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Veröffentlicht am 15.09.2016

Verrat im Reich der Silbernen

Die rote Königin (Die Farben des Blutes 1)
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„Die Rote Königin“ ist der Auftakt der Trilogie rund um „Die Farben des Blutes“ der amerikanischen Autorin Victoria Aveyard und erschien 2015 im Carlsen Verlag.

Mare ist eine Rote, die in einer Welt lebt, ...

„Die Rote Königin“ ist der Auftakt der Trilogie rund um „Die Farben des Blutes“ der amerikanischen Autorin Victoria Aveyard und erschien 2015 im Carlsen Verlag.

Mare ist eine Rote, die in einer Welt lebt, die von den Silbernen regiert wird. Alles bestimmend ist hier die Farbe des Blutes, die rot oder silbern sein kann und den sozialen Status bestimmt. Die Aufgabe der Roten ist es, den Silbernen, welche übernatürliche Kräfte besitzen, zu dienen, denn sie selbst verfügen nicht über diese Kräfte. Eines Tages entdeckt Mare vor den Augen des Königs – der natürlich ein Silberner ist - ihre eigenen besonderen Fähigkeiten. Nun wird sie von der Königsfamilie als eine Silber-Adelige ausgegeben und aus politischen Gründen mit einem der Prinzen verlobt. Nicht genug damit, dass Mare ihre eigentliche Blutfarbe verstecken muss und im Verborgenen die aufkeimende Rote Rebellion unterstützt, jetzt verliebt sie sich auch noch in den Prinzen - jedoch in den falschen.

Nichts Neues nach „Die Tribute von Panem“

Kennt man die „Tribute von Panem“, ist der Plot diese Revolutionsgeschichte nichts Neues. Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch darin, dass Mare sich aus freiem Willen dazu entscheidet, sich der Rebellion anzuschliessen - während sie diese nach dem Plan des Königspaares eigentlich verhindern sollte. Überhaupt ist Mare eine unglaublich mutige und starke Persönlichkeit, welche einem sehr sympathisch ist, da sie bei weitem nicht perfekt ist und zudem viele Opfer in Kauf nehmen muss, um an ihr Ziel zu gelangen. Oft steht sie kurz davor, entlarvt zu werden, was ihr Ende bedeuten würde - ob sie es letztlich schafft?
Die anfangs etwas klischeehafte Handlung wird, je weiter man liest, immer komplexer und das überraschende Ende sorgt dafür, dass man die Fortsetzung gar nicht erwarten kann.



Ebenfalls spannungsfördernd wirken die vielschichtigen Figuren, deren wahre Absichten man nicht immer auf den ersten Blick errät und deren wahre Persönlichkeiten schwer in dem Netz aus Lügen und Betrug zu erkennen sind. Denn selbst das Königshaus ist voller Verräter, wirklich jeder kann jeden verraten‘.

„Jeder kann jeden verraten“

Tatsächlich entwickelt sich die Geschichte letztlich doch nicht so, wie man es erwarten würde. Sie erzählt vielmehr von Mares Wut, ihrer Verzweiflung, ihren Lügen und ihrer Liebe, doch auch von Krieg, Armut und einer langsam aufkommenden Revolution.

Nicht High-Fantasy, sondern Dystopie

Nicht erklärt wird im Buch, wie es zur Spaltung der Roten und der Silbernen kommen konnte und warum nur die Silbernen über magische Kräfte verfügen. Der Roman ist nämlich nicht wie vermutet High Fantasy, sondern sogenannte Dystopie, eine Untergattung des Romans - es gibt nämlich Technik, Elektrizität und sogar Fahrzeuge.
Akzeptiert man diese Fakten jedoch als Prämissen, wird den Leser nicht zuletzt der flüssige Schreibstil bis zum Ende des Buches fesseln.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Rollentausch: Engel als Monster

Daughter of Smoke and Bone
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Der erste 500-seitige Band einer Trilogie, wobei die Bücher gegen Ende immer mehr an Umfang gewinnen: Daughter of Smoke and Bone – Zwischen den Welten 1. Die US-amerikanische Autorin veröffentlichte ...



Der erste 500-seitige Band einer Trilogie, wobei die Bücher gegen Ende immer mehr an Umfang gewinnen: Daughter of Smoke and Bone – Zwischen den Welten 1. Die US-amerikanische Autorin veröffentlichte schon so einige Fantasy-Bände, doch diese Reihe ist wohl die international bekannteste.

