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fredhel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.05.2018

Seelenkummer

Sommernachtstod
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Vera/Veronica, die Protagonistin in "Sommernachtstod" ist ganz und gar nicht sympathisch. Als Teenager musste sie erleben, wie ihr kleiner Bruder spurlos verschwand und nie wieder auftauchte. Doch es ...

Vera/Veronica, die Protagonistin in "Sommernachtstod" ist ganz und gar nicht sympathisch. Als Teenager musste sie erleben, wie ihr kleiner Bruder spurlos verschwand und nie wieder auftauchte. Doch es gibt viele Gründe, warum sie in die Stadt zieht, sobald es ihr vom Alter her möglich ist. Sie macht dort eine Ausbildung zur Trauertherapeutin. Die Geschichten der Trauernden geben ihr insgeheim einen Kick, ebenso wie Drogen und Alkohol. Eine unglückliche Liebesgeschichte lässt sie sogar zur Stalkerin werden. Es kommt zum Totalabsturz, von dem sie sich erst langsam erholt. Ein neuer Patient in ihrer Trauergruppe reißt alte Wunden wieder auf. Er macht Andeutungen zu ihrem verschwundenen Bruder, sieht ihm in gewisser Weise sogar ähnlich. Sie beginnt selbst mit Nachforschungen, aber das Dorf, eine eingeschworene Gemeinschaft rund um ihren dominanten Onkel, macht es ihr nicht einfach...

Die Geschichte braucht lange, bis sie in Fahrt kommt. Der Erzähler hat ein gutes Auge für Details und kann viel Unausgesprochenes zwischen die Zeilen legen. Man braucht einfach Geduld, um sich auf den Roman einzulassen, der aber gegen Ende in dunkler Gewitternacht einen atemlosen Schlussspurt hinlegt. Mir fehlt irgendwie ein Sympathieträger und die erste Hälfte des Buches hätte für mich mehr Schwung haben können. Aber ansonsten bleiben die Familiengeheimnisse fast bis zum Schluss gewahrt und die Auflösung ist überraschend. "Sommernachtstod" entspricht vielleicht nicht ganz dem gängigen Skandinavien-Krimi-Klischee, aber weiß doch auf seine Art zu fesseln.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Landesverrat in Coblenz

Die Festung am Rhein
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Mit "Die Festung am Rhein" hat Maria W. Peter uns wieder einen ordentlich dicken historischen Wälzer in die Hand gegeben. Doch die Autorin schreibt nicht nur viel, sondern auch sehr fundiert von früheren ...

Mit "Die Festung am Rhein" hat Maria W. Peter uns wieder einen ordentlich dicken historischen Wälzer in die Hand gegeben. Doch die Autorin schreibt nicht nur viel, sondern auch sehr fundiert von früheren Zeiten. Allein der umfangreiche Anhang zeugt davon, der nicht nur eine stattliche Anzahl Quellen nennt, sondern sogar Stöbertipps von Örtlichkeiten oder Vereinen, die einen Bezug zur Handlung haben. Die Roman selbst spielt im Jahr 1822. Die Festung Ehrenbreitstein wird hoch über Koblenz erbaut, doch immer wieder geraten die Baupläne in Feindeshand. Der Rekrut Christian, Halbfranzose, wird verdächtig schnell als der Verräterauserkoren und nun droht ihm die Exekution. Seine Schwester Franziska setzt alles daran, seine Unschuld zu beweisen. Die Autorin fängt sehr schön die angespannte Atmosphäre zwischen den ortsansässigen Rheinländern und den preussischen Besatzern ein, und die Franzosen sind allen gemeinsam suspekt. Eine gekonnte Mischung aus Abenteuer und Liebe mit allen möglichen Verwicklungen gibt ein übriges, dass man das Buch möglichst in einem Rutsch auslesen möchte, auch wenn über 600 Seiten nicht gerade wenig sind.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Nicht ganz überzeugend

Die Vergessenen
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Manolis Lefteris wird schon im Vorschulalter durch die Berichte seines Vaters traumatisiert, der in Griechenland ebenfalls als kleiner Junge knapp als Augenzeuge einem Massaker der deutschen Wehrmacht ...

Manolis Lefteris wird schon im Vorschulalter durch die Berichte seines Vaters traumatisiert, der in Griechenland ebenfalls als kleiner Junge knapp als Augenzeuge einem Massaker der deutschen Wehrmacht an seiner Familie entkommen konnte. Nun führt er ein Doppelleben als reicher Autohändler und undercover als skrupelloser Vollstrecker eines dubiosen Rechtsanwalts. Er soll komprimittierende Unterlagen auffinden, die einem prominenten Pharmaboss noch Jahrzehnte nach Kriegsende systematische Euthanasie in einer Pflegeeinrichtung nachweisen können. Die Journalistin Vera Mändler sucht ebenfalls nach diesen Dokumenten, wobei sie lange im Dunkeln stochert, weil sie nur weiß, dass ihr ermordeter Cousin eine große Erpressung plante, aber nicht wen und nicht warum, und sie hat auch keine Ahnung wie skrupellos ihr Gegner seine Feinde kalt stellt....

