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Veröffentlicht am 21.05.2018

Ein psychologisch gut durchdachter Krimi mit einem undurchsichtigen Mordfall

So bitter die Rache
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Nach der Trennung von ihrem Ehemann und den vielen Jahren, die sie gemeisnam im Ausland verbracht haben, hofft Ellen Holst in einem kleinen Haus in Heiligendamm sesshaft zu werden. Schließlich hat es sich ...

Nach der Trennung von ihrem Ehemann und den vielen Jahren, die sie gemeisnam im Ausland verbracht haben, hofft Ellen Holst in einem kleinen Haus in Heiligendamm sesshaft zu werden. Schließlich hat es sich ihr Sohn Tristan verdient, an einem Ort zu wohnen, den er nicht nach den beruflichen Plänen seines Vaters wechseln muss. Doch kaum ist Ellen in der beschaulichen Siedlung namens "Vineta" angekommen, erfährt sie, dass sechs Jahre zuvor in ihrem neuen Heim drei Menschen brutal ermordet wurden, ohne dass sie Informationen darüber erhalten hat. Eine schauerliche Vorgeschichte, die aber aufgrund der vergangenen Zeit keine Rolle mehr spielt. So jedenfalls glaubt es Ellen und merkt bald, dass sie einen Fehler begangen hat.

"So bitter die Rache" ist ein gut konstruierter und nur langsam in Fahrt kommender Kriminalroman, der lange Zeit offen lässt, wer sechs Jahre zuvor in einer beschaulichen Siedlung im Seebadeort Heiligendamm zum Mörder wurde. Denn zunächst einmal lernt der Hörer die Bewohner von "Vineta" kennen, die sehr vielfältig in Erscheinung treten. Da ist zum einen der Pförtner der Anlage, der stets für Ordnung und Sicherheit sorgt, manchmal aber etwas merkwürdig ist, zum anderen taucht immer wieder ein Jugendlicher namens Ruben auf, der einige Defizite in seiner Entwicklung besitzt und mit dem tätowierten Sohn eines gut betuchten Geschäftsmannes freundschaftlich verkehrt. Und dann gibt es da noch den Erbauer der Siedlung, der die gesamte Nachbarschaft heimlich per Video überwacht und eine Reihe weiterer Bewohner, die in ihrem Tun oft nur schwer einzuschätzen sind.

Die Ereignisse selbst wurden in zwei Zeitebenen angesiedelt, die abwechselnd zum Tragen kommen. So ist der Hörer zum einen mit dabei, wenn Ellen Holst im Jahr 2016 nach "Vineta" zieht und sich mit den Schatten der Vergangenheit auseinandersetzen muss. Zum anderen erfährt er durch Rückblicke in das Jahr 2010, dass es damals schon handfeste Auseinandersetzungen zwischen dem krebskranken Rosenliebhaber Paul Derfflinger und seinen Nachbarn gegeben hat. Eine Fülle an Vorkommnissen, die mit vagen Andeutungen und Vermutungen versehen worden sind. Und schon bald entwickelt sich ein Verdacht, der zunächst ungeheuerlich erscheint, letztendlich aber immer wahrscheinlicher wird.

Gelesen wird der mit einer unterschwelligen Bedrohung ausgestattete Kriminalroman von Vera Teitz, die es mit ihrer vielseitigen Stimme versteht, die doch recht zahlreichen Figuren voneinander abzugrenzen und ihnen eine passende Stimme zu verleihen. So gelingt es dem Hörer, den gekonnt ineinander verstrickten Geschehnissen gut zu folgen und mitzuraten, was an dem verhängnisvollen Mordtag in der gut situierten Wohnanlage geschehen ist.

Fazit:
Ein psychologisch gut durchdachter Kriminalroman, der eine subtile Spannung zu entfachen versteht und mit einer undurchsichtigen Story kurzweilig unterhält.