Hier gibt es jede Menge fremder Wesen, allen voran die Chimären: eine Art Mischwesen, zusammengebastelt aus verschiedenen Tieren, sowie auch deren Erzfeinde – die Engel. Die Hauptfigur ist jedoch ein mehr oder weniger gewöhnlicher Mensch: Karou. Die 17-jährige Kunststudentin aus Prag hat eine äusserst ungewöhnliche Ziehfamilie. Ihr Adoptivvater Brimstone ist ein magischer Wunschhändler, der Wünsche gegen Zähne eintauscht, und seine Angestellten, Karous Familie, sind wie er Chimären. Als eines Tages merkwürdige Vorfälle geschehen, sie dann auch noch von einem Engel angegriffen wird, und sie instinktiv weiss, dass er ihr Feind ist, spürt sie dennoch eine ungewöhnliche Verbindung zu dem Fremden. Karou stolpert so in eine magische Welt voller Hass, Krieg und Verrat, in der jede Hoffnung auf Frieden lediglich ein Traum zu sein scheint.

„Es war einmal, da verliebten sich ein Engel und ein Teufel ineinander: Es ging nicht gut aus.“

Die Geschichte ist etwas ganz Neues, obwohl beide Wesensarten nichts neu Erfundenes sind – jedoch findet ein klarer Rollentausch statt. Nach und nach wird vieles klar, was vorher noch keinen Sinn gemacht hat, und so erfährt man schon bald, dass die Engel in dieser Geschichte die „Bösen“ sind, während die Chimären – auch Monster genannt – einem ans Herz wachsen und man sich in prekären Situationen um sie sorgt. Auch ist Karou ganz anders als die üblichen Hauptpersonen, was es besonders spannend macht, sie näher kennen zu lernen.

„Es war einmal, da lag ein Engel im Neben und rang mit dem Tod. Und ein Teufel kniete über ihm und lächelte.“

Der Erzählstil der Autorin ist sehr blumig, es wird vieles beschrieben, was vor allem bei den fremdartigen Wesen sehr hilfreich ist, sie sich bildlich vorstellen zu können. Liebe und Hoffnung als zentrale Themen werden immer wieder seitenlang umschwärmt, was auf Dauer etwas eintönig werden kann, und auch durch die vielen Rückblenden kommt es zu Wiederholungen. Diese Liebe-auf-den-ersten-Blick inklusive verbotener Romanze ist leider auch nichts Neues, wobei sehr auf Äusserlichkeit gesetzt wird, und man während dem Verlauf keine richtige Verbundenheit zwischen Karou und dem Engel Akiva spüren kann, ausser ihrer Vorgeschichte – wobei es auch da zu dieser Liebe-auf-den-ersten-Blick kam.

„Krieg ist alles, was man uns gelehrt hat, aber es gibt andere Arten zu leben. Wir können sie finden, Akiva. Wir können sie erfinden. Das hier ist der Anfang. Wir sind der Anfang.“

Starke weibliche Charaktere zeichnen das Buch aus – sieht man sich bloss mal Karou an – und auf Freundschaften wird gesetzt. Der überschaubaren Anzahl der Nebencharaktere wird ausreichend Platz eingeräumt, um sie besser kennen zu lernen. Etwas irritierend ist in dieser Hinsicht, dass Karous beste (menschliche) Freundin Zuzana sich sehr schnell mit der Tatsache abfindet, dass es Magie, andere Wesen sowie nebenher existierende Welten gibt.

Auch die Schönheit kommt nicht zu kurz, und so sind wirklich alle Figuren überirdisch schön oder ausgesprochen attraktiv – Karou, ihr Ex-Freund, ihre besten Freunde, und auch ihr Zukünftiger. Alle streben nach Schönheit, die laut Autorin menschlicher Natur ist. Dieses Klischeethema schwächt die Qualität des Buches doch sehr ab, weil viel Oberflächlichkeit entsteht und die Charaktere so keinen richtigen Tiefgang entwickeln. Ausserdem wird man alle 3-4 Seiten darauf hingewiesen, dass Karous Haare blau sind – einmalige, subtile optische Beschreibungen wären völlig ausreichend gewesen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

exotisch, eindrucksvoll, eigenständig

Die Augen des Schmetterlings
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Eines der zahlreichen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbücher der Schweizer Autorin Federica de Cesco, mit dem typisch bildhaften Schreibstil: Die Augen des Schmetterlings.

Die junge Finnin Agneta ist ...



