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Veröffentlicht am 25.06.2018

Das Haus am Sunset Lake

Das Haus am Sunset Lake
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„Wer jemals einen Sommer in der Casa D'Dor verbracht hat, wird ihn nie vergessen, die Erinnerung bleibt für immer lebendig. Um sich den warmen Wind ins Gedächtnis zu rufen, den Duft der Azaleen und die ...

„Wer jemals einen Sommer in der Casa D'Dor verbracht hat, wird ihn nie vergessen, die Erinnerung bleibt für immer lebendig. Um sich den warmen Wind ins Gedächtnis zu rufen, den Duft der Azaleen und die feuchtwarme Luft, die auf der sonnenverwöhnten Haut haftet, braucht man noch nicht einmal die Augen schließen.“

Als Jim Johnson die Casa D'Or, eine Villa im Stile eines Plantagenhauses, gelegen am Sunset Lake in Savannah, dem tiefen Süden Amerikas, wiedersieht, ist von ihren glanzvolle Zeiten nichts mehr geblieben. Unbewohnt und heruntergekommen macht sie einen vernachlässigten Eindruck. Und doch verbinden Jim, der dieses Objekt für seinen Chef, den Besitzer einen weltweiten Hotelkette in Augenschein nimmt, viele Erinnerungen und extreme Gefühlszustände mit dem „Haus aus Gold“.

Zwanzig Jahre zuvor, 1994, ist es der Ort einer verheißungsvollen Liebe, überschäumender Freude und niederschmetternder Verzweiflung, ein Ort von Schmerz und Verlust.

Jim ist Student und nicht gerade begeistert darüber, dass er seine eigenen Pläne für einer unbeschwerten Zeit aufgeben und seine Eltern in ein Sommerhaus am Sunset Lake begleiten soll. Sein Vater Bryn, ein britischer Autor und nach seinem ersten Buch eher erfolglos, will und muss hier seine Inspiration wiederfinden und in der Abgeschiedenheit einen neuen Roman schreiben.

Erst als Jim die bezaubernde und wunderschöne Jennifer Wyatt, die gerade ihren Collegeabschluss gemacht hat und mit ihrer Familie in der Casa D'Or lebt, kennenlernt, ändert Jim seine Pläne. Denn die beiden verlieben sich ineinander. Und Jim ist bereit, alles für Jennifer aufzugeben: seine Familie, seine Freunde, sein Leben in England.

Doch dann geschieht etwas, das das gemeinsame Leben der beiden zerstört und auf ein getrennte Wege führt. Bis sie sich zwanzig Jahre später wiedersehen, die alten Erinnerungen wach werden und die Tür zur Vergangenheit geöffnet wird. Jim hat Jennifer nie vergessen. Sie ist die Frau, die sein Herz berührt und der immer noch seine Liebe gehört. Gibt es eine zweite Chance für das Paar?

Tasmina Perrys Roman "Das Haus am Sunset Lake" ist eine herzbewegende, romantische Liebesgeschichte voller dunkler Geheimnisse, die durch ihre Mischung aus Gefühl und Dramatik besticht und sich hauptsächlich vor der eindrucksvollen Kulisse, einer anschaulich beschriebenen prachtvollen Villa im heißen Süden, entfaltet.

Die Geschichte von Jim und Jennifer bietet an sich nichts Neues: Einfacher Junge trifft gutsituiertes Mädchen, und es funkt gewaltig zwischen den beiden. Jennifer ist zwar einerseits mit ihrem Jugendfreund Conor verbunden, andererseits ist eine arrangierte Verlobung kein Hindernis. Liebe überwindet schließlich alles, und deshalb will Jennifer Conor verlassen und mit Jim zusammen sein. Tragische Vorkommnisse reißen die beiden aber auseinander.

Der Roman wird in zwei Zeitsträngen erzählt. Obwohl der Zeitrahmen mit zwanzig Jahren relativ klein ist, funktionieren die Wechsel zwischen den Ereignissen in der Vergangenheit und in der Gegenwart gut. Es wird allerdings offensichtlich, dass zwar das Leben in der Gegenwart Bedeutung hat, indes das Verarbeiten und Abschließen mit der Vergangenheit im Mittelpunkt liegt.

