Konnte mich vollauf begeistern!
INHALT:
In letzter Zeit ist Eva Heinrich ein richtiges Biest: Sie raunzt die hilfsbereite Arbeitskollegin an und setzt den Hamster ihrer Kinder aus, sucht im Netz nach einem One-Night-Stand und kippt ihrem ...
INHALT:
In letzter Zeit ist Eva Heinrich ein richtiges Biest: Sie raunzt die hilfsbereite Arbeitskollegin an und setzt den Hamster ihrer Kinder aus, sucht im Netz nach einem One-Night-Stand und kippt ihrem Mann Abführmittel ins Bier. Dabei führt sie seit 15 Jahren eine gute Ehe mit Peter, ist Mutter zweier toller Kinder, hat einen riesigen Freundeskreis und ist gerade Abteilungsleiterin geworden. Warum kann sie nicht einfach glücklich sein? Eine unerwartete Wendung nimmt ihr Leben, als sie in der Silvesternacht Anna, die Freundin ihres Chefs, kennen- und lieben lernt.
MEINUNG:
Ich habe von Carolin Hagebölling bereits Der Brief gelesen und habe es sehr gemocht. In diesem Roman beschäftigt sie sich mit der Frage was wäre, wenn das Leben der Protagonistin anders verlaufen wäre und wie es dann sein könnte. Ein anderer Morgen fällt fast in die gleiche Kategorie und ist trotzdem gänzlich anders aufgebaut.
Das schmale Büchlein ist in zwei Teile aufgeteilt: In Du und in Ich. Der erste Teil wird von Protagonistin Eva aus Du-Sicht erzählt, einer relativ ungewöhnlichen, aber mir nicht völlig fremden Erzählweise. Durch Du-Sicht wirkt Eva sehr distanziert gegenüber ihrem eigenen Leben, was vermutlich auch genau damit von der Autorin bezweckt werden sollte. Man spürt mit jeder Seite, dass Eva zwar ein fast rund um sorgloses, abgesicherter Leben mit Mann und zwei Kindern führt, aber dennoch nicht glücklich ist. Von außen betrachtet mag das vielleicht nicht nachvollziehbar sein und ich kann mir gut vorstellen, dass es einigen Lesern auch so damit geht, aber man sollte bedenken, dass vielleicht nicht jeder mit der klassischen Lebenskonstellation, Ehe, Haus und Kinder, ausgefüllt, zufrieden und glücklich ist. Eva gehört scheinbar auch nicht dazu. Trotz der relativ geringen Seitenanzahl schafft es die Autorin ein sehr genaues Bild von Eva und ihrer Lebenssituation zu zeichnen. Ich habe diesen ersten Abschnitt wie im Bann gelesen. Natürlich spürt man, dass sie da etwas zusammenbraut. Dieser erste Teil endet mit der Begegnung mit Anna.
Im zweiten Teil spricht Eva zu uns aus der Ich-Perspektive und wir kommen ihr so viel näher. Auch Eva selbst ist sich wieder näher und das alles liegt an Anna, mit der sie eine Affäre beginnt. Fremdgehen finde ich grundsätzlich nicht gut, aber es wird hier nicht schöngeredet und kommt doch auch immer wieder in der Realität vor. Die Konsequenzen daraus sind häufig verheerend für alle Beteiligten, vor allem für Evas Kinder. Auch das wird hier gezeigt als die ganze Sache herauskommt. Dennoch ist Eva sehr glücklich mit Anna. Ich finde es großartig, dass die Geschichte genauso konstruiert ist, wie sie es ist und dass die Liebe zwischen Frauen hier thematisiert wird. Carolin Hagebölling verpackt das aber ohne großen Aufhebens als wäre es etwas ganz Natürliches, was es ja auch ist. Gerade in dieser Ehrlichkeit gegenüber der Alltäglichkeit liegt die große Stärke des Romans. Von dieser Art Geschichte dürfte es gerne mehr geben!
FAZIT:
Mit Ein anderer Morgen konnte mich Carolin Hagebölling noch mehr begeistern als sie es schon mit Der Brief tat. Auch wenn die Geschichte kurz und nicht völlig neu ist, war ich davon absolut begeistert, denn viele Botschaften sind hier einfach wichtig. Mir gefiel auch das Ende sehr gut! Ich freue mich auf den nächsten Roman der Autorin!