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Veröffentlicht am 20.09.2018

Unbequeme Wahrheiten

Kleine große Schritte
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Ruth Jefferson ist seit über 20 Jahren Säuglingskrankenschwester und sie liebt diesen Beruf. Bis eines Tages der Vater eines frischgeborenen Patienten ihr verbietet, das Baby anzufassen - denn Ruth ist ...

Ruth Jefferson ist seit über 20 Jahren Säuglingskrankenschwester und sie liebt diesen Beruf. Bis eines Tages der Vater eines frischgeborenen Patienten ihr verbietet, das Baby anzufassen - denn Ruth ist Afroamerikanerin und der Vater ein Rechtsexremer. Ruth fügt sich der Anweisung ihrer Vorgesetzten, doch kurz darauf stirbt das Baby - in Anwesenheit von Ruth...

Das Buch schlägt den Leser von der ersten bis zur letzten Seite in seinen Bann. Es ist wirklich spannend und man kann die geschilderten Dinge kaum glauben. Die Figuren sind anschaulich und lebensecht ausgearbeitet und wirken sehr lebendig (was sicher daran liegt, dass Jodi Picoult laut des Nachwortes wieder wundervolle Recherchearbei geleistet hat und auch auch viele Interviews führte).
Dieses Buch beschäftigt sich wie fast jedes von Picoult mit einem absoulten Tabu-Thema: der Rassenfrage. Dabei läuft die Handlung auf einem schmalen Grat zwischen Klischee und Realität. An vielen Stellen ist man als Leser fast schon genervt vom Selbstmitleid der schwarzen Protagonistin, doch im nächsten Augenblick schämt man sich für dieses Gefühl, denn dann wird das Klischee sofort aufgehoben durch das, was diese Menschen Tag für Tag erleben. Die Quintessenz des Buches stellt eine absolut unbequeme Wahrheit dar, über die jeder von uns nachdenken sollte! Und auch wenn wir als Deutsche das weit von uns schieben, weil es bei uns dieses Problem nicht zu geben scheint, täuschen wir uns: Denn wir haben andere Probleme,wir haben andere Beispiele, wo Diskriminierung und Ungleichheit jeden Tag stattfindet. Zuallerst ganz unbewusst in unserem Kopf, aber gleichzeitig öffentlich in unserem Alltag und in unserer Politik! Dieses Buch kann man nicht weglegen, ohne dass es etwas in uns bewegt hat. Der Mut, den Jodi Picoult beim Schreiben eines solchen Buches bewies, macht sich bezahlt, denn die unbequeme Wahrheit wirkt....

Veröffentlicht am 25.07.2018

Erinnerst du dich an deine Schulzeit?

Nichts ist verziehen
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Eine Situation, die fast jeder kennt: Nach all den Jahren wird man zu einem Treffen mit all den alten Klassenkameraden eingeladen. Viele freuen sich, andere werden ein banges Gefühl bei der Sache haben. ...

Eine Situation, die fast jeder kennt: Nach all den Jahren wird man zu einem Treffen mit all den alten Klassenkameraden eingeladen. Viele freuen sich, andere werden ein banges Gefühl bei der Sache haben. In Ninni Schulmans "Nichts ist verziehen" wird der Leser mit solch einer Situation konfrontiert, denn es wird zum Klassentreffen eingeladen. Doch nicht alle freuen sich auf diesen Abend, denn es ist viel vorgefallen in der Schulzeit. Dinge sind passiert, an die man sich nicht mehr erinnern kann oder möchte. Selbst denen, die sich auf das Treffen freuten, vergeht die Lust spätestens dann, als ein Mann tot aufgefunden wird - grausam und brutal ermordet. Und weitere Morde folgen schnell...

Dies war mein erster Krimi der Autorin, ich kenne folglich also auch nicht die ersten beiden Teile der Reihe. Dies ist, um es gleich vorwegzunehmen, an vielen Stellen etwas störend, denn Vergangenes wird nur angeschnitten und nicht ausformuliert oder erklärt und lässt den Leser oft etwas ratlos zurück. Die Figuren, die zur Reihe gehören, sind sehr sympathisch und man schließt sie schnell in sein Herz, trotzdem verspürt man einen gewissen Unwillen, da man ihrer Geschichte nicht allzu gut folgen kann. Letztendlich ist dies aber auch nicht wichtig für den Verlauf der Binnenhandlung im Krimi.