Die Autorin treibt die Handlung zunächst maßvoll, dennoch konsequent und im Verlauf immer temporeicher voran, lässt keine Langeweile entstehen und den Leser mit an der Aufklärung der Geheimnisse teilhaben, warum es zur Trennung von Jennifer und Jim gekommen ist. Sie baut so beständig die Dramatik auf und vermag es letzten Endes auch, mit einigen Wendungen zu überraschen und zu erschüttern.

Lediglich wenige Szenen, wie die auf der karibischen Insel Baruda, sind unnötig, weil sie nicht zum Fortgang beitragen, sie stören hingegen auch nicht.

Im Großen und Ganzen behält Tasmina Perry im Verlauf des Geschehens einen ansprechenden leichten und zwanglosen Erzählton bei, passt ihn jedoch in dramatischen Abschnitten der Situation und Stimmung angemessen an, wodurch er dann etwas unterkühlt wirkt.

Neben dem Setting sind es die Haupt- und Nebenfiguren, die die Geschichte mit Leben füllen. Die Autorin nimmt sich Zeit, jede Figur zu entwickeln und zu charakterisieren, damit der Leser mit ihren Stärken und Schwächen, Beweggründen und Ängsten vertraut wird. So lernt er nicht nur die Protagonisten kennen, sondern kann ebenfalls daran teilhaben, wie sich Jim und Jennifer neu wahrnehmen. Denn Jennifer ist in den zwanzig Jahren zu einer atemberaubenden Frau gereift und mit Conor verheiratet. Jim hat eine florierende Karriere mit finanzieller Sicherheit aufgebaut, zögert aber, sich zu binden.

Ob die beiden es schaffen, alle Geheimnisse aufzudecken, sich über die Vergangenheit hinwegzusetzen und zueinander zu finden? Erhalten sie ihre zweite Chance? Die kurzweilige Lektüre von Tasmina Perrys "Das Haus am Sunset Lake" wird die Fragen beantworten. Vielleicht an einem wunderbaren Sommertag...

Veröffentlicht am 04.05.2018

Die amerikanische Prinzessin

Die amerikanische Prinzessin
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Ein Haus am Meer. Eine Frau, die zurück auf ihr Leben blickt. Auf ein faszinierendes, ja abenteuerliches Leben, das in einer sehr intensiven Zeit zwischen Wirtschaftsboom und Wirtschaftskrise, Revolutionen ...

Ein Haus am Meer. Eine Frau, die zurück auf ihr Leben blickt. Auf ein faszinierendes, ja abenteuerliches Leben, das in einer sehr intensiven Zeit zwischen Wirtschaftsboom und Wirtschaftskrise, Revolutionen und Kriegen stattgefunden hat...

Allene Tew wird 1872 in der Nähe des Eriesee im Osten des Bundesstaates New York geboren. Sie ist eine Schönheit, gescheit, ehrgeizig und verspürt eine wilde Unruhe, will ihr Leben nicht in der Anonymität der kleinen Stadt verbringen. Denn in Allene zeigt sich bereits früh der Geist der Zeit, der nach vorn strebt

Fünfmal wird sie heiraten, reich werden und wie viele andere 1929 einen Teil ihres Vermögens verlieren, Villen und Häuser in New York, Paris, Rom, London besitzen, durch die Welt reisen und einen festen Platz in der High Society erlangen. Zwei ihrer Ehemänner sind Millionäre, einer ein russischer Graf. Der aus verarmten deutschen Adel stammende Heinrich Reuss macht sie zur Prinzessin. Nur ihre dritte Ehe mit dem erfolgreichen Geschäftsmann Anson Burchard wird aus Liebe geschlossen und ist wirklich glücklich. Bis ein Herzinfarkt das Glück beendet. Doch damit nicht genug. Drei Kinder bringt sie zur Welt, alle drei verliert sie.

Getreu ihrem Motto „Courage all the time“ – vergräbt sich Allene nicht in ihrer Trauer, sondern blickt stets nach vorne. Sie steckt Rückschläge weg, bewahrt Haltung und versucht, auch aus misslichen Situationen mit der ihr eigenen Courage abnötigenden Energie das Beste zu machen. Immer und jederzeit, bis zu ihrem Tod...