Eines der zahlreichen Kinder-, Jugend- und Erwachsenenbücher der Schweizer Autorin Federica de Cesco, mit dem typisch bildhaften Schreibstil: Die Augen des Schmetterlings.

Die junge Finnin Agneta ist nach dem abrupten Ende ihrer kurzen, aber durchaus erfolgreichen Karriere als international gefeiertes Model auf der Suche nach einer Aufgabe im Leben. Nach einem Abstecher bei einer bereits berühmten Modedesignerin, die zu Adnetas Vorbild wird, landet sie in einer Kunsthochschule in Japan. Sie freundet sich schnell mit der bildhübschen Lumina an, lernt deren Onkel Dan kennen und verliebt sich schon bald in den umschwärmten Schauspieler, der ihr beibringt, die Welt aus ganz anderen Augen zu sehen. Dann jedoch kommt sie einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur, dessen gegenwärtige Protagonistin Lumina ist. Nun erfährt sie geheimnisvolle Details aus der Jahrhunderte zurückreichenden Geschichte und sieht sich schon bald mit einer drastischen Forderung seitens Lumina konfrontiert.

Eine eigenständige, leidenschaftliche und kraftvolle Frauengeschichte

Die Vorgeschichte der Protagonistin, die so eigenständig und auf kraftvolle weise leidenschaftlich dargestellt wird, zieht sich schon über einen Viertel des ganzen Bandes, und auch den Beweggründen nach Tokio zu gehen wird mehr Beachtung geschenkt, als der eigentlichen Geschichte guttun würde. Als Agneta jedoch endlich in Tokio ankommt, steigt das Potenzial gleich um ein Vielfaches: Die Autorin hat ihre Hausaufgaben gemacht, man bekommt einen guten Einblick in die Kultur und Tradition Japans, was eigentlich das Interessanteste an diesem Buch ist, sowie die historisch genauen Details aus den teils dunklen Jahren in Japans Geschichte.
Leider sind genau diese Details manchmal ein wenig zu viel des Guten, wie heisst es so schön: „Weniger ist mehr“. Die Hintergründe werden ausführlich beschreiben, während die eigentliche Handlung eher im Hintergrund zu stehen scheint: der für die Autorin typische Stil, wie man nach einigen Werken feststellen kann. So werden jedoch vor allem Emotionen gut zur Geltung gebracht, was den Leser zum Beispiel gerade bei den Darstellungen des Zweiten Weltkrieges akribisch genau mitfühlen lässt oder die Atmosphäre der hektisch-quirligen Metropole mit der allgegenwärtigen Geräuschkulisse und den vielen Menschen einfängt.

Menschen, die schreckliche Dinge vergessen, verdrängen und unterdrücken

Die Romanze, die sich schon bald auftut, rückt weiter in den Hintergrund, sobald sich die Mystery-Geschichte entfaltet, die schon Generationen zurückreicht und in der sich die Historie und Mythologie Japans und der finnischen Samen begegnen und vermischen. So geht es um Menschen, die schreckliche Dinge vergessen, verdrängen und unterdrücken; schlecht handeln, ohne es zu wissen oder zu wollen. Oft weiss man nicht, was wirklich übernatürliche Elemente im realen Leben sind, und was nur in den Gehirnen der Figuren vor sich geht und darum scheinbar wirklich wird.
Leider schien sich Federica de Cesco ganz und gar nicht entscheiden zu können, ob sie denn nun über Agneta und ihr Leben, welches oft viel zu sehr ins Melodramatische abschweift, oder über Dan und dessen Familiengeschichte schreiben sollte. Mitten im Buch wird man zurückgeworfen in eine unruhige Zeit Japans, während die eigentliche Protagonistin ewig lange nichts mehr zu vermelden hat. Es scheint, als hätte die Autorin zwei Geschichten im Kopf gehabt, die sie unbedingt miteinander hatte verbinden wollen – was zu einer eigenartigen Verknüpfung geführt hat.

Für Japan-Fans, Kunst-Freaks und Kitsch-Liebhaber

Dieses Buch eignet sich wohl für Leute, die ein überzeugendes Mittelmass zwischen „zu nervenzerreissend spannend“ und „zu kitschig“ suchen; Menschen, die sich für die teilweise weit zurückreichende Kultur Japans begeistern; und schöpferisch Interessierte, welche sowohl die Kunst als auch die Verbindung verschiedener Menschen fasziniert.