Zuerst ist man hier trotzdem etwas ins kalte Wasser geworfen, denn die Anzahl der Figuren ist zu Beginn etwas überwältigend. Zu viele Namen und dazugehörige Lebensgeschichten prasseln auf einen ein und man ist erstmal nur damit beschäftig, diese zu sortieren. Das gibt sich jedoch im Laufe der Handlung, wo nur wenige Figuren in den Fokus rücken. Die Figuren an sich sind plastisch beschrieben und man kann sich als Leser gut in sie hinein- und schließlich mit ihnen mitfühlen, was ich wichtig finde für einen guten Krimi und was natürlich auch dazu beiträgt, die Spannung zu steigern.

Und Spannung gibt es genug in diesem Buch: Von der ersten Seite an wird man in einen Bann geschlagen und möchte unbedingt wissen, wie die Geschichte ausgeht. Dabei ist die Handlung nicht im Herkömmlichen Sinne spannend, nur in Ausnahmefällen kommt klassische Krimi-Spannung auf. Und trotzdem kann man sich nur schwer von der Geschichte losreißen. Dies mag daran liegen, dass die im Krimi aufgegriffenen Probleme so aus dem Leben gegriffen scheinen, denn die Gefühle, die man mit seiner Schulzeit verbindet, werden gut wiedergespiegelt. Oder es liegt einfach an dem tollen Schreibstil, der nicht versucht, unnötig grausam oder brutal zu sein, wie man es von anderen Krimi-/Thriller-Autoren kennt.

Die Auflösung war überraschend und vielleicht etwas unbefriedigend für einen Leser, der mitfiebert und mitkombiniert und versucht, den Täter zu entlarven. Das Finale besticht trotzdem mit einer großen Portion Action und Spannung und kann deshalb trotzdem ganz gut überzeugen.

Mein Fazit: Ein spannender Krimi, der den Leser in seinen Bann zieht, allerdings aber nicht ohne Kenntnis der Vorgänger-Bände gelesen werden sollte

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 14.07.2018

Eine gelungene Fortsetzung

Daringham Hall - Die Entscheidung
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Ben hat sich entschieden, zunächst auf Daringham Hall zu bleiben und seine Familie besser kennenzulernen. Gemeinsam mit der Tierärztin Kate kann er fast vergessen, dass er eigentlich ein kalter und unnahbarer ...

Ben hat sich entschieden, zunächst auf Daringham Hall zu bleiben und seine Familie besser kennenzulernen. Gemeinsam mit der Tierärztin Kate kann er fast vergessen, dass er eigentlich ein kalter und unnahbarer Geschäftsmann aus New York ist. Doch das Schicksal zwingt Ben bald, sich ganz und gar zu entscheiden: Für Daringham Hall oder für ein Leben in New York.

Der zweite Teil der Reihe ist eine gut gelungene Fortsetzung des ersten Teils. Spannend und zugleich liebevoll wird die Story erzählt, die vor allem durch die tollen Charaktere und den Charme des alten Gutssitzes Daringham Hall besticht. Nach wie vor spielt der Kampf zwischen altem und neuem Adel eine wichtige Rolle, aber auch die Frage der eigenen Identität und Zugehörigkeit wird stetig thematisiert. Leider wird Ben in diesem Teil zunehmend unsympatisch! Er ist einfach ein sehr aufbrausender Mensch und fällt immer wieder in die gleichen Charakterzüge zurück, die alles gefährden. Das "Drumherum" jedoch macht das weitestgehend wett.

Veröffentlicht am 04.06.2018

Ein weiter Weg zur Freiheit

Das Kind, das nachts die Sonne fand
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Der kleine Fürstensohn Marcus wird Zeuge der kompletten Vernichtung seiner Familie. Nur knapp kann er mit Hilfe der Tochter der Hebamme entkommen. Doch nun steht er vor den Trümmern seines Lebens und darf ...

