Lizzis Jagd durch den Kiez
Lizzi und die schweren JungsSeniorenhobbydetektivin Elisabeth „Lizzi“ Böttcher sitzt mit ihren Residenzbewohnern bei einem gemeinsamen Konzertbesuch in der Musikhalle in Hamburg und droht vor Langeweile fast einzuschlafen. Da ist ...
Seniorenhobbydetektivin Elisabeth „Lizzi“ Böttcher sitzt mit ihren Residenzbewohnern bei einem gemeinsamen Konzertbesuch in der Musikhalle in Hamburg und droht vor Langeweile fast einzuschlafen. Da ist endlich Pause und Lizzi kann nur an das kostenlose Buffet denken, als die Veranstaltung jäh unterbrochen wird durch das Auftauchen einer berüchtigten Motoradgang, die Lizzi für die Nachforschungen an einem verschwundenen Rentnerehepaar engagieren will. Kaum hat sich Lizzi darauf eingelassen, steckt sie mit der Unterstützung vom ehemaligen Kommissar Pfeiffer und der Möchtegern-Detektivin Mareike mitten in einem mysteriösen Fall, bei dem es um Drogen, rivalisierenden Banden, das Rotlichtmilieu und Mord geht. Wird Lizzi mit ihrem Team dem Verschwinden von Opa Edel und seiner Frau Gertrud auf die Spur kommen?
Anja Marschall hat mit ihrem Buch „Lizzi und die schweren Jungs“ endlich ihren zweiten Band um die Hobbydetektivin vorgelegt. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig, mit dem richtigen Humor und Witz gewürzt, der Leser heftet sich direkt an Lizzis Fersen und folgt ihr und ihrer Spürnase durch den Hamburger Kiez auf der Suche nach der Wahrheit und den Übeltätern. Die Spannung wird gemächlich aufgebaut und steigert sich von Kapitel zu Kapitel. Durch das Legen von verschiedenen Fährten und Spuren gelingt es der Autorin sehr gut, den Leser zu verwirren und seine eigenen Überlegungen immer wieder zu überdenken. Auch die Wege durch die Stadt Hamburg kann Anja Marschall während der Geschichte wunderbar vermitteln. Da findet man sich als Leser ganz schnell auf St. Pauli, der Reeperbahn oder der Herbertstraße wieder, man bekommt das Gefühl, als wäre man hautnah dabei.
Die Charaktere sind sowohl herrlich skurril und verrückt wie normal und liebenswert. Sie wirken wie mitten aus dem Leben und deshalb sehr authentisch und lebensecht. Lizzi ist eine noch sehr rüstige Rentnerin, die ein hartes Leben an der Seite eines Kriminellen verbracht hat. Sie besitzt als ehemalige Schlachtereiverkäuferin nur eine kleine Rente und lebt durch einen glücklichen Zufall in einer luxuriösen Seniorenresidenz. Sie ist eine sehr sympathische Protagonistin, die eine sehr gute Spürnase und die gewisse Kombinationsgabe besitzt. Auch weiß sie sich zu behaupten und hat ihren eigenen Kopf, um sich durchzusetzen. Kommissar a.D. Pfeiffer ist Polizist mit Leib und Seele, wenn auch in seiner Dienstzeit in Ungnade gefallen, doch sein Beschützerinstinkt gegenüber Lizzi ist sehr ausgeprägt und die gemeinsamen Untersuchungen bringen ihm eine willkommene Abwechslung aus seinem eintönigen Alltag als Rentner. Mareike hat ein schwieriges Privatleben als alleinerziehende und arbeitslose Mutter mit einem pubertären Teenager. Die Freundschaft zu Lizzi und der Konkurrenzkampf mit Pfeiffer spornen sie zu Träumen für eine bessere Zukunft und zu Höchstleistungen an. Mucki ist ein schmieriger Kiezrocker, der ein großes Mundwerk und eine brutale Ader hat, sich die Leute unterzuordnen. Auch die anderen Protagonisten sind sehr abwechslungsreich gestaltet und untermalen mit ihren kleinen Randgeschichten die Haupthandlung, stiften aber auch Verwirrung, wie ein Krimi sie braucht, um unterhaltsam zu sein.
„Lizzi und die schweren Jungs“ ist eine gelungene Fortsetzung, die ohne weiteres für sich steht und sich allein lesen lässt ohne das Gefühl, etwas versäumt zu haben. Wer Krimis liebt und guten Humor zu schätzen weiß, ist hier genau richtig aufgehoben. Eine wirklich tolle Story, die eine absolute Leseempfehlung verdient!