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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2018

sehr unterhaltsam

Idol – Gib mir die Welt
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Idol - Gib mir die Welt war das erste Buch, welches ich von Kristen Calihan gelesen habe. Ich dachte, es wäre mal wieder Zeit für ein bisschen Herzschmerz. Hie und da wage ich mich in dieses Genre in der ...

Idol - Gib mir die Welt war das erste Buch, welches ich von Kristen Calihan gelesen habe. Ich dachte, es wäre mal wieder Zeit für ein bisschen Herzschmerz. Hie und da wage ich mich in dieses Genre in der Hoffnung, ein paar unterhaltsame Stunden zu haben und mit ein bisschen Liebe, Sex und Drama unterhalten zu werden.

Idol war tatsächlich für mich ein Volltreffer. Genau die richtige Mischung. Kaum Kitsch und wenn dann einer, der gut lesbar und realistisch war. Ein Liebespärchen, bei welchem die Chemie stimmte. Gute, witzige Dialoge, heiße Sexzenen, das Setting in der Musikszene sehr unterhaltsam.

Kristen Callihan versteht es, die Leserinnen zu unterhalten und ich habe das Buch tatsächlich in zwei Tagen durchgeschmökert und gleich den zweiten Band auf meine Wunschliste gesetzt. Genretypisch und dort 5 Sterne wert.

Veröffentlicht am 16.07.2018

geniales Prequel

Die Hungrigen
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Wenn ein Autor ein Prequel zu einem großen Bucherfolg schreibt, drängt sich dem geneigten Leser sicher die Frage auf, was denn in einer solchen Vorgeschichte noch Neues, Unbekanntes kommen könnte, welches ...

Wenn ein Autor ein Prequel zu einem großen Bucherfolg schreibt, drängt sich dem geneigten Leser sicher die Frage auf, was denn in einer solchen Vorgeschichte noch Neues, Unbekanntes kommen könnte, welches den Blick in das neue Buch lohnt. So ähnlich ging es mir natürlich auch mit „Die Hungrigen“ dem neuen Roman von M.R. Carey, der zeitlich vor „Die Berufene“ spielt und der grundsätzlich keine überraschend neuen Ansatzpunkte bringt.

Ein parasitärer Pilz hat über 90 Prozent der Weltbevölkerung befallen und entweder ausgelöscht oder zu willfährigen blutrünstigen Zombies gemacht, die alles fressen und töten wollen, was nach Blut riecht und sich bewegt; egal ob Mensch oder Tier. Eine kleine Gruppe Menschen hat sich verbarrikadiert und schickt einen Stoßtrupp aus, der Material zur weiteren Erforschung der Seuche sammeln soll. In einem schwer gepanzerten Fahrzeug, dass den freundlichen Namen Rosie bekommen hat, ist ein Team von Wissenschaftlern und Soldaten auf einer gefährlichen Fahrt durch England; auf der Suche nach Zombies, um deren Gehirne und den Pilz zu extrahieren.

Soweit nichts wirklich Neues. Aber Carey fesselt von der ersten Seite an mit seinen Protagonisten. Er gibt den Darstellern schnell Profil und Tiefe und weckt Interesse und Empathie beim Leser. Diese Stärke hat er schon im ersten Buch zur Geltung gebracht. Dies mag man in meinem Fall auch daran erkennen, dass ich Zombiefilme hasse und Zombiebücher eigentlich fürchterlich finde. Aber es geht hier zum zweiten Mal um viel mehr, als einen Horrorroman. Vielmehr wird hier vom Kampf der Menschen und explizit einer kleinen Gruppe Überlebender erzählt, die versuchen, den Pilz zu verstehen, seine Schwächen zu finden und ein Gegenmittel zu suchen. Dabei könnten die Protagonisten nicht unterschiedlicher in ihren Methoden und Zielen sein.