Mit der Biografie „Die amerikanische Prinzessin“ setzt Annejet van der Zijl nicht nur das Leben der Allene Tew in Szene, sondern lässt einen Teil des Weltgeschehens zwischen 1872 und 1955 auferstehen. Und das macht die Geschichte zu etwas Besonderen. Denn historisch gesehen ist Allene Tew eine unbekannte und zugleich uninteressante Figur. Vielleicht abgesehen von der Tatsache, dass durch ihr Zutun möglicherweise die niederländische Monarchie gerettet wurde. Dank ihr lernte nämlich die Kronprinzessin Juliana, für die ihre Mutter Königin Wilhelmina verzweifelt einen geeigneten Heiratskandidaten suchte, ihren zukünftigen Mann, den deutschen Bernhard von Lippe-Biesterfeld, kennen.

In ihrer Erzählweise ist die Autorin detailverliebt und wortgewandt, und sie beweist, dass sie die umfangreichen sachlichen Fakten routiniert mit einem persönlichen Schicksal verknüpfen kann, was Anerkennung verdient. Sie beruft sich auf viele Fakten, Bilder und Dokumente, die zur Bereicherung der Lektüre beitragen. Nur die zahlreichen englischen, nicht alle im Einzelnen übersetzten Zitate erschließen sich oft nicht in ihrer Notwendigkeit und sind hinderlich beim Lesen.

Annejet van der Zijl stellt Allene als Teil eines Amerikas dar, das auch bei Verlusten immer vorwärts strebt.

"Und vielleicht war das ja Allenes größte Leistung – mehr als ihr Reichtum, ihre Titel, ihre vielen Häuser und ihr imponierendes Gästebuch: dass sie sich, was immer sie auch erlebt und durchgemacht hatte, nie die Fähigkeit nehmen ließ, das Leben zu genießen und dankbar dafür zu sein." (Seite 197)

An sich ein lobenswerter Charakterzug. Trotzdem bleibt Allene einem seltsam fremd. Sie ist vermögend, kauft ständig irgendwelche Häuser, stattet sie aus, reist durch die Welt, ist freundlich, hilfreich, beweist Nächstenliebe. Weil sie es kann, auf Grund ihres Wohlstand ist sie unabhängig. Die Autorin beschreibt gut, wie Allene mit Schicksalsschlägen umgeht. Jedoch gerade in diesen Momenten fehlt es an Emotionalität, die den Leser einer Biografie berühren sollten.

Ungeachtet dessen ist „Die amerikanische Prinzessin“ als ausführliches geschichtliches Dokument einer aufregenden Zeit wertvoll und Unterhaltung auf hohem Niveau.

Veröffentlicht am 16.03.2018

Blutiges Land

Blutiges Land
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Im Jahre 1626 geraten drei junge Menschen in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Es sind Valerian von Villesen, Sohn eines Landadligen, und Eik Schmalens, Sohn des Müllers, trotz ihrer Standesunterschiede ...

Im Jahre 1626 geraten drei junge Menschen in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges. Es sind Valerian von Villesen, Sohn eines Landadligen, und Eik Schmalens, Sohn des Müllers, trotz ihrer Standesunterschiede seit der Kindheit Freunde, die auch zusammen den Kampf mit Degen und Schwertern geübt haben Die anfängliche Jugendfreundschaft hat sich jedoch in den letzten Jahren abgekühlt, und dafür gibt es einen hübschen Grund: Valerians Schwester Augusta, die dritte im Bunde, die Eik in Französisch, Italienisch, Geschichte und Etikette unterrichtete. Dass Augusta überdies Eiks Gefühle zu erwidern scheint, stört Valerian ungemein. Er ist gegen die Verbindung, zumal sie angesichts der unterschiedlichen Herkunft keine Zukunft haben dürfte.

Als der Dreißigjährige Krieg auch vor der Heimat der drei, dem Dorf Bruchhausen und Schloss Villesen, nicht Halt macht, ändert sich im Leben von Valerian, Eik und Augusta alles. Eik verliert seine Mutter und muss darüber hinaus mit anschauen, wie sein Vater von Soldaten der katholischen Liga getötet wird und Valerian daneben steht, ohne einzugreifen und diese Tat zu verhindern. Erschüttert und von eisigem Hass getrieben, schlägt sich Eik auf die Seite der Protestanten, indes Valerian sich den Katholischen zuwendet. So werden aus einstigen Freunden Gegner. Und auch für die Liebe sieht es düster aus: Augusta wird nach Frankreich verheiratet.


