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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.05.2018

Was geschah mit Billy?

Sommernachtstod
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Ein kleiner Junge, Billy, verschwindet spurlos und wird trotz intensiver Suche und intensiven Recherchen seitens der Polizei nicht gefunden. Seine Mutter verzweifelt in dieser schlimmen Situation und begeht ...

Ein kleiner Junge, Billy, verschwindet spurlos und wird trotz intensiver Suche und intensiven Recherchen seitens der Polizei nicht gefunden. Seine Mutter verzweifelt in dieser schlimmen Situation und begeht schließlich Selbstmord. 20 Jahre später versucht seine Schwester Vera Lindh, eine Gesprächstherapeutin, erneut, Licht in die Sache zu bringen, nachdem in einer Trauergruppe ein junger Mann, Isak, auftaucht, der anscheinend mehr über den Fall Billy weiß. Sie beginnt ihre Recherchearbeit und stößt auf so manche Merkwürdigkeit, aber auch auf Ablehnung seitens ihrer Familie......
Das Cover präsentiert den Giebel eines typischen Schwedenhauses, aber irgendwie ist keine Bewegung im Bild, alles erscheint erstarrt und bedrohlich, ein guter Einstieg in diesen famosen Krimi mit seiner unheilvollen Atmosphäre.
Die Handlung läuft in 2 Erzählsträngen ab: im Sommer 1983, als Billy verschwand, und 20 Jahre später, als Vera den Fall wieder aufrollt. Beide Handlungsebenen wechseln sich ab, sind Zeugen der verzweifelten Situation, wobei die aktuelle Ebene mehr Informationen und Details liefert, wodurch sich der Fall hochspannend und außerdem mysteriös darstellt.
Der Schreibstil ist flüssig, abwechslungsreich und konnte mich bis zum Ende fesseln, denn der Autor Anders de la Motte versteht es, Spannung aufzubauen und diese auch logisch zu steigern bis zu der überraschenden Auflösung. Immer wieder schiebt er neue Spannungselemente ein, so dass man das Buch nicht weglegen möchte. Immer wenn ich eine Pause einlegen wollte, habe ich zunächst in das neue Kapitel hineingelesen.... Endlich nochmal ein Krimi, der mich zum Miträtseln motiviert und mir immer wieder neue Anhaltspunkte geliefert hat. Bis zum Ende hält die Ungewissheit an, denn erst dann erfährt man die genaueren Umstände des Falles und ob Billy noch lebt.....
Sympathisch ist mir die Figur des leitenden Kommissars Mansson, der trotz ständiger Kritik die Ruhe behält , stets freundlich ist und engagiert ermittelt. Allerdings kommt er nicht gegen die eingeschworene Dorfgemeinschaft an und zieht sich deshalb zurück. Die anderen Protagonisten finden nicht meine uneingeschränkte Symathie, da sie alle irgendetwas verheimlichen oder vertuschen wollen.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen und möchte es jedem empfehlen, der bodenständige Krimikost mag, ohne reißerische Stunteinlagen oder nicht nachvollziehbare Elemente. Hier ist jeder Schritt folgerichtig und transportiert den Leser in die Handlung, so dass er an den Ermittlungen teilhat. Wirklich gelungen!!!

Veröffentlicht am 04.05.2018

Karl Marx und seine heimliche Liebe: Lenchen

Revolution im Herzen
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Anfang des 19. Jahrhunderts: es herrscht große Armut, und der Unterschied zwischen Arm und Reich ist extrem....Lenchen Demuth verlässt im zarten Alter von 8 Jahren ihre Heimat, nachdem ihr Vater verstorben ...

