"Ich glaube, also bin ich!"
Der Medicus Simon und seine Frau, die Henkerstochter, Magdalena begeben sich auf die Wallfahrt nach Andechs. Sie wollen dem Herrgott danken, dass ihre beiden Buben eine schlimme Krankheit überstanden haben. ...
Der Medicus Simon und seine Frau, die Henkerstochter, Magdalena begeben sich auf die Wallfahrt nach Andechs. Sie wollen dem Herrgott danken, dass ihre beiden Buben eine schlimme Krankheit überstanden haben. Auf dem Weg, den sie von Schongau aus mit vielen Mitgläubigen machen, werden sie von einem heftigen Gewitter überrascht. Blitz und Donner fallen vom Himmel und die Gläubigen rennen auseinander. Sie sind im Wald kurz vor Andechs und fürchten sich vor der Dunkelheit und dem Gewitter. Simon, Magdalena und ein weiterer Wallfahrer verirren sich und werden fast von Wölfen angefallen, als ihnen ein Mönch zu Hilfe eilt. Es ist der Apotheker Frater Johannes des Klosters, der gerade nach Kräutern sucht. Er führt die Gruppe dann auf sicherem Weg zum Kloster.
Hier ist aber nicht alles so, wie es scheint. Gerade wurde der Helfer, der Novize Coelestin des Apothekers tot aus einem See geborgen. Simon, der den Apotheker um Kräuter für seine fieberkranke Frau bittet, sieht den Leichnam und hilft ihm bei der Untersuchung. Schnell stellt Simon fest, dass dies kein natürlicher Tod war. Dies wird dem Abt Maurus vorgetragen, der den Medicus dann gleich um einen Bericht bittet.
Aber es bleibt nicht bei diesem einen Toten. Immer tiefer scheint das Kloster im Sumpf der Machenschaften eines Hexers zu versinken.
Außerdem bricht ein merkwürdiges Fieber aus, so dass Simon alle Hände voll zu tun hat. Als dann der Uhrmacher Virgilius verschwindet und auch sein Helfer tot aufgefunden wird, ist ein Verdächtiger schnell gefunden.
So mehr werde ich jetzt nicht verraten, denn dieses Buch ist es Wert gelesen zu werden.
Fazit:
Oliver Pötzsch schreibt hier den vierten Teil der Henkerreihe. Ich persönlich hatte noch keines der Vorgängerbücher gelesen und fand mich trotzdem ganz schnell in das Buch rein. Es handelt sich hier um einen historischen Krimi, der von Anfang an spannend ist. Die Spannung hält auch das ganze Buch über und ich konnte gar nicht abwarten, endlich alles zu erfahren.
Der Schreibstil ist leicht und flüssig zu lesen. Die historischen Begebenheiten sind gut recherchiert und man konnte sich jederzeit ein Bild von den alten Gemäuern des Klosters und der Katakomben machen. Auch die Umgebung ist toll beschrieben.
Die Figuren sind absolut realistisch und fein gezeichnet. Sie sind mit viel Leben eingehaucht und man konnte sich direkt mit ihnen identifizieren. Ich lachte, weinte und ängstigte mich mit ihnen zusammen. Wunderbar auch die ganze Geschichte um den Automaten. Auch wurde viel über Heilkräuter berichtet und ich konnte hier auch noch etwas lernen.
Einzig Magdalena, die mir doch für diese Zeit ein wenig zu tough und emanzipiert erschien, konnte mich nicht ganz überzeugen. Ich denke nicht, dass im 17. Jahrhundert eine Frau schon so vorlaut und kess sein durfte. Das störte aber wirklich nur am Rande.
Meine Lieblingsfigur war hier eindeutig Simon. Der kleine Bader aus Schongau, der mit dieser kessen Magdalena verheiratet und mit dem griesgrämigen Schwiegervater Jakob, dem Henker, doch schon arg gebeutelt ist. Auch Jakob gefiel mir gut. Er hat das Herz am rechten Fleck. Er hat eine grobe und eine liebevolle Art mit den Menschen um ihn herum umzugehen. Harte Schale, weicher Kern, passt absolut auf Jakob Kuisl.
Das Buch ist mit einem Namensverzeichnis und einer Karte des Klosters am Anfang und mit einem Andechser Klosteralmanach am Ende ausgestattet. Das rundet das Ganze sehr gut ab.
Hier kommen von mir 5 absolut verdiente Sterne und eine eindeutige Leseempfehlung.