Cover
Das Cover ist sehr verspielt gehalten mit dem altrosé-farbenen Hintergrund mit den weißen Pünktchen. davor ist eine Frau zu sehen, die ein altertümliches Outfit und einen Hut trägt, der ihre Augen verdeckt. In der Hand hält sie eine leere Tasse Tee. Der Titel findet sich in einem verschnörkelten Rahmen, der sich vor dieser Frau befindet. Außerdem find ein rotes Paar High Heels zu sehen und ein Doppeldeckerbus.
Meinung
Es ist Jahre her, seitdem ich das letzte Mal ein Buch von Mandy Hubbard gelesen habe, aber ich erinnere mich noch gut an den Suchtfaktor. Allerdings hatte ich das Buch damals auch im englischen Original gelesen und war nun sehr gespannt, ob der Schreibstil der deutschen Übersetzung immer noch so packend ist, wie das Original. Bin ich entäuscht worden? Nein. Obwohl der Einstieg nicht ganz so leicht gewesen ist, habe ich mich nach gut fünfzig Seiten in der Geschichte eingefunden und ab da war auch wieder der Suchtfaktor vorhanden, den ich mir gewünscht habe. Der Stil ist sehr flüssig und wird durch humorvolle Gedankengänge der Ich-Erzählerin immer wieder aufgelockert, was dem Leser leicht ein Schmunzeln auf die Lippen lockt.
Die Geschichte dreht sich um Callie, die aus den USA stammt, aber gerade mit ihrer Klasse auf Sprachreise in London ist. Aus Gründen, die mir bis jetzt noch nicht ganz klar sind, möchte sie unbedingt mit den beliebten Schülerinnen in einen Club, doch um aufzufallen und ihnen zu zeigen, dass sie kein graues Mäuschen ist, muss natürlich das Statusobjekt schlechtin her: Unfassbar teure High Heels von Prada. Kein Problem für Callie! Der Prada-Shop ist ja nicht weit weg, doch kaum dass sie den Laden in ihren neuen Schuhen verlässst, kann sie sich den Clubabend abschminken, denn sie stolpert und landet im Jahre 1815. Aber sie hat Glück und wird mit Rebecca verwechselt und als Gast im Herzogtum Harkbury willkommen geheißen. Dort muss sie nun lernen, mit den Gepflogenheiten des 19. Jahrhunderts klarzukommen, findet neue Freunde und dann wäre da ja auch noch der junge Herzog …
Klingt schon mal sehr niedlich, oder? Eine süße Idee für ein Jugendbuch und an der Umsetzung habe ich auch wirklich sehr wenig zu meckern. Wie gesagt, ich verstehe nicht ganz, wieso Callie überhaupt den beliebten Schülerinnen gefallen will, aber ich schätze, wenn es anders wäre, hätte sie sich nie die Schuhe gekauft und wer weiß, ob sie dann in der Vergangenheit gelandet wäre? Dort spielt der Großteil des Buches, weshalb man als Leser, wenn man sich nicht so gut mit dem 19. Jahrhundert auskennt, wohl erstmal schlucken muss. Ich für meinen Teil bin ebenso eine Niete in Geschichte, von daher kann ich die Korrektheit nicht beurteilen, aber ich konnte mir bildhaft vorstellen, was für ein Grauen Korsetts für Callie darstellen und dass das Leben ohne Elektrizität und fließend Wassser gar nicht mal so einfach ist.
Als Protagonistin kann Callie mit ihrer Schlagfertigkeit auftrumpfen, denn sie ist keineswegs ein graues Mäuschen, wie am Anfang suggeriert wird. Sie hat eine große Klappe und ist nicht bereit, sich vorschreiben zu lassen, wie eine Frau im 19. Jahrhundert sich zu verhalten hat. Alex dahingegen ist ein Lord aus dieser Zeit wie er im Buche steht. Arrogant, selbstbewusst und natürlich sind Frauen für ihn weniger wichtig als Männer. Trotzdem habe ich ihn irgendwie liebgewonnen. Wieso kann ich gar nicht so genau sagen, aber man spürt beim Lesen einfach die Funken zwischen Callie und Alex und auch wenn er arrogant ist, hat er doch etwas an sich, was einem die Knie weichwerden lässt.
Mit dem Ende, das muss ich allerdings zugeben, bin ich nicht so zufrieden. Nicht, dass es kein schönes, logisches Ende ist, aber es ist in meinen Augen einfach viel zu offensichtlich. Ich habe bereits ein ähnliches Ende wie dieses in einem anderen Zeitreiseroman gelesen (auch wenn dieser später erschienen ist. Ich habe ihn trotzdem zuerst gelesen) und hätte mir hier etwas vollkommen anderes gewünscht. Das hat nichts damit zu tun, dass es abgekupfert wirkt (schließlich hätte das andere Buch dann von diesem hier abgekupfert), aber ich fand das Ende von besagtem anderen Buch schon nicht zufriedenstellend. (Ich lasse den Titel mal weg, falls jemand bereits das andere Buch gelesen hat und sich nicht spoilern möchte).
Fazit
“Wie ich in High Heels durch die Zeit stolperte” ist ein Zeitreise-Roman, der nicht unbedingt das Rad neu erfindet, dafür aber mit einem leichten Schreibstil und einer interessanten Protagonistin glänzt. Ein sehr schöner Roman für Zwischendurch und richtig was fürs Herz.