Anfang des 19. Jahrhunderts: es herrscht große Armut, und der Unterschied zwischen Arm und Reich ist extrem....Lenchen Demuth verlässt im zarten Alter von 8 Jahren ihre Heimat, nachdem ihr Vater verstorben ist und sie sich zu Hause ungeliebt fühlt. Sie möchte in Trier als Hausmädchen arbeiten und Geld für ihre Familie verdienen. Durch einen großen Zufall kommt sie in das Haus der Familie des Barons von Westfalen und verdient bei harter Arbeit tatsächlich ihr erstes Geld. Später heiratet die Tochter des Hauses Karl Marx, und so wird Lenchen einige Zeit später Dienstmädchen im Hause Marx.
Lenchen Demuth ist ein starker Charakter, denn sie ist fleißig, ehrgeizig und intelligent. Zunächst habe ich nur gestaunt, was Lenchen alles schafft, sie ist ja noch ein Kind, aber vom Ehrgeiz getrieben, Geld zu verdienen. Anfangs ist sie total unterwürfig als Mädchen für alles, aber sie gewinnt immer mehr Selbstbewußtsein und wird zu einer starken Frau, die im Hause Marx unentbehrlich ist. Auch als unverheiratete schwangere Frau bleibt sie ihrer Linie treu und standfest.
Auch die junge Baronesse Jenny von Westfalen ist eine sympathische Figur, denn sie schaut nicht auf Lenchen herab, sondern hilft ihr, vertraut ihr und wird zu ihrer Freundin. Durch sie lernt Lenchen das Lesen und Schreiben und erfährt grundlegende Lebensweisheiten.
Karl Marx ist zunächst ein Negativcharakter, denn er ist der arrogante Sprößling einer reichen Ratsfamilie, der auf Dienstmädchen herabblickt und sie dies auch spüren lässt. Dies ändert sich aber zusehends....
Ich habe das Buch gern und interessiert gelesen, der Schreibstil ist sehr flüssig und macht Lust auf mehr. Lenchens Biographie ist spannend und lesenswert. Einzig manche Beschreibungen, z.B. der Schachzüge, waren mir zu detailliert und eine Spur zu langweilig.
Was mir besonders gut gefallen hat, ist die politische Hintergrundinformation. Was ich zu Schulzeiten nie richtig verstanden habe über die Marx/Engels Theorie, wird mir hier klar und gut verständlich. Ich liebe diese Bücher, die vordergründig Roman sind und gleichzeitig reales Wissen vermitteln.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der historische Romane mag, die anhand einer Biographie auch die Hintergründe der jeweiligen Zeit realistisch darstellen. Es ist keine leichte Unterhaltungsliteratur, sondern versetzt uns in eine andere Zeit, in die wir beim Lesen abtauchen, aus der wir aber auch gern wieder in unsere Zeit zurückkehren.

Veröffentlicht am 13.04.2018

Nur eine Utopie???

Die Geschichte des Wassers
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Maja Lunde beschäftigt sich in diesem Band mit dem Wasser, unverzichtbar für alle Lebewesen und für die gesamte Natur...
Das Buch beinhaltet 2 Erzählstränge, da ist einmal Signe, eine alte Frau um die ...

Maja Lunde beschäftigt sich in diesem Band mit dem Wasser, unverzichtbar für alle Lebewesen und für die gesamte Natur...
Das Buch beinhaltet 2 Erzählstränge, da ist einmal Signe, eine alte Frau um die 70, die eine riskante Segelbootreise unternimmt, um ihrer früheren großen Liebe eine Botschaft zu übermitteln. Beide waren früher Umweltaktivisten, aber Magnus kehrte dann diesem Ideal den Rücken, wodurch die Beziehung zerbrach.
Der 2. Erzählstrang (ca. 25 Jahre später) macht uns mit David und Lou bekannt, ein junger Vater mit seiner Tochter, die vor der katastrophalen Dürre in Südeuropa nach Norden fliehen, da nicht mehr genug Wasser für alle da ist. Sie landen in einem Lager, wo sie sich eigentlich mit Davids Frau und Lous kleinem Bruder treffen wollten, aber vergebens....Um Lou abzulenken, geht David mit ihr in die nähere Umgebung, und sie entdecken bei einem verlassenen Haus ein Boot, Signes Boot....
Auch wenn nicht viel passiert, ist das Buch spannend geschrieben, weil man ständig wissen möchte, wie es weitergeht, sowohl auf der riskanten Tour als auch in dem immer qualvolleren Lagerleben. Außerdem erwartet man ein Zusammenfügen der Erzählebenen, und dies geschieht erst ziemlich spät. Insofern bietet das Buch jede Menge Motivation weiter zu lesen. Der klare und expressive Schreibstil der Autorin unterstützen dieses.
Ein wenig zu ausführlich empfand ich die Beschreibungen der Segelmanöver, wahrscheinlich weil ich dazu keinen Zugang habe, aber das hab ich einfach überflogen...
Alle drei Hauptpersonen sind mir durchweg sympathisch, Signe mit ihrem Umweltbewußtsein und ihrer Kämpfernatur, David in seiner Fürsorge um seine Tochter (auch wenn er mal über die Stränge schlägt...) und Lou, die schon soviel Tapferkeit zeigen muss.
Ganz wichtig ist für mich die Botschaft dieses Buches, dass wir viel zu sorglos mit den Ressourcen unserer Umwelt umgehen und sie dadurch zerstören, ganz allmählich und leise, so dass viele es nicht mitbekommen oder es ihnen egal ist. Signe hat dieses Problem bereits als Jugendliche erkannt und zu kämpfen begonnen. Leider verhindert die Gleichgültigkeit vieler Menschen eine Änderung.
Das Buch hat mich sehr beeindruckt und mich nach der letzten Seite in Gedanken noch lange beschäftigt. Ich verstehe es als Appell an alle, die die Erde noch retten möchten....und ich würde es deshalb jedem empfehlen, der dazu beitragen möchte. Es ist keine Tralala-Erzählung, sondern ernsthafte Literatur. Ich denke, dass die geschilderte Bedrohung keine Utopie ist, sondern irgendwann eintritt. Die Klimaänderungen sind ja schon deutlich zu spüren.
Schade dass ich den Vorgänger ('Die Geschichte der Bienen')noch nicht gelesen habe, ich werde es aber bald nachholen....