Wolfgang Thon erzählt mit „Blutiges Land“ ein Stück bewegender Zeitgeschichte, in der seine Protagonisten – und damit auch die Leser – miterleben können, wie eine Auseinandersetzung um den wahren Glauben und das Machtgefüge die Welt verändert. Es sind aufregende Abenteuer, aber gleichzeitig auch die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, denen sich die Figuren stellen müssen.

Dem Autor gelingt es, dank eines guten Hintergrundwissens der Historie äußerst realitätsnah und mittels intensiv beschriebener, zum Teil grausamer und abscheulicher blutiger Szenen die Gewalttätigkeit und Erbarmungslosigkeit der kriegerischen Konflikte darzustellen. Hierbei erweist sich die offensive Schilderung von Taktik, Angriffen und Kampfhandlungen als vordergründig und unabdingbar, die fiktiven Charaktere agieren gemeinsam mit historischen Persönlichkeiten wie Wallenstein und Tilly, bleiben allerdings stets im Mittelpunkt des Handlung. Es sind vor allem Eik, Valerian und auch Augusta, die am Kreuzweg ihres Lebens stehen, der ihnen eine Zukunft bieten kann oder aber den Tod bringt.

Während Valerian die Position der Katholiken vertritt, findet Eik Rückhalt bei den Protestanten. Beide sehen sich mit den Fragen des Glaubens und damit der Motivation für ihr Handeln konfrontiert, setzen sich mit dem Für und Wider auseinander, ohne dass eine Entscheidung für ein Richtig oder Falsch getroffen wird. Wolfgang Thon ermöglicht es dem Leser außerdem, unmittelbar an der Gedankenwelt seiner Protagonisten teilzuhaben.

Die Ausarbeitung der Art der Freundschaft von Eik und Valerian ist zwar etwas zu kurz geraten, hingegen die Entwicklung zu Männern, die kämpfen lernen, sowie die widersprüchlichen Gefühle der einstigen Freunde sind nachvollziehbar und auf sprachlich hohem Niveau beschrieben. Daneben ist der Handlungsstrang, der Augustas Schicksal beleuchtet, naturgemäß ruhiger erzählt, wenngleich er mit außergewöhnlichem Geschehen aufwartet.

Insgesamt hat Wolfgang Thon seine Figuren mit glaubhaften Wesenszügen ausgestattet. Sie verfügen über Verstand, Courage, Mut, Ehrgeiz und eine Tatkraft, die sie vorwärts treibt und dazu befähigt, ihre Ziele nicht aus den Augen zu verlieren und ihnen selbst bei Rückschlägen zu folgen. Und trotzdem gibt es Momente, in den sie schwach und eigennützig und damit fehlerhaft sind, Mitmenschen enttäuschen und verletzen.

„Blutiges Land“ zeigt einmal mehr, was Kriege für die Menschen bedeutet und aus ihnen machen kann und wie schwierig es ist, Loyalität und Vertrauen, Freundschaft und Liebe zu bewahren. Aber auch, dass es Hoffnung gibt...

Veröffentlicht am 25.02.2018

Dominotod

Dominotod (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 2)
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Nathalie Svensson wird als Mitglied der OFA zusammen mit dem Leiter Ingemar Granstam und dem Kriminaltechniker Tim Walter nach Sundsvall gerufen. Sie sollen dem dortigen Kommissar Johan Axberg und dessen ...

Nathalie Svensson wird als Mitglied der OFA zusammen mit dem Leiter Ingemar Granstam und dem Kriminaltechniker Tim Walter nach Sundsvall gerufen. Sie sollen dem dortigen Kommissar Johan Axberg und dessen Kollegen mittels Erstellung eines Täterprofil helfen, ein seltsames Verbrechen aufzuklären.

Thomas Hoffmann, ein Arzt der psychiatrischen Abteilung, ist ermordet aufgefunden worden. Offensichtlich wurde er mehrere Tage gefangen gehalten und gefoltert, aus den Rückenmuskeln zu beiden Seiten der Wirbelsäule symmetrische Rechtecke geschnitten und in den Mund des Opfers einen Dominostein mit der doppelten Sechs platziert.

Erschwerend kommt hinzu, dass ein weiterer Arzt verschwunden ist: Erik Jensen, der beste Freund von Johan Axberg. Auch hier hat der Täter einen Dominostein hinterlassen. Mit jedem Tag, der ergebnislos verstreicht, wird die Gefahr für das Leben von Erik Jensen größer.

