Wunderschön!
Wir fliegen, wenn wir fallenCover
Das Cover ist einem Rotton gehalten, der beinahe ins Magenta-farbene übergeht und die weißen Silhouetten bilden einen sehr schönen Konstrast dazu. Mir gefällt ganz besonders, dass die beiden Personen ...
Cover
Das Cover ist einem Rotton gehalten, der beinahe ins Magenta-farbene übergeht und die weißen Silhouetten bilden einen sehr schönen Konstrast dazu. Mir gefällt ganz besonders, dass die beiden Personen auf dem Cover sich an den Händen halten und dabei inmitten dieser ganzen Symbole stehen, die auf die Liste mit den Wünschen anspielen soll.
Der Titel ist teils in einer einfachen Serifenschrift geschrieben, teils aber auch schön verschnörkelt – und was ich ganz besonders toll finde: Er befindet sich in einer Pusteblume, die man in der Mitte des Covers über den Symbolen sehen kann. Die Pusteblume an sich ist ein sehr wichtiges Symbol des Buches, aber was es bedeutet, werde ich euch nicht verraten.
Im Großen und Ganzen hat Cover-Gott Alexander Kopainski hier wieder einmal großartige Arbeit geleistet.
Meinung
Ava hat mein Herz schon das ein oder andere Mal mit ihren anderen Büchern zerstört, von daher sollte es mich nicht wundern, dass “Wir fliegen, wenn wir fallen” keinen Deut anders ist. Meine Mitbewohnerin hat es schon vor einiger Zeit gelesen und mir davon vorgeschwärmt, bis ich es einfach haben musste. Da ich mich ja versuche, an Hörbücher zu gewöhnen, ist die Entscheidung, mir dieses zu Gemüte zu führen, schnell gefallen.
Sprecher / Stil
Und ich bin direkt positiv überrascht gewesen. Die Kapitel werden abwechselnd aus der Sicht von Yara und Noel erzählt, weswegen es auch zwei Sprecher gibt. Yara wird von Shandra Schadt gesprochen, die dem ein oder anderem ein Begriff sein dürfte. Sie ist zum Beispiel die deutsche Stimme von Anne Hathaway in “Plötzlich Prinzessin”. Und ich muss sagen, sie trifft diese innere Ruhe von Yara wirklich großartig, aber genauso die Verzweiflung, die sie verspürt. Der Sprecher von Noel ist Maximilian Laprell, der eher unbekannt als Sprecher zu sein scheint. Kann ich gar nicht verstehen! Gerade für den etwas ruppigen, fluchenden Noel kann ich mir keinen besseren Sprecher vorstellen. Diese Mischung aus Ruhe und Grobheit der beiden ist am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig, aber es hätte einfach nicht gepasst, wenn andere Sprecher die beiden interpretiert hätten. Sie treffen nicht nur ihre Figur wirklich gut, sondern auch den Stil der Autorin, der in ihrem neusten Buch wieder so herrlich gefühlvoll ist, wie man es von ihr gewohnt ist.
Handlung
Yara und Noel sind komplette Gegensätze. Eigentlich verbindet sie nichts, nur Phil. Phil, den Yara immer in dem Altersheim besucht, in dem ihre Tante arbeitet, um ihm etwas vorzulesen. Phil, der Noels Großvater ist und nur selten Besuche von seinem Enkel bekommt. Phil, der nach seinem Tod gerade diesen Beiden eine Liste hinterlässt. Eine Liste mit Dingen, die er gerne noch erlebt hätte. Dinge, die sie nun für ihn erfüllen sollen. Gemeinsam. Zunächst überhaupt nicht begeistert, beschließen beide, es zu versuchen und eine halbe Weltreise mit ganz außergewöhnlichen Aufgaben beginnt, auf der die beiden nicht nur Phil, sondern auch sich selbst näherkommen, als sie es zu träumen gewagt hätten.
Ich würde dieses Buch als eine Mischung aus Roadtrip- und Bucketlist-Buch bezeichnen, zu der man noch eine ganze Menge von Avas gefühlvollen, tiefgründigen Dialogen dazugegeben hat. Ich dachte, ich wäre auf dieses Buch vorbereitet, doch jetzt – im Nachhinein – stelle ich fest, dass ich es nicht einmal annähernd gewesen bin. Sie hat mich mit ihrer unvergleichlichen Art geschafft, mich gleichzeitig lachen und weinen zu lassen und mir zu wünschen, ich wäre mit Yara und Noel im Regenwald, in Paris oder in einer Gondel in Venedig.
Dieses Buch löst so viele Gefühle in einem aus: Herzschmerz, Verlustschmerz, Liebe, Fernlust. Und das alles gleichzeitig. Mein armes Herz …
Charaktere
Yara ist ein sehr sensibler Mensch, der sich von allem und jedem zurückgezogen hat, seitdem ihre Eltern verstorben sind. Sie hat keine Freunde, hat das Leben quasi aufgegeben. Nur bei Phil kann sie entspannen. Daher kommt sie auch so oft zu ihm. Er ist die einzige Person, der sie versteht und die Liebe zu den Geschichten und Büchern teilt.
Noel dahingegen schein ein hoffnungsloser Fall zu sein. Er hat keine Ausbildungsstelle, arbeitet daher bei McDonald’s und hasst im Grunde alles. Er flucht zu viel, glaubt nicht, dass noch eine strahlende Zukunft auf ihn wartet – und auch er hat das Leben eigentlich schon aufgegeben.
Während die beiden zusammen unterwegs sind, zeigen sich aber noch ganz andere Seiten und man merkt, dass sie ihre Hoffnungslosigkeit Stück für Stück von sich abschütteln können. Sie verändern sich, ganz langsam und schleichend, und gerade so ein Character-Developement lässt mir immer gerne das Herz aufgehen.
Fazit
Ich habe noch nie zuvor bei einem Hörbuch geweint, aber dieses Mal schon! Das ganze Buch habe ich tapfer durchgehalten, ohne zu weinen, aber das Ende hat mir den Rest gegeben. Dabei kann ich nicht einmal sagen, was genau es gewesen ist: Habe ich geweint, weil ich traurig bin? Weil ich glücklich bin? Weil es vorbei ist? Ich weiß es nicht, doch eines ist klar: “Wir fliegen, wenn wir fallen” ist ein rundum perfektes Buch!