wunderschöner historischer Liebesroman, der auch ohne Kitsch überzeugen kann
Meinung:
Das Haus in der Löwengasse war mein erster historischer Roman aus der Feder von Petra Schier und ich muss sagen, dass sie mich damit vollkommen überzeugen konnte. Sie schafft es gekonnt den Leser ...
Meinung:
Das Haus in der Löwengasse war mein erster historischer Roman aus der Feder von Petra Schier und ich muss sagen, dass sie mich damit vollkommen überzeugen konnte. Sie schafft es gekonnt den Leser in das frühe 19. Jahrhundert zu versetzen. Man nimmt ab der ersten Seiten Anteil an Paulines Geschichte und erfährt dabei wie schwer es Frauen zu der damaligen Zeit hatten. (Sie darf als Frau weder ihre Eltern, noch ihren Onkel beerben, gehört als 23-jährige unverheiratete Frau schon fast zum alten Eisen und hat ohne Verwandte, wenig Chancen noch einen guten Ehemann zu finden und muss sich den Nachstellungen ihres Arbeitgebers fügen, ohne dass sie wirklich etwas dagegen unternehmen kann.)
Die Autorin steigert dabei bereits zu Beginn das Interesse des Lesers, indem sie mit Rückblenden arbeitet und man von Paulines tragischem Schicksal in Bonn nur nach und nach die komplette Wahrheit erfährt. Auch wenn man es sich bereits früher denken kann, sind diese Enthüllungen wirklich ergreifend beschrieben. Dies und auch die Geheimnisse über Julius Widersacher, der ihn in den Ruin treiben will verleihen der Geschichte ihre Spannung.
Die Charaktere sind wunderbar authentisch und lebensecht beschrieben. Man bekommt beim Lesen das Gefühl diese Personen wirklich kennenzulernen.
So ist Pauline eine rundum sympathische Hauptprotagonistin. Sie ist durch ihre tragischen Erfahrungen in Bonn gezeichnet und traumatisiert, lässt sich davon aber nicht unterkriegen. Der Leser erlebt sie stark und selbstbewusst. Ihr Umgang mit den Kindern ist sehr einfühlsam und trotzdem strahlt sie eine gewisse Autorität aus, von der auch Julius einen Teil abbekommt. Ich musste oft grinsen, als sie sich die beiden ihre amüsierenden Wortgefechte liefern. Ihre Gefühle für Julius will sie sich nicht eingestehen, was sie aber weder dumm oder naiv wirken lässt, sondern sie irgendwie noch sympathischer macht. Julius und die Kinder sind ihr so wichtig, dass sie dafür sogar ihr eigenes Glück hinten anstellt und Julius darin bekräftigt Frieda zu heiraten.
Julius wirkt zu Beginn mürrisch, kalt und hartherzig. Doch im Laufe des Romans werden seine netten und liebevollen Seiten immer deutlicher. Er gibt Pauline die bedingungslose Möglichkeit mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. Denn auch er ist gezeichnet von alten Wunden, die ihn heute noch quälen. So ist er hinter seiner harten Schale ist ein wirklich guter Mann und hat für die damalige Zeit faire und moderne Ansichten. Seine Ehrlichkeit ist erfrischend und einfach umwerfend und seine Selbstdisziplin einfach zu bewundern.
Doch auch die Nebencharaktere sind wirklich gut geworden und füllen den Roman durch ihre kleinen, aber besonderen Details mit Leben.
Frau Schier überträgt durch ihrer einfühlsame und auch spannende Erzählweise geschickt die Gefühle ihrer Charaktere auf den Leser und entführt ihn in die Handlung. Die Liebesgeschichte von Pauline und Julius wirkt dabei zu jeder Zeit glaubhaft und kann auch ohne Kitsch überzeugen. Es ist einfach nur schön zu erleben, wie die beiden langsam zueinander finden. Auch ihre Gewissensbisse, die Verzweiflung und die endgültigen Entscheidungen sind für den Leser nachvollziehbar dargestellt. Und gegen Ende ist sogar noch eine kleine Spur Erotik vorhanden.
Fazit:
Ein wunderschöner historischer Liebesroman, der auch ohne Kitsch überzeugen kann. Die gefühlvollen und spannenden Beschreibungen, werden durch humorvolle Wortgefechte und genau der richtigen Menge an Informationen aus der damaligen Zeit abgerundet. 5 Sterne und eine Leseempfehlung für alle, die gerne auch mal etwas ruhigere und gefühlvolle Bücher lesen.