Veröffentlicht am 21.02.2018

Die zwei Gesichter des Herrn Einstein

Frau Einstein
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In diesem Buch stellt Marie Benedict uns Milena Maric vor, eine hochbegabte Serbin, die nach Zürich geht, um am Polytechnikum zu studieren. In dieser Männerwelt fühlt sie sich anfangs sehr verloren und ...

In diesem Buch stellt Marie Benedict uns Milena Maric vor, eine hochbegabte Serbin, die nach Zürich geht, um am Polytechnikum zu studieren. In dieser Männerwelt fühlt sie sich anfangs sehr verloren und nicht akzeptiert, besonders vom Lehrpersonal. Dies wird noch verstärkt dadurch, dass sie ein Handicap hat: sie humpelt wegen eines Hüftleidens.
Jedoch erregt sie die Aufmerksamkeit eines Kommilitonen, Albert Einstein, der sich in sie verliebt und nicht locker lässt, bis sie mit ihm ausgeht. Die beiden passen perfekt zusammen, da sie auch die Liebe zur Physik teilen und gemeinsam Theorien entwickeln. Sie entwickeln gemeinsam die Relativitätstheorie und ergänzen sich gegenseitig.
In diesem ersten Teil wird Einstein beschrieben, wie man sich ihn vorstellt, etwas nachlässig, rebellisch, auf der anderen Seite ehrgeizig und angepasst, wenn es um seine Rolle als Mann in der damaligen Gesellschaft geht. Auch ist er hier ein liebevoller und insistierender Verehrer und Freund.
Wir erleben Milena und Albert als Bohemiens, die nachmittags in angesagten Cafés sitzen, mit Kommilitonen diskutieren und sich eine veränderte Zukunft vorstellen. Nach anfänglichem Zögern lässt sich Milena auf die Beziehung ein trotz der Warnungen ihrer Eltern, und sie ist glücklich.
Das ändert sich schlagartig, als sie schwanger wird, und Albert sich wenig verantwortlich zeigt. Er möchte sein bohemisches Leben weiterführen, und Milena ist auf sich allein gestellt. Erst nach langem Warten wird geheiratet, und Milenas Abstieg beginnt.....
In diesem 2.Teil erleben wir einen ganz anderen Einstein, der mich zutiefst erschreckt hat. Er zeichnet sich aus durch Egoismus, Unehrlichkeit, Unzuverlässigkeit und Streitsucht. Umgangssprachlich würden wir ihn als 'Macho' beschreiben. Am liebsten hätte ich Milena bisweilen einen Tritt gegeben, damit sie endlich die realen Verhältnisse erkennt.
Sehr beeindruckt hat mich die Protagonistin in diesem Buch. Ich bewundere ihren Mut, in jener Zeit als Frau in die Wissenschaft einzusteigen. Sie ist klug, verantwortungsbewusst und hilfsbereit, aber nicht arrogant oder stolz auf Grund ihrer Fähigkeiten. Im 2. Teil hat sie mir sehr leid getan, und ich hatte bisweilen Tränen in den Augen, z.B. bei der Geburt ihres 1.Kindes.
Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen, er drückte die jeweilige Stimmung sehr treffend aus und hat bewirkt, dass ich mitgerissen wurde von dieser spannenden und zugleich bedrückenden Erzählung.
Ich kann das Buch wärmstens empfehlen, es zeigt deutlich die Situation der Frauen jener Zeit und beleuchtet Einsteins Werdegang in einem differenzierten Licht. Gleichzeitig werden auch die altbekannten Einstein Theorien (eigentlich Einstein-Maric Theorien) gut verständlich erklärt. Das Buch hat mir sehr gefallen!