Veröffentlicht am 10.05.2018

Eine ruhige und angenehm zu hörende Familiengeschichte mit mystischem Flair

Das Geheimnis der Schwimmerin
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Ein Fluch hat die Familie Watson voll im Griff und sorgt dafür, dass die zu ihr gehörenden Frauen einen viel zu frühen Tod im Wasser finden. Wie Simons Mutter, die sich im Atlantik das Leben nahm und ihre ...

Ein Fluch hat die Familie Watson voll im Griff und sorgt dafür, dass die zu ihr gehörenden Frauen einen viel zu frühen Tod im Wasser finden. Wie Simons Mutter, die sich im Atlantik das Leben nahm und ihre minderjährigen Kinder alleine am Frühstückstisch sitzen ließ. Und immer ist es ein 24. Juli, an dem das Unglück geschieht und niemand weiß, was es damit auf sich hat. Bis zu dem Tag, als Simon ein altes Buch von einem Fremden erhält, das von dem tragischen Tod einer Schwimmerin erzählt, deren Schicksal Parallelen zu seiner eigenen Familie aufweist. Von Neugier getrieben, geht er den seltsamen Vorkommnissen auf den Grund und kommt einem Fluch auf die Spur, dem auch seine Schwester Enola verfallen ist.

"Das Geheimnis der Schwimmerin" ist das Debüt der US-amerikanischen Autorin Erika Swyler, die an der Nordküste von Long Island geboren und aufgewachsen ist. Von der Schönheit der Landschaft und der magischen Anziehungskraft des Wassers inspiriert, erzählt sie die Geschichte eines Bibliothekars, der seine Schwester vor einem Fluch retten muss. Dabei flicht sie mystische Komponenten und leidenschaftliche Gefühle für die Zirkuskunst in die verhängnisvoll verlaufende Familiengeschichte ein, was den anfänglich undurchsichtigen Begebenheiten neben handfesten Tatsachen auch einen übernatürlichen Anstrich verleiht. Vor allem deshalb weiß der Hörer lange Zeit nicht, was er von den merkwürdigen Ereignissen halten soll, die auf Long Island geschehen.

Die Handlung ist in zwei Zeitebenen angesiedelt, in denen zum einen die Geschehnisse in der Gegenwart beleuchtet werden, wo Simon die Geheimnisse seiner Familie aufzuspüren versucht. Zum anderen wird der Hörer in die Vergangenheit entführt, in eine Zeit, in der ein Mann namens Peabody einen kleinen Wanderzirkus mit einer unter Wasser schwimmenden Schönheit betreibt. Und während des Hörens offenbart sich ganz allmählich ein Zusammenhang, der entscheidend für Simons Nachforschungen ist. Das Ganze wird mit einem lockeren und poetisch angehauchten Schreibstil erzählt und versteht es, trotz vieler unbedeutender Nebensächlichkeiten zu fesseln.

Fazit:
Eine ruhige und angenehm zu hörende Familiengeschichte, die von Sascha Rotermund mit einem untrüglichen Gespür für die Gefühle der Figuren gelesen wird und mit einem alten Geheimnis und mystischem Flair gut unterhält.

Veröffentlicht am 06.05.2018

Ein vielschichtiges Krimidebüt mit interessanten Figuren und abgründigen Verbrechen

Krokodilwächter
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In Kopenhagen wird die Literaturstudentin Julie in ihrer Wohnung ermordet aufgefunden mit schweren Schnittwunden an Armen und Gesicht. Kommissar Jeppe Kørner und seine Kollegin Anette Werner übernehmen ...

In Kopenhagen wird die Literaturstudentin Julie in ihrer Wohnung ermordet aufgefunden mit schweren Schnittwunden an Armen und Gesicht. Kommissar Jeppe Kørner und seine Kollegin Anette Werner übernehmen den Fall, der sich schon bald als überaus seltsam und undurchsichtig darstellt. Denn zum einen wissen die Ermittler nicht, was hinter dem Schnittmuster steckt, mit dem der Täter das Gesicht der jungen Frau versehen hat. Zum anderen finden sie ein Manuskript, das genau diesen Mord in allen seinen Einzelheiten beschreibt und von der Besitzerin des Hauses stammt. Einer Literaturprofessorin, die im Ruhestand ist und viel zu viel Alkohol trinkt.