Da gibt es die Wissenschaftlerin, die trotz all des Grauens um sie herum den Optimismus nicht verloren hat und gewillt ist, ihr ungeborenes Kind in diese dystophische Welt zu gebären, weil sie an das Gute und an den Sieg der Wissenschaft glauben möchte. Da ist der junge Autist, der von fast allen als dumm und stupide verkannt wird und der doch durch seine Inselbegabungen der erste ist, der auf eine Gruppe überlebender Kinder stößt, die scheinbar trotz des Pilzes menschliche Züge behalten haben und die Lösung für eine Zukunft der Menschheit sein könnten. Aber da gibt es auch den hochrangigen Soldaten, der in den infizierten „Hungrigen“ nur tote Menschen sieht, und der als einziges durchführbares Mittel gegen die Zombies deren absolute und effektive Tötung im Sinn hat und der gegen jede Form der Demokratie eine Militärische Führung als Ziel seiner Pläne anstrebt.

Mich faszinierten die Perspektivwechsel der einzelnen Kapitel, wodurch man allen Akteuren sehr nahe kommt. Und die Fragen nach wirklicher Menschlichkeit und in wie weit in den Untoten und vor allem in den seltsamen Kindern denkende, fühlende und menschliche Menschen stecken, die es zu schützen gilt.

Auch wenn ich weiß, wohin die Geschichte letztendlich führt – nämlich zu „der Berufenen“ – so ist es doch ein Prequel, welches ich atemlos und mit großem Vergnügen gelesen habe und es ist tatsächlich egal, in welcher Reihenfolge man die beiden Bücher liest, denn der Autor schaffte es, dass ich auch diesmal wieder geflasht war vom Erzählstil und der Tiefe und feinen Psychologie der Handlung.

Veröffentlicht am 22.06.2018

Wunderschön

Sag den Wölfen, ich bin zu Hause
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Ein Buch, welches wie ein Gesamtkunstwerk besticht. Dank der Autorin und dank dem Verlag, der für eine sehr liebevolle Covergestaltung zuständig war und mit dem Titel „Sag den Wölfen ich bin zuhause“ einen ...

Ein Buch, welches wie ein Gesamtkunstwerk besticht. Dank der Autorin und dank dem Verlag, der für eine sehr liebevolle Covergestaltung zuständig war und mit dem Titel „Sag den Wölfen ich bin zuhause“ einen sperrig-schönen Titel gewählt hat. Das Buch ragt also mit allem aus dem Einheitsangebot im Buchhandel heraus. Umso schöner ist es, dass auch der Inhalt ein Kleinod ist.

June verliert ihren geliebten Onkel Finn an die Krankheit AIDS. Für die Vierzehnjährige ein einschneidenes Erlebnis, welches sie fast aus der Bahn zu werfen droht, obwohl die Familie ihr Halt gibt und ihren Schmerz versteht. Da das Buch in den 1980ern spielt, wird noch nicht offen über Homosexualität und Aids gesprochen und die Ablehnung ist spürbar, die viele Menschen dem Thema gegenüber anfangs hatten. Aber dann lernt sie neue Menschen kennen, die ihr helfen, die ihren Blickwinkel verändern
und den Verlust einzuordnen und zu verarbeiten.

Ein Mädchen auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Ein Buch tiefer Emotionen aber gänzlich ohne rosaroten Kitsch. Einfach und klar ist der Erzählstil. Schnörkellos und doch voller Bilder, die unter die Haut gehen. Ein Buch für junge und alte Leser. Dicke Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 27.05.2018

GENIAL

Nevernight - Das Spiel
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Für alle Fantasyfans, die den ersten Band von Nevernight noch nicht gelesen haben sollten: Kommt endlich in die Gänge und holt ihn euch. Sonst lasst ihr Euch eine der besten Fantasyreihen der letzten 50 ...

Für alle Fantasyfans, die den ersten Band von Nevernight noch nicht gelesen haben sollten: Kommt endlich in die Gänge und holt ihn euch. Sonst lasst ihr Euch eine der besten Fantasyreihen der letzten 50 Jahre entgehen.