„Ich sehe nichts.“ – „Deswegen, weil du nicht richtig hinsiehst.“

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gegensätze ziehen sich an

Dante Walker - Seelensammler
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Der Auftakt einer atemberaubenden Serie um ein Wettrennen um Leben und Tod von der US-amerikanischen Jugendbuchautorin Victoria Scott: Dante Walker – Seelensammler.

Dante Walker ist tot, doch der grosse ...

Der Auftakt einer atemberaubenden Serie um ein Wettrennen um Leben und Tod von der US-amerikanischen Jugendbuchautorin Victoria Scott: Dante Walker – Seelensammler.

Dante Walker ist tot, doch der grosse „Boss der Unterwelt“ hat ihn zu einem seiner Seelensammler wiedererweckt. Für diesen markiert Dante diejenigen Seelen, welche sich nicht von ihrer besten Seite gezeigt haben – und hat Spass daran. Wer eine komplett versiegelte Seele hat, kommt auf direktem Wege in die Unterwelt. Nun hat Dante die Chance aufzusteigen und sich frei auf der Erde bewegen zu können, wenn er nur die unschuldige Seele von Charlie einsammelt und innerhalb von 10 Tagen abliefert. Kein Ding für Dante, denn er ist der beste Seelensammler aller Zeiten. Doch dann lernt er das nerdige Mädchen besser kennen und zum ersten Mal in seinem (untoten) Leben fällt es ihm schwer, an seinem Auftrag festzuhalten.

Ein nerviges Mädchen verändert den bissigen Bad Boy

Die beiden Charaktere, die im Zentrum der Geschichte stehen, könnten unterschiedlicher nicht sein, aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an.
Dante kommt vor allem am Anfang sehr arrogant, eingebildet, teuflisch gutaussehend und ohne jegliche Moralvorstellungen daher – mit ihm präsentiert und Scott einen herrlichen Antihelden. Leider erliegt Dante im Verlauf des Buches demselben Fluch, den auch schon viele andere Bad Boys vor ihm erlitten haben: Kaum trifft ihn der Pfeil der Liebe, wird er handzahm. Nach und nach entwickelt er Gefühle für Charlie und ist hin- und hergerissen zwischen seinem Auftrag (und damit seinem Entkommen aus der Hölle) und ihr. Dadurch büsst er leider immer mehr von seinem ironischen Charme und Biss ein. Charakterentwicklung ist gut und schön, diese war auch gut nachzuvollziehen, jedoch hätte sich Dante noch ein wenig länger beibehalten können, weil sein Humor dem Anfang des Buches den richtigen Pfiff gibt.
Charlie dagegen konnte einem einerseits sympathisch sein, weil sie stets das Gute in den Menschen sieht und hilft, wo sie nur kann. Dabei wird sie von ihren Mitschülern aufgrund ihres Äusseren und ihrer unschuldigen Art jedoch sehr schlecht gemacht. Andererseits wurde sie recht schnell nervig, denn obwohl ihre Wünsche nachvollziehbar waren, waren diese recht flach und schnell als selbstverständlich abgetan.

„Wenn ich diese eine magere Seele abliefere, werde ich zum Seelendirektor befördert. Wie Max sagte, bedeutet das die Erde als dauerhaften Einsatzort. Und eines will ich euch sagen: Nie wieder zurück in die Unterwelt zu müssen, ist eine hervorragende Motivation.“, S.25

Wenn man bedenkt, dass Dante direkt aus der Hölle kommt, und oft genug betont, wie schrecklich es dort sei, hätte man etwas mehr Höllenaction erwarten können. Wenn ein Dämon schliesslich schon für den Teufel Seelen sammeln soll, hätte man auch einen Blick in die Hölle werfen können. Zumindest die Handlung des ersten Teils dieser Serie spielt allerdings nur auf der Erde. Dabei hätte es einen durchaus interessiert, wie denn diese höllische Hölle aussieht, der Dante unbedingt entfliehen will, koste es, was es wolle.

Gute Grundidee, wenig spektakuläre Umsetzung

Die Grundidee des Buches war sehr gut, etwas Originelles und hat somit erst einmal begeistert. Die Umsetzung war dann nicht ganz so, wie man es sich erhofft hätte. Oftmals blieben Erklärungen zu der Siegelgeschichte aus, sodass man sich zusammenreimen musste, wozu alles dient. Und hoffen, dass es auch stimmt.