"Krokodilwächter" ist das Debüt der in Kopenhagen lebenden Tänzerin, Choreografin und Regisseurin Katrine Engberg, mit dem sie beweist, dass sie es wunderbar versteht, subtile Mordgeschichten zu ersinnen. Dabei sind es vor allem die vielseitigen Facetten ihrer Figuren, die den Leser immer wieder aufs Neue überraschen und ihre zutage tretende Lebendigkeit. Angefangen mit der Literaturprofessorin Esther de Laurenti, die in ihrer Wohnung regelrecht verkommt, dafür aber eine hochintelligente Frau und talentierte Romanautorin ist. Über den Polizisten Jeppe Kørner, dessen Privatleben von einer Katastrophe in die nächste rutscht, was ihn immer unzuverlässiger werden lässt. Bis hin zu einer Reihe an weiteren Figuren, deren Handeln und Motivation sich erst im Laufe der Handlung erschließen.

Der Schreibstil von Katrine Engberg ist eher ruhig und unspektakulär und lässt vor allem zu Beginn die für einen Thriller nötige Spannung vermissen. Dafür aber überzeugt die Autorin mit einem knifflig konstruierten Plot, der voller unerwarteter Überraschungen steckt und dessen Handlungsstränge geschickt miteinander verschlungen sind. Vor allem deshalb macht es Spaß, das Buch zu lesen und eigene Vermutungen über die Identität des Mörders von Julie und sein Motiv anzustellen. Doch genau wie die Ermittler der Kopenhagener Mordkommission merkt der Leser recht schnell, dass der zu klärende Fall ungemein vielschichtig ist und nicht nur ein Verbrecher hier sein Unwesen treibt.

Fazit:
Ein gut konstruierter und psychologisch durchdachter Kriminalroman, der lange Zeit in einem ruhigen Fahrwasser verläuft, dafür aber mit vielseitigen und gut gezeichneten Figuren und mit den in ihm aufgezeigten abgründigen Verbrechen punkten kann.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Ein gefühlvoller Roman, der von seinen Gegensätzen lebt.

Die Insel der Zitronenblüten
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Die spanische Ärztin Marina ist gemeinsam mit ihrem deutschen Freund Mathias in Äthiopien unterwegs, wo sie für die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ tätig ist. Ein Einsatz, der ihr viel abverlangt, ...

Die spanische Ärztin Marina ist gemeinsam mit ihrem deutschen Freund Mathias in Äthiopien unterwegs, wo sie für die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ tätig ist. Ein Einsatz, der ihr viel abverlangt, sie aber gleichzeitig sehr glücklich macht. Deshalb fällt es Marina auch unheimlich schwer, in ihre Heimat zurückzukehren, wo sie gemeinsam mit ihrer Schwester Anna das Erbe einer Unbekannten antreten soll. Doch kaum ist Marina dort angekommen, verliebt sie sich in die alte Bäckerei und plötzlich kann sie dem Duft des Zitronenbrotes nicht widerstehen, während sie einem alten Familiengeheimnis auf die Schliche kommt.

"Die Insel der Zitronenblüten" ist das Romandebüt der aus Barcelona stammenden Castingagentin Christina Campos, die neben ihrer Arbeit für Film und Fernsehen leidenschaftlich gerne schreibt. Mit ihrer Geschichte um die engagierte Ärztin Marina, die nach einer Erbschaft ihre Liebe fürs Backen entdeckt, gelingt es ihr, einen anfänglich sehr ernsten und bewegenden, später dann aber eher unterhaltsamen Familienroman zu Papier zu bringen. Dabei sind es vor allem die Schilderungen über ihre Arbeit in Äthiopien und der ständige Kampf gegen Armut und Elend, der betroffen macht, während die Aufarbeitung der Familiengeschichte in Mallorca angenehm leicht und ein wenig geheimnisvoll in Erscheinung tritt.