Für alle, die überlegen, den zweiten Band zu lesen (ein Zustand, den ich nicht ganz verstehen würde, denn eigentlich gab es nach dem ersten Band nur das sehnsüchtige Warten auf die Fortsetzung; aber es soll ja auch Unentschlossene geben): Die Fortsetzung wird all Eure Wünsche erfüllen und mehr… spätestens danach seid ihr süchtig nach dieser Trilogie. Ihr werdet Jay Kristoff und seiner Fantasywelt hörig sein, ihr werdet seine Fabulierkunst anbeten, in seinen genialen Ideen schwelgen, seine Charaktere lieben, Euch nach mehr und das am Besten noch heute sehen.

Das Spiel, welches Mia Convere in Nevernight 2 spielt, ist gefährlich und birgt immer den Tod in sich. Mit dem Ziel, die Mörder ihres Vaters zu vernichten, steht dem Leser von Anfang an ein blutiges Finale für den Showdown vor Augen. Aber der Weg dorthin ist steinig. Und nicht nur hartumkämpfte Siege, sondern auch traurige Niederlagen liegen vor Mia und den wenigen Menschen, die ihr nahe sind. Teil zwei ist noch blutiger als der Vorgänger und dennoch auf seltsame Weise eben kein brutales Buch, auch wenn mehr als ein Gemetzel beschrieben wird und die 17jährige Mia zur Größten Kämpferin unter den drei Sonnen herangewachsen ist. Jay jagt uns durch eine Achterbahn der Gefühle in der man mehr als einmal das Buch erschrocken weglegt oder es an die Wand schmeißen möchte, weil die Angst oder das Entsetzen den Leser beuteln. Aber ebenso oft ist man von Rührung ergriffen oder hält sich den Bauch vor lachen über den bahnbrechenden Humor und die tiefen Gefühle, die aus dieser Geschichte ebenso leicht und heiß fließen, wie das viele Blut der Getöteten.

Immer sehnt man sich als Leser nach einer Geschichte, die man so noch nicht gelesen hat. Hier ist man bei Nevernight mehr als gut aufgehoben. Nicht nur täuscht Mia ihre Feinde, auch Jay täuscht den Leser mit sardonischem Vergnügen und die meisten Täuschungsmanöver gelingen beiden hervorragend und bescheren ein gewaltiges Lesevergnügen.

Immer sehnt man sich als Leser nach Darstellern, die einen berühren. Jay Kristoff schafft es mit rotzfrechem Charme, dass wir eine Killerin und Mörderin lieben, dass wir gebannt den Streit-Gesprächen von zwei tierischen Schatten lauschen und um das Leben von Leuten fürchten, die eine Spur des Todes hinter sich herziehen und von deren Stiefeln dicke Blutstropfen fallen. Ebenso wie er dramatische Kämpfe aufs Trefflichtste zu schildern weiß, so schreibt er auch teuflisch gute Liebensszenen, die keine Fragen offen lassen. Und man spürt den Hass und die Sehnsucht von Mia ebenso wie ihren Schmerz und ihre innigen Gefühle.

Diese geniale Geschichte lässt sich nur schwer in eine kurze Rezension packen und eigentlich bedürfte sie noch einer ganzen Handvoll tiefsinniger Fußnoten. Eines meiner Lieblingsbücher EVER.

Veröffentlicht am 07.05.2018

Ein Jahreshighlight

Wie Treibholz im Sturm
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In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges wird Hannahs Heimatstadt Hamburg schwer zerbombt. Sie verliert dabei ihre gesamte Familie und das Dach über dem Kopf. Mit Tausenden von Flüchtlingen landet ...