Veröffentlicht am 12.02.2018

Rastlose Spannung

Schlüssel 17
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Dieser empfehlenswerte Thriller beginnt gleich mit einem spektakulären Mordschauplatz: im Berliner Dom wird die grausam zugerichtete Leiche der Dompfarrerin gefunden, in Szene gesetzt wie ein schwarzer ...

Dieser empfehlenswerte Thriller beginnt gleich mit einem spektakulären Mordschauplatz: im Berliner Dom wird die grausam zugerichtete Leiche der Dompfarrerin gefunden, in Szene gesetzt wie ein schwarzer Engel wurde sie in der Kuppel des Doms drapiert. Um den Hals trägt sie einen Schlüssel mit der Zahl 17. Tom Babylon vom LKA trifft als erster am Tatort ein und ist erschüttert, nicht nur wegen der Grausamkeit des Verbrechens, sondern vor allem wegen des Schlüssels, denn mit einem solchen Schlüssel ist seine kleine Schwester vor Jahren spurlos verschwunden. Sie wurde zwar für tot erklärt, aber Tom bezweifelt dieses und möchte deshalb unbedingt diesen Fall übernehmen, um weiter nach Spuren seiner Schwester suchen zu können. Er würde gern weitgehend allein ermitteln, aber ihm wird die Psychologin Sita Johanns zur Seite gestellt, die schnell merkt, dass Tom etwas zu verbergen hat. Sie begleitet ihn auf allen Ermittlungstouren und Tom fühlt sich genervt. Das wird erst besser, als Tom erfährt, dass auch sie einiges geheimhält.
Die Handlung verläuft in 2 Strängen, da ist zum einen der spektakuläre Mord an der Pfarrerin, aber auch die dramatischen Geschehnisse von 1998, als Toms Schwester verschwand. Ich muss sagen, dass beide Handlungsstränge sehr spannend geschrieben sind, was mich dazu gebracht hat, das Buch in einem Mordstempo zu lesen, weil ich immer unbedingt wissen musste, wie es weitergeht. Viele vom Autor geschickt eingebaute Cliffhanger unterstützen dies.
So richtig sympathisch ist mir keiner der Hauptprotagonisten, am ehesten noch Tom, der mir aber wie ein psychisches Wrack erscheint, der dringend Hilfe bräuchte. Er nimmt ständig Tabletten, um den Überblick zu behalten,und begibt sich oft bewusst in sehr gefährliche Situationen. Er vertraut niemandem,noch nicht einmal seiner Lebensgefährtin. Trotz seiner Probleme besteht er so manche James Bond-reife Situation und kämpft sich immer wieder durch.
Marc Raabes Erzählstil ist flüssig und angenehm zu lesen. Die Beschreibungen sind detailliert, aber nicht langweilig, so dass man sich in die Szenerie hineinversetzen lässt und mitfiebert bzw. mitbibbert, wenn sich ein Abgrund auftut....Nervenkitzel pur!!! So muss ein guter Thriller sein, dass man abtaucht ins Geschehen und es den Leser so beschäftigt, dass alles ringsum für eine Zeit in den Hintergrund tritt. Sicher hat sich mein Pulsschlag bisweilen stark erhöht.
Interessant sind auch die Hintergrundinformationen über diverse Praktiken zu DDR-Zeiten, die von der Stasi unterstützt wurden und die auch teilweise nach dem Mauerfall noch weitergingen.
Was mir nicht so gefallen hat, sind die nicht wenigen Fragen, die auch am Ende noch unbeantwortet bleiben, was sicher Absicht ist, da noch weitere Bände mit Tom Babylon folgen werden. Das hindert mich aber nicht daran, hier die volle Sternenzahl zu vergeben, denn das spannende Buch hat mir gute Unterhaltung gegeben und mich regelrecht 'gefesselt'.
Ich kann das Buch jedem Thrillerfan wärmstens empfehlen, es bietet absolut spannende Unterhaltung auf hohem Niveau.