Die Figuren selbst sind sehr gegensätzlich. So lernt der Leser zum einen Marina und Mathias kennen, die ein karges Leben in Kauf nehmen, um den Ärmsten der Welt medizinische Hilfe zu bieten. Und zum anderen trifft er auf Anna und ihren Mann Armando, die sehr oberflächlich sind und sich nur über ihren äußeren Schein und ihre Besitztümer definieren. Kein Wunder also, dass es zu Reibereien kommt, als sich die beiden Schwester nach Jahren der Funkstille wiedersehen und über die Verwendung des erhaltenen Erbes entscheiden müssen. Ein Konflikt, der authentisch geschildert ist und dazu führt, dass Marina und Anna einander näherkommen.

Fazit:
Ein gefühlvoller Roman, der von seinen Gegensätzen lebt und neben einigem Tiefgang auch eine gewisse Leichtigkeit besitzt.

Veröffentlicht am 02.05.2018

Ein bedrückender und fesselnder Stalkerroman

Ich beobachte dich
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Lindsey scheint das Glück für sich gepachtet zu haben. Sie sieht gut aus, lernt mit Andrew einen charmanten und gut situierten Bauunternehmer kennen und heiratet ihn. Doch kaum ist Andrew sich sicher, ...

Lindsey scheint das Glück für sich gepachtet zu haben. Sie sieht gut aus, lernt mit Andrew einen charmanten und gut situierten Bauunternehmer kennen und heiratet ihn. Doch kaum ist Andrew sich sicher, dass Lindsay von nun an ihm gehört, wendet sich das Blatt. Er beginnt ihr nachzuspionieren, beleidigt und misshandelt sie und verfällt immer mehr dem Alkohol. Lindsay, die sich und ihre Tochter Sophie vor seinen Wutanfällen beschützen will, flüchtet eines Nachts aus dem gemeinsamen Haus. Und während Andrew ihr zu folgen versucht, kommt er mit dem Auto von der Fahrbahn ab und tötet eine Frau. Elf Jahre danach hat Andrew seine Gefängnisstrafe verbüßt und kehrt reumütig aus dem Gefängnis zurück. Aber anstatt Lindsay von nun an in Ruhe zu lassen, beginnt ihr Martyrium von vorn.

"Ich beobachte dich" ist ein spannender Stalkerroman von Chevy Stevens, die bereits mit "Still Missing – Kein Entkommen" oder "Those Girls – Was dich nicht tötet" bewiesen hat, dass sie es versteht, ihre Figuren durch die Hölle zu jagen. So muss auch dieses Mal eine junge Frau um ihr Leben bangen und das nur, weil ein Mann gnadenlos eifersüchtig ist. Doch ganz so simpel, wie es zunächst scheint, entwickelt sich das Ganze nicht. Denn viele merkwürdige Geschehnisse im Umkreis von Lindsay und ihrer Tochter weisen zwar daraufhin, dass ihr Exmann sie nicht in Ruhe lassen kann, aber ob er wirklich hinter ihnen steckt, weiß man nicht.

Erzählt wird das albtraumhafte Geschehen abwechselnd aus der Sicht von Lindsay, die neben den derzeitigen Ereignissen auch einen guten Einblick in die Vergangenheit gewährt und von ihrer Tochter Sophie, die ohne das Wissen ihrer Mutter, Kontakt zum Vater sucht. Dabei treten beide Figuren als Icherzähler auf und lassen den Leser tief in ihre Gefühlswelt schauen, während er gleichzeitig als stiller Beobachter fungiert. Eine Art der Darstellung, die neben dramatischen Szenen auch ganz alltägliche Dinge in die Handlung integriert, die dazu führen, dass das Tempo gedrosselt wird und das Geschehen authentische Züge annimmt.

Fazit:
Ich beobachte dich" ist ein bedrückender und fesselnder Roman, der neben einigen überraschenden Wendungen, vor allem das Martyrium der Figuren in den Mittelpunkt der Handlung stellt. Deshalb ist dieses Buch eine gute Empfehlung für Leser, die neben einem dramatischen Plot viel Wert auf eine gute Ausarbeitung der Hauptfiguren und einen ungeschönten Einblick in ihre Gefühlswelt legen.