Der kleine Fürstensohn Marcus wird Zeuge der kompletten Vernichtung seiner Familie. Nur knapp kann er mit Hilfe der Tochter der Hebamme entkommen. Doch nun steht er vor den Trümmern seines Lebens und darf nicht mehr Marcus von Saxia sein. Er ist jetzt Mikael, den die Hebamme vorgibt, gekauft zu haben, damit er sie bei der Arbeit unterstützt. Kein leichtes Leben für einen ehemaligen Adeligen, denn die Dorfbewohner leiden seit dem Tod von Mikaels Familie unter der furchtbaren Herrschaft des neuen Fürsten. In Mikael beginnt einneuer Wunsch zu keimen: Er möchte die Menschen finden, die nachts die Sonne finden. Er möchte frei sein...

Das Buch ist wirklich herzerwärmend schön! Luca DiFulvios Schreibstil ist warmherzig und einfühlsam und die Gefühle der Figuren werden plastisch dargestellt. Man leidet, lacht und weint mit ihnen und kann sich ohne Probleme in das düstere Mittelalter hineinversetzen, in dem die Menschen lediglich Besitztümer und auf die Gnade ihres Fürsten angewiesen waren.
Die Bandbreite der Figuren ist ebenfalls wunderbar gelungen, man findet mehrere Figuren, die man richtig liebgewinnt und von denen man mehr erfahren würde und auch die Fieslinge sind toll gestaltet.
Spannend ist das Buch aber nicht. Man weiß die ganze Zeit, dass die Geschichte gut ausgehen wird, die Frage dabei ist eher, wie Mikael sich durchschlagen wird.

Eine wirklich lesenswerte und herzerwärmende Geschichte über Freiheit und den Weg dorthin.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Ein wundervolles Ermittlerteam findet sich!

Spectrum
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In einer Filiale mit transportablen Bankschließfächern kommt es zu einer Geiselnahme. August Burke wird vom Ermittler des alten Schlages, Agent Carter, hinzugezogen, um herauszufinden, was die Geiselnehmer ...

In einer Filiale mit transportablen Bankschließfächern kommt es zu einer Geiselnahme. August Burke wird vom Ermittler des alten Schlages, Agent Carter, hinzugezogen, um herauszufinden, was die Geiselnehmer eigentlich wollen. Das besondere an Burke: Er ist anders, er erkennt Zusammenhänge, die andere nicht erkennen. Er ist außerordentlich klug und weiß, wie man an Informationen kommt. August Burke hat das Asperger-Syndrom...

Dieses Thriller ist ein toller Einstieg in eine neue, vielversprechende Thriller-Reihe! Schon von der ersten Seite an wird man hineingerissen in eine furchtbare Geschichte, hinter der mehr als politische Machenschaften stecken. So zieht einen die Story gleich in seinen Bann! Das Besonder an diesem Thriller ist wirklich der Ermittler Burke, der auf seine verschrobene und unbeholfene Art im Umgang mit Menschen das Mitleid und die Sympatie des Lesers erlangt, gleichzeitig aber brillant ist und Dinge sieht, die andere nicht sehen. Das ist letztendlich nichts Neues in der Thriller-Szene, abr gekoppelt mit seiner Erkrankung wird er zu einem innovativen Charakter, der den Thriller zu einem Must-Read macht! Auch die anderen Charaktere, die man sicher in der Fortsetzung der Reihe wiedertreffen wird, machen die Handlung toll! Nic, der der Sohn eines Mafiabosses ist und versucht, sich aus diesen Fußstapfen zu lösen, der in die Jahre gekommene Agent Carter, der aber die Strukturen und Abläufe von (Geheim-)Ermittlungen kennt und über das nötige Vitamin B verfügt. Dann noch die südafrikanische Polizistin Isabel, die die weibliche Note ins Team bringt. Wirklich toll! Die Handlung ist für einen Thriller eher durchschnittlich, aber die Figuren werten das eindeutig auf!!!