In den letzten Wochen des Zweiten Weltkrieges wird Hannahs Heimatstadt Hamburg schwer zerbombt. Sie verliert dabei ihre gesamte Familie und das Dach über dem Kopf. Mit Tausenden von Flüchtlingen landet sie auf einem Gut in Schleswig-Holstein. Die Verletzungen des Körpers und der Seele nagen schwer an den Menschen, die hier auf engstem Raum Hunger und Kälte erdulden und verzweifelt ums Überleben und einen Neuanfang kämpfen. Bei Hannah werden drei junge Soldaten frisch von der Ostfront einquartiert. Auch sie leiden unter schweren Kriegstraumata, einer unter ihnen, der rothaarige Fuchs, hat sogar das Sprechen verlernt. Nach und nach akzeptieren die vier die Zweckgemeinschaft und fangen an, gemeinsam nach Nahrung und Holz zu suchen und durch zögerliche Nähe und Freundschaft zur Ruhe zu kommen. Dabei ist es vor allem der stumme und scheue Fuchs, für den Hannah Gefühle entwickelt. Nur zu gerne würde sie erfahren, was ihm passiert ist, denn sie glaubt, ihm helfen zu können, aus seiner Depression herauszufinden.

Wer den Klappentext von Daniela Ohms neuem Roman „Wie Treibholz im Sturm“ gelesen hat, der ahnt, dass es sich hier nicht um eine einfache leichte Liebesgeschichte handelt. Dieses Buch erzählt mit eindringlichen und ehrlichen Worten vielmehr von den Menschen, die den Krieg überlebt haben. Von denen, die ihre Heimat verloren und ihre Liebsten sterben gesehen haben , aber auch von den Soldaten, die der Krieg zu grauenhaften Taten gezwungen hat, weil sie Befehlen gefolgt sind aber auch, weil sie nichts weiter als einfach überleben wollten. Alle Darsteller der Geschichte haben mehr oder weniger schwere Traumata zu verarbeiten. Auch die Frauen, die daheim geblieben sind, mussten Schlimmes erleben. Die immense Zahl der Flüchtlinge stellte dabei die Bevölkerung auf dem Land vor große logistische und versorgungstechnische Probleme. Und die seelischen Wunden wurden nicht behandelt, sondern jeder musste selbst versuchen damit umzugehen. Wenn ein ganzes Volk einen Krieg überlebt hat, gibt es niemanden mehr, der unverletzt geblieben ist.

Das Buch schildert nicht nur die Situation nach Kriegsende sondern erzählt auch in Rückblenden, was die Protagonisten, vor allem Hannah und der Fuchs, im Krieg erlebt haben. Vor allem diese Abschnitte sind erschütternd und wühlen den Leser auf. Die Geschichte verfolgt einen auch nachdem man den Roman zur Seite gelegt hat. Man spürt, dass es genau solche Schicksale zu Tausenden damals gegeben hat – und sie heute noch nach jedem Krieg überall auf der Welt gibt. Die Verzweiflung und die Schuldgefühle aber auch das Sehnen der Flüchtlinge nach einer neuen Zukunft und nach Liebe und Vergebung sind übermächtig und die Autorin findet dafür eine wahrhaftige Sprache mit der sie auch unsägliche Gräuel und tiefsten Schmerz einfühlsam beschreibt.

Für mich war diese Geschichte ein großes Jahreshighlight. „Wie Treibholz im Sturm“ könnte nicht aktueller sein, obwohl die Geschehnisse doch schon über 60 Jahre zurückliegen. Es gehört zu den Büchern, an denen ein Leser schwer zu kauen hat aber die geschrieben werden müssen und die unbedingt gelesen werden sollten. Unterhaltung muss nicht immer einfach und leicht sein, um den Leser zu begeistern. Und am Ende findet Daniela Ohms dann Worte der Zuversicht und für einen Teil ihrer Heldinnen und Helden ein neues Glück und auch einen Weg, um hoffnungsvoll in die Zukunft zu schauen und die verlorenen Menschen lebendig im Herzen zu behalten.