Inhalt:
Das Buch beginnt mit einem Prolog, der ein Telefonat zwischen Imogen und Sarah widergibt. Sarah ist die vorübergehende Pflegemutter der kleinen Ellie Atkinson und das Gespräch lässt den Leser sofort ahnen, dass man mit etwas Schlimmem rechnen muss.
Nach dem Prolog beginnt das Buch einige Zeit früher, wobei wir das Geschehen zum größten Teil aus der Sicht von Ellie (3. Erzähler) und Imogen (Ich-Perspektive) begleiten. Zur Orientierung steht über den Kapiteln immer der jeweilige Name, somit weiß man als Leser sofort um wen es gerade geht. Zwischendurch gibt es aber auch immer wieder Kapitel ohne „Überschrift“, die Verschiedenes beinhalten. Es gibt Rückblenden, aber auch einige Kapitel aus der Sicht von Sarah oder anderen Personen mit denen Ellie in Kontakt steht. Dabei werden häufig komische Vorfälle geschildert, die das Misstrauen gegenüber dem jungen Mädchen nähren sollen. Und natürlich liefern diese Wechsel auch den ein oder anderen Cliffhanger.
Neben Imogen, Ellie und Sarah spielen noch weitere Personen eine ausgeprägtere Rolle, zum Beispiel Mary, Ellies Pflegeschwester und scheinbar einzige Freundin. Insgesamt hält sich das Charakterkonstrukt aber in Grenzen und alles bleibt übersichtlich und nachvollziehbar. Alleine durch die zugeordneten Kapitel, liegt der Fokus ganz klar auf Imogen und Ellie, sowie deren Beziehung zueinander.
Auf den inhaltlichen Ablauf als solchen möchte ich gar nicht weiter eingehen, um nicht zu viel zu verraten. Der Klappentext gibt hierzu einen guten Gesamteindruck und bringt das Wesentliche auf den Punkt.
Zum Schluss werden dann zunächst scheinbar alle Fragen gelöst und alles schreit geradezu nach Happy-End. Die allerletzten Sätze des Buches geben dem Ganzen dann aber doch noch einmal eine andere Note und lassen den Leser ein wenig sprachlos zurück.
Fazit:
Endlich mal wieder ein Thriller auf dem drauf steht was drin ist: Psychothriller! Das „Psycho“ scheinen sich die Verlage in letzter Zeit gerne mal zu sparen, wobei diese Spezifikation nicht unwichtig ist. Denn Fakt ist, dass in einem Psychothriller an sich einfach nicht so viel passiert und die Spannung auf viel subtilere Weise kreiert wird. Und genau das liefert dieses Buch!
Das Misstrauen, das scheinbar eine ganze Gemeinde gegenüber einem elfjährigen Mädchen empfindet, gründet auf unglücklichen Ereignissen. Aber sind so viele Zufälle wirklich noch Zufall, oder steckt doch mehr dahinter? Ist Ellie vielleicht doch zutiefst böse, gar eine Hexe? Mit diesen Fragen sieht man sich als Leser immer wieder konfrontiert und wenn man, wie ich, von Anfang an von Ellies Unschuld überzeugt ist, hat man einfach nur Mitleid mit ihr. Aber am Ende musste sogar ich mich fragen, ob Ellie doch gar nicht so unschuldig ist, wie ich vermutete. Selbst nachdem ich das Buch beendet habe und alle Informationen kenne, kann ich mir bei diesem einen Punkt nicht sicher sein. Bedenkt man dabei noch, dass ich von Anfang an einen Verdacht hatte, der sich am Ende auch bestätigte, grenzt dies für mich an eine Meisterleistung hinsichtlich der Spannung. Dabei entsteht dieser Zweifel gegenüber Ellie tatsächlich nur durch die letzten paar Sätze des Buches. Hier könnte man sich vermutlich streiten, ob das noch nötig war, ich finde es jedoch absolut gelungen. Denn so habe ich das Buch nicht nach einem „Alles ist gut“-Ende einfach zur Seite gelegt, sondern mir noch lange Gedanken zu dem Mädchen und seinem Charakter gemacht.
Kleinere Kritikpunkte gibt es jedoch auch: Imogen war leider oft sehr anstrengend und als Sozialarbeiterin im öffentlichen Dienst häufig mehr als unprofessionell und zudem auch noch recht egoistisch veranlagt.
Ein anderer Aspekt ist, dass ich das Handeln der Kinder teilweise sehr extrem für ihr Alter fand. Vielleicht sollte dadurch die Grausamkeit zusätzlich betont werden, ich fand es manchmal aber eher unrealistisch. Ja, Kinder können gemein sein, aber in diesem Fall hatte ich eher den Eindruck, dass die Hälfte der Kinder aus der Stadt in psychologische Betreuung gehört. Bedenkt man dann noch, dass es sich um eine konservative Kleinstadt handelt, in der sogar Hexerei allgemein als denkbar betrachtet wird, finde ich so ein Verhalten erstrecht unlogisch. Da rechne ich dann doch eher mit streng erzogenen Kindern und nicht mit verzogenen, kleinen Gören. Die passen eher zur High-Society aus der Großstadt.
Über diese negativen Aspekte kann ich aber dank der Spannung gut hinwegsehen. Wie schon erwähnt, hatte ich von Anfang an einen Verdacht und konnte mir so auch jeden Vorfall indirekt erklären. Trotzdem war das Buch zu keiner Zeit langweilig und ich habe es nahezu am Stück verschlungen – klare Leseempfehlung.
Das nächste Buch von Blackhurst ist schon auf dem Weg zu mir und ich kann es kaum erwarten mehr von ihr zu lesen!