Und als ob das noch nicht reichen würde, scheint es so, dass Nathalie Schwester Estelle ebenfalls in die Sache involviert ist, weil sie, die eine Beziehung zu Erik Jensen hatte, ihn zuletzt gesehen hat.


Jonas Moström kehrt nach "So tödlich nah" mit „Dominotod“ zum klassischen Kriminalroman mit polizeilicher Ermittlungstätigkeit zurück und bleibt dabei seinem verhältnismäßig schwermütigen Schreibstil treu. In zunächst eher ruhiger Art und Weise versteht er es, im Verlauf der Geschichte zu verwirren, in dem er durch wechselnde Einschübe in die Gedankenwelt des Täters führt. Er legt raffinierte Spuren, erhöht mit dem Druck, der auf allen lastet, Erik zu finden, auch entsprechend das Tempo, so dass stetig die Spannung gesteigert wird. Daneben lässt er einige plausible und nachvollziehbare Möglichkeiten zu, wer der Mörder sein könnte, und verschafft so dem Leser einen vermeintlichen Vorsprung vor den eigentlichen Ermittlern.

Trotzdem lebt „Dominotod“ vor allem von den Beziehungsverflechtungen seiner Protagonisten. Für einen guten Überblick über die wichtigsten Figuren sorgt eine Aufstellung, die zudem mit Hintergrundinformationen aufwartet. Während im ersten Band der Reihe größtenteils Nathalie Svensson im Mittelpunkt stand, verschiebt sich dieser und rückt weitere Personen in den Fokus.

Unter anderem Johan Axberg, als ermittelnder Kriminalist den schwedischen Lesern bereits aus acht Bänden einer eigenen Reihe bekannt. Wenngleich bedauerlich ist, dass bisher lediglich „Herzversagen“ (Band 1) in Deutsch erschien, kann der Entschluss von Jonas Moström, seiner Hauptfigur Nathalie Svensson nach ihrer alleinigen Präsentation in „So tödlich nah“ ein Zusammentreffen mit Johan Axberg einzurichten, nur begrüßt werden. Denn trotz aller Unterschiede gelingt die Mischung, und Nathalie und Johan agieren gut zusammen und komplettieren einander.

Während Johan Axberg mehr kopflastig ist, seine Ermittlungen immer engagiert führt und sie mit fast an Besessenheit grenzender Beharrlichkeit zu einem erfolgreichen Ende führen will, worunter die Beziehung zu seiner Familie leidet, handelt und reagiert Nathalie eher emotional und subjektiv. Die vergangenen traumatischen Ereignisse sind nicht spurlos an ihr vorbeigegangen, so dass sie tatsächlich eine Zeit Ruhe für sich benötigt hätte, um wieder frei und zuversichtlich in ihr altes Leben zurückzukehren. Aus diesem Grund hat sie auch zunächst gezögert, nach Sundsvall zu fahren, sich aber dann wegen ihrer Schwester, die sie drei Jahre lang nicht gesehen hat, dazu entschlossen.

In „Dominotod“ gelingt es, sich Nathalie mehr anzunähern. Jonas Moström macht es dem Leser leichter, sie in ihrem Denken und Handeln zu verstehen und ermöglicht eine Identifikation und die Hoffnung zu, dass es ein Wiedersehen gibt.

Veröffentlicht am 25.02.2018

So tödlich nah

So tödlich nah (Ein Nathalie-Svensson-Krimi 1)
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Nathalie Svensson ist Psychiatrische Oberärztin an der Universitätsklinik Uppsala und anerkannte Expertin für Psychopathen. Deshalb unterstützt sie neben ihrer Beschäftigung in einer Klinik als inoffizielles ...

Nathalie Svensson ist Psychiatrische Oberärztin an der Universitätsklinik Uppsala und anerkannte Expertin für Psychopathen. Deshalb unterstützt sie neben ihrer Beschäftigung in einer Klinik als inoffizielles Mitglied der Einheit für operative Fallanalyse (OFA), die für die Erstellung von Täterprofilen zuständig ist, das schwedische Zentralkriminalamt.

