Anfassen verboten.
Palace of Glass - Die WächterinLondon in der Zukunft.
Es ist den Menschen bei schwersten Strafen untersagt, sich gegenseitig zu berühren. Hautkontakt, so regelt es ein Gesetz, gilt als schlimmstes aller Vergehen. Handschuhe, Kummerbünde ...
London in der Zukunft.
Es ist den Menschen bei schwersten Strafen untersagt, sich gegenseitig zu berühren. Hautkontakt, so regelt es ein Gesetz, gilt als schlimmstes aller Vergehen. Handschuhe, Kummerbünde und das Bedecken des gesamten Körpers gehören zum Alltag.
Es sind die Magdalenen, die das Königshaus und die Bevölkerung so fürchten. Menschen mit genetischen Mutationen, die durch Berührungen die Gedanken und Emotionen anderer sehen und auch manipulieren können.
Rea ist eine von ihnen. Tags arbeitet sie als Schneiderin, nachts legt sie Handschuhe und Verkleidung ab und steigt in den Ring. Sie schlägt Gegner, die ihr an Kraft und Größe weit überlegen sind, mit blossen Händen zu Boden - denn ihre Gabe hilft ihr, vorauszusehen, was geschieht.
Ihre Gabe ist es auch, die sie zwingt zu ihren nächtlichen Ausflügen in die Unterwelt, denn in ihr tobt die den Magdalenen gegebene Sehnsucht, andere Menschen zu berühren.
Einer ihrer Kämpfe erregt Aufmerksamkeit:
Sie wird engagiert als Leibwächter des Königssohns, ohne, dass der Hof eine Ahnung hat, mit wem er es bei dieser unschlagbaren Faustkämpferin zu tun hat.
Rea muss nun an dem Ort, von dem ihr die allergrößte Gefahr ausgeht dienen, immer in der Furcht, als Magdalena entdeckt zu werden.
Grade als sie beginnt, sich auch noch in den Prinzen zu verlieben wird ein Anschlag auf sein Leben verübt … wie wird sie reagieren, muss sie ihr Geheimnis preis geben?
„Palace of Glass“ gehört zu den Büchern, die seit Wochen durch die sozialen Kanälen schießen; kein Tag vergeht, an dem man nicht das rote Band auf einem Foto eines Buchbloggers sehen kann.
Und natürlich siegt die Neugierde - das Buch ist auch zum Hingreifen gemacht. Ich schreibe ja selten über die Optik eines Buches, aber wenn ich ehrlich bin bin ich natürlich auch sehr anfällig für schöne Bücher.
Das Cover ist wunderbar - das Einzige, was mich irre macht ist der Name der Autorin und der Untertitel … warum bloss hat man mit dieser Schrift das Gesamtbild zerstört?
Aber um die Optik des Buches soll es nicht gehen.
Ich habe das Buch an zwei Abenden beendet - es liest sich wahnsinnig flüssig und entspannt.
Das Thema ist sehr spannend, ich glaube, so etwas hat es bisher noch nicht gegeben.
Eigentlich haben wir hier eine wirklich rasante Mischung aus Dystopie, Fantasy und Romantik - eine sehr interessante Mischung.
Eins meiner absoluten Lieblingsbücher ist und bleibt „The Handmaid´s Tale“ - und ich habe mehr als einmal an diese patriarchisch geprägte Dystopie denken müssen, in der die Frauen in absurder Verkleidung ihr Dasein fristen.
Und dieser Vergleich ist es natürlich auch, was mich an diesem Buch fasziniert.
Die Idee, dass Berührungen, für uns Menschen ja das A und O, so komplett bis auf den letzten cm Haut unter Strafe stehen ist eine gruselig-faszinierende Angelegenheit.
Das absolute Grundbedürfnis der Menschen wird untergraben und es kann nur zu Revolten, Untergrundaktionen und Abtrünnigen kommen.
Und das nicht nur unter den „Magdalenen“, jenen, die die Berühungen als Manipulation benutzen können.
Rea ist ein spannender Charakter, wobei ich bis zum Ende des Buches absolut kein Bild von ihr im Kopf hatte. Ich hatte keine Anhaltspunkte, wie ich sie mir vorstellen kann, ausser, dass sie sehr schlank und sehr sportlich ist. Ein bisschen schwierig war es so für mich, sie als Person zu greifen. Auch ihre Emotionen, durchaus ja sehr oft ein Thema im Buch, blieben für mich etwas distanziert, etwas zu unausgereift.
Sehr schnell der Schritt vom Kennenlernen des Prinzen und ihr bis zum sehnsüchtigen Verliebtsein - sehr unemotional beschrieben, wie ich fand.
Das ist auch für mich soweit der größte Knackpunkt an der Geschichte: Sie hat unglaublich viel Potenzial, die Idee ist faszinierend, die Charaktere sehr vielschichtig … aber ich habe so oft beim Lesen gedacht: los, mehr! Gas geben. Als würde die Autorin mit angezogener Handbremse fahren. Sie könnte mehr, tiefer gehen, besser beschreiben, die Charaktere lebendiger machen. Vieles bleibt distanziert, etwas an der Oberfläche.
Ich hoffe, dass sich das im weiteren Verlauf noch verändern wird, denn an sich ist das Buch in meinen Augen, grade was die Geschichte angeht, wahnsinnig gut.
Die Handlung sehr gut und in sich spannend aufgebaut, mit einigen Wendungen, die man gar nicht wirklich erwartet hätte. Wenn man glaubt, den Attentäter erkannt zu haben … ist es eigentlich ganz anders. Kleine, winzige Anhaltspunkte geben schon im Vorfeld Aufschluss, sind aber mehr Brotkrumen auf dem Weg zu Lösung, was es wirklich spannend macht.
Das Finale wunderbar beschrieben und sehr gut gelöst. Es bleiben offene Fragen - geht es doch weiter mit Rea und Robin? Wie wird es mit Ninon weitergehen?
„Palace of Glass“ ist der erste Teil einer Trilogie, daher werden wir wohl sehr bald Antworten auf diese Fragen bekommen. Ich werde in jedem Fall weiterlesen.