatte, sind ausführlich in den vorherigen Bänden thematisiert. Wer diese noch nicht gelesen hat, erfährt aber im vorliegenden Buch gerade genug, um die Zusammenhänge zu verstehen und einordnen zu können.
Die klare Sprache, die realistisch dargestellten Charaktere, die besondere Atmosphäre, hervorgerufen durch lebendige Beschreibungen der schönen Havel-Landschaft und nicht zuletzt die fesselnde Handlung ergeben einen rundum gelungenen, packenden Krimi, der auf jeden Fall Lust auf mehr macht! Darum hoffe ich sehr auf eine Fortsetzung.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Wenn alte Bücher eine Brücke zwischen den Zeiten schlagen...

Der Zauber zwischen den Seiten
0

Die Römerin Sofia steht an einem Wendepunkt im Leben. Ihre Ehe, für die sie ihren geliebten Beruf als Bibliothekarin aufgab, ist gescheitert. Gerade in dieser Zeit der privaten Neuorientierung hat sie ...

Die Römerin Sofia steht an einem Wendepunkt im Leben. Ihre Ehe, für die sie ihren geliebten Beruf als Bibliothekarin aufgab, ist gescheitert. Gerade in dieser Zeit der privaten Neuorientierung hat sie mehrere schicksalhafte Begegnungen. In einem Antiquariat schenkt ihr der Inhaber ein altes Buch von Christian Philipp Fohr. Unter dem Buchdeckel versteckt findet sie Aufzeichnungen einer Frau aus dem 19. Jahrhundert. Clarice, wie die junge Frau heißt, hat das Buch offenbar selbst gebunden. Sie erzählt von ihrem Schicksal, und Sofia fühlt gleich eine starke Verbundenheit, eine Seelenverwandtschaft, denn die beiden Frauen haben einige Gemeinsamkeiten. Beide erleben eine unglückliche Ehe, aber in beider Leben gibt es auch einen Gleichgesinnten, der sie versteht. Auch in ihrer Liebe zu Büchern und in ihrem Bestreben nach Unabhängigkeit ähneln sie sich. Da Clarices Aufzeichnungen abrupt enden, lässt die Sache Sofia keine Ruhe, und sie begibt sich auf die Suche nach weiteren Spuren, die zu der Buchbinderin führen könnten. Unterstützung findet sie durch den Graphologen Tomaso Leoni, denn auch er kann sich der Magie alter Bücher nicht entziehen. Von Sofia ist er vom ersten Augenblick an fasziniert und sucht ihre Nähe.

Es sind zwei starke Frauenfiguren, von denen die Autorin hier berichtet. Der Roman ist auf zwei Zeitebenen angelegt, und mir hat sowohl die Geschichte aus dem 19. Jahrhundert als auch die Handlung in der Gegenwart ausgesprochen gut gefallen. Schon der Aufbau der einzelnen Kapitel, die jeweils von passenden Zitaten diverser Klassiker angeführt werden, lässt den Leser immer wieder innehalten und sich auf die Feinheiten dieses wunderschön und bildhaft geschriebenen Romans besinnen.
Die Protagonisten in beiden Jahrhunderten sind leidenschaftliche Menschen mit einer starken Ausstrahlung, die für ihre Sache einstehen, ja geradezu brennen.
„Zwischen den Seiten“ erlebt man zwei wundervolle, ganz besondere Liebesgeschichten, die auf faszinierende Weise miteinander verbunden sind.
Der Titel „Der Zauber zwischen den Seiten“ wurde in mehrfacher Hinsicht gut gewählt, denn diese Magie wirkt nicht nur auf die Protagonisten, als sie die alten Aufzeichnungen finden und studieren, sondern sie entfaltet sich auch beim Lesen dieses fesselnden und berührenden Romans.

Veröffentlicht am 23.04.2018

Cornwall Seasons 3

Frühlingsleuchten
0

In diesem Band der Cornwall-Seasons geht es um die dritte Freundin im Bunde. Chesten, die junge Tierärztin, ist seit Jahren unglücklich verliebt in einen verheirateten Mann. Sie hofft, dass er sich eines ...

In diesem Band der Cornwall-Seasons geht es um die dritte Freundin im Bunde. Chesten, die junge Tierärztin, ist seit Jahren unglücklich verliebt in einen verheirateten Mann. Sie hofft, dass er sich eines Tages für sie entscheidet, aber dazwischen beschleichen sie Zweifel, ob das jemals geschehen würde.
Chesten ist eine liebenswerte junge Frau, aber obwohl sie in Bree und Alys zwei ehrliche, zuverlässige Freundinnen und Ratgeberinnen hat, ist sie eher verschlossen, wenn es um ihre Beziehung geht.
Mit Darren tritt eine völlig neue „Größe“ in Chestens Leben, denn sie merkt, dass sie viele Gemeinsamkeiten mit dem tiefgründigen Mann hat. Darren ist anfangs nicht leicht zu durchschauen, und doch fühlt sich Chesten zu ihm hingezogen, denn schon allein, dass er einen verletzten Hund gerettet hat, macht ihn der überzeugten Tierärztin und Tierschützerin sympathisch. Sie könnte sich durchaus vorstellen, ihm näher zu kommen, wäre da nicht ihr Geliebter Yestin. Manchmal möchte man Chesten einen kleinen Schubs geben, denn als „außenstehender Beobachter“ hat man einen guten Überblick und weiß einfach immer ein wenig mehr als die Protagonisten.
Im Lauf der Handlung muss Chesten einige schwere Entscheidungen treffen, die auch mich beim Lesen sehr berührt haben.
Wie könnte es anders sein, so spielen auch in diesem Band einige Vierbeiner eine wichtige Rolle, denn da sind nicht nur Chestens eigene Tiere, sondern auch die Katzen und Hunde ihrer Freunde. Einen Roman ohne Tiere, das könnte ich mir bei Cara Lindon gar nicht vorstellen, denn die gehören einfach immer dazu.
Der Titel „Frühlingsleuchten“ kommt nicht von ungefähr, und auch das wunderschöne Coverbild schmückt das Buch nicht zufällig, denn dazu gibt es eine zauberhafte Szene im Roman. Es ist eine Geschichte, in die man richtig eintauchen kann. Man genießt die wundervollen Landschaftsbeschreibungen, und man erlebt Freud und Leid mit den sympathischen Protagonisten.
Vom Verständnis her ist es übrigens kein Problem, dieses Buch einzeln zu lesen, auch wenn die Geschichten aufeinander aufbauen. Ich habe die Cornwall-Seasons von Anfang an verfolgt und den Eindruck gewonnen, dass sich die Autorin von Band zu Band nochmal gesteigert hat, und auch wenn ich alle Bände gut fand, so kann ich doch sagen, dass mir dieser dritte Band bisher am allerbesten gefallen hat. „Frühlingsleuchten“ ist ein wundervoller Roman, unterhaltsam und humorvoll geschrieben, aber auch mit traurigen, tiefsinnigen Elementen, kurz gesagt: ein Leseerlebnis mit der ganzen Bandbreite an Emotionen.