Insgesamt hat die Autorin Ellen Sandberg ein sehr interessantes Thema gewählt. Vielen Größen der Nazizeit gelang ein reibungsloser Übergang ins Nachkriegsdeutschland ohne Konsequenzen für begangenes Unrecht. Es ist absolut nachvollziehbar, welche Möglichkeiten diese Verbrecher immer noch haben, um ihre Existenz auch weiterhin zu sichern. Für den hier vorliegenden Roman hätte ich mir etwas mehr Spannung und weniger Emotionen gewünscht. Ich kann nicht nachvollziehen, wieso Manolis in so großem Ausmass unter den Berichten seines depressiven Vaters leidet, und das bis weit ins Erwachsenenalter hinein. Die Berichte über die Zustände in der Heil- und Pflegeanstalt Winkelberg in der Nähe von München kommen manchmal etwas schwerfällig daher und weil sich das Verbrechen der Nazis in Griechenland ebenfalls wie ein roter Faden durch die Handlung zieht, finde ich das Buch damit etwas überfrachtet. Ein geschicktes Händchen hat Sandberg in der Charakterisierung ihrer Hauptpersonen. Die Konstellation der drei Frauen, Veras Mutter und ihre beiden Schwestern, die so absolut unterschiedlich sind, wird gut und glaubhaft dargestellt. Der Lebensweg von Tante Kathrin ist beeindruckend und man hofft einfach nur, dass sie überlebt.

Der Roman läßt sich eigentlich gut lesen, aber hundertprozentig konnte er mich nicht überzeugen, deswegen gibt es leichten Punkteabzug.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Ein perfektes Geschenk

Ich wünsche dir ...
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Der Vater der Schweizerin Evelyne Herren war ein begeisterter Hobbyfotograf. So existieren noch wunderschöne Familienfotos aus ihrer Kindheit, von denen sie nun einige mit dem Einverständnis ihrer Schwestern ...

Der Vater der Schweizerin Evelyne Herren war ein begeisterter Hobbyfotograf. So existieren noch wunderschöne Familienfotos aus ihrer Kindheit, von denen sie nun einige mit dem Einverständnis ihrer Schwestern zu einer kleinen, handlichen Bildbroschüre zusammengefasst und veröffentlicht hat. Die Fotos sind allesamt schwarzweiß, und zu jeder Abbildung gibt es einen passenden Wunsch. Es steckt viel Herzblut in diesem Büchlein. Nicht nur darum hat mir das Durchblättern Spaß gemacht. Viele Erinnerungen an meine eigene Kindheit wurden wach. Das Format von 17x17 cm ist sehr handlich. Ich finde, "Ich wünsche dir...:Kinder" ist ein absolut passendes Geschenk für einen lieben Menschen.

Veröffentlicht am 04.05.2018

Rächer

The Fourth Monkey - Geboren, um zu töten
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Sam Porter ist eigentlich noch seelisch angeknackst vom gewaltsamen Tod seiner geliebten Frau Heather, als er zwangsweise seine Arbeit wieder aufnehmen muss. Ein Serienmörder, dem er schon lange hinterherjagt, ...

Sam Porter ist eigentlich noch seelisch angeknackst vom gewaltsamen Tod seiner geliebten Frau Heather, als er zwangsweise seine Arbeit wieder aufnehmen muss. Ein Serienmörder, dem er schon lange hinterherjagt, hat augenscheinlich Selbstmord begangen. Dieser Verbrecher hat jahrelang die Töchter von Saubermann-Gangstern entführt und nach einem speziellen Schema getötet, um die Väter zu bestrafen und ihre Taten ans Licht zu bringen.
Der Roman wird aus drei Perspektiven erzählt: natürlich aus der Sicht von Sam Porter, aber auch in der Ich-Form durch das aktuelle Opfer selbst, und ausserdem gibt ein Tagebuch Einblicke in die verstörende Jugend des Täters.
Dieser Thriller ist schon sehr spannend geschrieben, vor allem gegen Ende erfolgt der Wechsel zwischen den Erzählperspektiven in immer schnellerer Abfolge, so dass man als Leser nur noch atemlos vor den Seiten sitzt, denn in der aufregendsten Minute springt der Autor wieder an einen anderen Schauplatz. Das macht er sehr gekonnt.
Mir selbst war das Tagebuch des Killers von Beginn an suspekt. Können Menschen wirklich so perfide sein, und können alle Umstände dann noch so glatt zusammenpassen?
Insgesamt war mir das ganze Konstrukt des Romans etwas zur unrealistisch, deswegen war ich nicht 100% zufrieden, aber dennoch war die Spannung so gross, dass ich das Buch gerne weiter empfehle.