Von ihrem Ehemann Håkan lebt die Fünfundvierzigjährige getrennt und streitet sich mit diesem um das Sorgerecht für die Kinder Tea und Gabriel. Mit ihnen wohnt sie in einem kleinen Haus, hat jedoch auch noch eine kleine Wohnung in Stockholm, wo sie die Annehmlichkeiten eines Singledaseins auslotet, wenn sie sich nicht um ihre Kinder kümmert. Dazu gehören ebenso wechselnde und kurzzeitige und in der Regel einmalige Beziehungen. Einer dieser Männern, der Schauspieler Rickard Ekengård, bittet sie um ein zweites Treffen. An jenem Abend muss sie mit ansehen, wie Rickard vor ihren Augen niedergeschossen, in einen Brunnen geworfen wird und in ihren Armen stirbt. Dieses Ereignis schockiert Nathalie verständlicherweise, weist es doch Ähnlichkeiten mit einem Geschehen zehn Jahre zuvor auf. Damals wurde Nathalies große Liebe Adam auf ähnliche Weise ermordet. Die Tat zerstörte Nathalies Leben, und dieses verschwand in undurchdringlicher Finsternis, die sie seither in sich trägt, auch weil Adams Tod nach wie vor unaufgeklärt ist.

Nach dem Mord an Rickard fühlt sich Nathalie verfolgt, nicht nur durch die anonymen Nachrichten auf ihrem Handy. Das kann sie trotzdem nicht davon abhalten, den Fall lösen zu wollen. Und je mehr sie sich mit dem beschäftigt, das Adam an Material in einer Kiste zurückgelassen hat, desto überzeugter wird sie, dass es zwischen beiden Todesfällen eine Verbindung gibt.

Jonas Moström ist als Krimiautor in Deutschland noch ein eher unbeschriebenes Blatt, hingegen in seiner Heimat Schweden äußerst erfolgreich. Er hat selbst Medizin studiert und als Arzt gearbeitet.

Mit Nathalie Svensson stellt er eine kompetente und zugleich komplizierte Frau in den Mittelpunkt seiner Reihe, deren Einzelbände stringent erzählt werden und zeitlich an den jeweils vorherigen anschließen.

Neben der Haupthandlung von „So tödlich nah“, die im April 2014 einsetzt, führt der Autor den Leser immer wieder zehn Jahre zurück und lässt ihn an der Seite von Nathalies Verlobten Adam das damalige Geschehen Revue passieren. Während die Handlungsstränge zunächst parallel verlaufen, verdichten sie sich im Verlauf immer mehr zu einem Gesamtbild. Vielleicht kommt ein wenig oft der Zufall zur Hilfe, gleichwohl treiben gerade diese Zufälle die Geschichte, die geschickt konstruiert ist und ein gutes Erzähltempo hat, voran. So wirkt sie schlüssig, verfügt über eine gewisse Dramatik und überrascht letzten Endes mit ihrer Auflösung.

Jonas Moström bindet die landschaftliche Umgebung und örtlichen Gegebenheiten von Uppsala und Stockholm gut in seine Schilderung ein, schreibt in klarer Linie und manchmal etwas nüchterner Sprache. Die Stimmung ist nordisch unterkühlt und spiegelt die Gefühle seiner Hauptfigur wider.

Nathalie ist als Charakter nicht einfach zu händeln. Die zweifache Mutter hat bis zur Trennung von Håkan versucht, ein möglichst angepasstes Leben zu führen. In ihrem Beruf, mit dem sie Menschen helfen kann, geht sie auf, denn hier haben ihre Selbstzweifel und das Gefühl, nie gut genug zu sein, keinen Platz. Doch nun will sie verlorene Jahre aufholen und nichts mehr verpassen und pflegt einen eher ungewöhnlichen Lebensstil.

Obwohl die Darstellung glaubwürdig ist, fällt es nicht leicht, Nathalie nahe zu kommen. Eine Erklärung könnte eben auch ihre unaufgearbeitete Vergangenheit sein. Zudem plagt sie sich mit ihrer Mutter Sonja und deren Alkoholproblem herum. Hingegen hat Nathalie zu ihrem Vater Victor ein besseres Verhältnis. Ihm kann sie sich anvertrauen.

Insgesamt räumt Jonas Moström den Beziehungs- und sonstigen Problemen seiner Protagonistin viel Raum ein, ohne die Kriminalhandlung aus den Augen zu verlieren. Das macht „So tödlich nah“ zu einer bemerkenswerten Lektüre.