Der Schein trügt

Das angesprochene zentrale Thema ist ein sehr aktuelles, gerade unter Jugendlichen: Schönheit. Charlie ist mehr als unzufrieden mit sich selbst, was Dante natürlich gleich ausnutzt, und so nimmt das Drama seinen Lauf. Ein klares Statement wird gesetzt, und zwar, dass es nicht nur an einer schönen Hülle sondern auch an inneren Werten bedarf. Auch wenn ein attraktives Äusseres ersichtlich ist, so ist es schwieriger, den Kern eines Menschen zu ergründen. Nur, wer mit einem guten Charakter überzeugt, hat die Chance andere Menschen wahrlich zu beeindrucken und sie zum positiven zu verändern.
Auch die Grenze zwischen Schwarz und Weiss, Gut und Böse wird öfters verwischt, zeigt auf, wie subjektiv alles gesehen werden kann. So ist Dante als Höllenbrut garantiert nicht zu 100% schlecht, und auch Charlies Schein kann trügen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Vorstadt-Grauen

Girl on the Train
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Der Nr.1-Bestseller aus England und den USA, ein spannender Psychothriller von der britischen Autorin Paula Hawkins, wurde als erstes in den Vereinigten Staaten von Penguin Books veröffentlicht. Die deutsche ...

Der Nr.1-Bestseller aus England und den USA, ein spannender Psychothriller von der britischen Autorin Paula Hawkins, wurde als erstes in den Vereinigten Staaten von Penguin Books veröffentlicht. Die deutsche Übersetzung erschien noch im gleichen Jahr bei Random House.



Rachel pendelt jeden Tag mit dem Zug nach London, wobei er aufgrund eines Signals immer an der gleichen Stelle anhalten muss. So kann die geschiedene und alkoholkranke Frau zwei Bewohner eines Hauses direkt an der Bahnstrecke beobachten und beneidet ihr anscheinend makelloses Leben. Insgeheim nennt sie die beiden „Jess“ und „Jason“ - in ihren Augen das perfekte Paar. Als sie eines Tages etwas seltsames sieht und Jess, die in Wirklichkeit Megan heisst, spurlos verschwindet, wendet sie sich an die Polizei.

alkoholabhängig, arbeitslos, geschieden

Geschrieben ist das Buch in nicht chronologisch geordneten Tagebucheinträgen aus 3 Perspektiven. Einerseits von Rachel, die sich von Filmriss zu Filmriss trinkt und vom Pendelzug aus beobachtet, was in ihrer alten Strasse vor sich geht, dann von Anna, die mit Rachel’s Ex-Mann ein Kind hat, und andererseits von Megan, die anscheinend das vollkommene Leben führt, das Rachel sich so sehr wünscht.

Genau das, was einen Thriller ausmacht

Es zeigt ein detailliertes Bild vom Innenleben der Figuren, und schon zu Beginn steht für die etwas aufmerksameren Leser fest, wer zu den möglichen Verdächtigen zählt - so gehört dieses Werk zwar zu den Nachvollziehbaren, doch genauso fehlt ihm genau das, was einen Thriller nunmal ausmacht. Die Spannung, dass es immer mehr Personen im Kreis der Verdächtigen gibt, fehlt.

Eher Regionalbahn als ICE




Der Titel ist Programm, das Tempo eher Regionalbahn ist als ICE, weswegen man sich

vor allem anfangs etwas durchbeissen muss. Zu Beginn lernt man Rachel etwas näher kennen - eine arbeitslose, alkoholabhänginge Frau, die ihrem Ex-Mann nach zwei Jahren noch hinterhertrauert und andauernd lügt. Das Buch wird vor allem durch Charaktere, die man nicht immer versteht und deren Handlungen man manchmal nicht genau nachvollziehen kann, definiert.

Für Thriller-Liebhaber und Pendler

Die Gestaltung des Covers kommt düster daher. Das schlichte Schwarz im Hintergrund legt den Fokus auf den teils verschwimmenden Titel, der schon fast an einem vorbeirauschen zu scheint. Hinter der Schrift erkennt man andeutungsweise einen Zug, der sich wie die Schrift zu bewegen scheint. So ist es wohl vor allem für die Zielgruppe interessant, die gerne Thriller liest, oder selbst Pendler sind und sich mit dem Ablauf identifizieren können.
Jedoch ist es nichts für diejenigen, die einen spannenden Plot mit überraschenden Wendungen erwarten, jedoch eher für die, die viel Drama, Kitsch und Selbstmitleid mögen.