Lachen ist die beste Medizin!
Dieses bekannte Sprichwort möchte ich meiner Rezension des Romans "Ein Landarzt zum Verlieben" voranstellen. Heike Denzau erzählt von der 28-jährigen Isa, deren Leben in einer Sackgasse steckt. Seit 20 Jahren hat sie ihren Vater nicht gesehen, den sie schmerzlich vermisst; vom Mann fürs Leben ist weit und breit nichts zu entdecken; und nun muss sie auch noch ihr Medizinstudium unterbrechen, um ihrer Mutter in der Familienpension zu helfen. Als wäre das nicht genug, taucht in der Landarztpraxis, die Isa zu übernehmen hofft, handfeste Konkurrenz auf: Dr.Aaron Berner, der Neffe des alten Arztes. Trotz heftiger Gegenwehr bringt der charmante Aaron Isa ganz durcheinander. Denn da ist auch noch ein geheimnisvoller Pensionsgast, zu dem sich Isa unerklärlich hingezogen fühlt …
Ich geb's ja zu: das zauberhafte Cover, das eine ländliche Idylle spiegelt, hat mich magisch angezogen. Man blickt auf ein weißgetünchtes altes Bauernhaus mit himmelblauen Fensterläden und einem reetgedeckten Dach, das in unmittelbarer Nähe zu einem kleinen, ruhig dahinplätschernden Bächlein gelegen ist. Die Rosen stehen in voller Blüte, und fast glaubt man, das Summen der Bienen zu hören.. hach!
Kehren wir in die Gegenwart zurück. Der kurze, knackige Titel des Romans ist Programm und zeigt uns, wohin unsere literarische Reise gehen wird. Der Plot ist nicht neu, klingt aber vielversprechend, und das Setting in einem beschaulichen Dorf passt perfekt. Heike Denzau hat die ländliche Idylle gut eingefangen; bei der Lektüre hat man ein klares Bild vor Augen und kann sich alle Schauplätze der Handlung vorstellen.
Das Geschehen wird aus der Ich-Perspektive von Isa, einer etwas naiv und leichtgläubig anmutenden jungen Medizin-Studentin geschildert, durchbrochen von einigen Briefen, die Jette, die beste Freundin von Isa, mit einem unbekannten Mann wechselt. Isa ist eine hilfsbereite, sympathische junge Frau, die ihr Herz manchmal auf der Zunge trägt, und man kann sich leicht mit ihr identifizieren. Auch die anderen Charaktere spiegeln die besondere Atmosphäre des Lebens auf dem Dorf, wo jeder jeden von klein auf kennt und man alles voneinander weiß. Besonders gut getroffen finde ich die bärbeißige, rechthaberische Oma von Isa, die ihren Kater mehr liebt als ihre Enkelin.
Heike Denzau schreibt in einem frischen, lockeren Stil, mit viel Herz und Humor. Natürlich ist die Handlung recht vorhersehbar, und große Überraschungen darf man nicht erwarten. Trotzdem möchte ich das Buch nicht in die Ecke der Trivial-Literatur rücken. Denn ernste Themen (Flüchtlingsproblematik, Krebs-Erkrankungen)werden in diesem Roman nicht ausgespart, sondern offen angesprochen, und es wird auch keine Patent-Lösung für alle Schwierigkeiten angeboten, mit denen die "Dörfler" im Laufe des Geschehens zu kämpfen haben.
Leider ist das Ende des Romans für mich nicht stimmig. Die bodenständige Studentin Isa hat sich niemals von ihren Angehörigen abgenabelt und macht sich nun mutterseelenallein auf den Weg nach Afrika, um ihre große Liebe auf eigene Faust auf einem anderen Kontinent zu suchen? Nein, diese extreme Entwicklung kann ich der Protagonistin nicht abnehmen. Das ist aber auch das einzige Haar, das ich in der Suppe finde. Ansonsten war dieser amüsante, moderne Liebesroman ganz nach meinem Geschmack, und ich würde ihn in den Koffer für den nächsten Sommerurlaub packen.